12. RAK Half Marathon am 9. Februar 2018: Wieder eine Flut von Fabelzeiten im Emirat

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Mit einem Feuerwerk von Weltklassezeiten ging heute morgen , der 12. RAK Half Marathon im Vereinigten Arabischen Emirat Ras Al Khaimah über die Bühne. Sowohl bei den Männern gab es durch den Vorjahrsieger Bedan Karoki (KEN) in 58:42 als auch bei den Frauen durch Fancy Chemutai (KEN) in 1:04:52 neue Streckenrekorde, die in das Regime der absoluten Weltklasse einzuordnen sind. Chemutai verpasste den aktuellen Weltrekord der Frauen um eine winzige Sekunde, den Joyciline Jepkosgei im Oktober 2017 mit 1:04:51 in Valencia aufgestellt hatte. Jepkosgei war auch im Rennen dabei, litt aber an den Folgen einer Erkältung und wurde am Ende in 1:06:46 nur Fünfte. Pikanterweise ist der Weltrekord aus Valencia noch nicht von der IAAF ratifiziert, so dass im Prinzip Chemutai den Weltrekord im heutigen Rennen eingestellt hat. Diesbezüglich bleibt es interessant zu ergründen, wie es sich mit der Rekordprämie von 100.000 US$ verhält.

rak2018-winner-womenDie Erstplatzierten im Rennen der Damen: Keitany (3.v.l.), Chemutai und Kipkirui bei der Siegerehrung. (c) H. Winter

Sowohl die Läufe der Männer als auch Frauen waren durch ein sehr gleichmäßiges Tempo bestimmt. Die zahlreichen Tempomacher machten in allen Belangen ausgezeichnete Arbeit. Die ersten Kilometer wurden bei den Frauen fast konstant in 3:03 Minuten bewältigt, dabei setzten sich schnell vier Läuferinnen – unterstützt von drei Tempomachern – vom Rest der Konkurrenz ab und agierten sofort im Regime eines neuen Weltrekords. Bei 5 km in 15:13 lag man auf Kurs zu einer Zeit von 1:04:12, nach 10 km in 30:33 ließ das Tempo kaum nach und vorne lagen nach wie vor Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei, Mary Keitany, Fancy Chemutai und Caroline Kipkirui (alle KEN).

Nach gut 40 Minuten bahnte sich bereits eine erste Entscheidung an, denn die Favoritin Jepkosgei konnte nicht mehr folgen und fiel, durch eine Erkältung geschwächt, schnell zurück. Vorne lag nun noch eine Trio zusammen mit zwei Tempomachern, das bei 15 km in 46:06 mit einer Projektion von 1:04:50 fast genau auf Weltrekordkurs lag. Kurz darauf passierte die Spitzengruppe die 10 Meilen-Marke in 49:29, die einen neuen Weltrekord über diese Distanz bedeuten. Zuvor stand die Bestmarke bei 51:44 aus dem Jahr 2007. Den Weltrekord wird wohl Chemutai zugeschrieben bekommen, die als Erste die Zeitnahme passierte.

Noch vor 20 km verlor Kipkirui den Anschluss an Keitany und Chemutai und lag bei 20 km nach 61:33 um sechs Sekunden zurück. Die beiden Spitzenreiterinnen waren hier mit 1:04:56 noch in den Regionen knapp über dem Weltrekord. Nach 21 km in 1:04:37 begann der Zielsprint, in dem Keitany und Chemutai dem Weltrekord immer näher kamen. Am Ende hatte Chemutai, die erst seit zwei Jahren für den Straßenlauf trainiert, die schnelleren Beine und gewann das Rennen der Frauen in 1:04:52, wobei sie den aktuell gültigen Weltrekord einstellte.

Nur wenige Schritte dahinter lief auch Mary Keitany mit 1:04:55 eine großartige Zeit. Damit wurde sie zwar wie im Vorjahr wieder nur Zweite in RAK, sie verbesserte aber ihren Hausrekord aus dem Vorjahr von 1:05:13 um 18 Sekunden. Die Siegerin Chemutai steigerte ihre Bestzeit von 65:36 noch deutlicher und dürfte die aktuell schon boomende Straßenlaufszene bei den Frauen in der nächsten Zeit weiter bereichern. Auch Caroline Kipkirui lief mit 1:05:07 eine Weltklassezeit, die nur eine Sekunde über dem alten Streckenrekord lag. Und auf Platz 4 legte Joan Melly (KEN) in 1:05:37 das schnellste Debüt einer Frau auf das Plaster des Emirats. Hinter Melly liefen Joyciline Jepkosgei (KEN) 1:06:46, Degitu Asires (ETH) 1:06:47 und Brigid Kosgei (KEN) 1:06:49, das waren sieben unter 1:07 Stunden. Mit Gladys Cherono (KEN) in 1:07:13 und Helen Bekele (ETH) in 1:07:47 blieben insgesamt 9 Läuferinnen unter 1:08 Stunden.

rak-2018-finish-karokiBedan Karoki wiederholte in RAK seinen Erfolg aus dem Vorjahr. (c) Livestream/Screenshot

Das Rennen der Männer wurde sogar noch gleichmäßiger als das der Frauen absolviert. Unterstützt durch eine Anzeige, auf der nach jedem Kilometer die Splits für den letzten Kilometer und die projizierten Zeiten im Ziel an die führenden Läufer und deren Tempomacher übermittelt wurden, lagen die Zeiten für die ersten 9 km bei 2:47 Minuten +/- 1 Sekunde. Nach 5 km in 13:53 befand sich eine ca. 15 Mann starke Spitzengruppe auf Kurs zu einer Zeit von 58:34, bei 7 km in 19:25 mit 58:30 war man sogar dicht am Weltrekord von 58:23 durch Zersenay Tadese aus dem Jahr 2010. Bei 10 km in 27:48 war die Situation weitgehend unverändert, wobei bald darauf der Ex-Marathon-Weltrekordler Ghirmay Ghebreslassie (ERI) zurückfiel und bei ca. 12 km das Rennen aufgab.

Bis hierhin hatte der Shooting Star der letzten Saison über 10 km, Benard Kimeli (KEN), das Tempo gemacht. Danach durfte er sich diesbezüglich zurückhalten, und in 1:00:16 lief er bis ins Ziel und schaffte ein beeindruckendes Debüt über die Halbmarathondistanz, das für künftige Auftritte über diese Distanz hoffen lässt. An der Spitze gab es nun entscheidende Veränderungen, denn dort setzte sich nach 15 km in 41:43 ein Trio bestehend aus dem Vorjahressieger Bedan Karoki, dem Debütanten Jemal Yimer (ETH) und Alex Kibet (KEN) ab, das schnell einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz herauslief. Ab 13 km hatte zunächst auch noch Jorum Okombo folgen können, der im September 2017 in Kopenhagen hinter Abraham Cheroben in 58:48 Zweiter geworden war. Mit dieser Zeit brachte er die beste Vorleistung aller Teilnehmer mit ins Emirat.

Nach 18 km in 50:06 lag man mit 58:43 immer noch auf Kurs zu einer Weltklassezeit. Karoki hielt das hohe Tempo bis hierhin am besten durch und erlief sich nun schnell einen ansehnlichen Vorsprung gegenüber seinen beiden Mitstreitern heraus. Bei 20 km in 55:41 war klar, dass Karoki den Streckenrekord von Patrick Makau von 58:52 unterbieten konnte, was ihm auch mit einem schnellen Finale in 3:01 Minuten von dort bis ins Ziel gelang. Nach 58:42 erreichte er die Ziellinie und schaffte neben einer neuen persönlichen Bestleistung auch einen neuen Streckenrekord, mit der er der viertschnellste Läufer aller Zeiten über die Halbmarathondistanz wurde. Vom kenianischen Verband war er schon zuvor als Vize-Weltmeister für die WM Ende März im spanischen Valencia nominiert worden. Danach wird er am 22. April beim London Marathon an den Start gehen.

Auf Platz 2 lief der erst 21 Jahre alte äthiopische Joungster Jimal Yimer in 59:00 das schnellste Debüt aller Zeiten. Im letzten Jahr wurde er bei der WM in London Fünfter über 10000 m auf der Bahn. Und auch die Zeit des Dritten Alex Kibet (KEN) von 59:03 war in allen Belangen hochkarätig, so auch die Anzahl von sieben Läufern mit Zeiten von unter einer Stunde: Jorum Okombo (KEN) 59:36, Morris Gachaga (KEN)59:36, Wilfred Kimutai (KEN) 59:40 und Edwin Kiptoo 59:54.

rak2018-winner-menDie Erstplatzierten Männer beim RAK Halbmarathon bei der Siegerehrung: Kibet, Karoki und Yimer (v.r.) Überreicht wurden die Preise von seiner Royal Highness Sheikh Saud Bin Saqr Al Oasimi, dem Regenten von RAK. (c) H. Winter

Der Halbmarathon im Emirat hat damit seinen Ruf als weltweit beste Veranstaltung über diese Distanz eindrucksvoll bestätigt. Dazu sollte man anmerken, dass man bei Frauen und Männern schon zuvor bei den Zehnermitteln der schnellsten auf einem Kurs erzielten Zeiten vorne lag. Am Freitag rutschte aber dieses Mittel bei denMännern mit 58:57 erstmals unter die Grenze von 59 Minuten.

Und bei den Frauen ist dieses Mittel mit 1:05:29 gleichermaßen herausragend. Somit haben die beiden kleinen Emirate am Arabischen Golf die globale Laufszene innerhalb von nur 14 Tagen ganz schön aufgemischt. Die vermeintlich Großen der Szene werden sich über den „Rest“ des Jahres ganz schön ins Zeug legen müssen, um bei dieser Leistungsexplosion mithalten zu können. Steigerungspotential besteht allerdings noch in den Finisherzahlen, die in diesem Jahr sehr nahe bei 3000 Teilnehmern lagen (genauer: 2278 Männer und 766 Frauen).

Ergebnisse Halbmarathon der Frauen:

1.

Fancy Chemutai

KEN

1:04:52 CR

2.

Mary Keitany

KEN

1:04:55

3.

Caroline Kipkirui

KEN

1:05:07

4.

Joan Chelimo Melly

KEN

1:05:37

5.

Joyciline Jepkosgei

KEN

1:06:46

6.

Degitu Azimeraw Asires

ETH

1:06:47

7.

Brigid Kosgei

KEN

1:06:49

8.

Gladys Cherono

KEN

1:07:13

9.

Helen Tola Bekele

ETH

1:07:47

10.

Naom Jebet

KEN

1:08:22

Ergebnisse Halbmarathon der Männer:

1.

Bedan Karoki

KEN

0:58:42 CR

2.

Jemal Yimer

ETH

0:59:00

3.

Alex Kibet

KEN

0:59:06

4.

Jorum Lumbasi Okombo

KEN

0:59:36

5.

Morris Gachaga

KEN

0:59:36

6.

Wilfred Kimitei

KEN

0:59:40

7.

Edwin Kiptoo

KEN

0:59:54

8.

Benard Kimeli

KEN

1:00:16

9.

Vincent Rono

KEN

1:00:24

10.

Lelisa Desisa

ETH

1:00:28

Inoffizielle Splits Halbmarathon der Frauen:
distance  split last km last 5 km projection bib#
1 km  3:03 3:03  1:04:21
2 km  6:06 3:03  1:04:21
3 km  9:10 3:04  1:04:28
4 km  12:10 3:00 1:04:10
5 km 15:13  3:03 15:13 1:04:12
6 km 18:16  3:03  1:04:14
7 km 21:19  3:03  1:04:15
8 km  24:26 3:07 1:04:23
9 km 27:26  3:00 1:04:18
10 km  30:33 3:07  15:20  1:04:27
11 km 33:40  3:07  1:04:34
12 km  36:44  3:04  1:04:35
13 km  39:53  3:09 1:04:44
14 km 42:59 3:06 1:04:46
15 km  46:06 3:07  15:33 1:04:50
16 km 49:11 3:05 1:04:51  10 mi 49:29 WR
17 km  52:18 3:07  1:04:54
18 km  55:20 3:02  1:04:51
19 km  58:26  3:06  1:04:53
20 km  61:33  3:07 15:27  1:04:56
21 km  64:37  3:04  1:04:55
HM  64:52  0:15 3:19 Chemutai
Inoffizielle Splits Halbmarathon der Männer:
distance  split last km last 5 km projection bib#
1 km 2:46  2:46 58:12
2 km  5:34  2:48  58:44
3 km  8:20  2:46  58:38
4 km  11:06  2:46  58:36
5 km 13:53  2:47  13:53  58:34
6 km  16:39  2:46  58:31
7 km  19:25  2:46  58:30
8 km  22:13  2:48  58:35
9 km  24:59  2:46  58:35
10 km  27:48  2:49 13:55  58:36
11 km  30:36  2:48  58:42
12 km 33:22  2:46  58:41
13 km  36:09  2:46  58:40
14 km  38:57  2:48 58:41
15 km  41:43 2:46 13:55  58:40
16 km 44:30  2:47  58:40
10 mi 44:46 58:41
17 km  47:20  2:50  58:44
18 km  50:06  2:46  58:43
19 km  52:54  2:48  58:45
20 km  55:41  2:47  13:58  58:44
21 km 58:27  2:46  58:43
HM 58:42  (3:01)  CR #1 Karoki