Nachdem der Bank of America Chicago Marathon in den letzten Jahren den Rückkehr in die Weltspitze des Marathons vollzog und der aktuelle Weltrekordler Dennis Kimetto vor seinem Rekord in Berlin den Kursrekord in der Windy City im Jahr 2013 auf eindrucksvolle 2:03:45 schraubte, werden solche Entwicklungen wohl der Vergangenheit angehören. Denn auch in diesem Jahr wird man in Chicago auf Tempomacher verzichten, die mehr oder minder unabdingbare Voraussetzung für schnelle Zeiten darstellen.
Und das zeigte sich sehr deutlich im letzten Jahr, als sich kein Läufer engagieren wollte, am Anfang die Tempogestaltung zu übernehmen. Mit einer Zeit von 2:09:25 siegte Dickson Chumba (KEN), weltweit waren im gleichen Jahr weit über 100 Läufer schneller als der Kenianer in Chicago, der auch in diesem Jahr am Sonntag an der Startlinie stehen wird. Bei den Frauen sah es geringfügig besser aus, Florence Kiplagat (KEN) siegte in 2:23:33, was im Jahresranking für die TOP25 reichte. Auch Florence Kiplagat ist in Chicago wieder dabei.
Race Director Carey Pinkowski redet sich im Gespräch mit Moderator Tim Hutchings die Tempomacher-losen Rennen schön. (c) H. Winter
Nach Lage der Dinge lässt auch in diesem Jahr das Rennen der Frauen die stärkeren Leistungen erwarten. Denn mit der Weltrekordlerin über die halbe Distanz Florence Kiplagat (KEN), Doppel-Weltmeisterin Edna Kiplagat (KEN) sowie der Boston- und zweifachen Chicago Siegerin Atsede Baysa (ETH) sind drei Athletinnen am Start, die Bestzeiten von 2:19:44 (Berlin 2011), 2:19:50 (London 2012) und 2:22:03 (Chicago 2012) haben.
Im letzten Jahr sorgte die Japanerin Fukushi für ein hohes Tempo auf der ersten Hälfte, aber am Ende war die Siegerzeit nicht überragend. Dies gilt vor allem auch in Hinblick auf das Potential, das Florence Kiplagat über die halbe Distanz mit ihren Weltrekorden angedeutet hat, bisher aber nur bedingt umsetzen konnte. Beide Kiplagats wurden vom kenianischen Verband nicht für Olympia berücksichtigt und könnten mit einer guten Zeit wieder auf sich aufmerksam machen. Dreimal sind die Beiden bereits unter 2:21 Stunden geblieben. Ob es am Anfang schnell genug ist, um in diese Regionen zu kommen, wird sich am Sonntag zeigen, wo paradoxerweise der Hurrikan über Florida das Vordringen einer Kaltfront aus dem Norden verzögert und somit für beste Bedinungen bei Temperaturen um 12°C, einem Taupunkt um 7°C und moderatem Wind sorgt.
Die Topfavoritinnen beim diesjährigen Chicago Marathon: Atsede Baysa, Edna Kiplagat, Florence Kiplagat (v.l.). (c) H.Winter
Weiterhin sind bei den Frauen zu beachten Valentine Kipketer (KEN), die 2013 den Amsterdam Marathon in 2:23:02 gewann, Gulume Chala (ETH), die im letzten Jahr in Frankfurt in 2:23:12 ganz vorn war, Yebrgual Melese (ETH), die 2015 in Houston 2:23:23 lief, oder Visiline Jepkesho (KEN), die 2015 in Paris Dritte in 2:24:44 wurde. Eine Rolle könnte auch Purity Rionoripo (KEN) spielen, die im Mai in Prag mit 2:25:00 auf Platz 2 landete.
Zwei aussichtsreiche Kandidaten auf vordere Plätze: Stephen Sambu und Micah Kogo. (c) H. Winter
Bei den Männern ist durch die Absage von Dennis Kimetto der Topstar ausgefallen. Und am Freitag kam die Kunde, dass auch Altmeister Tsegaye Kebede nicht starten kann. Da Vorjahressieger Dickson Chumba (KEN) noch auf der Anreise war, wurden in der Pressekonferenz der Debütant Stepen Sambu (KEN) sowie Micah Kogo (KEN) präsentiert. Sambu ist einer der Stars der US-Laufszene, der u.a. 2014 in Boston in 22:01,1 einen Weltrekord über 8 km auf der Straße aufstellte. Im Halbmarathon lief der in den USA lebende Kenianer gleichfalls in Boston 2013 1:00:41. Kogo war einer der besten Läufer auf der Bahn mit einer 10000 m Zeit von 26:35,63 (Brüssel 2006). Den Übergang zum Marathon hat er mit einer Bestzeit von 2:06:56 in Chicago 2013 nur bedingt vollzogen. Diese Zeit reichte damals zu Platz 4.
Der “Titelverteidiger” Dickson Chumba ist auch 2016 ein erster Anwärter auf den Sieg. Bereits 2014 war er in Chicago dabei und lief dort seine Bestzeit von 2:04:32. In Tokyo wurde er neben seinem Sieg 2014 im Jahr 2015 und 2016 jeweils Dritter mit einer besten Zeit von 2:05:34. Der mittlerweile 34 Jahre alte Abel Kirui (KEN) vollzog unter der Betreuung von Volker Wagner seinen Durchbruch in die internationale Spitze, seine erste Erfolge errang er beim Paderborner Osterlauf. Das ist lange Geschichte, nach erfolgreichen Schrittmacherdiensten bei Hailes Weltrekord-Jagden wurde Abel 2009 in Berlin und 2011 in Degu zweimal Weltmeister über die Marathondistanz. Seine Bestzeit von 2:05:04 datiert aus dem Jahr 2009 aus Rotterdam, wo er bereits 2007 mit 1:00:11 auch seine beste Zeit im Halbmarathon lief.
Um 7:30 Uhr Ortszeit (14:30 MESZ) werden mit den Eliteathleten etwa 45000 Läufer im Grant Park auf die Reise durch die Straßen Chicagos gehen. Darunter auch fast 300 deutsche Teilnehmer, die im Rahmen von Tourkontingenten immerhin 435 Euro für einen Startplatz aufbringen müssen. Für Einheimische kostet der Start nur etwa ein Drittel dieser Summe, dafür ist im Rahmen einer Lotterie die Startnummer allerdings von vorneherein garantiert.
Eliteathleten – Männer
Dickson Chumba (KEN)
Marathon PR: 2:04:32
Abel Kirui (KEN)
Marathon PR: 2:05:04
Micah Kogo (KEN)
Marathon PR: 2:06:56
Paul Lonyangata (KEN)
Marathon PR: 2:07:14
Gideon Kipketer (KEN)
Marathon PR: 2:08:14
Koji Gokaya (JPN)
Marathon PR: 2:09:21
Takuya Fukatsu (JPN)
Marathon PR: 2:09:31
Luke Puskedra (USA)
Marathon PR: 2:10:24
Elkanah Kibet (USA)
Marathon PR: 2:11:31
Kazuya Ishida (JPN)
Marathon PR: 2:11:57
Ryoichi Matsuo (JPN)
Marathon PR: 2:12:11
Tim Young (USA)
Marathon PR: 2:14:40
David Nilsson (SWE)
Marathon PR: 2:17:19
Jose Madera (USA)
Marathon PR: 2:17:25
Tony Migliozzi (USA)
Marathon PR: 2:17:44
Jonathan Mott (USA)
Marathon PR: 2:18:12
Kevin Havel (USA)
Marathon PR: 2:21:57
Dustin Emerick (USA)
Marathon PR: 2:22:16
Andrew Epperson (USA)
Marathon PR: 2:22:20
Diego Estrada (USA)
Marathon PR: –
Stephen Sambu (KEN)
Marathon debut
Tom Anderson (GBR)
Marathon debut
Chris Burnett (USA)
Marathon debut
Kiya Dandena (USA)
Marathon debut
Andrew Sherman (GBR)
Marathon debut
Daniel Wallis (NZL)
Marathon debut
Eliteathleten – Frauen
Florence Kiplagat (KEN)
Marathon PR: 2:19:44
Atsede Baysa (ETH)
Marathon PR: 2:22:03
Valentine Kipketer (KEN)
Marathon PR: 2:23:02
Gulume Chala (ETH)
Marathon PR: 2:23:12
Yebrgual Melese (ETH)
Marathon PR: 2:23:23
Visiline Jepkesho (KEN)
Marathon PR: 2:24:44
Purity Rionoripo (KEN)
Marathon PR: 2:25:00
Serena Burla (USA)
Marathon PR: 2:28:01
Freya Ross (GBR)
Marathon PR: 2:28:10
Jessica Draskau-Petersson (DEN)
Marathon PR: 2:30:07
Tera Moody (USA)
Marathon PR: 2:30:53
Agnieszka Mierzejewska (POL)
Marathon PR: 2:30:55
Sarah Crouch (USA)
Marathon PR: 2:32:44
Heather Lieberg (USA)
Marathon PR: 2:34:08
Sarah Cummings (USA)
Marathon PR: 2:34:47
Alia Gray (USA)
Marathon PR: 2:35:47
Laurie Knowles (USA)
Marathon PR: 2:36:29
Caitlin Chrisman (USA)
Marathon PR: 2:40:28
Julia Roman-Duval (USA)
Marathon PR: 2:40:55
Rachel Hyland (USA)
Marathon PR: 2:41:26
Emma Polley (USA)
Marathon PR: 2:42:07
Kristen Heckert (USA)
Marathon PR: 2:42:32
Columba Montes (USA)
Marathon PR: 2:51:45