Recht strammer Wind aus Südwesten mit Geschwindigkeiten von bis zu 20 km/h verhinderte am Sonntag bei der 35. Ausgabe des Vattenfall Berliner Halbmarathons schnellere Zeiten . Zwar hatte sich der schwache Regen pünktlich vor dem verspäteten Start um 10:15:00 Uhr verzogen, dafür blies der Wind den Läufern auf fast der ganzen ersten Hälfte fast frontal entgegen.
Dass so nicht die erhofften Topzeiten unter 59 Minuten nicht zu erzielen waren, zeigte sich sehr schnell. Mit flotten 2:59 für den ersten km lag man im Bereich der Jahreswelt-Bestzeit (59:20), anschließende km-Split von 2:56; 2:51, 2:54 brachte die Männerspitze auf Kurs von 60:39. Nach einem schnellen km von 2:44 zur 5 km-Marke in 14:13 lag man auf Kurs zu einer Stunde, doch die kurze Temposteigerung konnte man zwischen Siegesäule und Schloß Charlottenberg nicht halten und lag bei 10 km in 28:30 auf einer Zeit im Ziel von 60:08. Und ein elfter km von 2:59 ließ die zu erwartete Zeit weiter steigen.
Hier war bereits lange einer der Tempomacher aus dem Rennen,und an der Spitze kämpften nun 6 Athleten um den Sieg, der Wind blies nun von hinten. Damit wurden die Splits wieder flotter, nach 2:47, 2:46, 2:47 und 2:53 wurde 15 km nach 42:40 erreicht. Man mit 59:lag nun wieder auf Stunden-Kurs.
Am Ende des Schöneberger Ufers waren die 10 Meilen nach 45:45 erreicht, von dort sind fast genau 5 km bis ins Ziel. Nach einer Tempoverschärfung nach 17 km führte zur Ausbildung einer Dreiergruppe mit dem Zweiten des Vorjahres Abraham Cheroben, seinem Landsmann David Kogei sowie dem Debütanten Birhanu Legese (ETH). Die drei legten Wind unterstützt eine schnelle Schlußphase aufs Berlin Plaster: 2:48, 2:48, 2:44 waren die letzten km-Splits bis ins Ziel. Damit schaften die Drei am Ende eine Zeit sehr deutlich unter einer Stunde.
Als es für das Spitzentrio auf die letzten 200 m ging fiel zunächst Cheroben zurück, der allerdings nach Aussage seines Managers an Probleme mit der Achillessehne leidet und deshalb einen Sputz nicht mitgehen konnte. Die beiden Erstplatzierten kämpften ähnlich wie im Vorjahr bis auf die Ziellinie um den Sieg, den dann hauhdünn der Novize Birhanhu Legese in 59:46 für sich entschied. David Kogei bekam als Zweiter eine Zeit von 59:47 zuerkannt und Abraham Cheroben wurde Dritter nach 59:49. Danach schaffte es auch Richard Mengich mit 59:59 noch soeben unter der Stunde.
Etwa 200 m vor dem Ziel kämpfen Legese, Kogei und Cheroben (v.r.) um den Sieg beim Berliner Halbmarathon 2015. (c) H. Winter
Damit blieb die beste Zeit des Jahres von 59:20 beim City-Pier-City Loop in Den Haag unangetastet. Nach den hochkarätigen HMs des Frühjahrs mit RAK, CPC, Prag, Berlin und Stramilano scheint das Jahr 2015 vom Leistungsniveau schwächer zu werden als die Vorjahre. Schwach war auch die Vorstellung von Arne Gabius, dem man nach seinem Husarenritt beim Frankfurt-Marathon auch im Halbmarathon seine hochtrabenden Pläne von einer Zeit zwischen 60:30 und 61:30 durchaus abnahm. Doch für Gabius kam es am Sonntag ganz anders als er und viele andere erhofft hatten.
Arne Gabius konnte in Berlin nicht überzeugen. (c) H. Winter
Nach 5 km lag Gabius mit 14:20 nur kanpp hinter der Spitzengruppe, danach wurde der Abstand allerdings schnell größer. Bei 10 km in 29:08 lag er schon auf Kurs von nur noch 61:30 – der deutsche Rekord von 60:34 war da schon lange außer Reichweite -, aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Arne hatte soeben den Kudamm wieder erreicht, als ihn Bauchmuskelkrämpfe plagten und sich ein völliger Blackout auf das Plaster zwang. Erst nach kurzer Behandlungspause kam er wieder mit Hilfe des deutschen Topläufers Carsten Schlangen wieder auf die Beine und joggte in 1:21 ins Ziel. Somit wachsen auch für den schnellen Hamburger die Bäumen nicht in den (Läufer-)Himmel.
Da macht es der zweite deutsche Spitzenläufer beser und legte in 1:04:16 als 15. ein solides Debüt auf das Berliner Plaster. Bei 5km in 15:01 lag sogar noch etwas mehr drin, aber bereits nach 10 km in 30:20 ging die Fahrt in Richtung 64 Minuten. Damit war sein Lauf in Berlin ein guter Einstand in die langen Strecken auf der Straße, Ende April geht es dann beim Hamburg Marathon auf die volle Distanz.
Steffen Uliczka lief er guts HM-Debüt. (c) H. Winter
Das Rennen der Frauen war ungleich schwächer besetzt und keine Läuferin unterbot die 70 Minuten-Grenze. Für einen Lauf dieser internationalen Klasse sicherlich ein enttäuschendes Resultat, das aber bei einem Blick auf die Startliste zu befürchten war. Hier siegte die Kenianerin Chepchiret Kosgei in 1:10:52. Beste deutsche Läuferin war auf Platz 8 Melina Tränkle aus Karlsruhe in 1:15:34.
Insgesamt erreichten von etwa 32000 gemeldeten Teilnehmern 14811 Männer und 8710 Frauen das Ziel, insgesamt also 23521 Aktive. Ein erheblicher “Schwund” vermutlich sind doch einige angemeldete Läufer bei den schlechten Wetterprognosen- die dann gar nicht so schlecht waren – gleich im Bett geblieben …
Ergebnisse der Männer:
1. | » Legese, Birhanu (ETH) | 00:59:45 |
2. | » Kogei, David (KEN) | 00:59:46 |
3. | » Cheroben, Abraham (KEN) | 00:59:49 |
4. | » Mengich, Richard (KEN) | 00:59:59 |
5. | » Kipyatich, Abraham (KEN) | 01:00:03 |
6. | » Hunegnaw, Fentahun (ETH) | 01:00:10 |
7. | » Kipkemoi, Kenneth (KEN) | 01:00:17 |
8. | » Oliaulo Ngatuny, Emmanuel (KEN) | 01:00:58 |
9. | » Mwangi, Eliud (KEN) | 01:01:41 |
10. | » Tesfaye, Simon (ERI) | 01:01:43 |
11. | » Ngeny, Fredrik (KEN) | 01:01:56 |
12. | » Kaptila, Kennedy (KEN) | 01:03:27 |
13. | » Proctor, Gabe (USA) | 01:04:13 |
14. | » Kadi, Nesero (ETH) | 01:04:14 |
15. | » Uliczka, Steffen (GER) | 01:04:16 |