15. Ras Al Khaimah (RAK) Halbmarathon am 19. Februar 2022: Hochklassige Strecken-rekorde durch Kiplimo und Gebru – Petros bricht ein

Jacob Kiplimo (UGA) in 57:56 und Girmawit Gebru (ETH) in 1:04:14 krönten mit neuen Streckenrekorden die 15. Ausgabe des Ras Al Khaimah (RAK) Half Marathon. Der deutsche Rekordinhalber Amanal Petros (GER) konnte sein Vorhaben in Sachen Landes- und sogar Europarekord nicht erfolgreich umsetzen und wurde am Ende weit abgeschlagen in 1:02:36 nur auf Platz 18 notiert. Bei für die Region außergewöhnlich guten äußeren Bedingungen mit Temperaturen um 13°C und einem Taupunkt von nur 7°C ging es von Anfang an zur Sache. Mit Kiplimo an der Spitze passierte man den ersten Kilometer nach 2:39 und nach 2 km in 5:23 wurde es dem Superstar aus Uganda schon zu langsam und er setzte sich allein ohne Pacer vom Rest des Feldes ab.

Als es auf der Festlandpassage des Kurses zur 5 km-Marke ging, war Kiplimo in grandiosen 13:23 Minuten schon deutlich in Front, Rodgers Kwemoi (KEN) agierte als einzelner Verfolger, dann folgte mit 6 Sekunden Rückstand eine ca. 10-köpfige Verfolgergruppe. Amanal Petros erreichte diesen Punkt erst nach 14:01, war damit aber durchaus mit einem Tempo auf 59 Minuten im Soll zum Europarekord. An der Konstellation an der Spitze änderte sich im weiteren wenig. Kiplimo hielt das Tempo hoch und erreichte die 10 km auf dem Weg auf Majan Island nach fast aberwitzigen 26:56, im Vorfeld waren hier 27:10 Minuten geplant. Die aktuelle Welt-Jahresbestleistung über diese Distanz durch Daniel Ebenyo im Januar in Valenica beträgt 26:58! Er lag mit 26:49 klar auf WR-Kurs, Kwemoi fungierte in 27:12 weiter als erster Verfolger, nach 27:18 folgte die noch siebenköpfige Verfolgergruppe.

Nach 10 km in 26:56 lag Kiplimo deutlich in Front. (c) Livestream/Screenshot

Auf dem Weg auf der (künstlichen) Insel durch die Kurven mit großem Radius zur 15 km-Marke in 40:44 wurde Kiplimo nach 5 km-Abschnitten von 13:23 und 13:33 mit 13:48 deutlich langsamer, lag aber mit einer Projektion von 57:17 immer noch auf Kurs zum Weltrekord. Kwemoi lief weiter allein und erreichte die 15 km mit großem Abstand nach 41:09 vor der Verfolgergruppe in 41:27. Schon den letzten km zur 15 km-Marke hatte Kiplimo nur noch in 2:51 zurückgelegt. Es folgten zwei km-Abschnitte von 2:51 und 2:50 und erstmals lag der Spitzenreiter mit 57:36 über seinem eigenen WR. Er konnte die km-Splits danach wieder etwas steigern (2:48, 2:51, 2:49, 2:47), aber zum WR verlor er weitere wertvolle Zeit und bei 20 km in 54:53 hatte er die letzten 5 km in nur noch 14:09 zurückgelegt. Im Ziel wurde er mit der Jahres-Weltbestzeit von 57:56 gestoppt, zum WR fehlten ihm aber 25 Sekunden.

Jacob Kiplimo gewann das Rennen der Männer in der Weltklassezeit von 57:56 Minuten. (c) Livestream/Screenshot

Den Kursrekord von 58:42 konnte er aber “pulverisieren”. Und auch die ersten fünf Läufer im Ziel blieben unter dieser Marke. Rodgers Kwemoi konnte seinen Vorsprung verteidigen und wurde in 58:30 Zweiter,dann folgte als Dritter Kenneth Kiprop (KEN) in 58:35 vor Tura Seifu (ETH) in 58:36 und Amdework Walelegn (ETH) in 58:40. Und mit Daniel Mateiko (KEN) in 58:45 und Alexander Mutiso (KEN) in 58:48 blieben insgesamt 7 Läufer unter 59 Minuten, ein in der Tat auch in der Breite herausragendes Ergebnis.

Dahinter erlebte der deutsche Rekordmann Amanal Petros sein “Waterloo”. Nach 10 km in 28:18 sah es für ihn noch gut aus, aber schon die 15 km-Zwischenzeit von 43:10 mit den letzten 5 km in 14:52 ließen für den Rest nichts Gutes erahnen. Für die dann folgenden 5 km brauchte Petros 15:56 und passierte die 20 km erst nach 59:06 – ungefähr diese Zeit wollte er eigentlich über die volle 21,0975 km lange Distanz laufen – und erreichte auf Position 18 in für ihn indiskutablen 1:02:36 das Ziel. Außerhalb der Straßen Valencias konnte Petros nach dem Desaster in Istanbul im April 2021 wieder einmal nicht überzeugen

Auch im Rennen der Frauen ging es vom Start weg flott zur Sache. Bei 5 km in 15:12 hatte man die Tempojagd mit Kurs auf eine Zeit auf 64:08 begonnen, deutlich unter dem Kursrekord von 64:31 durch Ababel Yeshaneh (ETH) aus dem Jahr 2020, das war damals bis April 2021 in Istanbul der Weltrekord, und sie war auch diesmal als eine der Aspirantinnen auf den Sieg wieder in RAK am Start. Kurz darauf gab es bereits die erste Schrecksekunde, denn eine der Favoritinnen im Vorfeld, die Bahnlegende Genzebe Dibaba (ETH), fiel aus der zahlreichen Spitzengruppe zurück und gab das Rennen bald darauf auf. Das Tempo vorne blieb weiterhin hoch, in 30:28 wurden die ersten 10 km zurückgelegt.

An der Spitze des Frauenfeldes hatte sich danach zusammen mit zwei Tempomachern ein Trio mit der Debütantin Gebru, Topfavoritin Hellen Obiri (KEN) und Sheila Chepkirui (KEN) gebildet. Und als man die 13 km nach 45:26 erreichte, gab es die nächste Überraschung, denn die Ex-Weltrekordhalterin und Titelverteidigerin Yeshaneh war hier schon zurückgefallen und beendete bald darauf das Rennen. Vorne blieb das Trio bis 15 km in 45:51 zusammen, nach gut 55 Minuten fiel dann Chepkirui zurück und Gebru und Obiri kämpften um den Sieg.

Girmawit Gebru gewann das Rennen der Frauen in 1:04:14. (c) Livestream/Screenshot

Nach 20 km in 1:01:04 war es zunächst Obiri, die eine Attacke inszenierte. Gebru fiel kurz zurück, konnte aber dann ihrerseits kontern und Obiri eindrucksvoll davonlaufen. Die erst 20-jährige Äthiopierin, die erst kürzlich beim Great Ethiopian Run in Addis Abeba über 10 km in 31:29 Zweiter geworden war, gewann deutlich mit Kursrekord von 1:04:14 vor einer geschlagenen Obiri in 1:04:24, die aber ihre PB vom Debüt in Istanbul im April 2021 um eine halbe Minute steigern konnte. Und auch die Dritte Sheila Chepkirui konnte mit 1:04:36 ihre PB von zuvor 1:04:54 verbessern. Zu erwähnen ist die Leistung von Eilish McColgan (GBR) in 1:06:26 auf Platz 6, die sich das Rennen sehr gut eingeteilt hatte. Mit 15:40 bei 5 km und 31:27 bei 10 km war die das hohe Tempo an der Spitze nicht mitgegangen und wurde am Ende mit einem neuen Landesrekord belohnt. Mit sehr guten Leistungen in den Wochen zuvor bei einem 10 km-und 5 km-Lauf in Dubai hatte die Tcohter der Lauflegende Liz McColgan ihre gute Form bereits angedeutet.

Die Splits der führenden Läufers (Kiplimo):
distance split LAP projected pace
1 km 2:39 last km: 2:39 proj: 0:55:55
2 km 5:23 last km: 2:44 proj: 0:56:47
3 km 8:04 last km: 2:41 proj: 0:56:47
4 km 10:41 last km: 2:37 proj: 0:56:21
5 km 13:23 last km: 2:42 proj: 0:56:28
6 km 16:02 last km: 2:39 proj: 0:56:23
7 km 18:45 last km: 2:43 proj: 0:56:31
8 km 21:29 last km: 2:44 proj: 0:56:39
9 km 24:14 last km: 2:45 proj: 0:56:48
10 km 26:56 last km: 2:42 proj: 0:56:49
11 km 29:40 last km: 2:44 proj: 0:56:54
12 km 32:24 last km: 2:44 proj: 0:56:58
13 km 35:10 last km: 2:46 proj: 0:57:04
14 km 37:53 last km: 2:43 proj: 0:57:05
15 km 40:44 last km: 2:51 proj: 0:57:17
16 km 43:35 last km: 2:51 proj: 0:57:28
17 km 46:25 last km: 2:50 proj: 0:57:36
18 km 49:13 last km: 2:48 proj: 0:57:41
19 km 52:04 last km: 2:51 proj: 0:57:49
20 km 54:53 last km: 2:49 proj: 0:57:54
21 km 57:40 last km: 2:47 proj: 0:57:56
HM 57:56 last 98m: 0:16 proj: 0:57:56 CR

Grafik der projizierten Zeit im Ziel als Funktion der Streckenlänge

Elitefeld der Männer:

Elitefeld der Frauen: