Nur noch zwei Tage sind es noch bis zum Standard Chartered Dubai Marathon, der am 20. Januar 2017 um 6:30 Uhr Ortszeit gestartet wird. Der um 30 Minuten vorgezogene Starttermin soll helfen, den Beginn der Sonneneinstrahlung nach hinten zu verschieben, so dass der merkliche Effekt einer Erhöhung der effektiven Temperatur auf der so gut wie schattenlosen Jumeirah Beach Road die Läufer bei ihrer Rekordjagd weniger stört. Um den Angriff von Kenenisa Bekele (ETH) auf den aktuellen Marathon-Weltrekord von 2:02:57 durch Dennis Kimetto aus dem Jahr 2014 weiter zu motivieren, haben die Veranstalter die Prämie für einen Weltrekord von 100.000 US$ auf 250.000 US$ heraufgesetzt (wobei diese Summe bei den Starts von Haile Gebrselassie noch eine Millionen US$ betragen hat und danach stillschweigend reduziert wurde).
Nach seiner Vorstellung beim Berlin Marathon, den Bekele in 2:03:03 gewann, muss man dem Äthiopier realistische Chancen einräumen, die globale Bestmarke wieder nach Äthiopien zu holen, nachdem sich dieser durch Patrick Makau (2011), Wilson Kipsang (2013) und Dennis Kimetto (2014) seit gut 5 Jahren in kenianischen Händen befindet. Auf der Pressekonferenz war Bekele jedenfalls sehr zuvresichtlich, dass er die Zeit von Kimetto unterbieten kann: “The marathon needs a long time to develop, you need experience. After two years, I feel that I am a marathoner now. Dubai is a similar flat course to Berlin, and I think I can do better. I plan to run the world record. Of course, it’s a race, so you can’t say for sure, and it depends on the conditions. But I was very disappointed not to finish here two years ago. My plan in Berlin was to run a fast time. I was focussed on a personal best and the Ethiopian record (2.03.59 by his illustrious predecessor, Haile Gebrselassie). Here, Dubai is a fast course, I’m planning to run the world record, and I’m confident”.
Das Feld der “Mitläufer” ist zumindest auf dem Papier ausgesprochen hochkarätig, so dass der Ausnahmeläufer sicherlich auf den ersten 30 km ausreichende Begleitung im Regime eines WR-Tempos haben sollte. Traditionell geht man den Marathon auf dem schnurgeraden Kurs nahe der Küste am Arabischen Golf sehr schnell an. Allein 8 Läufer auf der aktuellen Startliste haben eine Zeit von unter 2:06 Stunden in ihrer Karriere unterboten, davon vier sogar die 2:05er-Barriere.
Kenenisa Bekele (ETH) ist der Topstar beim Dubai Marathon am kommenden Freitag. (c) H. Winter
In der Auflistung der Chancen für Bekele, die WR-Marke zu unterbieten, gibt es einen Aspekt, der klar gegen einen Rekord spricht. Und das sind die äußeren Bedingungen, die mit Temperaturen um 19°C und vor allem einem Taupunkt von 16°C vorhergesagt werden. Bei allem Bemühungen, die Dinge für Kenenisa so günstig wie möglich zu gestalten, haben die Organisatoren auf das Wetter keinen Einfluss. Ein Blick auf die Wetterdaten in der Vorhersage für Freitagmorgen ist nicht sehr ermutigend. Denn mit einerm Taupunkt von 16°C wird bei Temperaturen um 19°C die (absolute) Luftfeuchte eine kardinale Rolle spielen, die bei dem zu erwartenden Taupunkt etwa 13,5 g/cm^3 betragen wird. Dies ist die Schwelle zu einer ausgeprägten “Schwüle”.
Ein Vergleich mit den Bedingungen bei den Weltrekorden in Berlin ergibt ungleich bessere Verhältnisse und war auch wesentlicher Grund für die herausragenden Leistungen in der Bundeshauptstadt. Etwas optimistisch mag für den kommenden Freitag die Tatsache stimmen, dass auch bei dem schnellen Rennen des letzten Jahres, der Taupunkt in Dubai schon nahe kritischer Werte lag. Die Jagd auf den Weltrekord wird für Bekele (und die weiteren Mitstreiter) auf keinen Fall ein einfaches Unterfangen werden. Am letzten Wochenende lagen der Taupunkt beim Houston Marathon mit 18°C noch ungünstiger, die Resultate wurden sehr sichtbar durch diese Bedingungen beeinträchtigt.
Temperaturen und Taupunkte bei den letzten Marathon-Weltrekorden in Berlin und beim letzten sowie anstehendem Lauf in Dubai:
Start (TP=Taupkt) | Ziel | |||
Patrick Makau | 2:03:38 | Berlin 2011 | 11° – TP 8° (82%) | 17° – TP 9° (60%) |
Wilson Kipsang | 2:03:23 | Berlin 2013 | 7° – TP 6° (92%) | 10° – TP 6° (72%) |
Dennis Kimetto | 2:02:57 | Berlin 2014 | 10° – TP 8° (88%) | 16° – TP 9° (65%) |
Hayle Berhane | 2:04:24 | Dubai 2016 | 17° – TP 14° (85%) | 18° – TP 15° (83%) |
Vohersage | 20. Jan. | Dubai 2017 | 19° – TP 16° (81%) | 19° – TP 15° (78%) |
Obwohl Kenenisa Bekele der unumstrittene Topstar des Events ist und schon auf Grund seiner Vorleistungen das Rennen gewinnen sollte, ist sein Sieg keinesfalls sicher. Diesbezüglich sei auf das Rennen vor zwei Jahren vewiesen, wo Bekele – allerdings schon im Vorfeld nicht mit voller Fitness – nach 29 km wegen einer Oberschenkelzerrung aufgeben musste und andere Läufer in die Bresche sprangen. Allerdings war bei diesem Lauf schon verblüffend zu sehen, wie frisch Bekele selbst nach der Tempojagd kurz nach seinem Ausstieg wirkte. Spätestens seit dem Berlin Marathon 2016 konnte er diesen Eindruck hinsichtlich seines wahren Leistungsvermögens vollauf bestätigen.
Von seinen Mitstreitern ist vor allem Tsegaye Mekonnen (ETH) zu nennen, der als 18jähriger 2014 den Dubai Marathon in 2:04:32 gewann. Nach einer Durststrecke erreichte er im letzten Jahr an gleicher Stelle in 2:04:36 Platz 3, stieg allerdings bei seinem letzten Marathon im September in Berlin aus. Auch Dino Sefir (ETH) hat mit 2:04:50 seine Bestzeit in Dubai aufgestellt, das war schon im Jahr 2012, letztes Jahr gewann er in Ottawa in 2:08:14. Sisay Lemma (ETH), ein Frontläufer mit Mut zum Risiko, wurde im letzten Jahr in Dubai Vierter in 2:05:16, beim letzten Berlin Marathon wurde er in 2:06:56 Vierter, 2015 gewann er in Frankfurt in 2:06:26. Mule Wasihun (ETH) wurde im letzten Jahr in Dubai Fünfter in 2:05:16, Abera Kuma belegte beim Berlin Marathon 2015 Platz 5 in 2:05:56, sein letzter Marathon in Amsterdam sah ihn aber nur auf Platz 10 in 2:07:48. Insgesamt haben 11 Läufer bisher eine Zeit von 2:07 Stunden unterboten, somit ist das Elitefeld der Männer in der Tat hochklassig besetzt.
Auch bei den Frauen hat man ein attraktives Feld verpflichten können, wenngleich nicht ganz die Klasse des Männerfeldes erreicht wird. Die Frau mit der schnellsten Vorleistung ist Shure Demise (ETH), die als Vierte im Jahr 2015 in Dubai 2:20:59 lief. In den letzten beiden Jahren gewann sie in Toronto in 2:23:37 und 2:25:04. Reif für eine Leistung von unter 2:20 Stunden wäre Meselech Melkamu (ETH), die bei ihrem Debüt 2012 in Frankfurt gleich 2:21:01 lief, im letzten Jahr wurde sie in Dubai Dritte in 2:22:29 und gewann anschließend die Marathonläufe in Hamburg sowie Amsterdam in 2:21:54 und 2:23:21. Insgesamt sind 5 Läuferinnen am Start mit Bestzeiten von unter 2:24 Stunden.
Detaillierte Analysen der besten drei Marathonläufe bei den Männern von Sean Harnett.
Die Elitefelder bei Standard Chartered Dubai Marathon 2017:
(Quelle: Webseite Dubai Marathon)
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Männer:
Kenenisa Bekele ETH 2:03:03
Tsegaye Mekonnen ETH 2:04:32
Dino Sefir ETH 2:04:50
Sisay Lemma ETH 2:05:16
Mule Wasihun ETH 2:05:44
Abera Kuma ETH 2:05:56
Tamirat Tola ETH 2:06:17
Solomon Deksisa ETH 2:06:22
Raji Assefa ETH 2:06:24
Chele Dechasa ETH 2:06:33
Limenih Getachew ETH 2:06:49
Azmeraw Bekele ETH 2:07:12
Berhanu Legese ETH Debut
Frauen:
Shure Demise ETH 2:20:59
Meselech Melkamu ETH 2:21:01
Koren Jelela ETH 2:22:43
Tadelech Bekele ETH 2:22:51
Yebrgual Melese ETH 2:23:23
Worknesh Edesa ETH 2:24:04
Shuko Genemo ETH 2:24:31
Ruti Aga ETH 2:24:41
Belaynesh Oljira ETH 2:25:01
Roza Dereje ETH 2:26:18
Worknesh Degefa ETH Debut