Unter extremen Bedingungen erlebte heute Abend der Mattoni Olomouc Half Marathon im tschechischen Olmütz seine 7. Auflage. Zum Zeitpunkt des Starts herrschten Temperaturen um 32°C bei 40% relativer Luftfeuchte, was sicherlich denkbar ungünstige Bedingungen für ein schnelles Rennen über die Halbmarathondistanz darstellen. Und bis auf jeweils eine Ausnahme bei Männern sowie Frauen waren die Leistungseinbußen im Ziel sehr sichtbar. Lediglich die beiden Topstars Mary Keitany und Stanley Biwott (beide KEN) schien die Sommerhitze wenig auszumachen, denn mit 1:08:53 sowie 1:00:46 liefen sie angesichts der Umstände herausragende Zeiten.
Mit sechs Läufern am Start mit Bestzeiten von unter einer Stunde ignorierten die Topathleten die hohen Temperaturen und eine zunächst 7- dann 5-köpfige Gruppe an der Spitze lief die ersten km in 2:48, 2:48 und 2:50 an, bei 5 km nach 14:05 befand man sich klar auf Kurs von unter einer Stunde und unter dem Streckenrekord von 1:00:17 aus dem Jahr 2014 durch Geoffrey Ronoh. Geoffrey war neben Stanley Biwott und Richard Mengich bis hierhin dabei, fiel aber anschließend schnell aus der Spitzengruppe heraus. Nach 6 km lag er schon fast 100 m zurück. Biwott und Mengich liefen nun allein an der Spitze, doch schon kurz nach 8 km setzte sich Biwott von dem Sieger der Halbmarathonläufe von Berlin, Göteborg und Zwolle ab und lief ein einsames Rennen.
Bei 15 km in 43:03 betrug der Vorsprung von Biwott, der sich durch die hohen Temperaturen kaum beeindrucken ließ, auf Mengich schon 1:26 Minuten, Geoffrey Kipyego lag weitere 1:10 Minuten dahinter. An eine Zeit unter einer Stunde war hier schon nicht mehr zu denken, aber Biwott zeigte im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz kaum Ermüdungserscheinungen und erreichte das Ziel auf dem Markplatz von Olmütz nach 1:00:46. Angesichts der Randbedingungen war dies eine grandiose Leistung, was sich erst recht an den Zeiten der Nächstplatzierten demonstrieren lässt. Die gingen nämlich ohne Ausnahme in der Hitze sprichwörtlich ein. Der Sieg gewohnte und sub-Stunden-Läufer Mengich finishte in 1:05:17, also 4 1/2 Minuten hinter dem Sieger. Dies sind schon Klassenunterschiede. Und Geroffrey Kipyego auf Platz 3 lag in 1:06:04 sogar über 5 Minuten hinter Biwott. Erst auf Platz 6 folgte der Streckenrekordler Geoffrey Ronoh, der in 1:07:34 über sieben Minuten über seiner Rekordmarke lag (da war es allerdings auch 15°C kühler).
Stanley Biwott (KEN) war der überlegene Sieger in der Hitzeschlacht beim Halbmarathon in Olmütz. (c) CZ-TV
Bei den Frauen ergab sich ein vergleichbarer Rennverlauf, denn auch hier dominierte der Topstar Mary Keitany (KEN) hoch überlegen. Nach Passieren der 5 km Marke in 15:47 sah es kurzfristig danach aus, als ob der Shooting Star der Saison Violah Jepchumba, die beim Prag Halbmarathon sensationelle 65:51 lief (also nur eine Sekunde langsame als Keitanys Bestleistung), den drei Mitstreiterinnen davon eilen könnte. Doch noch vor der 10 km Marke fand Keitany wieder den Anschluss und zog ihrerseits davon. Jepchumba stieg bald danach aus dem Rennen und der Abstand von Keitany zur Konkurrenz wuchs zusehens. Im Ziel in ausgezeichneten 1:08:53 hatte Mary wie im Rennen der Männer einen sehr großen Vorsprung. Über 3 Minuten musste man auf die Zweite waren. Edith Chelimo lief 1:12:15. Platz 3 ging an Joyce Chepkirui in 1:12:40.
Der Lauf war für alle 4000 Teilnehmer angesichts der hohen Temperaturen eine große Herausforderung. Biwott und Keitany zeigten sich von den widrigen Umständen wenig beeindruckt und lieferten Weltklassen-Leistungen ab. Stanley dürfte nach dieser Demonstration der Extraklasse noch enger in den Favoritenkreis für den Olympischen Marathon aufsteigen. Und bei Mary kann man nur hoffen, dass sich der kenianische Verband ein Herz fasst und sie von ihrem Ersatz-Frau-Status noch für Olympia nominiert. Ihre Leistung in Olmütz war in allen Belangen olympia-tauglich.