Großartiger “Bier-Meilen-Weltrekord” mit unter 5 Minuten

Während aktuell vor allem die Marathonszene zu Tempojagden durch die Innenstädte bläst, gibt es im Laufsektor auch noch Dinge, die mit weniger (Bier-)Ernst betrieben werden. Und wenn dann noch ein Weltrekord dabei herausspringt, ist das umso besser.

James “The Beast” Hansen (AUS), ein Kampftrinker der Extraklasse, schaffte am 2. April 2015 die Meile in der Fabelzeit von 4:56.25  und verbesserte damit den Weltrekord in dieser Disziplin von 4:57,0 eines Amerikaners. Er blieb damit als zweiter Mensch unter der 5 Minuten-Schallmauer. Da werden Erinnerungen an den großen Roger Bannister wach, der – allerdings ohne die obligatorische Aufnahme von Flüssigkeit – erstmals unter 4 Minuten blieb.

Wie großartig die Leistung des “Bannisters des Trinksports” ist, veranschaulicht schon die Tatsache, dass der Mann mit der gewaltigen Kehle vor jeder 400 m Runde auf der Bahn geschlagene 12 Unzen (355 ml) aus Dose oder Flasche herunterspülen muss, bevor die Fahrt weiter gehen kann. Bei 1 Meile = 1609,344 m sind das immerhin 4 volle Einheiten; d.h. der gute Mann  nimmt also in dieser Zeit 4 x 355 ml = 1,42 Liter auf. Das wäre schon an einem Abend in einem Biergarten oder sonstwo eine sehr respektable Leistung.

James kippt diese Menge in weniger als 5 Minuten in sich hinein und hat dabei auch noch eine volle Meile hinter sich gebracht. Unglaublich.

Genauso erwähnenswert bleibt die absolute Laufleistung. Allein 1 Meile in 4:56.25 zu laufen, ist nicht ohne. Dies entspricht 3:04 Minuten über 1000 m, was für Freizeitsportler schon eine Herausforderung darstellt. Wenn man dann noch die Trinkpausen einbezieht, müssen Kandidaten für derartige Leistungen schon in der Lage sein, die 1000 m problemlos um 2:30 oder schneller zu laufen. Dies schränkt den Kreis der Aspiranten stark ein, ausgewiesene Trinker ohne hochkarätigen läuferischen Hintergrund hätten nicht in Ansätzen eine Chance auf gute Leistungen. Somit ist es dann auch kaum verwunderlich, dass der neue Weltrekordler eine Zeit von 3:40 über 1500 m im Visier hat und bemüht ist, sich für Australien bei Olympia in Rio zu qualifizieren (über 1500 m, auf die Anerkennung der Bier-Meile als olympische Disziplin dürfte er noch einige Zeit warten müssen).

Auch Frauen sind in dieser Disziplin aktiv, dort liegt die Weltbestmarke durch Beth Herndon (USA) derzeit bei 6:17,8. Im Rahmen der Gleichstellung trinken mittlerweile auch die Frauen viermal, in einer frühen Phase der “Bier-Meile” hatte man ihnen die erste Dose oder Flasche noch erlassen. Das ist lange Geschichte, auch die Frauen schlucken 1,42 Liter und laufen dabei noch einen 4 Minuten Schnitt über den Kilometer. Auch dies ist beeindruckend.

Zu den Regeln sei noch angemerkt, dass die Flüssigkeit jeweils in einer 10 m langen “Trinkzone” aufzunehmen ist, der Sportler kann also die Dose oder Flasche nicht mit auf die Laufrunde nehmen. Im Klartext: Saufen und Laufen sind bei dieser Disziplin wohl separiert. Zum Trinken muss der Läufer völlig abstoppen.

In Bezug auf den Marathonlauf der Spitzenklasse würde bei einem Tempo von 4:57 pro Meile der trinkende Läufer immerhin im Bereich von 2:10 Stunden ins Ziel kommen. Das Problem eines Bier-Marathons wären allerdings die etwa 40 Liter (ein ganzes Faß), die bei unveränderten Regeln zu konsumieren wären. Vermutlich fällt da noch eher die 2 Stundengrenze im Marathon als die alkoholische “Traummarke”.

Abschließend noch der Hinweis, dass bei dieser vor allem in den USA populären Sportart das Bier der Firma “Budweiser” mit Abstand am häufigsten zum Einsatz kommt.

Ein Video vom Rekordlauf gibt es unter: https://www.youtube.com/watch?v=xPUThNHDeck#t=199

beer-mile-2015-wrSo sieht ein Weltrekordler aus, der 12 oz (Unze) Bier – 400 m – 12 oz – 400 m- 12 oz – 400 m – 12 oz – 409,344 m in einer Zeit von 4:56.25 schafft (ist etwa ein 3:04 Minuten Tempo pro km): James Hansen holte den Rekord zurück nach Australien.  (c) privat

Hier das Reglement:
1. Each competitor drinks four cans of beer and runs four laps, ideally on a track (start – beer, then lap, then beer, then lap, then beer, then lap – finish).
2. Beer must be consumed before the lap is begun, within the transition area which is the 10 meter zone before the start/finish line on a 400m track.
3. The race begins with the drinking of the first beer in the last meter of the transition zone to ensure the comptitors run a complete mile (1609 meters).
4. Women also drink four beers in four laps (past rule lists only required ladies to drink three beers).
5. Competitors must drink canned beer and the cans should not be less than 355ml (the standard can volume) or 12oz (the imperial equivalent). Bottles may be substituted for cans as long as they are at least 12 oz (355 ml) in volume.
6. No specialized cans or bottles may be used that give an advantage by allowing the beer to pour at a faster rate. ie “super mega mouth cans” or “wide mouth bottles” are prohibited.
7. Beer cans must not be tampered with in any manner, ie. no shotgunning or puncturing of the can except for opening the can by the tab at the top. The same applies with bottles – no straws or other aids are allowed in order to aid in the speed of pouring.
8. Beer must be a minimum of 5% alcohol by volume. Hard ciders and lemonades will not suffice. The beer must be a fermented alcoholic beverage brewed from malted cereal grains and flavored with hops. For an abbreviated list of valid beers and exceptions, click here.
9. Each beer can must not be opened until the competitor enters the transition zone on each lap.
10. Competitors who vomit before they finish the race must complete one penalty lap at the end of the race (immediately after the completion of their 4th lap). Note: Vomitting more than once during the race still requires only one penalty lap at the end. * It is strongly recommended, when attempting official records, to tip the empty beer can or bottle over your head at the end of a chug to verify an empty vessel.

Paris Marathon ohne Moses Mosop, aber neun Läufern unter 2:07

paris-marathon-2015-logoNachdem 2014 der Paris Marathon durch das Debut von Superstar Kenesisa Bekele für Furore sorgte, sollte es diesmal vor allem der Start des schnellen Kenianers Moses Mosop sein, der seine aktuell gute Form bereits im Januar im chinesischen Xiamen mit einer 2:06er Zeit demonstrierte. Mosop ist aber auf der neusten Startliste in Paris nicht mehr zu finden.

Aber auch trotz dieser Absage wird in Paris wieder ein Elitefeld internationaler Klasse an den Start gehen. Dies belegen schon allein neun Läufer mit Bestzeiten von unter 2:07, der Schwelle zur internationalen Spitzenklasse. Mit Mosop, der schon vor einiger Zeit wegen einer Verletzung absagen musste, wären dies sogar 10 Läufer gewesen. Damit könnte es bei günstigen Verlauf durchaus in den Bereich des Streckenrekords gehen, den Bekele letztes Jahr mit 2:05:04 aufstellte. Auf jeden Fall wurde in den letzten Jahren das Rennen stets schnell begonnen und im Mittelteil sogar noch forciert. Das Problem ist das letzte Viertel mit vielen Unterführung und langen welligen Passagen durch Parks.

Als erster Anwärter auf eine Topplatzierung ist der Kenianer Vincent Kipruto zu nennen, der in 2:05:13 in Paris gewann. Das war allerdings schon 2009, danach war seine Bilanz eher durchwachsen und von einigen  DNFs begleitet.

Deresse Chimsa (ETH) lief 2012 in Dubai 2:05:42 und gewann im gleichen Jahr in Prag in 2:06:25. Laban Korir (KEN) schaffte bisher 2:06:05 (Amsterdam 2012), Gilbert Kirwa (KEN) 2:06:14 als Frankfurt-Sieger 2009, Seboka Tola (ETH) 2:06:17 als Neunter 2012 in Dubai. Die weiteren sub-2:07 Läufer sind Raji Assefa (ETH) als Zweiter in Paris in 2012 in 2:06:24, Chala Dechasa (ETH) in 2:06:33 (Dubai 2010), Limenih Getachew (ETH) als Zweiter des Vorjahres in Paris mit 2:06:49 sowie Mike Kigen (KEN) mit 2:06:59, die er beim letzten Frankfurt Marathon lief.

Auch bei den Frauen sind Topathleten dabei, die den Streckenrekord in Paris von 2:21:06 aus dem Jahr ins Visier nehmen könnten. Die besten Aussichten auf schnelle Zeiten und den Sieg haben Mulu Seboka (ETH), die 2014 in Dubai mit 2:21:56 gewann, sowie Atsede Baysa (ETH), die 2009 und 2010 in Paris Erste wurde. Ihre Bestzeit liegt bei 2:22:03.

Auf Autobahnen und Laufstrecken: Der Schwachsinn einer „Maut“

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Bei dem Plan zur Erhebung von „Mautgebühren“ für Laufveranstaltungen droht dem DLV ein Desaster.

„Die (Autobahn-) Maut ist Irrsinn, politisch und ökonomisch“, konnte man in der ZEIT vom 26.März 2015 lesen. Und weiter: „Die Abgeordneten werden für ein Gesetz stimmen, das sie in der Mehrheit für falsch halten, das jeder Vernunft entbehrt und mit dem sich Deutschland in Europa lächerlich macht“.

Etwa zur gleichen Zeit hatte der Deutsche Leichtathletik Verband (kurz: DLV) – genauer dessen Vorstand – eigenmächtig beschlossen, die Abgaben für Laufveranstaltungen an den Verband ohne nachvollziehbare Begründung drastisch zu erhöhen. Die „Maut“ für die Laufstrecken auf den Straßen der Republik, aber auch durch deren Wälder und Fluren soll unabänderlich am 1. Januar 2016 kommen. Deutschland, ein einig „Maut-Land“!

Doch während der Maut-Schwachsinn auf den Autobahnen durch parteipolitische Zwänge durchgedrückt wird und dem Wähler als Erfolg präsentiert wird, scheinen im sportlichen Bereich die basisdemokratischen Mechanismen noch zu funktionieren. Dort haben sich mittlerweile die Dinge derart zugespitzt, dass die Entwicklungen dem DLV zu einem Desaster geraten werden. Durch Fehleinschätzungen, Machtgehabe und am Ende Sturheit hat der Verband diesen Status selbst verschuldet. Dies dürfte den organisatorischen Rahmen von Laufveranstaltungen im Lande nachhaltig verändern. Und auch wenn man das die (wenigen) Damen und Herren in den Verbänden noch gar nicht realisiert haben: Die Sache mit der Maut ist längst „gelaufen“. Gegen den DLV!

Wir sind das (Läufer-)Volk !

Wie in der Politik bediente sich der DLV in Sachen „Maut“ den bewährten Mechanismen, die Basis mit Entscheidungen zu überrumpeln und vermeintlich unabänderliche Fakten zu schaffen. Leider funktioniert dieses Vorgehen in fast allen Fällen, vor allem auch deshalb, weil die Betroffenen oft zu spät realisieren, was da auf sie zukommt. Und in der Tat haben vor allem viele Organisatoren von „kleineren“ Laufveranstaltungen immer noch nicht begriffen, was mit der „Lauf-Maut“ auf sie zukommt.

Dabei hatte Walter Wagner, der mit großem Engagement die Homepage „laufreport.de“ betreibt, schon vor Jahresfrist auf die Konsequenzen dieser einsamen Beschlüsse des DLV hingewiesen. Doch ein einsamer Mahner schien verloren gegen einen mächtigen Verband zu sein. Deshalb dauerte es noch eine Weile bis sich Protest auf einer breiteren Ebene artikulierte. Hier war es insb. die von der Entscheidung des DLV massiv betroffene Vereinigung der deutschen Straßenläufe (German Road Races e.V.), die sich zunehmend zu diesem Thema artikulierte und steigende Solidarität unter der Betroffenen erreichen konnte.

Horst Milde, der Sprecher der German Road Races, konnte mit bewundernswertem Einsatz und Ausdauer dieses Thema immer mehr Betroffenen vermitteln. Eine für den DLV denkbar ungünstige Konstellation, denn hier hatte er sich einen „Gegner“ geschaffen, dem es um die Sache ging und dabei über eine Kompetenz in Sachen Laufsport verfügt, die in den Reihen des DLV auch nicht in Ansätzen zu finden ist. Nicht nur der Berlin Marathon – eine Veranstaltung von Weltgeltung – ist das Lebenswerk dieses rüstigen Seniors. Und wenn er sich eines Themas in Sachen Laufsport annimmt, dann kann man sicher sein, dass er dies mit Konsequenz verfolgt.
Er ist längst als Schaltstelle einer Bewegung gegen die Beschlüsse des Verbandsrats des DLV im Sommer 2014 geworden, ab 1.1.2016 bundeseinheitlich eine Gebühr von 1 Euro pro Finisher bei Volks-und Straßenläufen zu verlangen. Je nach Veranstaltung bedeutet dies eine Erhöhung der Abgaben um mehrere 100 %. Im Klartext: Ob ein Waldlauf mit selbst geklebten Startnummern für gut 100 Teilnehmer oder ein Lauf durch Innenstädte mit mehreren 1000 Aktiven (und der dazu notwendigen professionellen Logistik) werden in gleicher Weise zur Kasse gebeten. Ein Unding!

Dabei ist es vor allem die Konzeptionslosigkeit dieses einsamen Beschlusses, die alle Betroffenen sprachlos macht. Bis heute hatten es der DLV und seine Landesverbände nicht für nötig befunden, dezidiert darzulegen, wie mit den zusätzlichen Geldern konkret verfahren wird und in welcher Form der Laufsport davon profitiert. Da wäre in der Tat viel zu tun, aber vom DLV sah man davon bisher wenig.

Dass der DLV ein gestörtes Verhältnis zur Laufbewegung hat und viele Entwicklungen schlichtweg verschlafen hat, ist offensichtlich. Daran ändert z.B. auch eine hastig installierte und lieblose Webseite „laufen.de“ wenig. Wer sich aktuell regionale „Meisterschaften“ oder ähnliches in der (Bahn-)Leichtathletik anschaut, wird schnell erkennen, dass die Leichtathletik schon lange keine „Kernsportart“ mehr ist. Auch bei noch so anerkennenswertem Einsatz vieler ehrenamtlicher Kräfte bricht dem DLV besonders jenseits einer kleinen Elite die Basis massiv weg. Dass sich dies im Laufsektor besonders im Erwachsenenbereich ganz anders entwickelt hat, wird sich auch im Verband herumgesprochen haben. Beigetragen hat der DLV zu diesen Entwicklungen aber wenig. Vorreiter waren diesbezüglich ganz andere Gruppierungen.

Im Bemühen verlorenes Terrain für sich zu reklamieren, beruft man sich auf sein Monopol in Sachen Leibesertüchtigung und demonstriert mit dem einsamen Beschluss der „Maut“ seine Stärke. Nur so ist zu verstehen, dass man eine erste Welle von Kritik im Keim zu ersticken meint, wenn man kompromisslos zu den gefassten Beschlüssen steht. Dabei hat man augenscheinlich verkannt, welche Dynamik die Thematik schon aufgenommen hat.
Vor allem der offene Brief der Präsidentin des Hessischen Leichtathletikverbandes (HLV) Frau Anja Wolf-Blanke zeigt sehr deutlich, wie wenig man in den oberen Etagen der Verbände vom Kern des Problems versteht. Die gute Frau beschwört das „hohe Gute des organisierten Sports“, wo doch gerade ihr Verband dieses mit dem „Maut“-Beschluss mit Füßen tritt. Wenn sie dann noch anderen Organisationsformen „Gewinnmaximierung“ vorwirft und dabei explizit die German Road Races benennt, ist das mehr als empörend.

Vielleicht wäre hilfreich der wackeren Frau Präsidentin einmal zu erklären: Wer „kleinen“ Veranstalter und Lauftreffs die Möglichkeit gibt, sich in der Öffentlichkeit darzustellen und für Läufe zu werben. Wo „Inklusion“ seit langem aktiv gelebt wird und nicht als Instrument einer Selbstinszenierung missbraucht wird. Wo innovative Ideen auch vor Gefängnismauern nicht haltmachen und einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung leisten. Wo die Unterstützung von Flüchtlingen sich nicht nur auf die Belegung von Turnhallen beschränkt, sondern auch deren gemeinsame Nutzung einbezieht. Liebe Frau Präsidentin, der DLV leistet oder koordiniert diese Arbeit an der Basis jedenfalls nicht.

Doch der Gipfel der präsidialen Argumentationskette ist dann der Hinweis, dass „Vereine und Verbände Non-Profit-Organisationen sind, die gemeinnützig und überwiegend ehrenamtlich einen unbezahlbaren Mehrwert für unsere Gesellschaft schaffen. Für „kleines“ Geld profitieren ungezählte Sportlerinnen und Sportler von den vielfältigen Serviceleistungen der Vereine und Verbände“.

Was „Ehrenamt“ bedeutet, muss man den Veranstaltern an der Basis kaum erklären. Die rennen wegen kleiner Preise vom lokalen Bäcker bis zu Apotheker, lassen die Mitglieder Kuchen backen, markieren in aller Frühe Strecken und vieles mehr. Am Ende bleibt fast nichts für die Vereinskasse übrig, „Gewinnmaximierung“ vollzieht sich hier vor allem auf ideeller Basis. Allein die Gewissheit, vielen Menschen die Freude an der Bewegung zu vermitteln, ist Lohn genug.
Vom DLV sehen die Veranstalter wenig (siehe auch unten). Aber genau diese Klientel ist von den einsamen Beschlüssen am stärksten betroffen. Der eine Euro kann man nach Ansicht des DLV auf das Startgeld aufschlagen. Warum man aber gerade an der Basis eine massive Gebührenerhöhung umsetzt, scheint eher eine „Gewinn-Maximierung“ seitens des DLV zu sein. Und dies ist der eigentliche Skandal in Sachen „Maut“.

Wenn man Ende März am Stand des Rhein-Ruhr Marathon in Duisburg auf der Messe beim Berliner Halbmarathon dessen Organisator Bernd Düngen erlebt, fällt es schwer zu glauben, hier einen Mann vor sich zu haben, der gezielte „Gewinnmaximierung“ betreibt. Auch seine Veranstaltung hat sich den German Road Races angeschlossen, die sich in den letzten Jahren in Sachen Straßenlauf zu einem gewichtigen Gegenpart zum DLV und dessen Interessen entwickelt haben. Düngen hat in einem vielseitigen Papier Kernpunkte der Problematik zusammengefasst, die den Unsinn mit der „Maut“ sehr sachlich belegen. Sein Schreiben hat beim zuständigen Landesverband für erheblichen Wirbel gesorgt. Aber anstelle sich mit seiner sachlich formulierten Kritik auseinander zu setzen, drehte man ihm auf einer Tagung seines Landesverbandes das Mikrofon ab. Auch so kann man von Verbandsseite mit dem Problem umgehen. Aus der Welt schaffen lässt es sich schon lange nicht mehr.

Angesichts der Entschlossenheit an der „Basis“ sollten beim DLV eigentlich die Alarmglocken läuten. Aus einem moderaten Gegenwind ist mittlerweile ein satter Orkan geworden, der die (Lauf-)Landschaft maßgeblich verändert dürfte. Die Bereitschaft, Läufe nicht mehr anzumelden und sich sogar aus dem Verband zu lösen, hat einen solchen Grad an Entschlossenheit erreicht, dass ein Zurück kaum noch möglich scheint. Juristische Drohungen sind in solchen Fällen oft ein letztes Mittel, helfen aber kaum. Wer nicht im Verband ist, dem kann der DLV auch nichts vorschreiben, geschweige denn zur Kasse bitten. So die simpel ist die Quintessenz der juristischen Expertisen. Die „wilden“ Veranstalter wird der DLV auch mit solchen Drohungen kaum an die Kette legen.

Ferner sind die vom DLV vorgebrachten Argumente für eine Verwendung der „Maut“ wenig stichhaltig und entbehren jeder Konzeption. Von den vielen Beiträgen zu diesem Punkt in Foren, Presse, etc. sei hier stellvertretend ein Beitrag vom 11. März 2015 aus den „Kieler Neueste Nachrichten“ zitiert. Viel treffender kann man die Dinge nicht auf den Punkt bringen.
„Eine Vervierfachung der Gebühr lehnt der Leiter des Krooger Jugendtreffs aber mit Nachdruck ab, wie er an unsere Zeitung schreibt: Wir Volkslaufveranstalter wollen Volkssport wortwörtlich fördern, jeder soll mitmachen dürfen ohne große Leistungsfähigkeit oder Vereinszugehörigkeit. Uns als Volkslaufveranstalter interessieren auch wenig die Fortbildungen von Kampfrichtern (die brauchen wir nicht) und Übungsleitern (die haben wir nicht), Ausrichtung von DLV-Kongressen (die kennen wir nicht), wir möchten mit unserer Bewegung als Volkssport nur bedingt Spitzensportler in Trainingslagern fördern, sind denen aber sehr freundschaftlich verbunden, erst recht wenn sie bei uns starten.“

Dem ist in der Tat kaum etwas hinzuzufügen. Wenn überhaupt, dann noch der Hinweis, dass in vielen Äußerungen der Wille sichtbar wird, im Ernstfall den Verband zu verlassen. Die Offenheit und Entschlossenheit, mit der dies öffentlich geäußert wird, sollte dem DLV mehr als zu denken geben. Viel Zeit zum Handeln bleibt nicht. Und ein revidiertes Konzept zur „Maut“ müsste schon sehr stimmig sein. Aktuell ist Letzteres aber kaum vorstellbar.
Somit darf man auf die Entwicklungen in Sachen „Maut“ in der nächsten Zeit sehr gespannt sein. Das (Lauf-)Jahr 2015 wird sicherlich ein sehr ereignisreiches werden, vor allem auch jenseits der Laufstrecken.

Rotterdam Marathon: Lilesa komplettiert Weltklasse-Feld

Feyisa Lilesa (ETH) wurde soeben als weitere last-minute Verpflichtung für den am Sonntag über die Bühne gehenden NN Rotterdam Marathon verpflichtet. Somit bereichert er die Startliste der 2:04-Athleten auf vier und tritt gegen die Kenianer James Kwambai, Bernard Koech und Jonathan Maiyo an.

chicago-12-sh-men34kmLilesa (2.v.r.) beim Chicago Marathon 2012. Nach dem Dubai Marathon Ende Januar wird er nun in Rotterdam laufen.  (c) H. Winter

Lange war unklar, welche Topathleten für den prestigeträchtigen Marathon in der holländischen Hafenstadt noch “übrigblieben”. Denn dem rührigen Racedirektor Mario Kadiks war eine Bank als Titelsponsor abgesprungen. Doch rechtzeitig zum 35. Jubiläum kam noch alles ins Lot, denn das Elitefeld der Männer kann sich in der Tat sehen lassen und entspricht durchaus den für diesen Lauf üblichen Standards. Dass man allerdings bei den Frauen dafür sehr sichtbar sparen musste, ist dabei zu verstehen.

Mit der Verpflichtung von Lelisa steigen die Chancen, dass die “Kopgroep” wieder von Anfang an ein flottes Tempo aufs Rotterdamer Pflaster legen wird. Für die Halbdistanz plant der sportliche Leiter Eric Brommert eine Durchgangzeit um 62:30, so dass mit einem negativen Split eine Zeit im Regime von 2:04 Stunden möglich wäre. Lelisa hat bereits Erfahrung in Rotterdam, 2010 schaffte er sehr gute 2:05:23. Sein zweiter Auftritt in Rotterdam war dann ein Jahr später mit 2:11:42 weniger eindrucksvoll, aber 2012 schaffte beim Chicago Marathon (s. Foto) seine Bestzeit von 2:04:52 und musste nur seinem Landsmann Tsegaye Kebede den Vortritt lassen, der damals Streckenrekord lief.

In diesem Jahr war Lelisa bereits in Dubai Ende Januar dabei, konnte aber beim Finale der Spitze nicht mehr folgen und wurde in 2:06:35 Vierter. Zusammen mit ihm geben immerhin acht Läufer an den Start, die eine Bestzeit von unter 2:07 aufweisen. Das lässt auch ein schnelles und hochklassiges Rennen hoffen.

Liste der Eliteatleten:

James Kwambai (Ken, 32) 2:04:27 2009, Rotterdam
Feyisa Lilesa (Eth, 25) 2:04:52 2012, Chicago
Bernard Koech (Ken, 27) 2:04:53 2013, Dubai
Jonathan Maiyo (Ken, 27) 2:04:56 2012, Dubai
Abera Kuma (Eth, 24) 2:05:56 2014, Berlin
Mark Kiptoo (Ken, 38) 2:06:16 2013, Frankfurt
Gilbert Yegon (Ken, 34) 2:06:18 2009, Amsterdam
Mergersa Bacha (Eth, 30) 2:06:56 2013, Parijs
Tabalu Zawude (Eth, 27) 2:07:10 2014, Frankfurt
Asmare Abate (Eth, 31) 2:09:56 2013, Düsseldorf
Michel Butter (Ned, 29) 2:09:58 2012, Amsterdam
Gezahegna Abera (Eth, 30) 2:10:17 2013, Barcelona
Reid Coolsaet (Can, 35) 2:10:55 2011, Toronto
Abdelhadi El Hachimi (Bel, 40) 2:11:30 2011, Amsterdam
Abdi Nageeye (Ned, 25) 2:11:33 2014, Enschede
Andrea Lalli (Ita, 27) 2:12:48 2014, Turin
Raul Pacheco (Per, 35) 2:13:18 2014, Otsu
Willem van Scheurbeeck (Bel, 30) 2:13:55 2014, Rotterdam
Raul Machacuay (Per, 32) 2:15:51 2014, Daegu

 

Liste der Elitethletinnen:

Miranda Boonstra (Ned, 42) 2:27:32 2012, Rotterdam
Krista Duchene (Can, 38) 2:28:32 2013, Toronto
Asami Kato (Jap, 24) 2:28:51 2014, Brisbane
Gladys Tejeda (Per, 29) 2:31:48 2013, Santiago de Chili
Marta Tigabea (Eth, 24) 2:31:54 2014, Porto
Bornes Kitur (Ken, 27) 2:33:50 2015, Hannover

 

Jetzt gehts los! Zwei Marathon-Wochen der Superlative

Nach einer schon bisher sehr ereignisreichen Straßenlauf-Saison 2015, gekrönt durch einen neuen Weltrekord im Halbmarathon der Frauen durch Florence Kiplagat in Barcelona, geht es ab dem kommenden Wochendende so richtig zur Sache. Europa und den USA erlebt die heiße Phase der Frühjahrsmarathons, bei denen Superlative in allen Kategorien vor der Tür stehen. Dabei ist es schier unglaublich, welches Heer an Eliteathleten absoluter Weltklasse an den Startlinien zwischen Rotterdam, Boston und London stehen wird. Die Extrema scheinen sich aktuell noch in jedem Jahr zu überbieten.

Hier eine kurze Aufstellung der Termine:

12. April 2015:  Rotterdam, Wien, Paris, Mailand

19. April 2015: Hannover, Zürich, Enschede, Nagano

20. April 2015: Boston (MA)

26. April 2015: London, Düsseldorf, Madrid, Warschau

Zu allen diesen Veranstaltungen werden wir hier in entsprechender Weise berichten. Ein heisser (Marathon-)Frühling steht bevor.

Siege der äthiopischen Favoriten beim Daegu Marathon in Südkorea

대구국제마라톤 copyDie Äthiopier Girmay Birhanu and Meselech Melkamu gewannen die 7. Ausgabe des Marathons in südkoreanischen Metropole Daegu und wurde damit ihrer Favoritenrolle im Vorfeld mehr als gerecht.

birhanu-dubai-2015Ghirmay Birhanu gewann in Daegu in 2:07:26.  (c) H. Winter

Für die beiden Gewinner war dies jeweils der zweite Sieg bei einem internationalen Marathon. Bei recht frischen Bedingungen lag in der ersten Hälfte eine Gruppe von sechs Athleten vorne, die sich danach auf eine Dreiergruppe Birhanu, Stephen Chemlany und Benjamin Mutai reduzierte. Nach 35 km konnte sich dann Birhanu, der bereits Ende Januar 2015 in Dubai in 2:08:56 Achter geworden war, von seinen beiden Mitstreitern lösen und einen deutlichen Vorsprung herauslaufen. Nach guten 2:07:26 war der Äthiopier dann im Ziel. Dahinter lagen dann Chemlany nach 2:08:26 und Mutai nach 2:08:56.

Bei den Frauen gab es einen ähnlichen Rennverlauf, wo sich Melkamu am Ende nach 2:27:24 deutlich durchsetzen konnte. Es war allerdings die bisher langsamste Zeit in ihrer kurzen Marathonkarriere. Die Siegerin des diesjährigen Mumbai Marathons, Dinkunesh Mekash (ETH), wurde in 2:29:44 Zweite.

Insgesamt waren in Daegu etwa 15000 Aktive am Start.

Ergebnis der Männer:
1. Girmay Birhanu (ETH) 2:07:26
2. Stephen Chemlany (KEN) 2:08:21
3. Benjamin Mutai (KEN) 2:08:54
4. Getachew Abayu (ETH) 2:12:50
5. Son Myeong-Jon (KOR) 2:14:46

Ergebnis der Frauen:
1 Meselech Melkamu (ETH) 2:27:24
2 Dinkinesh Mekash (ETH) 2:29:44
3 Ayumi Sakaida (JPN) 2:30:39
4 Tomomi Higuchi (JPN) 2:34:33
5 Yeum Ko-Eun (KOR) 2:34:41

Paderborner Osterlauf 2015: Homiyu Tesfaye schafft Sensation

osterlauf-2015-logo

Völlig unerwartet gewann der deutsche Läufer mit äthiopischen Wurzeln, Homiyu Tesfaye aus Frankfurt, den 10 km Lauf im Rahmen des 69. Paderborner Osterlaufs in großartigen 27:51. Damit verfehlte er den Streckenrekord von Carsten Eich mit 27:47 aus dem Jahr 1993 denkbar knapp. Seine Bestzeit “pulverisierte” der 1500m-Mann mit einer Steigerung um 2 1/2 Minuten.

paderborn-2015-tesfaye-10kmHominyu Tesfaye aus Frankfurt siegte beim 69. Paderborner Ostrlauf  über 10km in grandiosen 27:51.  (c) Veranstalter

Nach 5 km in 14:11 (Zeit nicht bestätigt) war an eine Zeit unter 28 Minuten kaum noch zu denken, aber schon kurz danach zog das Tempo deutlich an. Bis gut 7 km lagen fünf Läufer vorne, dann konnten sich Tesfaye und der Mann mit der schnellsten Vorleistung, Amos Mitai (KEN) (27:44), lösen. Nach 8 km in 22:30 war schon eine Zeit um 28 Minuten in Sicht. Im Schlußspurt konnte Mitei nicht mehr folgen und belegte in 27:55 Platz 2.

Eigentlich bedeutet die Zeit von 27:51 neuen Kursrekord, denn mit der Strecke von 1993 hat der heutige Verlauf mit einem erheblichen Part in der Stadtheide nur noch wenig gemein. Das wäre dann auch ein salomonisches Argument, die Bestmarke von Carsten Eich als Rekord abzulösen. Aber vielleicht wird schon beim nächsten Mal der Uraltrekord unterboten, die aktuelle Strecke bietet zudem durchaus das Potential der Optimierung.

Auch bei den Frauen gab es durch Sutume Kebede aus Äthiopien in 31:47 ein sehr beachtliche Zeit, wie auch im Halbmaraton, wo der Kenianer Abraham Yano (nicht Edwin!) in der drittschnellsten Zeit in Paderborn von 1:01:04 gewann. Zweiter wurde knapp dahinter Tesmesgen Ejerssa (ETH) in 1:01:07.

Im Marathon der Frauen waren die Zeiten nicht ganz von dieser Qualität. Hier machte Sabrina Mockenhaupt lange das Tempo, wurde am Ende dann aber nur Zweite in 1:11:13 und musste der Kenianerin Maryane Wanjiru in 1:11:10 den Vortritt lassen. “Mocki” war aber trotzdem mit ihrer Leistung zufrieden – vor allem nach den enttäuschenden 1:13 vor drei Wochen in New York City – und blickt mit Zuversicht auf den Hamburg Marathon am Ende des Monats.

11052 “Teilnehmer” wurden vom Veranstalter als neue Rekordmarke benannt. Zahlen, die nur schwer zu überprüfen sind, vor allem weil im Kinderlaufbereich keine dezidierte Zielerfassung erfolgte. Dass es aber in Paderborn weiter nach oben geht, belegen die Zahlen der Finisher, wobei verständlicherweise ein Zuwachs nur auf den 5 km und im Halbmarathon verzeichnet wurde. Das Teilnehmerlimit über 10 km führte zu fast gleichen Zahlen wie im Vorjahr, 3687 gegenüber 3683 Aktiven im Ziel. Deutliche Zuwächse gab es über 5 km mit 2249 zu 1996 und im Halbmarathon mit 1707 zu 1381. Anmerkenswert ist dabei, dass der Frauenanteil im 5 km Lauf erfreulich hoch ist; mit 1235 Männern und 1014 Frauen läuft man langsam in Richtung einer Parität.

Stramilano 2015: Rebecca Chesire läuft Streckenrekord

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Am Sonntag, 29. März 2015, verbesserte Rebecca Kangogo Chesire (KEN) den Streckenrekord beim Stramilano Halbmarathon auf 1:08:21. Erst im Januar hatte sich Chesire beim Dubai Marathon auf 2:25:22 gesteigert. Schon früh lag sie auf Kurs zu einem Streckenrekord, was auch noch bei 10 km nach 32:23 galt. Bis hier konnte nur noch ihre Landsfrau Angela Jemesunde Tanui folgen, die aber kurz danach zurückfiel. Bei 15 km in 48:27 betrug ihr Vorsprung auf Tanui schon 11 Sekunden, den sie dann bis ins Ziel auf fast eine Minute ausbaute. Dort zeigten für Chesire die Uhren 1:08:21, womit sie den Streckenrekord der Äthiopierin Aberu Kebede um 22 Sekunden steigern konnte.stramilano2015-chesireRebecca Chesire (KEN) lief einen neuen Streckenrekord beim Stramilano 2015.  (c) Veranstalter

Bei den Männern lagen zunächst die Splits sehr ähnlich wie beim Berliner Halbmarathon am gleichen Tag: 5 km nach 14:17 und 10 km nach 28:32. Danach waren nur noch die Kenianer Victor Chumo, Thomas Lokomwa und Robert Kipkoech vorne. Nach Ausstieg des Tempomachers Chumo nach 42:55 bei 15 km konnte sich in der Schlußphase Chesire absetzen und den Lauf mit einer schwächeren Schlußphase nach 1:00:33 gewinnen. Zuvor hatte ihn bei 17 km Kennedy Kipyego (KEN) kurz eingeholt, der dann aber wieder den Anschluß verlor und in 1:00:39 Zweiter wurde. Somit gab es auch in diesem Jahr bei dieser bekannten Traditionsveranstaltung keine Zeit unter einer Stunde.

6400 Läufer waren in Mailand im Hauptlauf über den halben Marathon dabei. Fast zehnmal soviele Teilnehmer absolvierten bei der gleichen Veranstaltung einen 10 km Lauf.

Ergebnisse der Männer

1. Thomas Lokomwa (KEN) 1:00:33
2. Kennedy Kipyeko (KEN) 1:00:39
3. Yassine Rachik (ITA) 1:03:11
4. Robert Kirui Kipkoech (KEN) 1:03:37
5. Domenico Ricatti (ITA) 1:05:27

Ergebnisse der Frauen

1. Rebecca Kangogo Chesire (KEN) 1:08:21
2. Angela Tanui Jemesunde (KEN) 1:09:14
3. Lucy Murigi Wangui (KEN) 1:11:19
4. Hellen Jepkurgat (KEN) 1:11:24
5. Martha Akeno (KEN) 1:13:11

Carlsbad 5000: Dibaba verpasst WR über 5 km denkbar knapp

carlsbad-5000-gen-dibabaGenzebe Dibaba verpasst in 14:48 den WR über 5 km auf der Straße denkbar knapp.  (c) Veranstalter

Um die Winzigkeit von 2 Sekunden verpasste die Äthiopierin Genzebe Dibaba in den Mittagstunden des Sonntags den 5km Weltrekord auf der Straße ihrer Landsfrau Meseret Defar, die 2006 an gleicher Stelle 14:46 lief. Der Grund für das Verfehlen des Weltrekords wurde bereits auf der ersten Meile gelegt, die in 4:50 zurückgelegt wurde. Dies entspricht einem km-Schnitt von 3 Minuten oder einer 5 km Zeit von glatten 15 Minuten.

Dieses war auch Dibaba nicht entgangen, die auf den nächsten beiden Meilen das Tempo deutlich verschärfte und ihre Konkurrentinnen geschlossen stehen ließ. Aber auch ein mächtiger Schlussspurt half dann nicht mehr, sie passierte in 14:48 das Ziel auf Carlsbad Village Drive bei großartiger Stimmung. Knapp verpasst, ist eben auf daneben. Für den Rest der Saison will sie nun kein Straßenrennen mehr bestreiten und sich voll auf Bahnläufe konzentrieren. Ihr Vorsprung war im zweiten Teil erheblich angewachsen. Gelete Burka in 15:13 und Wude Teimer in 15:18 machten den äthiopischen Erfolg komplett.

Auch die Attacke von Deena Kastor auf den Masters-Weltrekord scheiterte, in 16:02 landete sie nur auf Platz 12.

Diesen schaffte allerdings der US-Amerikaner Bernard Lagat mit einer Zeit von 13:41. Das war am Ende Platz 3 hinter den Kenianern Lawi Lalang in 13:32 sowie Wilson Too in 13:35.

Ergebnisse der Männer:

1. Lawi Lalang KEN 00:13:32
2. Wilson Too KEN 00:13:35
3. Bernard Lagat USA 00:13:41
4. Sam Chelanga KEN 00:13:50
5. Joseph Kitur KEN 00:13:53
6. Diego Estrada USA 00:13:56
7. Haron Lagat USA 00:13:59
8. Ben St Lawrence USA 00:14:11
9. Dan Lowry USA 00:14:13
10. Andy Vernon GBR 00:14:13

 

Ergebnisse der Frauen:

1. Genzebe Dibaba ETH 00:14:48
2. Gelete Burka ETH 00:15:13
3. Wude Yimer ETH 00:15:18
4. Susan Kuijken USA 00:15:28
5. Betsy Saina USA 00:15:31
6. Jessica O’Connell USA 00:15:36
7. Miyuki Uehara JPN 00:15:40
8. Sarah Brown USA 00:15:48
9. Morgan Uceny USA 00:15:52
10. Juliet Bottorff USA 00:15:59

 

35. Berliner Halbmarathon: Wind verhinderte bessere Zeiten, Gabius mit “Blackout”

Recht strammer Wind aus Südwesten mit Geschwindigkeiten von bis zu 20 km/h verhinderte am Sonntag bei der 35. Ausgabe des Vattenfall Berliner Halbmarathons schnellere Zeiten . Zwar hatte sich der schwache Regen pünktlich vor dem verspäteten Start um 10:15:00 Uhr verzogen, dafür blies der Wind den Läufern auf fast der ganzen ersten Hälfte fast frontal entgegen.

Dass so nicht die erhofften Topzeiten unter 59 Minuten nicht zu erzielen waren, zeigte sich sehr schnell. Mit flotten 2:59 für den ersten km lag man im Bereich der Jahreswelt-Bestzeit (59:20), anschließende km-Split von 2:56; 2:51, 2:54 brachte die Männerspitze auf Kurs von 60:39. Nach einem schnellen km von 2:44 zur 5 km-Marke in 14:13 lag man auf Kurs zu einer Stunde, doch die kurze Temposteigerung konnte man zwischen Siegesäule und Schloß Charlottenberg nicht halten und lag bei 10 km in 28:30 auf einer Zeit im Ziel von 60:08. Und ein elfter km von 2:59 ließ die zu erwartete Zeit weiter steigen.

Hier war bereits lange einer der Tempomacher aus dem Rennen,und an der Spitze kämpften nun 6 Athleten um den Sieg, der Wind blies nun von hinten. Damit wurden die Splits wieder flotter, nach 2:47, 2:46, 2:47 und 2:53 wurde 15 km nach 42:40 erreicht. Man mit 59:lag nun wieder auf Stunden-Kurs.

Am Ende des Schöneberger Ufers waren die 10 Meilen nach 45:45 erreicht, von dort sind fast genau 5 km bis ins Ziel. Nach einer Tempoverschärfung nach 17 km führte zur Ausbildung einer Dreiergruppe mit dem Zweiten des Vorjahres Abraham Cheroben, seinem Landsmann David Kogei sowie dem Debütanten Birhanu Legese (ETH). Die drei legten Wind unterstützt eine schnelle Schlußphase aufs Berlin Plaster: 2:48, 2:48, 2:44 waren die letzten km-Splits bis ins Ziel. Damit schaften die Drei am Ende eine Zeit sehr deutlich unter einer Stunde.

Als es für das Spitzentrio auf die letzten 200 m ging fiel zunächst Cheroben zurück, der allerdings nach Aussage seines Managers an Probleme mit der Achillessehne leidet und deshalb einen Sputz nicht mitgehen konnte. Die beiden Erstplatzierten kämpften ähnlich wie im Vorjahr bis auf die Ziellinie um den Sieg, den dann hauhdünn der Novize Birhanhu Legese in 59:46 für sich entschied. David Kogei bekam als Zweiter eine Zeit von 59:47 zuerkannt und Abraham Cheroben wurde Dritter nach 59:49. Danach schaffte es auch Richard Mengich mit 59:59 noch soeben unter der Stunde.

b-hm-2015-spitze-menEtwa 200 m vor dem Ziel kämpfen Legese, Kogei und Cheroben (v.r.) um den Sieg beim Berliner Halbmarathon 2015.  (c) H. Winter

Damit blieb die beste Zeit des Jahres von 59:20 beim City-Pier-City Loop in Den Haag unangetastet. Nach den hochkarätigen HMs des Frühjahrs mit RAK, CPC, Prag, Berlin und Stramilano scheint das Jahr 2015 vom Leistungsniveau schwächer zu werden als die Vorjahre. Schwach war auch die Vorstellung von Arne Gabius, dem man nach seinem Husarenritt beim Frankfurt-Marathon auch im Halbmarathon seine hochtrabenden Pläne von einer Zeit zwischen 60:30 und 61:30 durchaus abnahm. Doch für Gabius kam es am Sonntag ganz anders als er und viele andere erhofft hatten.

b-hm-2015-gabiusArne Gabius konnte in Berlin nicht überzeugen.  (c) H. Winter

Nach 5 km lag Gabius mit 14:20 nur kanpp hinter der Spitzengruppe, danach wurde der Abstand allerdings schnell größer. Bei 10 km in 29:08 lag er schon auf Kurs von nur noch 61:30 – der deutsche Rekord von 60:34 war da schon lange außer Reichweite -, aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Arne hatte soeben den Kudamm wieder erreicht, als ihn Bauchmuskelkrämpfe plagten und sich ein völliger Blackout auf das Plaster zwang. Erst nach kurzer Behandlungspause kam er wieder mit Hilfe des deutschen Topläufers Carsten Schlangen wieder auf die Beine und joggte in 1:21 ins Ziel. Somit wachsen auch für den schnellen Hamburger die Bäumen nicht in den (Läufer-)Himmel.

Da macht es der zweite deutsche Spitzenläufer beser und legte in 1:04:16 als 15. ein solides Debüt auf das Berliner Plaster. Bei 5km in 15:01 lag sogar noch etwas mehr drin, aber bereits nach 10 km in 30:20 ging die Fahrt in Richtung 64 Minuten. Damit war sein Lauf in Berlin ein guter Einstand in die langen Strecken auf der Straße, Ende April geht es dann beim Hamburg Marathon auf die volle Distanz.

b-hm-2015-steffen-ulSteffen Uliczka lief er guts HM-Debüt.  (c) H. Winter

 Das Rennen der Frauen war ungleich schwächer besetzt und keine Läuferin unterbot die 70 Minuten-Grenze. Für einen Lauf dieser internationalen Klasse sicherlich ein enttäuschendes Resultat, das aber bei einem Blick auf die Startliste zu befürchten war. Hier siegte die Kenianerin Chepchiret Kosgei in 1:10:52. Beste deutsche Läuferin war auf Platz 8 Melina Tränkle aus Karlsruhe in 1:15:34.

Insgesamt erreichten von etwa 32000 gemeldeten Teilnehmern 14811 Männer und 8710 Frauen das Ziel, insgesamt also 23521 Aktive. Ein erheblicher “Schwund” vermutlich sind doch einige angemeldete Läufer bei den schlechten Wetterprognosen- die dann gar nicht so schlecht waren – gleich im Bett geblieben …

Ergebnisse der Männer:

 1. » Legese, Birhanu (ETH) 00:59:45
2. » Kogei, David (KEN) 00:59:46
3. » Cheroben, Abraham (KEN) 00:59:49
4. » Mengich, Richard (KEN) 00:59:59
5. » Kipyatich, Abraham (KEN) 01:00:03
6. » Hunegnaw, Fentahun (ETH) 01:00:10
7. » Kipkemoi, Kenneth (KEN) 01:00:17
8. » Oliaulo Ngatuny, Emmanuel (KEN) 01:00:58
9. » Mwangi, Eliud (KEN) 01:01:41
10. » Tesfaye, Simon (ERI) 01:01:43
11. » Ngeny, Fredrik (KEN) 01:01:56
12. » Kaptila, Kennedy (KEN) 01:03:27
13. » Proctor, Gabe (USA) 01:04:13
14. » Kadi, Nesero (ETH) 01:04:14
15. » Uliczka, Steffen (GER) 01:04:16

 

Prager Halbmarathon 2015: Komon nur Dritter

Beim Prager Halbmarathon setzte sich heute mittag überraschend der Kenianer Daniel Wanjiru in 59:51 durch. Zweiter wurde Wilfred Murgor vor dem Favoriten Leonard Komon, für beide wurden 59:57 gestoppt.

Nach 5 km in13:57 sah es nach einer Zeit im Bereich des Streckenrkords (58:47) aus. Aber eine fast 20köpfige Gruppe verlor danach etwas an Fahrt, so dass die Druchgangszeit bei 10 km nur noch 28:08 betrug.  Damit lag man so gut wie exakt auf Kurs zur bestehenden Jahres-Weltbestleitung von 59:20 (CPC Loop). Aber auch diese Tempo konnte nicht aufrecht gehalten werden. Als 12 Läufer die 15 km nach 42:44 passierten, war man schon auf Kurs zu einer Zeit über einer Stunde. Die umgreiche Kopfgruppe war hier schon auseinander gefallen. Auf den letzten Kilometern bildete sich eine Dreiergruppe, in der Komon stets Probleme hatte den Anschluss zu halten.

Diesen verlor er dann nach 19 km, wo sich zunächst Wanjiru und Murgor von ihm lösen konnten. Kurz danach verschärfte Wanjiru nochmals das Tempo und gewann unangefochten in 59:51. Um Platz 2 gab es noch einen dramatischen Spurt. Der Sieger Wanjiru verbessert seine Zeit von 59:59, die er an gleicher Stelle als Drittplatzierter erzielte. Er hätte gerne eine noch schnellere Zeit erzielte, verwies aber auf einen erheblichen Wind auf Teilen der Strecke.

Ergebnisse der Männer:

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Durchaus beachtlich war die Leistung der Siegerin. Es siegte Worknesh Degefa (ETH) in inoffiziellen 67:14, womit sie ihre Bestzeit aus Ostia im Jahr 2013 um eine halbe Minute steigern konnte. Zweite wurde ihre Landsfrau Melese in 68:20.

Mailand rüstet zum legendären “Stramilano”

stramilano-2015-eliteEinige Eliteathleten beim Stramilano am 29. März 2015.  (c) Veranstalter

Am Sonntag startet um 11 Uhr auf der Mailänder Piazza Castello die 44. Ausgabe des “Starmilano”, einem Halbmarathon-Lauf, bei dem 1999 Paul Tergat durch einen neuen Weltrekord in 59:17 für Furore sorgte. Nach Tergats 59:22 im Jahr später wurde die Stundengrenze in Mailand nicht mehr unterboten, bis auf das Jahr 2010, in dem Moses Mosop in 59:20 siegte.

Die Topläufer 2015 sind der Vorjahressieger Thomas Lokomwa (1:01:39) sowie sein Landsmann Kipiego Kennedy, dem Gewinner des Halbmarathons von Nizza im Jahr 2014. Mit schnellen 1:00:22 ist Sylas Chebogel (Yangzhou 2014) gemeldet, Robert Kirui lief letztes Jahr in Bratislava 1:03:19, das ist im übrigen genau ein 3 Minuten/km-Schnitt.

Auch bei den Frauen ist mit Lucy Wambui, die Siegerin des Vorjahres wieder am Start.

Die Startliste der Elitemänner (handgeschrieben):
startlist-stramilano-2015

Pressekonferenz zum 35. Berliner Halbmarathon am Sonntag

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Recht zuversichtlich äußerten sich die Eliteathleten beim 35. Vattenfall Berliner Halbmarathon am 29. März 2015 auf den Straßen der Berliner Hauptstadt. Gleich zwei Tempojadgen dürften für das Rennen am Sonntag von besonderem Interesse werden. Zum ersten wollen die beiden schnellsten Athleten des Jahres 2014 über die Halbmarathondistanz, die Kenianer Abraham Cheroben sowie Kenneth Kipkemoi, möglichst unter der Weltklassemarke von 59 Minuten bleiben, zu anderen kann man endliche auch mal wieder etwas Erfreuliches von deutschen Athleten berichten, die in Berlin vor allem durch Arne Gabius und Steffen Uliczka vertreten.

Unsere beiden kenianischen Freunde gaben nur sehr spärliche Informationen zum Besten, machgten aber klar, dass sie ihren Weg in die Weltspitzte konsequent fortführen wollen. Dort sind sie aber spästestens nach ihren ersten Plätzen beim Valencia Halbmarathon im letzten Jahr angekommen, wo sie sehr hochklasige 58:48 und 59:01 erzielten. Kein Läufer unterbot diese Marke in 2014. Kipkemoi ist ein Spezialist für zweite Plätze und es würde nicht überraschen, wenn die Reihefolge im Ziel Cheroben – Kipkemoi lauten würde.

Arne Gabius war erst vor zwei Wochen in New York City beim Halbmarathon unterwegs und belegte dort in 1:02:34 Platz 9. Gabius fühlt sich gut erholt und will eine Zeit zwischen “60:30 und 61:30” angehen. In der Tat hohe Ambitionen, zumal dann sogar der deutsche Rekord von Carsten Eich (60:34) in Reichweite kommen könnte. Seit dem Frankfurt Marathon im letzten Oktober weiss man allerdings, dass solche Ankündigungen des Hamburgers durchaus Sinn für die Realitäten hat. Nach Berlin ist er am 2. Mai für einen 10000 m in Stanford gemeldet, wo er dann seinen zweiten Marathon laufen wird, ist noch nicht entschieden.

Das sind beim zweiten Deutschen im Bunde schon anders aus. Der ehemalige Hindernisläufer Steffen Uliczka möchte beim Hamburg Marathon sein Debut über die volle Distanz geben, Am Sonntag peilt er eine Zeit von möglichst unter 63 Minuten an.

Bei den Frauen ist das Feld diesmal schwach besetzt. Keine Frau im Feld hatte bisher jemals die 70 Minuten unterboten, “Topstar” ist die Schwedin Isabellah Andersson mit einer Bestzeit von 70:02 aus dem Jahr 2010 beim Venloop.

Wie auf der Pressekonferenz zu erfahren war, sind 31831 Teilnehmer für den Halbmarathon gemeldet. Nimmt man die Bambinis am Samstag und die Inlineskater dazu, werden ca, 40000 Teilnehmer auf den Beinen sein. Das geht schon langsam in die Dimensionen des Großen Bruders im September.

Ein TV-Übertagung des Rennen wird es nicht geben, die lokale öffentlich-rechtliche Anstalt rbb spart sich lieber das Geld für Liveübertragungen von 3. Liga Begegnungen und lässt den Halbmarathon “laufen”. Für die Akzeptanz des Straßenlaufs in einer breiteren Öffentlichkeit ein Desaster, aber diese Attitüden öffentlich rechtlich alimentierter Unternehmen sind leider nur zu vertraut.

Liste der Eliteathleten:

Abraham Cheroben KEN 58:48 Valencia 2014
Kenneth Kipkemoi KEN 59:01 Valencia 2014
Birhanu Legese ETH Debüt
Fentahun Hunegnaw ETH 1:01:18 Barcelona 2015
Richard Mengich KEN 1:00:11 Breda 2014
Sylas Chebogei KEN 1:00:14 Berlin 2014
David Kogei KEN 1:00:50 Valencia 2013
Kennedy Kaptila KEN 1:01:00 Den Haag 2013
Eliud Mwangi KEN 1:01:09 Lille 2014
Fredrick Ngeny KEN 1:01:37 Berlin 2013