Der Kenianer Wilson Loyanae Erupe gewann soeben den 87. “Seoul International Marathon” mit einer Zeit von 2:05:13. Bei nahezu perfekten Bedingungen (8°C, 60% Luftfeuchte) lief er damit einen neuen Streckenrekord und gewann den Marathon in der koreanischen Hauptstadt im Frühjahr (Dong-A) bereits zum dritten Mal. Dass man die guten Voraussetzungen nutzen wollte, wurde von Beginn an klar. Nach 2:56 für den ersten km, 8:46 für 3 km und 14:42 lag man auf Kurs zu einer Zeit von 2:04 Stunden und damit deutlich unter dem Streckenrekord Erupes mit 2:05:37 aus dem Jahr 2012 (kurz danach wurde der Kenianer mit einem positiven EPO-Befund auffällig). 24 Läufer befanden sich hier noch in der Spitzengruppe, aus der vor allem nun die koreanischen Topläufer bei ihrer Olympiaqualifikatoin schnell herausfielen.
Über 29:40 bei 10 km, 44:35 bei 15 km und 59:38 bei 20 km ereichte man die Halbdistanz nach 1:02:55. 11 Läufer bildeten hier noch die Spitzengruppe, wobei der Topstar schon seit 10 km nicht mehr dabei war. Ex-Weltrekordler Patrick Makau (KEN) hatte in der Woche zuvor eine Darminfektion zu überstehen, war zwar an den Start gegangen, aber stieg entkräftet aus. An der Spitze waren bei 25 km in 1:14:32 und 30 km in 1:29:33 noch sieben Athleten zusammen, man war auf Kurs zu einer Zeit von knapp unter 2:06 Stunden. Mit dem Streckenrekord schien es eng zu werden.
Wilson Loyanae Erupe (KEN) gewann in 2:05:13 den Seoul International Marathon zum dritten Mal. (c) Channel-A
Doch kurz nach der 30 km Marke zog das Tempo enorm an, neben Erupe und Evans Kiplagat war auch noch Mike Kigen vorne dabei. Mit einem 5 km Abschnitt von 14:42 (wie die ersten 5 km) passierte man 35 km nach 1:44:15 und das Tempo wurde weiter erhöht, so dass die Dreiergruppe auseinanderfiel. Erupe setzte sich ab, hatte bei 40 km in 1:58:48 bereits 11 Sekunden Vorsprung auf Kiplagat und 20 Sekunden auf Kigen. Dahinter bot der aus Eritrea stammende Schweizer Tadesse Abraham eine großartige Leistung. Zusammen mit Frankline Chepwony (KEN) lag er bei 40 km in 1:59:57 auf Platz 4. Abraham war auf Kurs zu einem neuen Schweizer Landesrekord, und sogar der Europarekord (2:06:36) war plötzlich in Reichweite. 6:39 Minuten, also ein 3 Minuten/km-Schnitt, für das Schlussstück erschienen realistisch.
Vorne konnte Erupe auf dem Schlusspart sogar noch weiter beschleunigen und mit 6:25 für die letzten 2195 Meter lief er nach sehr guten 2:05:13 ins Ziel im Olympiastadion und verdiente sich ferner die Prämie für den Streckenrekord. Auch Evans Chebet und Mike Kigen liefen mit 2:05:33 und 2:06:10 Topzeiten, und Tadesse Abraham verpasste in 2:06:40 den Europarekord um ganze 4 Sekunden, schaffte aber auch ein großartiges Resultat. Und was den Europarekord anbetrifft, könnte der Lauf in Seoul vielleicht doch noch für Furore sorgen, denn Mike Kigen scheint mittlerweile die Staatsbürgerschaft der Türkei zu besitzen. Damit ergäbe sich eine neue europäische Rekordmarke im Marathonlauf von 2:06:10. Es war aber eigentlich klar, dass diese Marke über den Mechanismus der Einbürgerung in der nächsten Zeit fallen würde.
Bei den Frauen gab es durch Rose Chelimo (KEN) in 2:24:14 ein gutes Resultat, der Kursrekord von Chunxiu Zhou in 2:19:51 aus dem Jahr 2006 ist aktuell kaum in Reichweite. Melkam Gizaw (ETH) wurde Zweite in 2:24:28 und Agness Jeruto (KEN) Dritte in 2:24:59. Die Drei hatten bis 35 km zusammen gelegen, bevor sich Chelimo absetzen konnte.
Die Splits des führenden Läufers: | |||
5 km | 14:42 | 2:04:04 | |
10 km | 29:40 | 14:58 | 2:05:11 |
15 km | 44:35 | 14:55 | 2:05:25 |
20 km | 59:38 | 15:03 | 2:05:49 |
HM | 1:02:55 | 2:05:50 | |
25 km | 1:14:32 | 14:54 | 2:05:48 |
30 km | 1:29:33 | 15:01 | 2:05:57 |
35 km | 1:44:15 | 14:42 | 2:05:41 |
40 km | 1:58:48 | 14:33 | 2:05:19 |
Ziel | 2:05:13 | 6:25 |