Eilish McColgan (GBR) und Morhad Amdouni (FRA) gewannen die A-Läufe beim European 10.000 m Cup im britischen Birmingham. Bei sehr guten äußeren Bedingungen gewann in dramatischen Endphasen McColgan in 31:19,35 und Amdouni in 27:23,39 und blieben damit unter den Olympia-Normen von 31:25 für die Frauen sowie 27:28 für die Männer. Nils Voigt (GER) vom TV Wattenscheid war nach der Absage des DLV-Teams wegen der Corona-Auflagen auf eigene Rechnung auf die Insel gereist und konnte im Finale u.a. die Lauflegende Mo Farah (GBR) überspurten, um in Bestzeit von 27:49:04 Vierter zu werden. Farah war nach eigener Aussage mit einer leichten Verletzung ins Rennen gegangen und beendete den Lauf nach 27:50,64 nur als Siebter. Ob der Olympiasieger über diese Distanz von 2012 in London und 2016 in Rio seinen Titel noch einmal verteidigen wird/kann, steht nach den Eindrücken am heutigen Abend in Birmingham in den Sternen.
Im Rennen der Frauen lagen nach 3:08,16 für den ersten Kilometer bis 2 km in 6:15,92 acht Frauen in der Spitzengruppe, die bei 3 km in 9:23,99 die für Israel startende gebürtige Äthiopierin Selamawit Teferi (ISR) sprengte, die bei 4 km in 12:32,09 nach Ausstieg beider Tempomacherinnen allein in Front war. 5000 m absolvierte sie in 15:40,05 und lag damit 5 Sekunden vor einem rein britischen Vorfolgertrio McColgan, Jessica Rudd (GBR) und Verity Okenden (GBR). Dieser Vorsprung der um 3:08 Minuten sehr gleichmäßig laufenden Teferi stieg auf 9 Sekunden bei 6 km, 12 bei 7 km und 17 bei 8 km an. Dann wirkte die Führende aber müde und hatte bei 9 km in 28:15,84 den letzten km in 3:10,70 abolviert.
In einem spannenden Finale konnte Eilish McColgan (vorne rechts) den Lauf in 31:19,35 gewinnen. Selamawit Teferi (2.v.l.) wurde Zweite. (c) British Athletics
McColgan und Rudd hatten hier den Rückstand auf 12 Sekunden reduziert und kamen Teferi schnell näher. In einem tollen Finale erreichten die beiden britischen Läuferinnen die Führende ca. 50 m vor der Ziellinie und McColgan ging noch an Teferi vorbei, um das Rennen in 31:19,35 knapp vor Teferi in 31:19,50 zu gewinnen. Und als Dritte erreichte Jessica Judd in 31:20,96 Platz 2 im internen britischen Duell, und da sie die Olympianorm von 31:25 unterbot, dürfte sie sich damit für das britischen Olympiateam qualifiziert haben. Zusammen mit Verity Okenden auf Platz 4 in 31:34,70 feierte das Frauentrio aus dem Gastgeberland einen überlegenen Sieg in der Team-Wertung des Europa-Cups.
Auch im Rennen der Männer wurde es am Ende sehr spannend. Nach einer ersten Runde in 1:02,34 stabilierte sich eine Gruppe von 2 Tempomachern und 10 Athleten auf ein durch das Wave Light vorgegebenes Tempo von 27:20 Minuten und passierte den ersten Kilometer nach 2:43,88. Mitten drin in der Spitzengruppe Mo Farah. Jens Voigt ging die flotte Fahrt an der Spitze nicht mit und lief in einer Verfolgergruppe, die dort in2:48,67 schon sichtbar zurücklag. Über 5:28,18 bei 2 km und 8:10,86 bei 3 km stieg kurz darauf der erste “Hase” aus. Bei 4 km in 10:55,25 hatte sich Europameister Morhad Amdouni mit dem verbliebenen Tempomacher leicht abgesetzt, Mo und sechs weitere Männer bildeten eine erste Verfolgergruppe.
Nach 5 km in 13:49,93 hatten die Verfolger wieder zu Amdouni aufgeschlossen, der sich aber bald darauf wieder absetzte und bei 6 km in 16:24,35 vier Sekunden vor den Verfolgern lag. Als nun der letzte Tempomacher ausschied, baute Amdouni bei 7 km in 19:08,49 seinen Vorsprung auf ein Quartett auf 10 Sekunden aus, woran sich bei 8 km in 21:54,26 für den führenden Franzosen wenig änderte. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Der Spanier Carlos Mayo (ESP) und der Belgier Bashir Abdi (BEL) machten sich auf die Verfolgung des führenden Amdouni, wobei Mo Farah überraschend zurückfiel. Nach 9 km in 24:44,39 lagen Abdi und Mayo nur noch eine Sekunde zurück, während Farah schon 15 Sekunden auf die Spitze eingebüßt hatte und aussichtslos zurücklag.
Morhad Amdouni gewann den A-Lauf beim European 10.000 m Cup in Birminghan in 27:23,39. (c) British Athletics
Nach gut 25 Minuten hatten die beiden Verfolger aufgeschlossen und kämpften nun um den Sieg. Dem Lauflicht hatte man zwischenzeitlich nicht mehr folgen können, kam diesem aber im Finale wieder näher, wobei am Ende Amdouni in 27:23,39 vorne war, knapp vor Abdi in 27:24,41 und Mayo in 27:25,00, die alle neben einer PB auch den Olympicshen Qualifikationsstandard von 27:25 Minuten unterboten. Von deutscher Seite her sehr erfreulich, konnte Nils Voigt im Schlusspart erheblich zulegen und sich in neuer PB von 27:49,04 Platz 4 sichern. Nachdem der deutsche Shooting Star der Saison 2021 sich bereits bei der DM in Mainz auf 28:11,31 steigern konnte, “pulversierte” der 24-jährige Läufer von der TV Wattenscheid seine PB erneut.
Bei seinem tollen Finale hatte Voigt aus einer hinteren Verfolgergruppe mit Pace auf 28 Minuten auch Mo Farah passiert, der schließlich auf Platz 8 in 27:50,64 landete. Recht wichtig war aber, dass Mo nur noch von einem Briten, nämlich Marc Scott (GBR), auf einen Platz vor ihm in 27:49,94 passierte wurde. Der in den USA trainierende Scott, der mit 27:10 die Norm für Olympia bereits erfüllen konnte, wurde damit britischer Meister, Mo bei dieser Landesmeisterschaft Zweiter. Da die beiden Erstplatzierten für das britische Olympia-Team nomiert werden, wäre Mo bei Olympia als Titelverteidiger dabei. Er muss allerdings noch bis zum 27. Juni die Norm von 27:28 erfüllen, die Scott schon gelaufen war.
Abgesehen davon, dass es in Tokyo allein schon mit den Topläufern Cheptegei und Kissa aus Uganda übermächtige Konkurrenz geben würde, bieten sich für Mo ein 10.000 m-Lauf im niederländischen Leiden bereits am 12. Juni und die Midsummer Night 10.000 m in Leeds am 24. Juni an. Eine andere Option wäre noch ein Umsatteln auf die 5000 m mit den Landesmeisterschaften vom 25. bis 27. Juni in Manchester. Aber auch über diese Distanz ist die Norm mit 13:13,50 kein Selbstläufer, die aktuell gut 40 Läufer weltweit erfüllt haben, davon mit Butchart und Scott zwei Läufer aus Großbritannien.
Ergebnisse 10.000 m der Frauen: | |||
1. | Eilish McColgan | GBR | 31:19,35 |
2. | Selamawit Teferi | ISR | 31:19,50 PB |
3. | Jussica Judd | GBR | 31:20,96 PB |
4. | Verity Okenden | GBR | 31:43,70 PB |
5. | Amy Eloise Markovc | GBR | 32:04,38 |
6. | Luiza Gega | ALB | 32:16,25 PB |
7. | Charlotte Arter | GBR | 32:17,40 |
8. | Susan Jeptoo | FRA | 32:31,80 PB |
9. | Samatha Harrison | GBR | 32:39,20 |
10. | Maite Melero | ESP | 32:41,34 |
Ergebnisse 10.000 m der Männer: | |||
1. | Morhad Amdouni | FRA | 27:23,39 PB |
2. | Bashir Abdi | BEL | 27:24,41 PB |
3. | Carlos Mayo | ESP | 27:25,00 PB |
4. | Nils Voigt | GER | 27:49,04 PB |
5. | Yann Schrub | FRA | 27:49,64 PB |
6. | Jesus Ramos | ESP | 27:49,73 PB |
7. | Marc Scott | GBR | 27:49,94 |
8. | Mo Farah | GBR | 27:50,64 |
9. | Nekagenet Crippa | ITA | 27:51,93 PB |
10. | Emile Cairess | GBR | 27:53,19 PB |