36. Berliner Halbmarathon am 3. April 2016: Richard Mengich macht sich ein Geburtstagsgeschenk

logo-2016-berlin-hmMit den Siegen von Richard Mengich (KEN) in 59:58 sowie Elizeba Cherono (NED) in 1:10:43 ging in der deutschen Hauptstadt heute Vormittag der 36. Berliner Halbmarathon über die Bühne. Mengich, der heute seinen 27. Geburtstag feierte und sich damit das schönste Geschenk gleich selbst bereitet hat, setzte sich mit einer Temposteigerung vor 9 km in km-Abschnitten um 2:47 aus einer fünfköpfigen Gruppe ab, aus der auch Arne Gabius schnell herausfiel. Im Ziel lag Mengich dann in 59:58 um eine volle Minute vor dem Zweitplatzierten Simon Tesfay (ERI) in 1:01:00. Seine Bestzeit von zuvor 59:59 verbesserte er um eine Sekunde. Gabius ließ im zweiten Teil etwas nach und überquerte die Ziellinie auf der Karl-Marx-Allee nach 1:02:45 als Vierter, etwas langsamer als im Vorfeld erhofft.

Für Arne Gabius, der sich im vollen Training auf den London Marathon am 24. April befindet, verlief das Rennen zunächst bestens. In einer sechsköpfigen Gruppe lag man auf Kurs um 60:30 Minuten, nahezu perfekt in Hinsicht auf einen Angriff auf die deutsche Rekordmarke von 60:34 des Leipzigers Carsten Eich. Zu Beginn sorgten andere Ereignisse für Aufregung. Zunächst kam am Samstag die Hiobsbotschaft einer Absage von André Pollmächer aus Düsseldorf, es ist gut möglich, dass einer der besten deutschen Läufer der jüngeren Geschichte seine Karriere beendet. Gleichfalls abgesagt hatte der 59:43 Mann Jairus Chanchima. Als dann auch noch völlig überraschend Topfavorit Wilson Kiprop das Tempo der Spitzengruppe nicht mitgehen konnte und bei 5 km schon indiskutabel weit zurücklag, war plötzlich mit Richard Mengich nur noch ein einziger Sub-1-Stunde-Läufer im Rennen. Nächstbester Läufer war mit einer Vorleistung von 60:58 Emmanuel Ngatuny. Was da am Ende drohte, deutete sich schon früh an.

Der Rest der Dinge ist schnell berichtet. Geburtstagskind Mengich wollte gerne unter eine Stunde bleiben und zog nach 8 km das Tempo an. Den folgenden km-Abschnitt in 2:46 konnten nur noch Ngatuny und Simon Tesfay, ein baumlanger Läufer aus Eritrea, mitgehen. In 28:35 überquerten die Drei die Matten an der 10 km Marke. Arne Gabius als Vierter hatte hier schon in kürzester Zeit eine halbe Minute auf das Führungstrio verloren. Am Ende sollte sich dies auf sogar fast 3 Minuten akkumulieren.

b-hm-2016-mengich-20_9_kmRichard Mengich siegte an seinem 27. Geburtstag beim Berlin Halbmarathon in 59:58 und sorgte damit für das leistungssportliche Highlight der Veranstaltung.  (c) H. Winter

An der Spitze wurde immer deutlicher, dass Mengich es wissen wollte und er der mit Abstand stärkste Läufer auf den Straßen Berlins war. 2 km lang konnte der wackre Tesfay die 2:47er km-Abschnitte noch mitgehen, dann war auch er mit seinem Latein am Ende. Bis auf kleine durch den merklichen Wind aus Südosten induzierte Einbrüche zog Mengich an der Spitze sein Tempo durch und näherte sich schnell einem Tempo auf Kurs zu unter 1 Stunde. Als er km 13 auf dem Kurfürstendamm erreichte, war dies vollbracht, und in einem meisterhaft kontrollierten Rennen hielt er diesen Kurs konstant bis ins Ziel durch. Auch integral belegen 5 km Abschnitte von 14:22, 14:13, 14:01 und 14:15, wie überlegen er sein Rennen gestaltete. Bei 20 km nach 56:51 hatte er alle Chancen, die Stundenbarriere zu unterbieten, was dann auch perfekt gelang. Um exakt eine Sekunde in 59:58 unterbot er seine Bestzeit von 59:59 an gleicher Stelle aus dem Vorjahr und rettete damit die Veranstaltung vor einem leistungssportlichen Niedergang.

Hinter Mengich taten die Läufer, was sie konnten, aber mehr als glatte 61 Minuten für den wackren Tesfay und 62:07 für Ngatuny waren mit dieser Besetzung des Elitefeldes einfach nicht drin. Gabius wurde Vierter in 62:45. Er wollte sicher schneller laufen, aber gerade auch angesichts der extensiven Vorbereitung auf den London Marathon war mehr diesmal nicht zu schaffen. Und die Marke von Carsten Eich ist schon eine gewaltige Hürde, nicht umsonst wäre diese Zeit im Frühjahr 1993 beinahe ein Weltrekord gewesen.

b-hm-2016-arne-20_9_km-1Arne Gabius wurde Vierter in 1:02:45 und wird als nächstes Ende April beim London Marathon starten.  (c) H. Winter

Das Frauenrennen gewann die Kenianerin Elizeba Cherono (NED) in 70:43 vor der lange führenden Susan Jeptoo (FRA) in 70:49. Mehr war nach den Vorleistungen der Athletinnen auch nicht zu erwarten. Man muss das sicher nicht schön reden, international ist das nur noch zweitklassig. So war die Siegerin von Prag am Tag zuvor fast 5 Minuten schneller.

b-hm-2016-cherono-20_9_kmElizeba Cherona (NED) gewann in 70:43 den Halbmarathon bei den Frauen. (c) H. Winter

    Splits des führenden Läufers:
 Split last km last 5 km Projektion Startnr.
1 km 2:51  2:51  1:00:08
2km  5:46   2:55  1:00:50
3 km  8:35  2:49  1:00:22
4 km  11:28  2:53  1:00:29  6 men
5 km  14:22  2:54 14:22  1:00:37
6 km  17:14  2:52  1:00:36
7 km  20:07  2:53  1:00:38 4 men + AG
8 km 23:00  2:53  1:00:39
9 km  25:46  2:46  1:00:24 4,2,x
10 km  28:35  2:49 14:13  1:00:18  4,7
11 km  31:23  2:48  1:00:12  4,7
12 km  34:10  2:47  1:00:04  4 alone
13 km  36:57  2:47  59:58  4
14 km  39:47  2:50  59:57  4
15 km  42:36  2:49  14:01  59:55 4
16 km  45:27  2:51  59:56  4
17 km  48:14  2:47  59:52  4
18 km  51:09  2:54  59:56  4
19 km 53:57  2:49  59:54  4
20 km  56:51  2:54  14:15  59:58  4
21 km  59:41* 2:50 59:58  4
HM  59:58