Mit dem Nagoya Women´s Marathon, dem vermeintlich größten Nur-Frauen-Marathon im globalen Vergleich, endete die Serie der hochkarätigen Frühjahrsklassiker in Japan. Das Fazit: von Osaka bis Nagoya gab es Läufe mit nicht immer überzeugenden Leistungen, aber so gut wie alle Rennen waren von ihrem Ablauf überaus spannend. Und während die japanischen Männer ihre Olympiaqualifikation bereits letzte Woche am Lake Biwa abschlossen, waren am Sonntag noch einmal die Damen in Nagoya dran. Am kommenden Donnerstag wird dann die JAAF (hoffentlich) den eigentlich gesicherten Fakten entsprechen und die Teams der Marathon-Männern und Frauen benennen.
In Nagoya ging es, wie zu erwarten, nur noch um einen Startplatz für Olympia. Mai Ito hatte sich schon im August 2015 durch Platz 7 bei der WM in Beijing ins Team gelaufen und Kayoko Fukushi brillierte bei ihrem Sieg am 31. Januar in Osaka in großartigen 2:22:17. Das war sogar besser, als das Limit für eine “sichere” Qualifikation von 2:22:30, bei den Männern lag diese übrigens bei 2:06:30. Doch beim japanischen Verband kann man sich nie sicher sein. Dies führte sogar dazu, dass Fukushi sich gezwungen sah, auch in Nagoya noch einmal an den Start zu gehen. Gottseidank endete diese Pose ohne großen Schaden, Fukushi sagte auch nach “sanften” Hinweisen aus dem Verband den Start in Nagoya ab und war dort auch in der Tat nicht präsent.
Dafür hatte sich die Altmeisterin Mizuki Noguchi nochmals die Laufschuhe geschnürt, um nach dem Olympiasieg 2004 wiederum im japanischen Team zu starten. Die Zeit der mittlerweile 37jährigen Lauflegende von 2:19:12 beim Berlin Marathon 2005 ist nach wie dort Streckenrekord und Landesrekord. Von solchen Zeiten kann sie aber aktuell bestenfalls noch träumen, schon nach 2 km, die die australische Tempomacherin Wellings in 6:43 anlief, lag sie schon am Ende einer etwa 20-köpfigen Gruppe. Bei 5 km nach 17:03 für die Spitzengruppe lag Noguchi noch am Ende dieser Gruppe, verlor dann aber schnell am Boden. Nach 10 km in 34:07 lag sie schon 40 Sekunden zurück und konnte spätestens hier alle Träume auf Olympia begraben.
Bei günstigen Bedingungen (ca. 10°C, nur 33 % relative Feuchte, Wind um 1 m/s) hatte die umfangreiche Spitzengruppe ein gleichmäßiges Tempo gefunden und lag auf Kurs von etwa 2:23:30. Kurz nach 15 km in 51:04 ging Wellings als erste Tempomacherin aus dem Rennen und eine Gruppe von 13 Läuferinnen erreichte 20 km in 1:08:05 und kurz danach den Halbmarathon in 1:11:45. Über 1:25:06 für 25 km wurde in 1:42:15 30 km erreicht. Dort stiegen die beiden letzten Tempomacherinnen aus. Nun begann ein in der Tat ereignisreiches Finale. 8 Läuferinnen lagen hier auf Kurs von 2:23:50, aber das Tempo sollte nun erheblich anziehen.
Die Matten bei 30 km waren kaum überlaufen, als die Vorjahressiegerin Eunice Kirwa (stammt aus KEN, startet für BRN) einen Zwischenspurt startete, der die Gruppe schnell auseinanderriss. 1:45:25 war der Split für 31 km, d.h. ein km-Abschnitt von 3:10. Nur noch die kleine Japanerin Tomomi Tanaka konnte noch halbwegs folgen. Aber nach einem weiteren km in 3:17 verlor die tapfere Tanaka zunehmend an Boden. Nach 35 km lag Kirwa in 1:58:39 mit einem 5 km Segment von 16:24 14 Sekunden vor Tanaka, weitere 10 Sekunden lag Rei Ohara zurück. Der Rest das Feldes lief hier schon fast eine Minute hinter der Führenden.
An der Spitze lief Kirwa einem ungefährdeten Sieg entgegen, dahinter wurde es noch einmal spannend, ja dramatisch. Bei 37 km hatte Ohara ihre Landsfrau Tanaka eingeholt, die beim Mitgehen der Tempoverschärfung von Kirwa nach 30 km viel Substanz gelassen hatte. Kirwa passierte 40 km nach 2:15:25, das waren 44 Sekunden vor Tanaka und Ohara, die hier mit 2:16:09 erfasst wurden. Kirwa, immerhin Gewinnerin der Bronzemedaille bei der WM 2015 in Beijing, lief mit deutlichem Vorsprung in den Noagoya-Dome ein und siegte nach 2:22:40.
Tomomi Tanaka gewinnt hauchdünn den Kampf um Platz 2 gegen Rei Ohara und hat sich damit vermutlich ins japanische Olympiateam für Rio gelaufen. (c) Veranstalter
Dahinter mobilisierten die beiden Japanerinnen die letzten Reserven, der Gewinnerin dieses Zweikampfs winkte (recht sicher) die Fahrkarte nach Rio. Noch vor dem Einlauf in die Halle zog Tanaka den Spurt an, aber Ohara folgte. Auf der Zielline lag Tanaka in 2:23:19 eine Sekunde vor der völlig erschöpften Konkurrentin und hat nun beste Aussichten im August wieder an einen Marathonstart zu gehen, diesmal in Rio. Sie hatte ihre Bestleistung aus dem Jahr 2014 von 2:26:05 an gleicher Stelle genau zum richtigen Zeitpunkt deutlich gesteigert. Mit Mao Kiyota in 2:24:32, Reia Iwade in 2:24:38, Sayaka Kuwahara in 2:25:09 und Shiho Takechi in 2:25:29 kamen 7 Läuferinnen mit Zeiten von unter 2:26 Stunden ins Ziel.
Ergebnisse der Erstplatzierten:
2. Tomomi Tanaka (JPN) 2:23:19
3. Rei Ohara (JPN) 2:23:20
4. Mao Kiyota (JPN) 2:24:32
5. Reia Iwade (JPN) 2:24:38
6. Sayaka Kuwahara (JPN) 2:25:09
7. Shiho Takechi (JPN) 2:25:29
8. Betlehem Moges (ETH) 2:26:36
9. Michi Numata (JPN) 2:27:27
10. Ryoko Kizaki (JPN) 2:28:49
11. Asami Kato (JPN) 2:29:33
12. Bekelech Daba (ETH) 2:29:50
13. Iwona Lewandowska (POL) 2:30:15
14. Kaoru Nagao (JPN) 2:30:54
21. Mizuko Noguchi (JPN) 2:33:54