15. Volksbank Marathon am 11. September 2016: Zum Jubiläum (wieder) Jagd auf die Streckenrekorde

ms-marathon-logoAm morgigen Sonntag erlebt der Volksbank Münster Marathon durch die Straßen der Westfalenmetropole und die umliegenden ländlichen Gemeinden seine 15. Auflage. Was am 8. September 2002 mit gut 4000 Finishern im Marathon begann, ist mittlerweile auf über 8000 Aktive angewachsen, wobei allerdings im letzten Jahr nur noch 1939 Marathonläufer das Ziel auf dem Prinzipalmarkt erreichten. Leistungsportlich begann die Veranstaltung durch polnische Läufer/innen im Regime von 2:25 Stunden und 2:50 Stunden. Mittlerweile konnten diese Zeiten erheblich gesteigert werden, 2:10:25 durch Patrick Muriuki (KEN) im Jahr 2010 und 2:29:12 durch Eleni Gebrehiwot (Wattenscheid) im Jahr 2013 sind aktuell das Maß der Dinge. Neben diversen, zum Teil fragwürdigen Aktionen, dazu “Prominenz” aus dem Unterschichten-TV, steht bei der Jubiläumsausgabe in Münster die Jagd auf die Streckenrekorde im Fokus des Interesses.

Dazu konnte Renndirektor Michael Brinkmann wieder einige Eliteathleten verpflichten, die von den Vorleistungen gute Zeiten auf dem nicht einfach zu laufenden Kurs erwarten lassen. Insbesondere bei den Männern will man in Münster endlich die 2:10 Stunden unterbieten, ein Unterfangen, das in den letzten Jahren durch ungünstige Randbedingungen immer wieder scheiterte. Mangelnde Unterstützung der Topathleten, unerfahrene Tempomacher und die äußeren Bedingungen mögen einige Gründe sein, warum die Siegerzeiten in Münster in den letzten Jahren stagnieren.

Was am Sonntag (11. September 2016) möglich sein wird, bleibt somit abzuwarten. Die äußeren Bedingungen sind als akzeptabel vorhergesagt. Bei einem Taupunkt um 13°C werden Temperaturen bis zu 20°C während des Rennens der Elite erwartet, damit ist die relative Luftfeuchte um 70% nicht unbedingt günstig, wie auch eine Wind aus Südwest mit 5 km/h. Damit wird es umso mehr auf die Tempoeinteilung der “Hasen” ankommen, wo man mit Hosea Kipkemboi und vor allem Charles Maina (beide KEN) gute Akteure vor Ort hat. Maina verfügt mittlerweile über eine große Erfahrung im Straßenlauf und hat Bestzeiten von 1:01:13 im Halbmarathon (Paderborn 2010) und 2:13:30 im Marathon (Düsseldorf 2014). Zu Ostern lief er den Halbmarathon in Paderborn in 1:02:32. Er sollte somit ein Garant für eine (gleichmäßige) Fahrt von unter 1:05 Stunden zur Halbmarathonmarke sein.

ms-mar-2016-prerace-eliteDie Eliteathleten am Freitag vor ihrem Hotel. Ganz links unten: Tempomacher Charles Maina (KEN).  (c) Brett Larner

Umsetzen müssen die Tempogestaltung am Ende aber die Topathleten, von denen Duncan Koech (KEN) mit der Startnummer “1” auf die Strecke gehen wird (der Vorjahressieger Josphat Kiprono ist nicht am Start). Der bereits 35jährige Kenianer hat mit 2:07:53 bei seinem Sieg beim Köln Marathon 2012 die beste Vorleistung im Feld. 2014 ist er mit 2:09:17 in Wien zum letzten Mal unter 2:10 Stunden gelaufen. Seine letzten Ergebnisse umfassen 2:12:24 (Wien 2015) und 2:11:18 (Linz 2016), so dass Duncan kein Garant für einen Streckenrekord zu sein scheint. Vor zwei Jahren wurde er in 2:12:04 in Münster bereits Zweiter.

Im letzten Jahr wurde Joel Kositany (KEN) nach seiner Aufgabe im Jahr zuvor Vierter in 2:13:14, der mit besserer Tempogestaltung (im letzten Jahr wurde die erste Hälfte in 1:07:35 viel zu verhalten begonnen) und seiner Streckenkenntnis auf eine deutlich bessere Zeit im Ziel hofft. Kositany lief in Tiberias am See Genezareth 2012 2:09:50, seit dieser Zeit konnte er aber die 2:10 Stunden nicht mehr unterbieten. Zeiten um 2:12 schaffte er in den letzten Jahren als regelmäßiger Teilnehmer in Tiberias, im Mai 2016 reichte es in Belfast gerade noch zu einer 2:17:39.

ms-mar-2015-kositanyJoel Kositany (KEN) ist einer der Topläufer in diesem Jahr in Münster.  (C) H. Winter

Benard Rotich (KEN) lief seine Bestzeit von 2:10:18 beim Frankfurt Marathon im Jahr 2011, 2013 erreicht er in Brighton 2:10:51. Sein letzter Marathon ist im indischen Mumbai notiert, wo er 2015 nach 2:16:49 einlief. Damte Taye (ETH) finishte beim Beirut Marathon 2014 in 2:21:36, Rogers Melly (KEN) im April 2016 in Lódz in 2:13:45 und Mathew Sang (KEN) im Jahr 2015 in Lens in 2:18:33. Aus Japan angereist ist Shingo Igarashi, der 2016 den Katsua Marathon in 2:13:15 gewann, und laut Manager Brett Larner das Potential zu einer Zeit im Regime von 2:10 Stunden hat.

Henry Kibet (KEN) ist mit einer Bestzeit von 2:15:13 (Friuli 2015) notiert, Meda Muleta (ETH) lief im März im Chongqing 2:14:56 und 2015 bei seinem Sieg beim Dresden Marathon in 2:14:59 nur unwesentlich langsamer. Mengistu Shumet erreichte in Odense im Jahr 2015 seine Bestzeit von 2:13:39, im Mai 2016 lief er in Riga 2:15:38. Sein größter Erfolg war der Sieg im Halbmarathon 2014 in Kopenhagen in 1:02:44. Sein Debüt über die Marathondistanz wird Degefa Lafebo (ETH) geben.

Bei den Frauen ist mit Roger Königs aus Belgien der neben Edwin Yano vielleicht beste Tempomacher der Laufszene im Einsatz, der einem Uhrwerk gleich Zeiten um die Vorgabe von 2:30 Stunden produziert und 2014 Eleni Gebrehiwot zum Streckenrekord  führte. Durch die Absage wegen Verletzung der Vorjahressiegerin Nancy Koech ist Elizabeth Rumokol (KEN) die Favoritin. Sie lief im Oktober 2015 in Nairobi 2:29:32 und finishte bei diesjährigen Prag Marathon in 2:32:48. Die Japanerin Yoshiko Sakamoto lief beim Osaka Marathon im Januar 2015 eine Zeit von 2:36:29 und gewann kurz darauf in Zürich in 2:37:46.

Salina Jebet (KEN) ist bereits 40 Jahre alt und kann als Bestzeit herausragende 2:23:22 aufweisen. Das war allerdings schon 2006 in Berlin, aktuell schaffte sie 2015 in Kinmen 2:44:10 und in den Jahren davor Zeiten um 2:40 Stunden. Janet Cheruiyot erreichte im Oktober 2014 in Nairobi 2:44:33, Alemtsehay Demse (ETH) 2012 in Rom 2:34:22 und in diesem Jahr als Zweite in Jerusalem 2:44:44. Belaynesh Yigezu (ETH) gehört mit ihrer Bestzeit von 2:31:08 beim Barcelona Marathon 2015 sicher zum engeren Favoritenkreis. Im März 2016 lief sie in Chongqing 2:35:10.

Nachtrag: Die äthiopischen Eliteläufer sind wegen fehlender Visa nicht am Start.

Ein Video vom Livestream des Laufs der Männerelite aus dem Jahr 2015 gibt es hier.