Die Laufszene in China boomt auf allen Strecken. (c) Taiyuan Marathon
In einer Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua vom 20. März 2017 werden im Detail die Teilnehmerzahlen bei Laufveranstaltungem im Jahr 2016 in der Volksrepublik aufgeführt. Und die sind in der Tat schwindelerregend. Diese Entwicklungen noch als “Aufwind” zu bezeichnen, kommt eher einer Untertreibung gleich. Danach wurde beim chinesischen Verband der Chinese Athletics Association (CAA) im letzten Jahr 2016 zusammen 328 Laufveranstaltungen registriert, was einen Zuwachs um 150 % bedeutet.
Diese Veranstaltungen gliedern sich in 125 Marathonläufe, 128 Halbmarathon sowie 75 sonstige Läufe und fanden in 133 diversen Städten statt. Dies sind erfreuliche Zahlen, die aber mit der Fülle an Events in unseren Regionen nicht in Ansätzen mithalten können. Bei den Teilnehmerzahlen sieht das allerdings schon anders aus. Diese belegen mehr als eindrucksvoll, welches enorme Potential im Laufsport im Reich der Mitte schlummert.
Danach haben sich insgesamt etwa 2,8 Millionen (2.800.000) Läufer/innen an den Veranstaltungen beteiligt, womit die Zahl des Vorjahres von 1,3 Millionen um einen guten Faktor 2 gesteigert werden konnte. Damit stellt man schon heute die Teilnehmerzahlen in den USA, in Europa oder auch in Japan um Längen in den Schatten. Und das ist sicher noch lange nicht das Ende stürmischer Entwicklungen, zumal die Zahl der gemeldeten Veranstaltungen für 2017 bereits die Marke von 400 überschritten hat. Der Verband geht davon aus, dass im Jahr 2020 etwa 800 Veranstaltungen mit ca. 10 Millionen Teilnehmern stattfinden werden. Dies sind Dimensionen, die vor kurzem noch alle Vorstellungen sprengten.
Dazu der Vizepräsident des Chinesischen Verbandes Du Zhaocai: “Now we can say that the marathon has become the most popular competition in China, which contributes to promoting healthy lifestyles”. Diese Einschätzung kann man in allen Belangen stützen, wobei der Boom in China auch seine Spuren in den “etablierten” Ländern des Laufsports hinterlassen wird.
Insofern liegen die Parallelen mit wirtschaftlichen Entwicklungen auf der Hand. Die großen Events in China werden auf dem Weg nach internationaler Reputation den Kampf um die besten (meist ostafrikanischen) Athleten weiter anheizen, andererseits könnte der Lauftourismus die heimischen Events zu gerne gesehenen Steigerungen im weitgehend stagnierenden Markt der Teilnehmer an Marathonläufen führen.
Aber bei solch rasanten Zuwächsen der Teilnehmerzahlen bleiben die Schattenseiten nicht aus, insofern wiederholen sich diesbezüglich die bei uns schon gemachten Erfahrungen. Immer wieder werden Läufer mit übernommenen Startnummern erwischt, was in einem Todesfall beim Xiamen Marathon im Dezember 216 zu trauriger Öffentlichkeit führte, als der auf der Strecke verstorbene Läufer auch noch die Startnummer einer Frau trug. Nach diesem Vorfall hat man vom Verband bereits rigoros agiert: Einmal erwischt, Sperre für die Veranstaltung, beim zweiten Mal wird dann ein lebenslänglicher Bann verhängt.
Die Globalisierung der Laufszene hat längst begonnen. In Anbetracht der Völker verbindenden Komponente der (Massen-)Laufbewegung kann man dies nur nachhaltig begrüßen.