In einem mutigen Sololauf verbesserte Sifan Hassan (NED) den Streckenrekord der Frauen bei der 36. Auflage des Generali Berliner Halbmarathon auf 1:05:45 und rettete damit die sportliche Leistungsbilanz des mit über 35.000 Startern weitaus größten deutschen Halbmarathon. Das Rennen der Männer gewann William Wanjiku in 1:01:00 vor vier weiteren Landsleuten. Bei guten äußeren Bedingungen hatte Hassan bis 5 km in 15:27 noch Begleitung von Veronica Nyaruai (KEN), womit die Beiden auf Kurs von 1:05:12 und damit nur wenig über einem Tempo zum Weltrekord von 1:05:51 durch Joyciline Jepkosgei lagen. Geführt von zwei Tempomachern setzte sich Hassan bald darauf von ihrer Konkurrentin ab und führte nach 10 km in 30:51 mit einem Vorsprung von 50 Sekunden. Auf dem letzten Teilstück hatte Hassan sogar etwas zulegen können und rückte mit einer Projektion auf 1:05:05 dem Weltrekord etwas näher.
Die für die Niederlande startende gebürtige Äthiopierin musste aber auf dem Rückweg in das östliche Zentrum der Stadt dem hohen Tempo Tribut zollen und lag bei 15 km in 46:33 schon so gut wie aussichtslos in Sachen Weltrekord zurück. Nach 1:05:45 blieben die Uhr im neuen Zielbereich nach dem Brandenburger Tor stehen, womit sie am Ende den Weltkord um fast eine volle Minute verfehlte, was die sympathische Athletin auf die fehlende Substanz in der noch frühen Saison zurückführte. Über 3 Minuten lag die Zweite Veronica Nyaruai in 1:08:51 zurück. Und mit Selamawit Bayoulgn (ETH) als Dritte in 1:09:02 und Naumi Vaati (KEN) aus Platz 4 in 1:09:40 liefen noch zwei weitere Läuferinnen unter 70 Minuten ins Ziel.
Sifan Hassan gewann erwartungsgemäß den Berliner Halbmarathon. (c) DTV/Screenshot
Beste deutsche Läuferin wurde auf Platz 6 die amtierende Marathon-Meisterin Fabienne Amrhein (GER) in 1:11:39 vor Deborah Schöneborn (GER) aus Berlin in 1:13:00. Anna Hahner (GER) landete bei ihrem Start nach langer Verletzungspause in 1:15:42 auf Platz 11.
Das Rennen der Männer was weitaus weniger spektakulär als die Tempohatz von Hassan. Bis 5 km hatten sich fünf Läufer in 14:27 abgesetzt, der deutsche Topläufer Richard Ringer (GER) folgte mit einem Abstand von etwa 10 Sekunden. Auch nach 10 km in 28:48 erhöhte sich die Fahrt kaum, so dass eine Zeit internationaler Klasse schon hier nicht mehr zu erzielen war; man lag auf Kurs zu einer Zeit von 1:00:45. Das Quintett an der Spitze blieb bis nach 15 km in 43:28 zusammen, bis sich in der Schlussphase das Trio William Wanjiku (KEN), Kilimo Rhonzas (KEN) und Alfred Ngeno (KEN) absetzen konnten. Sehenswert waren dann weniger die Zeiten oder der Livestream vom Rennen als vielmehr ein spannendes Finale das Wanjiku in 1:01:00 vor Rhonzas in 1:01:01 und Ngeno in 1:01:02 gewann.
Beachtlich schlugen sie sich Richard Ringer bei seinem Debüt in 1:02:10 auf Platz 7 und vor allem auch Amanal Petros (GER) auf Platz 9 in 1:02:32. Auf Platz 15 lief in 1:04:22 Philipp Pflieger (GER) in 1:04:22 ins Ziel, das erstmals kurz hinter dem Brandenburger Tor aufgebaut war.