Die Geschichte eines reinen Elite-Frauen-Marathon im Großraum Tokyo erlebt am kommenden Sonntag (15. November) eine weitere Facette. Und da erscheint es angebracht, ganz kurz noch einmal zurückzublicken, auf die letzten Jahre, die vor allem durch die Entwicklung des Tokyo Marathon zu einem Massenmarathon mit 30000 Teilnehmern (und 10mal mehr Anmeldungen) geprägt ist. Diese Veranstaltung machte die zuvor getrennt organisierten und abgehaltenen Events obsolet und legten die Integration dieser beiden Läufe in die neue Großveranstaltung nahe. Aber im Gegensatz zu den Männern, deren Elitelauf voll in den neuen Tokyo Marathon aufgegangen ist und wo man durch die (sicher teuer erkaufte) Aufnahme in die World Marathon Majors Elite Liga mitterweile Elitefelder internationaler Klasse rekrutiert, sah das bei den Frauen schon anders aus.
Hier wollte man unter allen Umständen eine Elitelauf für Frauen erhalten, was übrigens auch dazu führte, dass man das weibliche Elitesegment beim neuen Tokyo Marathon wesentlich halbherziger betrieb als bei den Männern. Man zog somit 2009 aus der Innenstadt Tokyos in die Docklandschaft der Hafenstadt Yokohama, wobei allerdings anzumerken ist, dass umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen mittlerweile die Hafenregion in einen sehr sehenswerten Stadtteil verwandelt haben, der mit dem Yamashita-Park ein wunderschönes Zentrum vorweisen kann. Yokohama gehört mittlerweile zu den touristischen Perlen von Metropolitan Tokyo, dessen Besuch sich in allen Belangen lohnt.
Die Siegerinnen beim Int. Yokohama Ladies Marathon:
16. Nov. 2014 | Tomomi Tanaka (JPN) | 2:26:57 |
17. Nov. 2013 | Albina Majorowa (RUS) | 2:25:55 |
18. Nov. 2012 | Lydia Cheromei (KEN) | 2:23:07 |
20. Nov. 2011 | Ryōko Kizaki (JPN) | 2:26:32 |
20. Feb. 2011 | Yoshimi Ozaki (JPN) | 2:23:56 |
15. Nov. 2009 | Kiyoko Shimahara (JPN) | 2:28:51 |
Die Läufe in Yokohama waren eigentlich ganz erfolgreiche Veranstaltungen auf einem 10 km Rundkurs, gutem Zuschauerzuspruch sowie einem eindrucksvollen Finish im Park (da ist das Finale des neuen Tokyo Marathon viel trister). Lydia Cheromei (KEN) war 2012 mit 2:23:07 die Schnellste auf diesem Kurs. Es gab aber auch Dinge die nicht unbedingt zur Popularität dieses Standorts beitrugen, wie die nachträgliche Disqualifikation der Russin Inga Abitova im Jahr 2012, die Teilnahme von Zivile Balciunaite (LIT) unmittelbar nach der Dopingsperre oder die fast skandalöse Nichberücksichtigung der Siegerin der letzten Ausgabe 2014 Tomomi Tanaka für das WM-Team der Japaner in Beijing im August 2015.
Das waren noch Zeiten: Yokohama im Jahr 2012. Nachträglich wurde Kyoko Shimahara (JPN, Startnummer 11) zur Siegerin erklärt. (c) H. Winter
Wie dem auch sei, nun gibt es eine überraschende neue Epoche in der langen Geschichte dieses Laufs in der Provinz Saitama im Norden Tokyos, wo der Kurs maßgeblich auch ländliche Bereiche umfasst. Das Konzept bleibt mit einigen eingeladenen ausländischen Eliteläuferinnen gleich. Aber das Vorhaben einer Olympiaqulifikation der Japanerinnen scheint gründlich daneben zu gehen, nicht eine Läuferin ist dabei, die seit 2012 einmal unter 2:30 Stunden lief.
Der Topstar der Premiere in Saitama sollte die Kenianerin Lucy Wangui Kabuu sein, die erst im Januar als Dritte 2:20:21 in Dubai lief und eine Bestzeit an gleicher Stelle von 2:19:34 2012 aufstellte. Die ist aber als verletzt gemeldet und wird nun durch Meselech Melkamu (ETH) ersetzt, die beim Frankfurt Marathon 2012 2:21:01 schaffte. Askale Tafa (ETH) lief 2008 in Berlin 2:21:31, war in den letzten Jahren aber deutlich schwächer und lief im Januar in Dubai nur noch 2:29:37. Atsede Baysa (ETH) ist mit einer Bestzeit von 2:22:03 als Siegerin in Chicago 2012 notiert, 2015 wurde sie in Paris nur noch Achte in 2:28:10. Tatyana Petrova Arkhipova (RUS) holte Bronze bei Olmypia 2012, wo sie 2:23:29 erreichte, und Rebecca Kangogo Chesir (KEN) belegte in 2:25:22 nur Platz 13 in Dubai in diesem Jahr. Mit Sylvia Jebiwot Kibet (KEN) ist die Zweite des diesjährigen Hamburg Marathon in 2:26:16 dabei. Und Nastassia Ivanovo (BLR) mit 2:27:24 (Düsseldorf 2012) sowie Rasa Drazdauskaite (LIT) mit 2:29:29 (London, Olympia 2012) runden das Feld der ausländischen Eliteläuferinnen in Saitama ab.
Von japanischer Seite sind Aki Odagiri mit 2:30:24 (Nagoya 2015), Mizuho Nasukawa mit 2:30:27 (Yokohama 2013), Asami Furuse mit 2:30:57 (Nagoya 2013) sowie Yoko Shibui mit 2:31:15 (Nagoya 2015) zu nennen. Im Jahr 2004 lief Shibui in Berlin 2:19:41, aber das ist mehr als 10 Jahre her und entspricht kaum noch ihrem aktuellen Leistungsniveau.
Update: Tatyana Petrova Arkhipova (RUS) war zur Pressekonferenz in Saitama erschienen, musste aber (erst) dort erfahren, dass sie wegen der Sperre aller russischen Athleten durch die IAAF am Sonntag nicht starten darf.