Zu recht sehr stolz ist man beim Vienna City Marathon (VCM) über die Auszeichnung eines “Golden Race Labels” durch die IAAF, das man sich in den Vorjahren durch außergewöhnliche sportliche Leistungen, Teilnehmerzahlen, gute Organisation und Öffentlichkeitsarbeit sicher verdient hatte. Dass es nicht einfach ist, diesen Status immer wieder zu bestätigen, und die IAAF zum Teil fast inflationär mit ihren Labels um sich wirft, sind dabei die zu akzeptierenden Begleiterscheinungen.
Nachdem im Vorfeld das Elitefeld der Männern durch Absagen geschwächt war, legte man trotzdem bei windigen und etwas zu warmen Bedingungen mutig los und lag bei 5 km 14:52 bestens in der Zeit. Danach wurde da Tempo aber deutlich moderater, 8 Läufer passierten 10 km nach 30:16. Nur noch 1 Tempomacher (die beiden anderen “Hasen” hatten schon nach 10 km den Dienst quittiert) und 2 Läufer bildeten bei 15 km die Spitze in 45:13. Überraschend war hier der Streckenrekordler und Vorjahressieger Feleke (2:05:41) schon nicht mehr dabei, mit Muskelproblemen stieg kurz nach 15 km aus dem Rennen.
An der Spitze bei Männern sowie Frauen agierten jetzt nur noch Duos. Bei den Männern wurde das Tempo deutlich erhöht, so dass der Halbmarathon von Sisay Lemma (ETH) und Suleiman Simotwo (KEN) in 1:03:07 passiert wurde. Lemma war erst in Dubai im Januar 2:07:02 gelaufen, Simotwo war Debütant. Bei den Frauen lautete etwas überraschend die Paarung Maja Neuenschwander (SUI) und Fate Tola (ETH), die den Halbmarathon 10 1/2 Minuten später passierten.
Bei 25 km lagt man noch 30 Sekunden hinter der Durchgangszeit zum Kursrekord und Lemma beschleunigte derart rasant, dass er schnell allein war. Der Abschnitt von 25 km nach 30 km war mit herausragenden 14:25 das schnellste Segment des gesamten Laufs. Lemma lag da einsam in Führung und mit einem Split von 1:29:10 auf Kurs von 2:05:25, also deutlich unter Streckenrekord. Während hinter dem Spitzenmann die Verfolger dramatisch einbrachen – sein Mitstreiter hatte so überzogen, dass nur noch 5 km Abschnitte von 16:50 und 18:32 möglich waren – hielt Lemma den Abfall mit 15:39 und 15:31 in Genzen, verlor aber schnell eine Zeit unter 2:06 Stunden aus den Augen. Vor allem die Zeit von 7:07 von der 40 km Marke ins Ziel zeigte das er “platt” war.
Sisay Lemma gewann in Wien mit 2:07:31. (c) Veranstalter
Mit einer Zeit von 2:07:31 rettete er noch so halbwegs die Erfolgsbilanz, die ansonsten verheerend war. Hinter Lemma arbeiteten sich noch Duncan Koech (KEN) und Senja Sirai (ETH) nach vorne, ihre Zeiten waren aber für eine Veranstaltung mit diesem Leistungsanspruch indiskutabel: 2:12:14 und 2:12:48. Platz 4 ging an Hosea Kipkemboi (KEN) in 2:13:37 und Platz 5 an den wackren Debütanten Simotwo, der völlig ausgebrannt 2:14:42 lief. Letzterer lief die zweite Hälfte über 8 Minuten langsamer als den ersten Part.
Auch bei den Frauen, wo alle Aktiven über 2:30 einliefen – war die Bilanz bescheiden. Von einem “Golden Race Label” muss man ganz andere Dimensionen einfordern. Dafür war das Rennen allerdings am Ende sehr spannend. Vor 30 km brach Tola an der Spitze plötzlich ein und Neuenschwander zog davon. Am Ende kamen ihr die anderen Afrikanerinnen im Feld noch sehr nahe, die Schweizerin konnte sich aber in 2:30:09 ins Ziel retten. Knapp dahinter folgten Agnes Mutune (2:30:19) und Esther Chemtai (2:30:32). Platz 4 ging an Caroline Chepkwony in 2:30:36) und dann folgte nach kluger Renneinteilung Vorjahressiegerin Anna Hahner nach 2:30:50. Mehr war für sie an diesem Tag nicht drin.
Im Nachgang lobte der Leiter des VCM, Wolfgang Konrad, die Veranstaltung in höchsten Tönen. In vielen Dingen kann man ihm sicher beipflichten, beim Leistungsniveau ist das schon anders. Auch angesichts der nicht günstigen Bedingungen sind die Resultate der Elite – Männer wie Frauen – ganz schön dünn und nicht “golden”.
Männer (Top-10)
1. Sisay Lemma (ETH) 2:07:31 Stunden
2. Duncan Koech (KEN) 2:12:14
3. Siraj Gena (ETH) 2:12:48
4. Hosea Kipkemboi (KEN) 2:13:47
5. Zuleimen Simotwo (KEN) 2:14:42
6. Lkhainouch El Hassane (FRA) 2:14:43
7. Beraki Beyene (ERI) 2:16:43
8. Roman Prodius (MDA) 2:20:07
9. Temesgen Gurmessa (ETH) 2:21:55
10. Mikhail Krassilov (KAZ) 2:22:58
12. Simon Lechleitner (AUT / LG Decker Itter) 2:25:53
21. Philipp Aigner (SU Trattenbach) 2:33:56
Frauen (Top-10)
1. Maja Neuenschwander (SUI) 2:30:09
2. Agnes Mutune (KEN) 2:30:19
3. Esther Chemtai (KEN) 2:30:32
4. Caroline Chepkwony (KEN) 2:30:36
5. Anna Hahner (GER) 2:30:50
6. Rene Kalmer (RSA)2:33:21
7. Fate Tola (ETH) 2:34:43
8. Katarina Beresova (SVK) 2:36:20
9. Christine Kalmer (RSA) 2:39:16
10. Noriko Higuchi (JPN) 2:42:05
17. Natalia Steiger (Leichtathletik Mittelburgenland) 3:08:37
18. Antonia Luchini (Wien) 3:08:45
20. Barbara Scheibelauer (Wien) 3:08:56