Die Äthiopier Birhanu Legese (ETH) in 2:04:48 sowie Ruti Aga (ETH) in 2:20:40 gewannen die 13. Auflage des Tokyo Marathon bei regnerischem Wetter in der japanischen Hauptstadt. Temperaturen um 6°C, regennasse Straßen sowie ein strammer Gegenwind im Schlussteil trugen maßgeblich dazu bei, dass das Leistungsniveau vor allem in der Breite nicht den Erwartungen im Vorfeld entsprach. Enttäuschend verliefen die Dinge vor allem für das Land des Gastgebers, wo man u.a. den 100. japanischen Läufer aller Zeiten mit unter 2:10 Stunden im Ziel begrüßen wollte. Am Ende schaffte dies kein einheimischer Läufer; im letzten Jahr gab es noch mit 2:06:11 einen Landesrekord und 9 Läufer unter 2:10 Stunden.
Die umfangreiche Spitzengruppe nach gut 2 km. (c) Collin Winter
Im Rennen – Start 9:10 Uhr Ortszeit – setzte eine umfangreiche Spitzengruppe die Vorgaben im Vorfeld konsequent um und passierte die ersten 5 km nach 14:37. Zusammen mit den Tempomachern Edwin Koech, Felix Kipkoech und Richard Mengich lagen hier 15 Männer in Front auf Kurs zu einer Zeit von 2:03:21, d.h. unter dem Steckenrekord von 2017 von 2:03:58. Hinter der Topelite hatte sich eine zahlreiche Gruppe mit vorwiegend japanischen Läufern gebildet, bis 15 Minuten hatten 66 Läufer die Marke bei 5 km passiert. Dieses sub-2:07-Stunden-Tempo war bei diesen Bedingungen mehr als mutig und konnte aber eigentlich nicht gutgehen. Am Ende kam es dann auch so, nur ganze vier Läufer unterboten im Ziel an der Tokyo Station 2:10 Stunden.
Spitzen- und Verfolgergruppe nach 5 km. Die Spitze liegt auf Kurs zu 2:03:21, die Verfolger auf 2:05:45. Am Ende laufen nur vier Läufer unter 2:10 Stunden, aus der Verfolgergruppe schafft diese Zeit niemand. Ein Musterbeispiel für eine unrealistische Renneinteilung. (c) Livestream/Screenshot
Mit El Hassan El Abbassi (2:04:43, Valencia 2018) gab es bei ca. 9 km in 29:09 einen ersten Favoriten, der das Tempo an der Spitze nicht mehr folgen konnte, die 10 km in 29:09 zurücklegte. Nach 15 km in 43:56 lag man vorne mit einem Tempo auf 2:03:35 nach wie vor im Soll, bei 20 km in 58:45 waren noch 10 Läufer in der Kopfgruppe und mit einer Projektion auf 2:03:57 auf Streckenrekordkurs. Kurz darauf wurde dann der Halbmarathon in 1:02:02 passiert, wobei in der Spitzengruppe neben den Topfavoriten wie Vorjahressieger Dickson Chumba (KEN), Birhanu Legese (ETH), Bedan Karoki (KEN) auch noch die japanischen Läufer Yuki Sato, Shogo Nakamura sowie der Landesrekordhalter (2:05:50, Chicago 2018) Suguru Osako (alle JPN) dabei waren.
Bei 25 km in 1:13:29 lagen nur noch die Tempomacher Koech und Kipkoech sowie Karoki, Chumba und Legese (v.l.) vorne. (c) Livestream/Screenshot
Kurz darauf brach die Spitzengruppe auseinander und mit zwei verbliebenen Tempomachern setzten sich nun Chumba, Legese und Karoki von den Mitstreitern ab und hatten bei 25 km nach 1:13:29 bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden auf das Trio Sato, Simon Kariuki (KEN) und Seifu Tura (ETH). Nach gut 28 km konnte “Mr. Tokyo”, Dickson Chumba, nicht mehr folgen und lag bei 30 km eine viertel Minute zurück. Dort stieg nach 1:28:16 der letzte verbliebene Tempomacher Koech aus und schon einen Kilometer später fiel bereits die Entscheidung um den Sieg. Legese konnte sich nach gut 30 km von Karoki absetzen und war allein in Front. (c) Livestream/Screenshot
Legese hielt das Tempo hoch und Karoki – der Halbmarathon-Spezialist mit einer Bestzeit von “nur” 2:07:41 (London 2017) – konnte nicht mehr folgen. Bei 35 km lag Legese in 1:42:57 schon 20 Sekunden vor dem in Japan lebenden Kenianer und hatte noch Aussichten auf den hochkarätigen Kursrekord von 2:03:58 bei der Premiere auf der neuen Strecke im Jahr 2017. Bis 38 km in 1:51:47 sah dies Unterfangen viel versprechend aus, dann machte aber ein erheblicher Gegenwind und die Kopfsteinplaster-Passagen im Zielbereicht allen Hoffnungen ein Ende.
Über 1:58:01 bei 40 km (2:04:30 Tempo) erreichte Legese unangefochten das Ziel nach 2:04:48, eine angesichts der äußeren Bedingungen absolute Klassenzeit. Legese war im letzten Jahr in Dubai bereits bei seinem Debüt 2:04:15 gelaufen und gehörte damit sicher zum engeren Favoritenkreis. Nach seiner Aussage hätte er bei besseren Bedingungen eine Zeit um 2:03 Stunden laufen können. Aber trotz der nicht einfachen Bedingungen lief Legese nach Wilson Kipsangs 2:03:58 die zweischnellste Zeit auf japanischem Terrain.
Birhanu Legese gewann den 13. Tokyo Marathon. (c) Livestream/Screenshot
Seine Zeit von heute rangiert im weltweiten Jahres-Raking nur auf Platz 4, der Beste des Jahres ist nach wie vor Getaneh Molla beim Dubai Marathon mit 2:03:34. Exakt zwei Minuten hinter dem Sieger kam Bedan Karoki mit neuer PB von 2:06:48 ins Ziel und weitere zwei Minuten später lief Dickson Chumba in 2:08:44 ein, womit der Vorjahressieger zum vierten Mal in Tokyo Dritter wurde. Hinter dem in Japan lebenden Kenianer Simon Kariuki, der in 2:09:41 ein beachtliches Debüt schaffte, wurde ein weiterer Debütant Kensuke Horio (JPN) bester Japaner in 2:10:21.
Horio hatte sich das Rennen weit besser eingeteilt als seine Landsleute, in 1:03:37 lag er nach der Hälfte 1 1/2 Minuten hinter Osako, Nakamura und Sato zurück. Am Ende ging deren Tempohatz zu Beginn gründlich daneben, Osako gab nach 1:27 Stunden das Rennen auf, Nakamura auf Platz 15 in 2:14:52 und Sato auf Platz 16 in 2:15:07 waren im zweiten Teil mit 1:12:48 sowie 1:13:07 langsamer als die besten Frauen. Aber auch Horie lief die letzten 10 km (ab 20 Meilen: 1:37:30) nur noch in knapp 33 Minuten. Nakamura konnte in 2:08 beim Berlin Marathon 2018 noch überzeugen, diesmal belegte sein riesiger „positiver Split“, dass er im ersten Part (wie auch Sato) total überzogen hatte. Sehr bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch der Vorsprung von 1:19 Minuten bei 25 km, den Sato gegenüber dem japanischen Rekord (Osako in Chicago 2018 bei 25 km: 1:15:19) hatte. Bald darauf begann nämlich sein Einbruch und im Ziel hatte er über 10 Minuten seines “Vorsprungs” eingebüßt und landete unter “ferner liefen”.
Auch bei den Frauen gab es eine ausgezeichnete Siegerzeit von einer Läuferin, die wie der Sieger aus Äthiopien kam. Ruti Aga konnte in 2:20:40 ihren ersten hochkarätigen Marathon nach einer Serie zweiter Plätze gewinnen. Aber auch hier verhinderten vermutlich die äußeren Bedingungen einen erfolgreichen Angriff auf den Streckenrekord, der am Ende um 50 Sekunden verfehlt wurde. Das Rennen der Frauen wurde mit 16:34 für 5 km, 33:04 für 10 km und 49:25 für 15 km recht flott angelaufen. Eine Gruppe von sieben Läuferinnen lagen dort auf Kurs zu einer Zeit um 2:18:40 zusammen: neben Aga, Ababel Yeshaneh (ETH), Florence Kiplagat (KEN), Helen Tola (ETH), Shure Demisse (ETH), Yebrgual Melese (ETH) und Bedatu Hirpa (ETH).
Ruti Aga gewann die 13.Ausgabe des Tokyo Marathon. (c) Livestream/Screenshot
Über 20 km in 1:06:02 passierte man die Halbdistanz nach 1:09:44 und lag damit bestens auf Kurs zu einem neuen Streckenrekord. Über 1:22:50 bei 25 km und 1:39:39 bei 30 km hatte man nur Melese aus der Spitzengruppe verloren. Bald nach 35 km in 1:56:43 fiel eine Vorentscheidung, als nur noch Tola und Demise ihrer Landsfrau Aga eine Weile zu folgen vermochten. Bei 40 km nach 2:13:21 lag Ago in 2:13:21 schon 10 Sekunden in Front und baute diesen Vorsprung bis im Ziel in 2:20:40 noch auf 20 Sekunden aus. Tola wurde in 2:21:01 Zweite vor Demise in 2:21:05. Die ehemalige Topläuferin Florence Kiplagat hielt vorne lange mit und wurde in 2:21:50 gute Vierte. Auf Platz 7 feierte Mao Ichiyama (JPN) in 2:24:33 ein beherztes Debüt, wobei aber auch sie im Schlussteil erhebliche Zeit einbüßte.
Nach knapp unter 35.000 Finishern im letzten Jahr lagen die entsprechenden Zahlen in diesem Jahr wieder oberhalb dieser vom Veranstalter gesetzten Grenze. Sehr beeindruckend ist die Zahl von 155 (!!) Finishern, die trotz der “Sauwetters” das Ziel in der Nähe von Tokyo Station und Imperical Palace in weniger als 2 1/2 Stunden erreichten. Der Tokyo Marathon eröffnete wie in jedem Jahr den Reigen der World Marathon Majors Serie – einer Art Eliteliga des Marathonlaufs – , die nächsten Stationen werden Boston am 15. April und London am 28. April sein. Schon in der kommende Woche gehen noch zwei weitere hochkarätige Marathonläufe auf der Insel über die Bühne: der Lake Biwa Marathon in Otsu für die Männer und der Nagoya Marathon für Frauen. Für die japanische Elite bieten diese beiden Läufe letzte Chancen sich für die Olympia-Qualifikation des Verbandes im September zu empfehlen.
Die Splits des führenden Läufers: | ||
5 km | 14:37 | |
10 km | 29:09 | 14:32 |
15 km | 43:56 | 14:47 |
20 km | 58:45 | 14:49 |
HM | 1:02:02 | |
25 km | 1:13:29 | 14:44 |
30 km | 1:28:16 | 14:47 |
35 km | 1:42:57 | 14:41 |
40 km | 1:58:01 | 15:04 |
Ziel | 2:04:48 | 6:47 |
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