Mit einem neuen Streckenrekord bei den Frauen von 2:21:27 erzielte Helah Kiprop beim Tokyo Marathon 2016 die herausragende Leistung, während sich die hohen Erwartungen an das Rennen der Männer kaum erfüllten. Hier siegte bei recht guten äußeren Bedingungen (am Start: 8,7°C, 53 % relative Luftfeuchte, 1,8 m/s Windgeschw.) der Äthiopier Feyisa Lelisa in 2:06:56 vor Bernard Kipyego (KEN) in 2:07:33, der den Streckenrekordler Dickson Chumba (KEN) knapp vor der Ziellinie abfangen konnte.
In einem recht ungleichmäßig gelaufenen Rennen – schon die ersten km wurden in 2:55, 3:06, 2:59, 3:04, 2:51 angelaufen – lag man nach 10 km in 29:36 und 15 km in 44:25 auf Kurs zu einer Zeit von unter 2:05 Stunden. Hier waren die drei Tempomacher mit einer achtköpfigen Spitzengruppe vorne, zu der sich hinter dem Kaiserpalast der japanische Debütant Murayama gesellte. Diese Gruppe passierte 20 km nach 59:30 und den Halbmarathon nach 1:02:51, das war im Rahmen der zeitlichen Vorgaben. Hier lag eine etwa 30-köpfige Gruppe, weitgehend mit Japanern, fast 2 Minuten zurück.
Das Tempo hatte mittlerweile etwas nachgelassen, bei 25 km nach 1:14:25 lag man etwa im Bereich des Streckenrekords (2:05:42). Hier war der Debütant Murayama aus der Spitzengruppe wieder herausgefallen und verlor nun schnell an Boden. Aus der großen Verfolgergruppe machte sich zunächst der Japaner Hattori auf die Jagd nach seinem Landsmann. An der Spitze beschleunigte Chumba nach 30 km in 1:29:54 und nur Feyisa Lelisa konnte dem Kenianer folgen; der Olympiasieger Stephen Kiprotich (UGA), Abel Kirui und Bernard Kipyego (beide KEN) bildeten nun die Verfolgergruppe, die schnell an Boden zum Führungsduo verlor. Dabei machte vorne ausschließlich Chumba das Tempo, bis nach 40,5 km der Äthiopier sich mit einem schnellen Antritt von Chumba lösen konnte. Dabei hatte das Taktieren Zeit gekostet, 40 km wurden erst nach 1:59:54 passiert, die letzten 5 km auf dem trostlosen Streckenabschnitt auf dem Weg zum Ziel in der Big Site in 15:33 Minuten.
In der Schlussphase konnte aber auch Feyisa Lelisa nichts mehr zusetzen und siegte nach 2:06:56 vor Kipyego, Chumba, Kiprotich und Eliud Kiptanui. Enttäuschend verlief das Rennen für den Mitfavoriten Emmanuel Mutai, der abgeschlagen in 2:10:23 nur Sechster wurde. Hinter diesen Läufern entwickelte sich ein spannendes innerjapanisches Duell, in dem noch mehrfach die Führung wechselte, denn auch Hattori musste seiner Aufholjagd nach Murayama Tribut zollen und wurde im Finale durchgereicht. Der kaum bekannte Yuki Takamiya wurde in 2:10:57 bester Japaner. Nach den hohen Erwartungen im Vorfeld muss man den Ausgang für die japanischen Eliteläufer als mehr als enttäuschend einordnen. Ein kleiner Lichtblick war allerdings die Leistung des Teenagers Yuta Shimoda, der in 2:11:34 einen Junioren-Landesrekord aufstellte. Was die Qualifizierung der Japaner für den Olympischen Marathon im August in Rio anbetrifft, wird sich nun alles in einer Woche beim Lake Biwa Marathon in Otsu entscheiden.
Gut 1,5 km vor dem Ziel konnte sich Feyisa Lelisa (ETH) von Dickson Chumba (KEN) absetzen und den Marathon in Tokyo in 2:06:56 gewinnen. (c) Nihon TV
Wesentlich besser waren die Zeiten der Frauen, wo das Tempo im ersten Teil trotz eines ausgeprägten Pulklaufens mit Männern der Leistungsklasse ausgesprochen gleichmäßig gestaltet wurde. Nach 16:48 für die ersten 5 km lagen 10 Läuferinnen auf Kurs zu einer Zeit von unter 2:22 Stunden. Diese Gruppe schmolz auf 7 Läuferinnen zusammen, die 10 km nach 33:38, 15 km nach 50:17 und 20 km nach 1:07:05 passierten. Der Halbmarathon wurde in 1:10:41 absolviert. Nach 25 km in 1:23:39 brach die Spitzengruppe aueinander und nur noch Helah Kiprop (KEN), Amane Gobena (ETH), Edna Kiplagat (KEN), Aberu Kebede (ETH) sowie Birhane Dibaba (ETH) lagen bei 30 km in 1:40:25 vorne. Die Entscheidung fiel nach 35 km (1:57:08), wo sich Kiprop absetzen konnte und bei 40 km in 2:13:47 einen Vorsprung von 25 Sekunden auf Gobena und 50 Sekunden auf Kiplagat erlaufen hatte.
Nun war für die Kenianerin sogar eine 2:20er-Zeit in Reichweite, doch ausgerechnet im Schlusspart schwächelte Kiprop ein wenig und lief diesen Abschnitt nur in 7:40 Minuten. Trotzdem konnte die Zweite der WM in Beijing mit 2:21:27 einen tollen Streckenrekord aufstellen. Wie gleichmäßig die Siegerin ihren Lauf gestaltete zeigen die 5 km Splits: 16:48 – 16:49 – 16:48 – 16:34 – 16:47 – 16:42 und 16:39; viel konstanter kann man kaum laufen. Dabei verbesserte sie ihren Hausrekord um gleich 2 1/2 Minuten. Und den steigerte auch die Zweite, Amane Gobena (ETH), erheblich, die in 2:21:51 gleichfalls noch unter 2:22 Stunden blieb. Platz 3 ging an Edna Kiplagat (KEN) in 2:22:36 vor Aberu Kebede (ETH) in 2:23:01. Birhane Dibaba (ETH), die eigentlich mit dem Ziel nach Tokyo gekommen war, mit einer guten Platzierung den 500.000 USD Jackpot der WMM-Serie zu gewinnen, wurde der Lauf zu einer Enttäuschung. Ihre Zeit von 2:23:16 reichte nur zu Platz 5. Maja Neuenschwander aus der Schweiz belegte in 2:27:36 Platz 8.
Da die japanischen Frauen ihre Olympia-Qualifikation in zwei Wochen beim Nagoya Marathon austragen, waren keine Topläuferinnen aus Japan am Start. So war Yuki Okuno in 2:31:17 auf Platz 10 die beste Vertreterin des veranstaltenden Landes. Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass bei den eher etwas zurückhaltenden Anstrengungen in Tokyo bei der Besetzung der Elitefelder der Frauen, die Damen in diesem Jahr trotzdem für die herausragenden Leistungen sorgten. 309824 Anmeldungen waren für den Lauf eingegangen, von denen 36500 eine Startzusage bekamen. Die Zahl der Finsher ist noch nicht bekannt. 83 Elitemänner sowie 57 Elitefrauen wurden vom Veranstalter verpflichtet.Helah Kiprop (KEN) lief beim Tokyo Marathon in 2:21:27 persönliche Bestzeit und einen neuen Steckenrekord. (c) H. Winter
Mit ihrer außergewöhnlichen Leistung erreichte Kiprop 41 Punkte in der WMM-Wertung und zog damit mit Mare Dibaba (ETH) und Mary Keitany (KEN) gleich. Da bei diesem Gleichstand die direkten Vergleiche als Kriterien nicht herangezogen werden konnten, entschieden sich die Race Directoren der WMM-Events für Mary Keitany. Bei den Männern konnte Eliud Kipchoge mit 50 Punkten durch den dritten Platz von Chumba nicht mehr eingeholt werden. Beide Sportler (und deren Manager, etc.) werden somit um jeweils 500.000 USD reicher.Die Race Directors haben gesprochen. The winner is: “Mary Keitany”! Und bei den Männern war Eliud Kipchoge als Sieger eh unbestritten. (c) WMM
Ergebnisse der Männer: | |||
1. | Feyisa Lilesa | ETH | 2:06:56 |
2. | Bernard Kipyego | KEN | 2:07:33 |
3. | Dickson Chumba | KEN | 2:07:34 |
4. | Stephen Kiprotich | UGA | 2:7:46 |
5. | Abel Kirui | KEN | 2:08:06 |
6. | Eliud Kiptanui | KEN | 2:08:55 |
7. | Emmanuel Mutai | KEN | 2:10:23 |
8. | Yuki Takamiya | JPN | 2:10:57 |
9. | Javier Guerra | ESP | 2:11:01 |
10. | Yuta Shimoda | JPN | 2:11:34 |
Splits des führenden Läufers: | |||
5 km | 14:54 | 2:05:45 | |
10 km | 29:36 | 14:42 | 2:04:54 |
15 km | 44:25 | 14:49 | 2:04:57 |
20 km | 59:30 | 15:05 | 2:05:32 |
HM | 1:02:51 | 2:05:42 | |
25 km | 1:14:25 | 14:55 | 2:05:36 |
30 km | 1:29:54 | 15:29 | 2:06:27 |
35 km | 1:44:21 | 14:21 | 2:05:48 |
40 km | 1:59:54 | 15:33 | 2:06:29 |
Ziel | 2:06:56 |
Ergebnisse der Frauen: | |||
1. | Helah Kiprop | KEN | 2:21:27 CR |
2. | Amane Gobena | ETH | 2:21:51 |
3. | Edna Kiplagat | KEN | 2:22:36 |
4. | Aberu Kebede | ETH | 2:23:01 |
5. | Birhane Dibaba | ETH | 2:23:16 |
6. | Shure Demisse | ETH | 2:25:04 |
7. | Ashete Dido | ETH | 2:25:50 |
8. | Maja Neuenschwander | SUI | 2:27:36 |
9. | Isabellah Andersson | SWE | 2:30:02 |
10. | Yukiko Okuno | JPN | 2:31:17 |
Splits der führenden Läuferin: | |||
5 km | 16:48 | 2:21:47 | |
10 km | 33:28 | 16:40 | 2:21:13 |
15 km | 50:17 | 16:49 | 2:21:27 |
20 km | 1:07:05 | 16:48 | 2:21:32 |
HM | 1:10:41 | 2:21:22 | |
25 km | 1:23:39 | 16:34 | 2:21:11 |
30 km | 1:40:26 | 16:47 | 2:21:16 |
35 km | 1:57:08 | 16:42 | 2:21:13 |
40 km | 2:13:47 | 16:39 | 2:21:07 |
Ziel | 2:21:27 | 7:40 |