In den kommenden Wochen warten die Halbmarathonläufe in Paris, Den Haag, New York City, Lissabon, Prag, Mailand und Berlin mit Topbesetzungen auf. Für Schlagzeilen sorgten aber bereits japanische Studenten am letzten Wochenende in Tokyo.
Nachdem Florence Kiplagat (KEN) Mitte Februar mit einem neuen Weltrekord über die Halbmarathondistanz in 65:09 im spanischen Barcelona für das erste große Highlight der noch jungen Laufsaison sorgte und Mary Keitany (KEN) in Ras Al Khaimah mit 66:02 gleichfalls eine Weltklasseleistung ablieferte, stehen im Monat März weitere hochkarätige Läufe über diese Strecke bevor.
Aber noch bevor die Elitefrauen und –männer wieder auf Tempojagden vor allem durch europäische Metropolen gehen werden, sorgten bereits am letzten Wochenende die japanischen Universitäts-Meisterschaften im Showa Kinen Park in der Hauptstadt Tokyo für ein außergewöhnliches Resultat. Dabei war es weniger die Siegerzeit von 1:02:11 von Tadashi Isshiki (Aoyama Gakuin University), sondern das, was sich hinter ihm abspielte. Schon 12 Läufer unter 1:02:30 und 27 unter 1:03 ist eine hervorragende Breite, die nicht mehr von den Topevents der Szene erreicht wird. Dann wird es aber unfassbar. 265 Studenten (!) blieben unter 1:06, beim Berliner Halbmarathon im letzten Jahr waren das gerade einmal 16 Läufer, alles Ostafrikaner mit der Ausnahme von André Pollmächer (1:02:47). Dabei ist noch zu beachten, dass viele der Hakone-Ekiden-Stars gar nicht am Start waren, dann wären vermutlich zusätzlich 50 bis 100 weitere Studenten unter 1:03 ins Ziel gekommen. Das sind Dimensionen, die es so noch nie gab. Auch etwa 650 (Amateur-)Läufer unter 70 Minuten sind eigentlich kaum noch zu begreifen.
Diese 650 japanischen Studenten und einige 100 mehr lägen dann alle noch vor dem deutschen Hochschulmeister des Jahres 2014 Sammy Schu, der in Fulda in 1:13:25 den Titel gewann. Das sind in der Tat „Welten“ im Leistungsniveau. Japanische Studenten laufen in einer ganz anderen Liga. Weitere Details zu dieser Thematik finden sich auf der Homepage der „Japan Running News“, die Brett Larner betreibt.
Ab dem kommenden Sonntag gibt es im Wochentakt Halbmarathonläufe der Extraklasse, bei der die Spitzenläufer, weitgehend aus Ostafrika, sicher schneller agieren werden als in Tokyo, die Breite wird allerdings keiner dieser Läufe auch nur in Ansätzen erreichen.
Den Anfang machen am 8. März der City-Pier-City Halbmarathon in Den Haag und am gleichen Tag der Pariser Halbmarathon. Im niederländischen Den Haag werden in diversen Wettbewerben insgesamt 45000 Läufer erwartet. Schnellster Läufer dort ist Cyprian Kotut, der jüngere Bruder von Martin Lel und Vierter in 59:12 beim Delhi-Halbmarathon im Dezember 2014. Ferner dabei sind Mule Wasihun (ETH, PB 1:00:08, Paris 2014), Tebalu Zawube (ETH, PB 1:00:33, Rabat 2013) sowie Mark Kiptoo (KEN, 1:00:29, Azpeitia 2011) und Edwin Kiptoo (KEN, 1:01:13, Valenzia 2013). Die beiden Kiptoos sind übrigens nicht verwandt.
In Paris werden mit 43500 Läufern ähnliche Teilnehmerzahlen wie in Den Haag erwartet. Der kenianische Topstar Moses Mosop, der 2015 bereits den Xiamen-Marathon gewann und eine Bestzeit von 59:20 aufweist, galt als Favorit. Sein Namen findet sich aber nicht mehr auf einer aktuellen Startliste, auf der mit der Startnummer „1“ nun Raji Assefa (ETH) aufgeführt ist. Assefa lief seine Bestzeit von 60:11 bereits 2008 in Rotterdam, beim Fukuoka Marathon wurde er im Dezember 2014 in 2:08:48 hinter Patrick Makau Zweiter.
Die größten Konkurrenten dürften Edwin Kiptoo (KEN, PB 60:11), der vor einem Monat in Ras Al Khaimah Vierter wurde und mit den beiden Kiptoos in Den Haag nichts zu tun hat, Vincent Yator (KEN, PB 60:15 Santa Pola 2015), Mark Korir (KEN, PB 60:49 Lille 2014) sowie Abdelatif Meftah (FRA, PB 60:46 Lille 2010, NR) sein. Bei den Frauen sind die schnellsten im Feld: Sarah Chepchirchir (KEN, PB 1:08:07 Paris 2011 und die Vorjahressiegerin Yebrgual Melese (ETH, PB 1:09:02 Yangzhou 2013).
Eine Woche später, am 15. März, geht es durch den Central Park und Manhattan beim United Airlines New York City Halbmarathon, wo im letzten Jahr gut 20000 Teilnehmer das Ziel erreichten. Das Elitefeld ist diesmal sehr stark auf die US-Männer orientiert. So weist Dathan Ritzenhein („Ritz“) mit exakt einer Stunde als Dritter der HM-WM 2009 die beste Vorleistung auf. Weiterhin am Start sind seine Landsleute Abdi Abdirahman (PB 1:00:29), Meb Keflezighi (PB 1:01:00), Fernado Cabada (PB 1:02:00) und Matt Tegenkamp (PB 1:02:04). Gespannt sein darf man auf das Debut des Weltklasse-Bahnläufers Chris Solinsky (10000m PB 26:59:60).
Die ausländische Konkurrenz ist diesmal weniger stark ausgewiesen. Stephen Sambu war im letzten Jahr der schnellste 10 km Straßenläufer mit 27:32, seine Bestzeit im Halbmarathon steht bei 1:00:41, Juan Luis Barrios (MEX) wurde vor einem Monat in Marugame Fünfter in 1:00:46. Ferner dabei sind: Lusapho April (RSA, PB 1:01:15), Leonard Korir (KEN, PB 1:01:19), Wesley Korir (KEN, PB 1:01:19) sowie Kevin Chelimo (KEN, PB 1:01:21).
Arne Gabius startet nach 2014 auch diesen Jahr in New York City. (c) H. Winter
Gespannt sein darf man aus deutscher Sicht auf den zweiten Auftritt von Arne Gabius, der im letzten Jahr an gleicher Stelle ein beeindruckendes Debut in 1:02:09 auf das New Yorker Pflaster legte. Und auch bei den Frauen sind die deutschen Farben durch Sabrina Mockenhaupt („Mocki“) gut vertreten, die mit ihrem Hausrekord von 1:08:45 recht gut im Elitefeld der Frauen positioniert ist. Die schnellste Vorleistung weist hier Joyce Chepkirui auf, die den Prag Halbmarathon 2014 in sehr guten 1:06:19 gewann und im gleichen Jahr die besten Zeiten über 10 km in der Welt lief. Weiterhin zu beachten sind Buzunesh Deba (ETH, PB 1:08:59), Sally Kipyego (KEN, PB 1:08:31), Caroline Rotich (KEN, 1:08:52), Hanae Tanaka (JPN, PB 1:09:18) sowie Molly Huddle (USA, PB 1:09:04).
Am 22. März startet dann der Halbmarathon in Lissabon zum 25. Jubiläum, wo bei der 20. Ausgabe Zersenay Tadese (ERI) den bis heute gültigen Weltrekord der Männer mit 58:23 aufstellte. Der Topstar in diesem Jahr ist der Olympiasieger und Weltmeister auf den Bahnlangstrecken Mo Farah (GBR), der in 1:00:10 in einem legendären Rennen Zweiter hinter Kenenisa Bekele beim Great North Run 2013 wurde und dort im letzten Jahr in 1:00:01 gewann. Ferner am Start in Lissabon werden Guyle Adola (ETH), Stephen Kibet (KEN) und Silas Kipruto (KEN) sein, der im letzten Jahr in 1:00:17 an gleicher Stelle Zweiter wurde. Bei den Frauen sind Dulce Felix (POR) sowie als Favoritin Priscah Jeptoo (KEN) zu nennen.
Leonard Komon (KEN) geht dieses Jahr in Prag auf Tempojagd. (c) H. Winter
Am Wochenende danach gehen am 28. März der Prag Halbmarathon und einen Tag später der „Stramilano“ in Mailand sowie der Berliner Halbmarathon über die Bühne . Von den Läufen in Mailand und Berlin sind die Starterfelder noch nicht bekannt gemacht worden. In Berlin deutet sich ein Start des Vorjahreszweiten Abraham Cheroben an, der im letzten Jahr in 58:48 (Valencia) Weltjahresbester war und damit die einzige Zeit im Jahr 2014 unter 59 Minuten schaffte.
Genau eine Sekunde schneller ist der Kursrekord in Prag, den Atsedu Tsegay dort im Jahr 2012 aufstellte. Und diese Marke dürfte das erklärte Ziel von Leonard Komon sein, der im letzten Jahr bei seinem Debut und Sieg in Berlin sehr gute 59:11 erzielte und der Weltrekordler über 10 km und 15 km ist. Komon bekommt in Prag allerdings erhebliche Konkurrenz, die aus dem Vorjahressieger in 59:22 Peter Kirui (KEN), Geoffrey Ronoh (KEN, PB 59:45 Klagenfurt 2014) sowie Geoffrey Mutai (KEN, PB 59:45), der kürzlich den Tokyo Marathon noch absagen musste. Auch das Frauenfeld in der tschechischen Hauptstadt ist hochkarätig mit Edna Kiplagat (KEN, PB 67:41), Lucy Kabu (KEN, PB 66:09 RAK), Lineth Chepkurui (KEN, PB 67:47) und Worknesh Degefa (ETH, PB 67:49) besetzt.