37. Vodafone Istanbul Marathon am 15. November 2015: Starke Elite und 100.000 Freizeitläufer

istanbul-marathon-2015-logoZum 37. Mal geht der Vodafone Istanbul Marathon am Sonntag über die Bühne, eine Veranstaltung die mittlerweile mit der Auszeichnung IAAF Gold Label Road Race bedacht wurde. Und um dieses Label zurechtfertigen, hat man am Bosporus eine beachtliche Zahl hochkarätiger Eliteathleten verpflichten können. Schnellster Teilnehmer im Feld ist Mark Kosgei Kiptoo (KEN), der in dem schnellen Rennen am 11. Oktoberin Eindhoven Dritter wurde und 2:06:00 lief. Zudem belegte er schon in Rotterdam Platz 2 und siegte im letzten Jahr in Frankfurt. Er ist sicher ein erster Anwärter auf den Sieg. Sein Landsmann Elijah Kiplagat ist mit 2:06:41 beim Amsterdam Marathon 2009 der zweite Läufer mit einer Vorleistung von unter 2:07 Stunden. Kiplagat gewann bereits den Halbmarathon in diesem Jahr an gleicher Stelle. Debebe Tolossa (ETH) erreichte seine beste Leistung  mit 2:07:41 beim Houston Marathon im Jahr 2012.

Die weiteren Top-Kenianer sind Michael Kiprop Tiony, Elias Kemboi Chelimo, Silah Limo, Hilary Kipkosgei Yego sowie Evans Kiplagat, der als Zweiter in Seoul 2014 eine Bestzeit von 2:07:46 hat. Von äthiopischer Seite sind Kasime Adilla Roba (2:10:20), der in Istanbul 2008 und 2009 gewann, sowie Gebo Burka am Start.

Bei den Frauen will die Vorjahressiegerin Amane Gobena den Streckenrekord von 2:27:25 (2010) angreifen. Gobena lief als Zweite des Paris Marathons im April 2:23:30. Fatuma Sado (ETH) lief ihre Bestzeit erst kürzlich mit 2:24:16 beim Toronto Waterfront Marathon und gewann auch die Marathonläufe in Hamburg, Los Angeles, Warsaw und Xiamen. Ferner zu beachten in dem erstaunlich starken Frauenfeld wird Merima Mohammed (ETH) sein, die eine Bestzeit von 2:23:06 ausweist und die Marathons in Cannes, Ottawa, und Düsseldorf schon gewinnen konnte. Agnes Barsosio (KEN) lief 2013 in Daegu 2:24:03 und on Sultan Haydar (TUR) erzielte ihren Hausrekord 2:24:44 beim diesjährigen Dubai Marathon. Komplettiert wird das Frauenfeld durch Albina Mayorova (RUS, 2:23:52), Volha Mazuronak (BLR, 2:25:36) und Olena Burkovska (UKR, 2:27:07). 2014.

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Eine einmalige Eigenschaft des Marathons in Instanbul ist ein Lauf auf zwei Kontinenten. Der Start erfolgt auf der asiatischen Seite, bevor es schon kurz danach mit einer spektakulären Brückenüberquerung über den Bosporus nach Europa geht. 28000 Teilnehmer werden im Marathon, 10 km und 15 km erwartet, um die 100.000 Freizeitsportler gehen in einem “Fun Run” auf die Strecke.

    Die Finisherzahlen beim Istanbul Marathon seit 2009:

42 Km 15 Km 10 Km (8 Km) Total
 Jahr Starter Ziel Starter Ziel Starter Ziel Total
2014 4.212 3.856 6.295 5.866 6.400 5.933 25.000
2013 3.162 2.840 5.208 5.057 4.085 4.005 19.257
2012 2.503 2.377 4.297 4.276 1.755 1.731 13.006
2011 1.641 1.517 3.140 3.075 1.162 1.110 8.521
2010 1.394 1.274 2.714 2.585 901 887 8.380
2009 993 947 2.238 2.231 784 753 7.630

Saitama International Marathon am 15. November 2015: Der Tokyo Ladies Marathon wandert weiter

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Die Geschichte eines reinen Elite-Frauen-Marathon im Großraum Tokyo erlebt am kommenden Sonntag (15. November) eine weitere Facette. Und da erscheint es angebracht, ganz kurz noch einmal zurückzublicken, auf die letzten Jahre, die vor allem durch die Entwicklung des Tokyo Marathon zu einem Massenmarathon mit 30000 Teilnehmern (und 10mal mehr Anmeldungen) geprägt ist. Diese Veranstaltung machte die zuvor getrennt organisierten und abgehaltenen Events obsolet und legten die Integration dieser beiden Läufe in die neue Großveranstaltung nahe. Aber im Gegensatz zu den Männern, deren Elitelauf voll in den neuen Tokyo Marathon aufgegangen ist und wo man durch die (sicher teuer erkaufte) Aufnahme in die World Marathon Majors Elite Liga mitterweile Elitefelder internationaler Klasse rekrutiert, sah das bei den Frauen schon anders aus.

Hier wollte man unter allen Umständen eine Elitelauf für Frauen erhalten, was übrigens auch dazu führte, dass man das weibliche Elitesegment beim neuen Tokyo Marathon wesentlich halbherziger betrieb als bei den Männern. Man zog somit 2009 aus der Innenstadt Tokyos in die Docklandschaft der Hafenstadt Yokohama, wobei allerdings anzumerken ist, dass umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen mittlerweile die Hafenregion in einen sehr sehenswerten Stadtteil verwandelt haben, der mit dem Yamashita-Park ein wunderschönes Zentrum vorweisen kann. Yokohama gehört mittlerweile zu den touristischen Perlen von Metropolitan Tokyo, dessen Besuch sich in allen Belangen lohnt.

Die Siegerinnen beim Int. Yokohama Ladies Marathon:

16. Nov. 2014 Tomomi Tanaka (JPN) 2:26:57
17. Nov. 2013 Albina Majorowa (RUS) 2:25:55
18. Nov. 2012 Lydia Cheromei (KEN) 2:23:07
20. Nov. 2011 Ryōko Kizaki (JPN) 2:26:32
20. Feb. 2011 Yoshimi Ozaki (JPN) 2:23:56
15. Nov. 2009 Kiyoko Shimahara (JPN) 2:28:51

Die Läufe in Yokohama waren eigentlich ganz erfolgreiche Veranstaltungen auf einem 10 km Rundkurs, gutem Zuschauerzuspruch sowie einem eindrucksvollen Finish im Park (da ist das Finale des neuen Tokyo Marathon viel trister). Lydia Cheromei (KEN) war 2012 mit 2:23:07 die Schnellste auf diesem Kurs. Es gab aber auch Dinge die nicht unbedingt zur Popularität dieses Standorts beitrugen, wie die nachträgliche Disqualifikation der Russin Inga Abitova im Jahr 2012, die Teilnahme von Zivile Balciunaite (LIT) unmittelbar nach der Dopingsperre oder die fast skandalöse Nichberücksichtigung der Siegerin der letzten Ausgabe 2014 Tomomi Tanaka für das WM-Team der Japaner in Beijing im August 2015.

yokohama-2009-vor10kmDas waren noch Zeiten: Yokohama im Jahr 2012. Nachträglich wurde Kyoko Shimahara (JPN, Startnummer 11) zur Siegerin erklärt.  (c) H. Winter

Wie dem auch sei, nun gibt es eine überraschende neue Epoche in der langen Geschichte dieses Laufs in der Provinz Saitama im Norden Tokyos, wo der Kurs maßgeblich auch ländliche Bereiche umfasst. Das Konzept bleibt mit einigen eingeladenen ausländischen Eliteläuferinnen gleich. Aber das Vorhaben einer Olympiaqulifikation der Japanerinnen scheint gründlich daneben zu gehen, nicht eine Läuferin ist dabei, die seit 2012 einmal unter 2:30 Stunden lief.

Der Topstar der Premiere in Saitama sollte die Kenianerin Lucy Wangui Kabuu sein, die erst im Januar als Dritte 2:20:21 in Dubai lief und eine Bestzeit an gleicher Stelle von 2:19:34 2012 aufstellte. Die ist aber als verletzt gemeldet und wird nun durch Meselech Melkamu (ETH) ersetzt, die beim Frankfurt Marathon 2012 2:21:01 schaffte. Askale Tafa (ETH) lief 2008 in Berlin 2:21:31, war in den letzten Jahren aber deutlich schwächer und lief im Januar in Dubai nur noch 2:29:37. Atsede Baysa (ETH) ist mit einer Bestzeit von 2:22:03 als Siegerin in Chicago 2012 notiert, 2015 wurde sie in Paris nur noch Achte in 2:28:10. Tatyana Petrova Arkhipova (RUS) holte Bronze bei Olmypia 2012, wo sie 2:23:29 erreichte, und Rebecca Kangogo Chesir (KEN) belegte in 2:25:22 nur Platz 13 in Dubai in diesem Jahr. Mit  Sylvia Jebiwot Kibet (KEN) ist die Zweite des diesjährigen Hamburg Marathon in 2:26:16 dabei. Und Nastassia Ivanovo (BLR) mit 2:27:24 (Düsseldorf 2012) sowie Rasa Drazdauskaite (LIT) mit 2:29:29 (London, Olympia 2012) runden das Feld der ausländischen Eliteläuferinnen in Saitama ab.

Von japanischer Seite sind Aki Odagiri mit 2:30:24 (Nagoya 2015), Mizuho Nasukawa mit 2:30:27 (Yokohama 2013), Asami Furuse mit 2:30:57 (Nagoya 2013) sowie Yoko Shibui mit 2:31:15 (Nagoya 2015) zu nennen. Im Jahr 2004 lief Shibui in Berlin 2:19:41, aber das ist mehr als 10 Jahre her und entspricht kaum noch ihrem aktuellen Leistungsniveau.

Update:  Tatyana Petrova Arkhipova (RUS) war zur Pressekonferenz in Saitama erschienen, musste aber (erst) dort erfahren, dass sie wegen der Sperre aller russischen Athleten durch die IAAF am Sonntag nicht starten darf.

Maratón Valencia Trinidad Alfonso (ESP) am 15. November 2015: Sieben Läufer mit Bestzeiten von unter 2:08 Stunden am Start

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Auch in diesem Jahr geht der Valencia Marathon vor allem bei den Männern mit einem hochklassigen Feld an den Start. Wie die Veranstalter vor kurzem mitteilten, werden allein sieben Elitemänner mit Bestzeiten von unter 2:08 Stunden am Start sein, so dass die Verbesserung des Stekenrekords von 2:07:14, den Felix Keny (KEN) im Jahr 2013 aufstellte, durchaus realistisch erscheint. Die deutschen Farben wird Sabrina Mockenhaupt vertreten, die auf einen Herbstmarathon in heimischen Gefilden, wie Berlin oder Frankfurt, verzichtet hat und nun in der katalanischen Metropole versuchen will, die vom DLV auf 2:28:30 gesetzte Norm für den Olympischen Marathon in Rio im August 2016 zu erfüllen. Nach den letzten Eindrücken von Mockis Form wird dies keineswegs ein Selbstläufer werden. Aber Norm hin oder her, bei den deutschen Frauen wird der Kampf um die Olympiatickets im Marathon recht heftig werden.

Im Elitefeld is Tola Seboka (ETH) mit einer Zeit von 2:06:17 der schnellste Läufer, die er 2012 in Dubai erzielte. Mit 2:06:23 war sein Landsmann Abraham Adihana (ETH) ebenfalls vor drei Jahren in Amsterdam nur unwesentlich langsamer. Die weiteren Läufer mit Zeiten unter 2:08 Stunden sind die Kenianer Philemon Rono mit 2:07:07, der Streckenrekordler Felix Kipkemoi Keny mit 2:07:14 sowie Luka Kanda, Zweitplatzierter in diesem Jahr in Paris mit 2:07:20. John Mwangangi lief bereits 2:07:28 und die Bestzeit des Marokkaners Mustapha El Aziz ist 2:07:55.

Philip Kangogo gewann den Marathon in Barcelona mit 2:08:16 und Felix Kandie siegte mit einer Bestzeit von 2:08:32 bereits in Prag und Athen. Mit einer Sperre nach einem Dopingvergehen belastet geht Mathew Kisorio an den Start, der bisher vor allem im Halbmarathon mit 58:46 zu überzeugen wusste, gleiches gilt für Dawit Hagos mit 1:00:26 und Richard Mengich mit 59:59.

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Die Pressekonferenz in Valencia am Freitag. Ganz rechts sitzt Mocki.  (c) Veranstalter

Auch das Rennen der Frauen ist gut besetzt. Drei Frauen waren schon schneller als der Streckenrekord von 2:27:01 und zehn liefen schon unter 2:30; dazu zählt auch Mocki. Die beste Frau ist Yal Koren Jelela mit 2:22:43. Dazu gesellt sich Emily Ngetich mit 2:25:14,  Janet Rono mit 2:26:03 und die Hannover-Siegerin  Salem Souad Aït (ALG) mit 2:27:21.

Vor etwa einem Monat leif Abraham Cheroben in Valencia die schnellste Halbmarathon-Zeit des Jahres in der Welt. Die Veranstalter hoffen, dass im Lauf der Männer über die volle Distanz zum ersten Mal auf spanischem Boden eine Zeit unter 2:07 Stunden gelaufen wird.

valencia-mar-startAm Sonntag geht der Marathon in Valencia wieder an den Ablauf.  (c) Veranstalter

Athen Marathon am 8. November 2015: Teilnehmerrekord ohne Eliteläufer

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Die Frage – und die wird augenscheinlich immer öfter gestellt: “Was es bringt, wenn eine kleine Gruppe meist ostafrikanischer Eliteläufer weit vor dem Feld davon rennt?”, wurde aus der Not heraus am letzten Sonntag in Athen mit einem “Nichts” beantwortet. Obwohl man angesichts der keineswegs überstandenen Finanzkrise im Land in diesem Jahr auf Eliteläufer verzichtete, konnten die Veranstalter mit 16000 Teilnehmern einen neuen Teilnehmerrekord vermelden. Damit konnte man diese Zahl um etwas 25 % gegenüber dem Vorjahr steigern; insgesamt mit allen Rahmenwettbewerben waren wohl über 40000 Aktive auf den Beinen. Unter solchen Prämissen erscheint eine Veranstaltung mit einem solchen Konzept durchaus zukunftsträchtig. Und solange sich die Sponsoren mit solchen Abläufen zufrieden geben, dürften nicht wenige Organisatoren auch ohne finanzielle Not diesem Beispiel folgen wollen. Die Zukunft dieser Entwicklung, die längst begonnen hat, dürfte hochinteressant werden.

Vor allem auch hinsichtlich der Arbeitsplätze der Topläufer, die weitgehend aus den Höhen Ostafrikas zu den Läufen anreisen und zunehmend überflüssig zu werden scheinen. Dass man natürlich nicht alles haben kann, versteht sich von selbst. Die Siegerzeit des Griechen (!) Christoforos Merousis von 2:21:22 ist sicher wacker, mehr aber auch nicht. Und die Zeiten der Nächstplatzierten von Dimitros Theodorakakos in 2:27:03 und Dimosthenis Evangelidis in 2:27:28 (das sind auch recht sportliche Griechen) liegen schon im Segment engagierter Breitensportler, die vermutlich sogar ihr eigenes Startgeld aufbringen müssen.

Bei den Frauen war es kaum besser. Minori Hayakari (JPN) mit 2:52:06, Ourania Rebouli mit 2:54:32 und Magdalini Gazea mit 2:55:35 sind nur aus Chronistenpflicht zu erwähnen. Am Ende reichte dies noch nicht einmal zu einem 4-Minutenschnitt pro km.

Und wenn dann Kostas Panagopoulos, der Präsident des griechischen Leichtathletik-Verbandes verkündet: „Wir freuen uns sehr, dass es uns trotz der Krise gelungen ist, mit dem Athen-Marathon ein Fest des Laufsports zu organisieren. Wenn ich hier bei dem Rennen die vielen Menschen anschaue, sehe ich nur fröhliche Gesichter. Wir werden den Athen-Marathon weiter als eine bedeutende Veranstaltung für die griechische Gesellschaft entwickeln, Jahr für Jahr wird der Athen-Marathon weiter wachsen“, dann klingt das nach den Sorgen im Vorfeld ausgesprochen optimistisch.

Im nächsten Jahr will man auch wieder Eliteläufer an den Start bringen, falls es die Umstände zulassen. Man kann sich aber auch fragen, ob man die überhaupt noch braucht.

athen-marathon-2015-winnerOhne Eliteläufer wurde der Athen Marathon in einer Zeit von über 2:20 Stunden gewonnen.  (c) Veranstalter

Marathon des Alpes Maritimes Nice-Cannes am 8. November 2015: Barnabas Kiptum (KEN) läuft 2:10:44

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Mit kenianischen Siegen endete die 8. Ausgabe des Marathon des Alpes Maritimes Nice-Cannes am gestrigen Sonntag durch Barnabas Kiptum and Rose Jepchumba. Gleich vom Start weg machte eine Gruppe mit Kiptum, Victor Kipchirchir, Michael Chege, Bellor Yator, Michael Kiprotich (alle KEN) und Oleksandr Babarynka (UKR) mächtig Tempo und  erreichten 10 km bereits nach 30:16 und selbst beim Halbmarathon, wo nur noch die Kenianer unter sich waren, lag man mit 1:04:28 noch im Bereich des Streckenrekords von 2:08:40.

Nach 25 km beendete der Tempomacher Birir seine Dienste und man passierte 30 km nach 1:31:55. Hier fiel dann  Kipchirchir zurück, der erst vor 6 Wochen einen Marathon in Warschau in 2:10:45 absolvierte. Nach 35 km bildeten Kiptum und Chege die Spitze und an einer der vielen Steigungen setzte sich Kiptum kurz danach ab und gewann in 2:10:44. Chege wurde noch von Kipchirchir eingeholt und landete nur auf Platz 3 in 2:12:58. Kipchirchir wurde Zweiter in 2:12:23.

14300 Teilnehmer gingen in Nizza an den Start, darunter auch Rose Jepchumba (KEN), die die Frauenkonkurrenz in 2:36:02 ganz überlegen vor Halima Haji (ETH) in 2:46:22 gewann.

alpes-maritim-mar-2015-winnerBarnabas Kiptum (KEN) gewann den Marathon in Nizza-Cannes.  (c) Veranstalter

Ergebnisse der Männer:

1. Barnabas Kiptum (KEN) 2:10:44
2. Victor Kipchirchir (KEN) 2:12:23
3. Michael Chege (KEN) 2:12:58
4. Michael Kiprotich (KEN) 2:14:13
5. Olexandr Babaryka (UKR) 2:14:40
6. Bellor Yator (KEN) 2:15:09
7. Said El Baazouzi (MAR) 2:18:30

Ergebnisse der Frauen:

1 Rose Jepchumba (KEN) 2:36:02
2 Halima Haji (ETH) 2:46:22
3 Diane Wolf (FRA) 2:53:21

Beirut Marathon am 8. November 2015: Streckenrekord im Krisengebiet

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In einer Region, in deren Nachbarschaft es vor kriegerischen Auseinandersetzungen nur so wimmelt, läuft man nach wie vor Marathon und zwar recht schnell. Beim Banque du Liban Beirut Marathon lief am frühen Sonntagmorgen der Kenianer Jackson Limo in 2:11:04 um 9 Sekunden schneller als der alte Streckenrekord. Dabei sah es bei der Hälfte in 1:04:21 sogar nach einer deutlich schnelleren Zeit aus, dann forderte aber die zunehmende Wärme ihren Tribut. Die Entscheidung fiel nach 35 km, wo sich Limo vom letzten Mitstreiter Abdela Godana absetzen konnte, der in 2:13:02 Zweiter wurde. Dritter wurde Hussein Mohammed (ETH) in 2:14:49. Das Rennen der Frauen gewann in moderaten  2:36:05 die Debütantin Kaltoum Bouaasayriya (MAR).
beirut-marathon-2015-winnerJackson Limo (KEN) gewann den Beirut Marathon in 2:11:04.  (c) Veranstalter

Shanghai International Marathon am 8. November 2015: Paul Lonyangata läuft Streckenrekord

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Aus dem dritten Sieg in Folge beim Shanghai Marathon am heutigen Sonntag wurde es für den Südafrikaner Stephen Mokoka nichts, obwohl er mit einer Zeit von 2:07:40 seine Bestzeit von 2:08:33 aus dem Jahr 2010 deutlich steigern konnte. Paul Lonyangata (KEN) war an diesem Tag stärker und gewann mit Streckenrekord und einer Klassezeit von 2:07:14. Damit verbesserte er seinen Hausrekord aus dem Jahr 2013 (Xiamen) um 30 Sekunden und nimmt aktuell einen Platz in den Top30 des Jahres ein.

Bei nahezu idealen Temperaturen um 15°C wurden für die erste Phase des Rennens Zwischenzeiten gemeldet, die fast gar nicht zu glauben sind. 5 km sollen angeblich nach 13:30 zurückgelegt worden sein, 10 km in 28:20, womit man auf Kurs von unter einer Stunde lag! Dann wurde das Tempo mit 59:40 bei 20 km und 1:30:20 bei 30 km deutlich moderater, was auch dem Höllentempo in der Anfangsphase geschuldet war. Auf den letzten 10 km kämpften dann vier Akteure um den Sieg, neben Mokoka und Lonyangata, Shura Kitata Tola (ETH) und der Sieger des Tokyo Marathon von 2014 Endeshaw Negesse Shumi. Zunächst konnte sich bei 36 km Mokaka absetzen, bevor Lonyangata ihn bei 37,5 km einholte und seinerseits zur Attacke blies. Mit Erfolg, denn Mokaka konnte nicht mehr folgen und Lonyangta gewann am Ende recht klar in 2:07:14 vor Mokoka in 2:07:40. Dabei war der Streckenrekord von 2:08:43 des Südafrikaners in der Tat “pulverisiert”. Dritter wurde Tola in 2:08:53

shanghai-mar-2015-winnerPaul Loyangata (KEN) lief in Shanghai mit 2:07:14 einen neuen Streckenrekord.  (c) Veranstalter 

Bei den Frauen waren die Siegerzeiten etwas schwächer, Rael Nguriatukei Kiyara (KEN) gewann in 2:26:23 vor Letebrhan Haylay (ETH)  in 2:28:11. Im letzten Jahr war noch Tigist Tufa (ETH) an gleicher Stelle 2:21:52 gelaufen. 15000 Teilnehmer nahmen am Marathon teil, und noch einmal soviele Aktive waren über Unterdistanzen unterwegs.

Ergebnisse der Männer:

1. Paul Longanyata KEN 2:07:14 (CR)
2. Stephen Mokoka RSA 2:07:40
3. Shura Tola ETH 2:08:53
4. Endeshaw Shumi ETH 2:10:51
5. Workneh Tiruneh ETH 2:11:21
6. Sylvester Teimet KEN 2:14:02
7. Lawrence Cherono KEN 2:14:22
8. Mariko Kipchumba KEN 2:19:03

 

Mare Dibaba und Eliud Kipchoge sind die Marathonbesten des Jahres 2015

best-marathon-runner-2015Die Wahl der besten Marathonläufer des Jahres 2015 durch die AIMS (Association of International MarathonS) erbrachte gestern das zu erwartetende Ergebnis. Mare Dibaba (ETH) gewann die Auszeichung bei den Frauen, Eliud Kipchoge bei den Männern. Beide Athleten haben eine eindrucksvolle Serie an Erfolgen auf den Straßen dieser Welt erringen können. Nach dem Sieg von Dibaba im letzten Jahr in Chicago, lief sie im Januar 2:19:52 in einem einsamen Rennen im chinesischen Xiamen und wurde im April in Boston Zweite. Im August wurde sie dann in Beijing Weltmeisterin im Marathon.

Noch ein drucksvoller ist die Serie von Eliud Kipchoge, der nach seinem Sieg im letzten Jahr in Chicago, den London Marathon sowie den Berlin Marathon des Jahres 2015 gewann. Dabei lief Kipchoge mit verrutschten Innensohlen mit 2:04:00 auch die schnellste Zeit des Jahres bei den Männern.

aims-2015-best-marathoners-dibaba-kipchogeDie besten Marathonläufer des Jahres 2015: Mare Dibaba (ETH) und Eliud Kipchohe (KEN).  (c) AMA

Allerdings ist das Jahr noch nicht zu Ende. Obwohl man in Fukuoka Anfang Dezember nicht unbedingt erwarten kann, dass z.B. Kimetto seinen Marathon Weltrekord steigern wird, wäre eine spätere Ehrung für das Jahr 2015 durchaus angebracht gewesen und mißachtet die Bedeutung der restlichen Läufe im zu Ende gehenden Jahr 2015. Zumindest ein wenig.

Shanghai International Marathon am 8. November 2015: Sehr starke Elitefelder am Start

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Während die etablierten Marathonläufe immer mehr Probleme bekommen, Elitefelder hoher Leistungsbreite an den Start zu bringen, holen die Rennen in Zentralasien in beeindruckender Manier auf. Nach Seoul am letzten Wochenende ist am Sonntag die chinesische Metrolpole Shanghai an der Reihe, wo der Shanghai International Marathon mittlerweile das Gold Label der IAAF trägt und sich die Siegerzeiten und die der Nächstplatzierten durchaus sehen lassen können.
 
Diesbezüglich ist vor allem Stephen Mokoka aus Südafrika zu nennen, der sich anschickt den Lauf zum dritten Mal in Folge zu gewinnen. Im letzten Jahr gewann er mit Streckenrekord von 2:08:43 nach einer Serie in Shanghai, die optimistisch stimmen sollte: 2011 2:10:29, 2012 2:09:43, 2013 2:09:30, 2004 2:08:43. Seine Bestzeit von 2:08:33 stammt aus dem Jahr 2010 vom Seoul Marathon.

shanghai-mar-2014-winnerStephen Mokoka (RSA) will zu dritten Mal in Folge in Shanghai gewinnen.  (c) Veranstalter

Die Konkurrenz für Mokoka wird allerdings erheblich. Tadese Tola (ETH) lief 2013 in Dubai 2:04:49 und lief im gleichen Jahr Streckenrekord in Beijing mit 2:07:16. Endeshaw Negesse (ETH) lief gleichfalls in Dubai 2013 seine Bestzeit von 2:04:52 set in 2013. Im Februar gewann er den Tokyo Marathon in 2:06:00, im letzten Jahr war er schon in Shanghai dabei und wurde Vierter. Ganz besonders zu beachten dürfte Eliud Kiptanui (KEN) sein, der nach Jahren der Leistungsflaute beim diesjährigen Berlin Marathon zu alter From zurückgefunden hatte, mit 2:05:21 Bestzeit leif und Zweiter wurde. Mariko Kiplagat Kipchumba (KEN) hat eine Bestzeit von 2:06:05 und gewann den Xiamen Marathon in 2013 und 2014.

Doch das ist noch lange nicht das gesamte Elitefeld. Sechs weitere Läufer mit Zeiten unter 2:08 Stunden sind gemeldet: Yacob Jarso, Sylvester Teimet (beide KEN),  Abrha Milaw (ETH), Nicholas Manza Kamakya, Elijah Kemboi und Paul Kipchumba Lonyangata (alle KEN).Auch bei den Frauen ist die Konkurrenz stark. Hier sorgte Tigist Tufa (ETH) im letzten Jahr für Furore, als sie den Streckenrekord auf 2:21:52 schraubte. Georgina Rono (KEN) hat mit 2:21:39 eine schnellere Bestzeit. Sie gewann 2014 den Hamburg Marathon in 2:26:47, ihre schnellste Zeit in diesem Jahr war allerdings nur 2:32:06 beim Langzhou Marathon. Caroline Kilel (KEN) gewann 2011 den Boston Marathon und lief ihre Bestzeit in Frankfurt im Jahr 2013 mit 2:22:34. Im letzten Jahr war sie in 2:25:22 Zweite in Shanghai. Biruktayit Eshetu (ETH) lief im Januar in Houston 2:23:51 und die Türkin Sultan Haydar lief in Dubai als Zwölfte Landesrekord mit 2:24:44. Zwei weitere sub-2:26 Läuferinnen sind Rael Kiyara (KEN) und Letebrhan Haylay (ETH).

Athen-Marathon am 8. November 2015 verzeichnet Teilnehmerrekord und trotzt damit der griechischen Krise

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Der „Athens Marathon. The Authentic“ ist das Synonym für den Marathonlauf. Hier begann die Geschichte des Wettbewerbs über die klassische Distanz bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896. Doch heute steht der Athen-Marathon noch für etwas ganz anderes: In Zeiten schwierigster wirtschaftlicher Probleme ist der „Athens Marathon. The Authentic“ eine griechische Erfolgsgeschichte, die Teilnehmer, Zuschauer und Organisatoren gleichermaßen begeistert. Das Rennen auf der originalen Marathonstrecke, die von der Kleinstadt Marathon bis ins Athener Panathinaikon-Stadion führt, verzeichnet erneut einen deutlichen Teilnehmerrekord: 16.000 Athleten haben für den Lauf am Sonntag gemeldet. Das ist ein Zuwachs von fast 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zieht man die Meldezahlen für parallel ausgerichtete Rennen über kürzere Distanzen hinzu, wurden sogar über 43.000 Läufer registriert. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten musste der Veranstalter, der griechische Leichtathletik-Verband SEGAS, in diesem Jahr auf die Verpflichtung eines internationalen Elitefeldes verzichten. Zum ersten Mal seit 15 Jahren könnte es damit am Sonntag wieder griechische Sieger beim Athen-Marathon geben.

„Es ist das erste Mal, dass wir den Marathon veranstalten und dabei unter einer staatlichen Finanzkontrolle stehen“, erklärte Kostas Panagopoulos, der Präsident von SEGAS. „Dadurch hatten wir enorme Schwierigkeiten in der Vorbereitung des Rennens, besonders im Zeitraum Juni und Juli. Aber wir haben sie überwunden und haben unser Ziel erreicht, den Athen-Marathon als ein Laufsport-Event mit globaler Bedeutung zu sichern.“

Wie Kostas Panagopoulos versichert, wollen die Veranstalter im nächsten Jahr wieder ein internationales Elitefeld nach Athen holen. „Wir mussten in diesem Jahr Kürzungen vornehmen. Deswegen haben wir auf die Eliteathleten verzichtet und organisieren dafür einen Marathon, bei dem die Breitensportler im Mittelpunkt stehen unter dem Motto ,Marathon der Solidarität für Griechenland’. Wir werden aber unseren bisherigen Weg in der Zukunft weitergehen und 2016 wieder Topathleten am Start haben“, sagte der SEGAS-Präsident, der überrascht war über den deutlichen Teilnehmerrekord. „Wir hatten die Befürchtung, dass aufgrund der Situation die internationalen Läufer ausbleiben könnten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Das internationale Kontingent ist um 30 Prozent gestiegen.“

athen-mar-pk-2015Kostas Panagopoulos mit den griechischen Läufern Dimitris Theodorakakos und Ourania Rebouli.  (c) AMA / Koutroumanos

Immer stärker scheint der „Athens Marathon. The Authentic“ unter den internationalen Läufern jene Rolle einzunehmen, die ihm aufgrund der Historie gebührt – als ein einmaliges Marathonrennen.

Die Gunst der Stunde könnten am Sonntag griechische Topläufer nutzen. Sie haben die große Chance, zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 wieder für einen Heimsieg beim Athen-Marathon zu sorgen. Vor 15 Jahren waren Nikolaos Polias mit 2:20:50 Stunden und Yeoryia Abatzidou in 2:53:00 die Sieger. Am Sonntag gehören Dimitris Theodorakakos und Ourania Rebouli zu den Favoriten. „Marathon zu laufen, ist inspirierend. Und auch deswegen wird die Laufbewegung immer größer“, sagte der 36-jährige Dimitris Theodorakakos, der eine Bestzeit von 2:19:20 Stunden hat. Für ihn wird es am Sonntag bereits sein 14. Marathonlauf sein. Dagegen ist Ourania Rebouli noch eine Newcomerin. Vor einem Jahr lief die Griechin auf der schweren Athener Strecke ihr Debüt und kam nach 2:51:23 ins Ziel. Ende September steigerte sich die 26-Jährige in Berlin auf 2:39:52 und unterbot damit die griechische Olympianorm. „Man braucht nicht nur enorme Ausdauer sondern auch mentale Stärke bei einem Marathon. Ich freue mich auf das Rennen in Athen. Es ist ein bedeutender Marathon“, erklärte die Läuferin. Es bleibt abzuwarten, was sie relativ kurz nach dem Berlin-Marathon am Sonntag in Athen erreichen kann.

Während am Freitagabend in Athen der internationale Straßenlaufverband AIMS im Rahmen einer Gala unter anderem die „2015 AIMS Best Marathon Runner Awards” vergeben wird, findet einen Tag später das 9. AIMS-Marathon-Symposium statt, an dem Laufveranstalter aus aller Welt teilnehmen. Das Thema ist dabei: „Die Doping-Bedrohung für den Langstreckenlauf“. Vier Referenten werden über ihre Erfahrungen berichten. Kyle Barber ist beim internationalen Leichtathletik-Verband IAAF für den Anti-Doping-Kampf zuständig, der frühere britische Weltklasseläufer Hugh Jones spricht über die Sicht der Athleten und der Race-Direktor des Berlin-Marathons, Mark Milde, über die eines großen Veranstalters. Yiannis Pitsiladis wird zudem über die sportmedizinische und wissenschaftliche Seite berichten. Im Rahmen des SUB2 Marathon-Projektes engagiert er sich für sauberen Hochleistungssport.

Weitere Informationen im Internet unter: www.athensauthenticmarathon.gr

Quelle: race-news-service/Veranstalter

“The long distance” – Ein filmisches Meisterwerk über die globale Laufszene

thelongdistance

Es hat sich längst herumgesprochen, dass die schnellen Läuferinnen und Läufer fast ausschließlich aus den Höhen Ostafrikas kommen. Diese dominieren das Elitesegment bei den großen Läufen fast im Monopol, wobei dabei die Rekorde und die Sieger im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Dass dabei viele Akteure auch auf den weiteren Plätzen landen, interessiert schon weniger. Dabei stellen doch gerade diese Läufer das Gros der Elite dar, siegen kann immer nur Eine(r).

Und um diese Problematik geht es in dem sehr gelungen Werk des Jungfilmers Daniel Sager, der dezidiert den Weg zeigt, wie die afrikanischen Läufer aus dem heimatlichen Umfeld den Weg auf unsere Straßen finden. Dass sich da weit mehr ereignet als nur die kurze Zeit während eines Laufs, versteht sich von selbst und ist in beeindruckenden Szenen umgesetzt. Dieser Film ist kein Report über grandiose Erfolge und großes Geld, es gibt fast mehr Schatten als Licht. Was dabei wirklich fasziniert ist die Offenheit und der Mut dazu mit der alle Akteure in dieser Dokumentation agieren und zu Wort kommen. Das spricht alles für sich selbst und braucht keinen Kommentar, den es auch nicht gibt.

volker-wagner-film-2015Manager, Trainer und Physiotherapeut Volker Wagner gibt Anweisungen bei der Rekrutierung von kenianischen Athleten in deren Heimat.  (c) ZDF

Am Ende bleibt man etwas ratlos zurück und wundert sich, nicht schon einmal früher über diese Thematik etwas tiefer nachgedacht zu haben. Auch insofern war ein solcher Film mehr als überfällig. Warum allerdings das liebe ZDF eine solch grandiose Dokumentation um 23:55 auf den Sender bringt, nachdem zuvor die Tiefen des Unterschichten nahen TVs zu ertagen waren, bleibt ein Rätsel. Unser Tip: UNBEDINGT anschauen!

Hier folgt eine Rezension von René Martens in der Wochenzeitung “DIE ZEIT“:

Kenia ist die dominierende Nation im Marathonlauf, Athleten aus dem ostafrikanischen Land belegen regelmäßig die bestens dotierten vorderen Plätze bei den großen Events in New York, London, Berlin, Hamburg. Die Hoffnung, auf diese Weise vor der Armut davonlaufen zu können, treibt jede Saison unzählige Kenianer in die reichen Länder. Sie sind nicht nur bei Ereignissen mit großer Strahlkraft dabei, sie suchen ihr Glück auch bei Marathon- oder Halbmarathonläufen in der Provinz, wo manchmal nur ein paar Hundert Euro als Prämie winken. In Paderborn zum Beispiel, beim jährlichen Osterlauf.

Bei solchen Rennen trifft man oft den Manager Volker Wagner, einer der Protagonisten in Daniel Sagers Dokumentarfilm The Long Distance, den das ZDF in seinem Nachtprogramm zeigt. Der Mittsechziger aus Detmold holt Läufer und Läuferinnen für mehrere Wochen von Kenia nach Deutschland, meldet sie bei verschiedenen Rennen an und bringt sie in einem seiner Bungalows unter. “Seit 27 Jahren” mache er das, betont Wagner im Film mehrmals. Sein Lohn: 15 Prozent Provision vom Preisgeld. Damit ist auch sein Problem benannt: Wenn zu viele seiner Schützlinge nicht genug Prämien erlaufen, um ihm das Geld zurückzuzahlen, das er, etwa für Flugtickets, vorgestreckt hat, macht er Verlust.

The Long Distance ist Daniel Sagers Abschlussarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg. Der Film, der gerade den First Steps Award gewonnen hat, beginnt in der kenianischen Bergregion Eldoret. Dort fristen zwei Schützlinge Wagners ein ärmliches Dasein in Lehmhütten. Felix, Mitte 20, macht ein bisschen in Viehwirtschaft und hofft, von einem Preisgeld eine Solaranlage kaufen zu können; Eunice, Anfang 30, kümmert sich um ihren Vater und hofft, dass sie bald genug Geld haben wird, ihre Tochter zu sich holen. Die lebt derzeit bei Eunices Schwester.

Sager beschreibt, wie aus den unterschiedlichen Hoffnungen Abhängigkeitsverhältnisse entstehen. Druck herrscht auf beiden Seiten, denn Wagner war zwar als Strippenzieher einst eine große Nummer, seine Schützlinge liefen Weltrekorde. Doch heute lebt er vor allem von seinen Erinnerungen. Andere Manager, die ebenfalls Gruppen afrikanischer Läufer unter Vertrag nehmen, sind längst erfolgreicher als er. Und dann macht ihm auch noch eine perfide Verschärfung der Visumsregelungen zu schaffen. 3.000 Euro Kaution muss er für jeden Läufer hinterlegen – für den Fall, dass sie nach ihren Rennen nicht nach Kenia zurückkehren, sondern hier Asyl beantragen. Aber Wagner will nicht aufgeben, er ist ein Sturkopf.

In seiner Verzweiflung drängt er Eunice dazu, zwei Marathonläufe innerhalb eines Monats zu bestreiten. In Gutsherrenart treibt er sie zu etwas an, was nicht zu verantworten ist. Über 90 Filmminuten bleibt der Machertyp Wagner eine ambivalente Figur: Mal wirkt er fürsorglich, mal gnadenlos – oft aber auch hilflos. Das gilt für jene Passagen, in denen seine Geldprobleme zum Greifen nah sind. Wagners Ehefrau Natalya scheint es geradezu darauf angelegt zu haben, die finanzielle Misere der Familie vor der Kamera immer wieder zur Sprache zu bringen.

Bemerkenswert ist, dass es Regisseur Sager gelungen ist, solche privaten Konfliktszenen einzufangen. Ähnlich stark, wenn auch aus anderen Gründen, sind die Passagen, die bei den Rennen in Paderborn und anderswo entstanden sind. Mehrere Superzeitlupeneinstellungen zeigen, wie brutal dieser Sport ist, zumindest für jene, die, anders als die hier startenden Freizeitsportler, nicht für ihre Gesundheit laufen, sondern gewissermaßen um ihr Leben.

Dass The Long Distance Assoziationen zu den aktuellen weltweiten Fluchtbewegungen auslöst, bleibt nicht aus: Der Film erzählt von Menschen, die in einer ihnen völlig unbekannten Welt das Glück suchen, das zu Hause nicht zu haben ist. Felix und Eunice laufen aber nicht weg. Das wird nicht zuletzt deutlich in Szenen, in denen sie bestenfalls belustigt die Usancen in Deutschland kommentieren. Wo die Menschen “an Eier glauben” (eine Anspielung auf Ostern) und “die Hunde Jacken tragen, wenn es regnet”, wollen Felix und Eunice gar nicht leben.

JoongAng Seoul International Marathon am 1. November 2015: Äthiopischer Sieg durch Zawude

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Der Äthiopier Tebalu Zawude gewann am Sonntag den Joong Ang Seoul International Marathon in 2:08:46. Damit gab es zwar keine Zeit im Bereich des Streckenrekords, den James Kwambai (KEN) 2012 auf 2:05:50 drücken konnte, aber am Ende setzte sich Zawude gegen sehr starke internationale Konkurrenz durch (auch Kwambai war dabei) und war damit in der Geschichte dieses Laufs (seit 1999) erst der dritte äthiopische Sieger (2008: Molla, 2014: Woldemikael).

joongan-2015-winnerTebalu Zawade (ETH) siegte in Seoul in seinem dritten Marathon.  (c) Veranstalter

Zawade, der seinen dritten Marathon bestritt und eine Bestzeit von 2:07:10 hat, lag im Ziel 15 Sekunden vor dem Kenianer Gideon Kipkemoi Kipketer in 2:09:01. Nach 40 km konnte sich Zawade von Kipketer lösen, nachdem der zweimalige Seoul-Sieger James Kwambai bei 38 km zurückfiel. Kurz vor der Ziellinie wurde Kwambai noch von Abreham Cherkos Feleke (ETH) überspurtet, der mit 2:09:23 eine Sekunde vor dem Kenianer lag. Sechs Läufer unter 2:10 Stunden bedeutet auch eine gutes Ergebnis in der Breite.

Bei den Frauen bot die 29jährige Koreanerin Park Ho-sun in 2:26:30 die beste Leistung, nachdem sie diesen Lauf schon 2013 gewinnen konnte. Sie lag damit über eine Viertelstunde vor der Zweiplatzierten Kim Sun-ae in 2:42:33. Insgesamt waren etwa 14000 Teilnehmer am

Ergebnis der Männer:

1. Tebalu Zawude Heyi ETH 2:08:46
2. Gideon Kipkemoi Kipketer KEN 2:09:01
3. Abreham Cherkos Feleke ETH 2:09:23
4. James Kipsang Kwambai KEN 2:09:24
5. Wilfred Kipkogei Murgor KEN 2:09:38
6. Bantayehu Assefa Adane ETH 2:09:49
7. Belachew Alemayehu Ameta ETH 2:10:03
8. Abdelmajid Elhissouf MAR 2:10:36
9. Frankline Chepkwony KEN 2:12:50
10. Son Myeong Jun KOR 2:13:30

TCS New York City Marathon am 1. November: Auch das dritte WMM Rennen in den USA mit schwachen Zeiten, aber mit grandiosem Finale

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Mit einer Siegerzeit von über 2:10 Stunden blieb auch die dritte World Marathon Majors (WMM) Veranstaltung des Jahres 2015 weit hinter den internationalen Standards schneller Zeiten zurück. Nachdem schon der Boston Marathon eine Zeit von nur 2:09:17 aufwies und Chicago erstmals ohne Tempomacher mit 2:09:26 regelrecht unterging, kann die Zeit von Stanley Biwott (KEN) in 2:10:34 auch nicht Ansätzen zufriedenstellen. Zwar waren die Wettbewerbe bei Frauen sowie Männern im letzten Viertel durchaus sehenswert (so man in der chaotischen und durch zahlreiche Werbeeinblendungen unterbrochenen TV-Übertragung das Rennen überhaupt nachvollziehen konnte), aber “reparieren” ließen sich die anfänglichen Herbstspaziergänge durch den Big Apple kaum noch.

Somit lieferten gleich alle WMM Veranstaltungen auf US-amerikanischem Boden Zeiten ab, für die man sich die Verpflichtung hochkarätiger Athleten eigentlich ersparen kann. Wenn man sieht auf welchem Niveau Läufe wie in Eindhoven, Gyeongju (liegt in Korea), Frankfurt, Xiamen, Kosice, etc., etc. auch im Jahr 2015 agieren, dann kann man der selbst ernannten Elite des Marathonlaufs nur solide Zweitklassigkeit attestieren. Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will, von leistungssportlicher Seite sind für die US-WMM-Events die “Golden Labels” der IAAF nicht zu rechtfertigen. Sicherlich kann man über Tempomacher kontrovers diskutieren, wenn man aber sieht, was da vor allen in Chicago und New York City herausgekommen ist, dann waren dies sehr deutliche Argumente FÜR den Einsatz von “Hasen”.

Während die Frauen durch die Portugiesin Moreira noch ein halbwegs flottes Tempo anschlugen, deutete schon die erste Meile der Männer an, was nun auch in New York City drohte. 5:22 war der erste Meilensplit auf der Verenzano Narrows Bridge. 5 km passierten die Männer nach 15:49, 10 km nach 31:31, 20 km nach 1:03:14. Man war auf Kurs von nur 2:13:30 und das Männerfeld mit 14 Läufern lag noch dicht zusammen. Höhepunkt der Tempoverschleppung war dann der 5 km-Abschnitt nach 25 km in indiskutablen 16:25, erst zur 30 km Marke in 1:34:58 wurde es mit 15:19 deutlich schneller und nur noch acht Läufer waren in Front. Dann war vor allem Stanley Biwott, der nun das Tempo erhöhte und die Spitzengruppe sprengte, in der nun Yuki Kawauchi, Meb Kefelzighi und Yemane Tsegaye zurückfielen. Bei den 20 Meilen (von dort sind es noch recht genau 10 km bis ins Ziel) ging die Jagd so richtig los. Dr 20 Meilen-Split war 1:41:59, der spätere Sieger lief von hier bis ins Ziel grandiose 28:35! Und das trotz des welligen Profils im Central Park.

Erstaunlich, dass bei der Tempoverschärfung Topfavorit Wilson Kipsang schnell zurückfiel. Geoffrey Kamworor beteiligte sich an der Tempohatz und versuchte seine Begleiter abhzuhängen, was ihm aber nur bezgl. Lelisa Desisa gelang. Auf welchem Niveau man nun agierte zeigt auch die Zeit für den Abschnitt von 35 km (1:49:47) nach 40 km (2:04:06), der in 14:19 Minuten absolviert wurde. Nach 38 km war das schon die Entscheidung gefallen. Biwott ließ auch noch Kamworor zurück und siegte unangefochten in 2:10:34, wo bei der die zweite Hälfte in 1:03:43 mit einem erheblichen negativen Split von 3 Minuten gelaufen wurde. Für eine gute Zeit wurde aber im ersten Part zu stark gebummelt. Platz 2 ging an Kamworor in 2:10:48 vor Lelisa Desisa in 2:12:10. Yuki Kawauchi schaffte im Duell mit Keflezighi noch Platz 6 in 2:13:29.

nyc-mar-2015-yukiYuki Kawauchi gab am Ende sehr sichtbar wieder Alles und wurde mit Platz 6 in 2:13:30 belohnt.  (c) A Runners Eye

Bei den Frauen fiel die Entscheidung nach 33 km, wo sich Keitany zunächst mit der London-Siegerin dieses Jahres, Tigist Tufa (ETH), absetzen konnte. Schon bald danach konnte auch Tufa nicht mehr folgen und Keitany lief in 2:24:25 einem überlegenen Sieg entgegen. Somit konnte sie ihren Erfolg aus dem Vorjahr an gleicher Stelle wiederholen. Aselefech Mergia, die Siegerin von Dubai im Januar, arbeitete sich noch auf Platz 2 in 2:25:32 vor, Dritte wurde Tigist Tufa in 2:25:50. Für ihren mutigen Lauf im ersten Teil wurde die Portugiesin Sara Moreira mit Platz 4 in 2:25:53 belohnt.

Die Zahl der Finisher war wieder mit 49617 sehr hoch, insbesondere angesichts der 50235 Teilnehmer, die im Fort Wadsworth die Startlinie überquerten, was einer Quoto von 98,8 % entspricht. Gegenüber dem Rekord vom letzten Jahr mit 50530 Finisher lag man etwas zurück. Nach wie vor ist der New York City Marathon der teilnehmerstärkste Lauf auf dem Globus, mit 46034 liegt Chicago auf Platz 2 vor Paris mit 40259.

 

Ergebnisse der Männer:

1. Stanley Biwott 2:10:34 KEN
2. Geoffery Kamworor 2:10:48 KEN
3. Lelisa Desisa 2:12:10 ETH
4. Wilson Kipsang 2:12:45 KEN
5. Yemane Tsegay 2:13:24 ETH
6. Yuki Kawauchi 2:13:29 JPN
7. Meb Keflezighi 2:13:32 USA
8. Craig Leon 2:15:16 USA
9. Birhanu Dare Kemal 2:15:40 ETH
10. Kevin Chelimo 2:15:49 KEN
11. Andrea Lalli 2:17:12 ITA
12. Juan Luis Barrios 2:18:06 MEX
13. Diriba Degefa Yigezu 2:19:21 ETH
14. Negash Abebe Duki 2:20:30 ETH

 

Die Splits des Siegers Stanley Biwott:

 5 km 15:49  2:13:37
10 km 31:31 15:42  2:13:03
 15 km 47:30 15:59  2:13:37
 20 km 1:03:14 15:44  2:13:27
   HM 1:06:51  2:13:42
 25 km 1:19:39 16:25  2:14:26
 30 km 1:34:58 15:19  2:13:36
 35 km 1:49:47 14:49  2:12:22
 40 km 2:04:06 14:19  2:10:57
  Ziel 2:10:34  6:28

 

Ergebnisse der Frauen:

1. Mary Keitany 2:24:25 KEN
2. Aselefech Mergia 2:25:32 ETH
3. Tigist Tufa 2:25:50 ETH
4. Sara Moreira 2:25:53 POR
5. Christelle Daunay 2:26:57 FRA
6. Priscah Jeptoo 2:27:03 KEN
7. Laura Thweatt 2:28:23 USA
8. Jelena Prokopcuka 2:28:46 LAT
9. Anna Incerti 2:33:13 ITA
10. Caroline Rotich 2:33:19 KEN

 

TCS New York City Marathon am 1. November 2015: Mary Keitany und Stanley Biwott gewinnen

nyc-mar-2015-logoIn sehr langsam angelaufenen Rennen setzten sich die Kenianer heute beim TCS New York City Marathon durch. Durch schnelle letzte Viertel gab es dann am Ende noch halbwegs akzeptable Zeiten. Mary Keitany konnte sich nach knapp 2 Stunden von der Konkurrenz absetzen und siegte in 2:24:25 mit einer guten Minute Vorspung auf die Äthiopierin Asefelech Mergia in 2:25:32.

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Bei den Männern kam es nach 20 Meilen zur entscheidenen Attacke, bei der sich Stanley Biwott, Geoffrey Kamworor, Lelisa Desisa und Wilson Kipsang mit einer Meile von 4:24 Minuten absetzen konnten. Überraschend fiel Kipsang schnell zurück und Biwott gewann in 2:10:34, nachdem man die erste Hälfte in nur 1:06:50 zurückgelegt hatte. Platz 2 ging an Kamworor in 2:10:48 und Platz 3 an Desisa in 2:12:10. Dann folgte Kipang und Yuki Kawauchi belegte mit 2 Minuten Rückstand Platz 6.

Ausführlicher Bericht folgt.