Mit einem ungewöhnlichen Rennverlauf bei extremen äußeren Bedingungen ging heute Mittag in Egmond aan Zee der 44. Egmond Halve Marathon über die Bühne. Die Temperaturen von 7°C und kein Regen waren zwar von Vorteil, aber Wind mit einer Stärke von “5” und eine extreme Strecke forderten im ersten Teil den Läufer einiges ab. Nur so ist auch ein Ablauf zu erklären, der zwei Hälften sah, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Die ersten 10 km wurden von der Spitze in 36:36 (!) zurückgelegt, das ist bestenfalls das Niveau engagierter Freizeitläufer. Für die zweiten 10 km brauchte der Spitzenläufer 28:12, das ist Weltklasse und über 8 Minuten schneller als das erste Segment.
Ein wesentlicher Grund für diese hohe Asymmetrie lag darin begründet, dass der Pulk der Läufer auf den ersten 7 km direkt am Sand-Strand liefen und ein kräftiger Wind entgegen blies. So erinnerten die Bilder von der Strecke mehr einer Jogging-Partie als ein Lauf mit internationaler Topbesetzung. Erst als es vom Strand und die Dünen auf befestigte Wege ging, wurde das Tempo schlagartig erhöht. Wurden die ersten beiden 5 km-Abschnitte noch in über 18 Minuten zurückgelegt, so brauchte man für die 5 km nach 15 km in 50:59 nur noch 14:23.
Eine ungewöhnlich große Gruppe für eine Veranstaltung mit Topathleten am Strand von Egmond aan Zee auf den ersten 7 km. (c) TV80
Bei 15 km lagen bis auf Emmanuel Mutai (KEN), der wenige Sekunden zurücklag, die Favoriten in einer Vierergruppe vorne: Aberu Kuma (ETH), Bernard Kipyego (KEN), Abdi Nageeye (NED) und Yekeber Bayabal (ETH). Ab hier wurde das Rennen sehr schnell, nach einem km in 2:46 brach die Spitzengruppe auseinander und der Äthiopier Bayabal setzte sich ab. Dabei holte er zunächst kurz nach 16 km die Frauen ein, die in einem Handicap-Rennen 9:17 Minuten vor den Männern gestartet wurden, und hielt das Tempo hoch. Die weiter km-Abschnitte: 2:46, 2:44, 2:45 und 2:48. Nach 20 km in 64:48 (da ist man sonst bei Topläufen schon lange im Ziel) lief der Führende die 5 km in beeindruckenden 13:49.
Durch dieses hohe Tempo kam auch keiner der Verfolger mehr an Bayabal heran, der in 1:08:08 ein Rennen mit einem wahrhaft ungewöhnlcihen Verlauf gewann. Benard Kipyego war zwischendurch etwas zurückgefallen, arbeitete sich in der Schlussphase aber noch auf Platz 2 in 1:08:33 vor, kurz dahinter belegte Aberu Kuma (ETH) in 1:08:40 den dritten Platz. Und hinter dem “Niederländer” Abi Nageeye in 1:09:02 lief einer der Favoriten Emmanuel Mutai eine Sekunde später auf Platz 5 ein. Im internationalen Maßstab sind das alles eher zweitklassige Zeiten, bedürfen aber der Berücksichtigung der Randbedingungen. Und die waren in der Tat sehr extrem.
Das zeigte sich auch bei den Frauen, die bis 10 km in 44 (!) Minuten gleichfalls eine Joggingtour hinter sich brachten. Dann wurde aber auch bei den Frauen die Fahrt deutlich schneller. Bei 15 km nach 59:45 – die letzten 5 km in 15:45 – lag noch ein Duo an der Spitze, vom dem Genet Yalew (ETH) am Ende die meisten Reserven hatte und in 1:19:02 gewann. Zweite wurde Dibabe Kuma (ETH) in 1:19:32. Auch für diese Zeiten gilt die gleiche Einschätzung wie bei den Männern. Im (Elite-)Halbmarathon erreichten 1224 Aktive das Ziel, insgesamt waren in Egmond 17000 Teilnehmer auf den Beinen. Im kommenden Jahr findet der Lauf am 8. Januar 2017 statt.
Ergebnisse Halbmarathon der Männer: | |||
1. | Yekeber Bayabal | ETH | 1:08:08 |
2. | Bernard Kipyego | KEN | 1:08:33 |
3. | Abera Kuma | ETH | 1:08:40 |
4. | Abdi Nageeye | NED | 1:09:02 |
5. | Emmanuel Mutai | KEN | 1:09:03 |
6. | Khalid Choukoud | NED | 1:09:24 |
7. | Filex Chemonges | UGA | 1:09:36 |
8. | Abdi Ulad Hakin | DEN | 1:10:09 |
9. | Ronald Schröer | NED | 1:10:16 |
10. | Michel Butter | NED | 1:10:48 |
Splits des führenden Läufers (inoffiziell) | ||
5 km | 19:25* | |
10 km | 36:36 | 17:11 |
15 km | 50:59 | 14:23 |
20 km | 1:04:48 | 13:49 |
HM | 1:08:08 | 3:20 |
Ergebnisse Halbmarathon der Frauen | |||
1. | Genet Yalew | ETH | 1:19:02 |
2. | Dibabe Kuma | ETH | 1:19:31 |
3. | Jachline Chepngeno | KEN | 1:20:34 |
4. | Aynalem Kasahun | ETH | 1:21:55 |