“Rock´n Roll New Orleans Marathon & 1/2” (USA) am 28. Februar 2016: Die “schnellen Zeiten” sind vorbei

new-orleans-mar-logoWelche Siegerzeiten bekommt man bei einer hochklassigen Veranstaltung, wenn man das Preisgeld auf 500 USD absenkt? Eine weitere und wenig überraschende Antwort zu dieser Thematik gab am Sonntag der Rock´n Roll New Orleans Marathon & 1/2, den seit 2009 die Competitor Group im Rahmen ihrer Rock´n Roll Serie organisiert: Es geht leistungsmäßig bergab. Während insgesamt in New Orleans fast 18000 Finsher im Marathon, Halbmarathon und einem 10 km-Lauf gezählt wurden und der Trend abnehmender Teilnehmerzahlen erst einmal gestoppt werden konnte, setzte sich der Einbruch im Leistungsniveau weiter fort.

Mit Zeiten von 1:04:17 sowie 1:14:20 gewannen Emil Dobrowoiski (POL) und Neely Gracey (USA) die Läufe über die halbe Marathondistanz, im Marathon siegten Geoffrey Burns (USA) in 2:24:58 sowie Meggan Franks (CAN) in 2:51:50. Damit scheinen in New Orleans die Zeiten von internationaler Klasse in der Tat der Geschichte anzugehören, der Veranstalter Competitor Group hat damit auch bei diesem Traditionslauf ganze Arbeit geleistet, den sportlichen Wert der Läufe dem Eventcharakter mit Bands bei jeder Meile und einem Abschlusskonzert zu opfern. Im Rahmen einer derartigen Fokusierung sind Kosten für Eliteläufer nur ein lästiger Faktor, der optimiert (d.h. minimiert) gehört. In Zahlen bedeutet das ein Preisgeld von 500 USD für die jeweiligen Sieger, Reiskosten oder Antrittsgelder sind mittlerweile Fremdworte bei Competitor.

Das war einmal anders. 2009 lief die äthiopische Topläuferin Berhane Adere mit 1:07:52 die damals schnellste Halbmarathon-Zeit in den USA, die im Jahr 2011 die Neuseeländerin Kimberley Smith sogar auf 2:07:36 steigerte. Im Jahr 2010 rang in einem legendären Duell der kenianischen Ausnahmeläufer Martin Lel in 1:01:07 Samuel Wanjiru nieder, 2013 siegte der Brite Mo Farah in 1:00:59, wobei er sich anschließend von einer Reporterin fragen lassen musste, ob er für diesen Lauf trainiert hatte und in ein ratloses Gesicht des mehrfachen Olympiasiegers und Weltmeisters schaute. Auch im Marathon waren die Dinge in New Orleans einmal anders. Beim Vorläufer der aktuellen Veranstaltung, dem 1965 begründeten “Mardi Gras Marathon”, lief zum Beispiel im Jahr 1980 Ron Tabb (USA) mit 2:11:01 eine internationale Topzeit.new-orleans-mar-startStart zum Rock´n Roll New Orleans Marathon am 28. Februar 2016.  (c) Veranstalter

Solche sportlichen Höchstleistungen scheinen in New Orleans der Geschichte anzugehören. Und nicht nur dort! Nach einigen Protesten fährt die Competitor Group die Preisgelder – und damit auch die Teilnahme hochklassiger Eliteathleten – konsequent herunter, San Diego, Tempe/Phoenix, etc. sind weitere Beispiele dieser Entwicklungen, die den (Leistungs-)Sport aus dem Fokus verlieren. Aktuell scheint dieses Geschäftsmodell durchaus erfolgreich zu sein, zum nächsten Rock´n Roll Marathon in New Orleans kann man sich ab dem 6. März anmelden und im kommenden Jahr bereits am 5. Februar werden sicher wieder einige 1000 Läufer ihren Spaß vor allem an den vielen Bands auf der Strecke haben. Denn im Gegensatz zum leistungssportlichen Niveau ist und bleibt New Orleans auf dem musikalischen Sektor nach wie vor – Weltklasse!new-orleans-mar-musicAuf der Strecke war die Stimmung wieder prächtig, viele Bands heizten den Läufern gewaltig ein.  (c) Veranstalter

Ergebnisse HM der Männer 
1. Emil Dobrowoiski, 30, Poland, 1:04:17, $500
2. Derlis Ayala, 26, Paraguay, 1:05:10, $400
3. Jakub Nowak, 26, Poland, 1:06:53, $300
4. David Flynn, 26, Ireland, 1:09:45, $200
5. Andris Goncarovs, 23, USA, 1:13:18, $100 

Ergebnisse HM der Frauen 
1. Neely Spence Gracey, 25, USA, 1:14:20, $500
2. Dayna Pidhoresky, 29, Canada, $1:18:42, $400
3. Allie Moore, 29, USA, 1:19:37, $300
4. Morgan Van Gorder, 26, USA, $200
5. Gabriela Trana Trigueros, 35, USA, $100

Sieger Marathon der Männer 
1. Geoffrey Burns, 25, Michigan, 2:24:58, $500

Siegerin Marathon der Frauen 
1. Meggan Franks, 32, Canada, 2:51:50, $500
Sieger beim New Orleans Halbmarathon (Quelle: Wikipedia)
2016 E. Dobrowoiski (POL) 1:04:17 Neely Gracey (USA) 1:14:20
2015 Mika Popejoy (USA) 1:05:18 Janet C. Bawcom (USA) 1:12:22
2014 Liam Burke (USA) 1:11:35 Karen Lockyer (USA) 1:20:29
2013 Mo Farah (GBR) 1:00:59 Meseret Defar (ETH) 1:07:25
2012 Shadrack Biwott (USA) 1:04:23 Gabariela Trana 1:16:31
2011 Josphat Boit (KEN) 1:03:57 Kimberley Smith (NZL) 1:07:36
2010 Martin K. Lel (KEN) 1:01:07 Berhane Adere (ETH) 1:07:52
2009 Hillary Kogo (KEN) 1:08:47 Victoria Martinez 1:21:17
2008 Kevin Castille 1:08:08 Claudia Kasen 1:27:09
2007 Vaughn Gibbs 1:14:15 Jennifer Stark 1:28:40
2006 Meyer Friedman 1:12:15 Ann Erath 1:27:40
2005 Timothy Vandervlugt 1:12:39 Leslie Minnix Wolfe 1:27:07
2004 J. J. Garza 1:16:52 Kim Miltz 1:20:22
2003 Andrew Lilly 1:12:15 Erin Kelly 1:26:29
2002 Michael Dudley (USA) 1:05:52 Cindy Pomeroy 1:26:17
2001 Gabriel Lucido 1:10:57 Marcy Reidl 1:24:16
2000 Johnny Loría (CRC) 1:03:47 Wende L. Cherry 1:25:21
1999 Brendan Minihan 1:17:13 Lynn MacDougall 1:24:25
1998 Per Kristian Moerk 1:10:16 Susan Molloy 1:20:40
Finisherzahlen in New Orleans:
Jahr Marathon Halbmarathon
2016 3625 11553
2015 2362 7721
2014 2759 9697
2013 2632 9269
2012 3700 13093
2011 3140 10272
2010 3509 9300
2009 1496 3559
2008 1337 2862
2007 1088 1737
2006 698 1452
2005 1976 2402
2004 2041  ???
2003 1639 2227
2002 1748 1857
2001 1439 1619
2000 1435 1604
1999 966 1184
1998 590 816