Zum 70. Jubiläum des Paderborner Osterlaufs warten neben einem (fast sicheren) Teilnehmerrekord auch ein attraktives (und schnelles) Feld an Eliteläufern auf die Zuschauer auf den Tribünen am Heierswall und an der Strecke. Dabei ist es den Veranstaltern gelungen mit Hilfe des sportlichen Leiters Christoph Kopp aus Berlin ein Feld internationaler Klasse an die Startline zu bringen. Und fachkundig und unterhaltsam wird das alles wieder kommentiert und analysiert werden von den Sprechern Wolf-Dieter Poschmann und Burkhard Swara an Start und Ziel, die Medienproduktion AFV Weihrauch wird den Zieleinlauf live ins weltweite Netz streamen und die diversen Aspekte dieser Großveranstaltung beleuchten.
Von deutscher Seite her ist natürlich der Start von Arne Gabius das Highlight. Gabius ist und war in den letzten Jahren das Aushängeschild des bundesdeutschen Langstreckenlaufs auf Bahn und Straße. Sein vielleicht größter Erfolg ist der neue Rekord über die Marathondistanz von 2:08:33, womit er im Oktober 2015 dem Dresdner Jörg Peter seine 27 Jahre alte deutsche Bestmarke entriss. Gabius kommt mit der Empfehlung von einer Zeit von 28:07 beim ASICS Grand10 im Oktober 2015 in Berlin. Es wird interessant sein, was Gabius auch in Hinblick auf den Berliner Halbmarathon in einer Woche und den London Marathon Ende April in Paderborn zu leisten vermag.
Arne Gabius ist einer der Topstars des Paderborner Osterlauf am Samstag. (c) H. Winter
Der aktuelle Streckenrekord aus dem Jahr 1993 (!) durch Carsten Eich von 27:47 ist jedenfalls eine ausgesprochen hohe Hürde, obwohl man im letzten Jahr durch Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) dieser Marke in 27:54 bedrohlich nahe kam. Erfreulicherweise bliebt Gabius von den deutschen Farben nicht allein, auch weitere deutsche Topläufer wie Julian Flügel (PB 29:36), Sebastian Reinwand (PB 29:47), Jens Nerkamp (PB 29:42) sowie Marcel Bräutigam (PB 29:51) stehen in den Startlisten.
Erhebliche ausländische Konkurrenz, vor allem aus Ostafrika, ist gemeldet. Dabei sollte man vor allem auf einen Mann achten, der bisher noch gar keine offizielle 10 km in den Listen vorweisen kann. Dies ist der kenianische Nachwuchsläufer Geoffrey Yegor, der am letzten Sonntag beim Venloop in den Niederlanden mit einem sensationellen Debüt überraschte. Yegor lief im Halbmarathon in 59:44 als Sieger eine internationale Topzeit und passierte dabei die 10 km Marke in 28:18. Dass lässt – so er die Tempojagd in Venlo gut verdaut hat – durchaus das Potential zu einer sub-28 Minuten-Zeit erkennen.
Geoffrey Yegor (KEN) lief gleich bei seinem Debüt in Europa beim Venloop eine großartige Zeit im Halbmarathon. (c) L1live
Dadurch, dass Patrick Mathenge (KEN), der einzige Läufer mit einer sub-28-Minuten Vorleistung absagen musste, ist Gabius auf dem Papier der Schnellste im Feld. Die weiteren ernsthaften Konkurrenten werden David Bett, der 2013 in New Orleans 28:16 lief, Alex Kapcheromit (KEN) mit 28:16 im gleichen Lauf sowie Sindre Buraas (NOR) mit 28:41 sein. Dabei datiert allerdings die letzte Zeit aus dem Jahr 2011. Bethwel Chemweno (KEN) ist mit 28:48 (Prag 2013) ein weiterer Läufer mit einer beachtlichen Vorleistung.
Im Halbmarathon ist durch die Flut an internationalen Läufen der Markt an Topathleten weitgehend leergefegt. Immerhin hat man mit Ex-Streckenrekordler Charles Maina (KEN) einen Läufer mit einer Bestleistung von 1:01:12 gewinnen können. Diese Zeit lief er allerdings schon 2010 bei seinem Kursrekord in Paderborn. Alfred Cherop (KEN) ist in gleichen Dimensionen anzusiedeln, 2013 schaffte der in Ivry sur Seine 1:01:21. Evans Teiget erzielte Platz 3 beim Osterlauf im Jahr 2014 mit 1:02:33, Nicholas Kipchirchir Korir (KEN) letztes Jahr in Nairobi 1:02:49. Von äthiopischer Seite wird der Lauf durch Belete Tola und Gebre Yadere bereichert, die bereits sub-63Minuten-Zeiten erzielten.
Bei den Frauen ist über 10 km Karoline Grovdal (NOR) am Start, die aktuell eine Zeit aus 2015 von 31:41 in Oslo vorweisen kann. Helen Bekele Tola (ETH) siegte in 32:33 im letzten Jahr in Annecy, Susan Jeptoo wurde Zweite in Marseille in 33:23. Die deutschen Hoffnungen über 10 km trägt der Jungstar Gesa Krause, die als Fünfte beim Osterlauf 2015 33:29 lief. Spätestens sei Platz 3 über 3000m-Hindernis bei der WM 2015 ist sie eine der hoffnungsvollsten Läuferinnen des Landes. Dabei könnten ihr durch die zuletzt in Barcelona stark verbesserte Katharina Heinig mit einer Bestleistung von 33:31 (Berlin 2014) und Julia Viellehner (PB 33:48) ernsthafte Konkurrenz erwaschsen erwachsen.
Im Halbmarathon ist die für die LG Braunschweig startende Fate Tola die eindeutige Favoritin, die als einzige der gemeldeten Frauen mit 1:09:38 aus dem Jahr 2010 eine Zeit unter 71 Minuten ausweisen kann.
Impression von der “Pasta-Party” am Karfreitag: Wolf-Dieter Poschmann auf der Bühne mit Katrin Dörre-Heinig, Arne Gabius und Gesa Krause. (c) H. Winter