Etwas überraschend liegt das Team der Soka University beim 97. Hakonen Ekiden nach dem ersten Tag in Führung. Der Staffellauf über gut 217 km mit 21 Teams von jeweils 10 Läufern der Universitäten aus dem Großraum Tokyo, sorgte am ersten Tag auf dem Weg aus dem Zentrum Tokyos in die Sommerfrische Hakone über 107,5 km für kaum vorhersagbare Resultate. Der Lauf ist ohne Zweifel kurz nach dem Jahreswechsel DAS Sportereignis auf der Insel. Großartig von Nihon TV in allen Facetten in Szene gesetzt, verfolgen mehrere 10 Millionen Zuseher das Geschehen landesweit am Bildschirm. Da die sonst vorhandenen Millionen von Zuschauern (und diese Zahlen sind belastbar) dem Aufruf der Organisatoren folgten und die Rennen zu Hause am Bildschirm verfolgten, düften die TV-Quoten neue Rekordmarken erreichen.
Sportlich werden allerdings die einmaligen Leistungen aus dem letzten diesmal nicht erreicht werden. So liegt die Soka University erstmals in der Hakone Geschichte (seit 1920) nach dem ersten Tag in Führung, die Gesamtzeit von 5:28:08 liegt allerdings fast 7 Minuten hinter der Rekordzeit von 5:21:16 aus dem Vorjahr zurück. Und dies ist die zweite große Überraschung dieses Jahres, das Team mit dem Rekord aus dem Vorjahr und der Hakone Seriensieger, die Aoyama Gakuin University unter Coach-Guru Hara, schaffte am ersten Tag nur 5:35:43 und liegt damit fast aussichtslos in Sachen Titelverteidigung zurück. In den letzten sechs Jahren konnte Aoyama Gakuin den Hakone einmalige fünfmal gewinnen, nur im Vorjahr unterbrach das Team der Toyo University diese Siegesserie.
Der Streckenverlauf des Hakone Ekiden: 107,5 km von Tokyo nach Hakone und dann am zweiten Tag 109,6 km zurück nach Tokyo. (c) The Tokyo Files
Zur Einordnung der Leistungen der japanischen Studenten auf den jeweils etwa einen Halbmarathon langen Etappen (es gibt nur wenige afrikanische “Gast-Studenten” in den Teams) sei angemerkt, dass die Zeit von 5:28 Stunden für 107,5 km einem km-Schnitt von 3:03 Minuten entspricht. Dabei ist zu beachten, dass die letzte Etappe des ersten Tages hinauf nach Hakone über einen Pass mit 874 m Seehöhe führt. Ansonsten waren fast alle der insgesamt 210 Aktiven durchweg mit km-Splits von um 3 Minuten auf den jeweils über 20 km langen Etappen unterwegs.
Nach 5 km in 15:05 lagen alle Teams noch zusammen. (c) NTV/Livestream
Mit japanischer Pünktlichkeit wurde das Rennen in der Nähe des Kaiserpalastes pünktlich um 8 Uhr Ortszeit gestartet, aber gegenüber dem Vorjahr war man viel langsamer angelaufen. Wurde im letzten Jahr der Rekorde der erste Kilometer in 2:45 Minuten gestoppt, so waren es diesmal irritierende 3:35, was der Kommentator mit “Jogging” titulierte. Danach wurde es deutlich flotter, aber auch nach 5 km lag man in 15:05 meilenweit hinter den 14:23 von 2020 zurück. Bei 10 km war man in 30:38 fast volle zwei Minuten hinter der Zeit aus dem Vorjahr (28:48). Konsequenz dieser ungewohnten “Bummelei” war, dass hier noch alle 21 Teams in der Spitzengruppe zusammenlagen.
Dies änderte sich erst ca. 1 km vor dem ersten Wechsel der 21,3 km Etappe , wo Koki Kamatu von der Hosei University als erster in 1:03:00 das Band (“Tasuki”) an seinen Teamkameraden übergab. Auf Platz 3 wechselte Yuichi Fukuda von Soka in 1:03:15 (im vorigen Jahr gewann sein Team durch Rei Yonemitsu diese Etappe nach 1:01:13). Auf der 2. Etappe, wo traditionell die vermeintlich stärksten Akteure am Start sind, gab es dann das erwartete “Feuerwerk” durch Vincent Yegon von der Tokyo Kokusai University. Yegon hatte im letzten Jahr auf dem 3. Segment von 21,4 km die Fabelzeit von 59:25 hingelegt.
Auch diesmal war er auf der – allerdings etwa schwieriger zu laufenden – 2. Etappe nicht zu stoppen und lief auf dem 23,1 km langen Teilstück in 1:05:49 die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden (Zeit entspricht einer Halbmarathon-Zeit von 1:00:07). Dies sollte der einzige All-Time-Etappenrekord des Tages bleiben. Damit brachte er sein Team von Platz 15 an die Spitze mit einem Vorsprung von einer Minute auf die Verfolger. Dieser Vorsprung hielt auf der 3. Etappe bis gut 11 km, dann überholte die Tokai University durch Shotaro Ishihara den führenden Läufer. Mit einer Zeit von 1:02:05 gewann Ishihara die 3. Etappe, und damit wechselte nach 3:12:39 das Tokai-Team als Erste mit einem Vorsprung von 0:34 auf die Soka University.
Auf der 4. Etappe konnte sich aber Tokai nicht lange an der Führung erfreuen, bereits nach 5,7 km hatte Yudai Shimazu von Soka den Läufer von Tokai, Yosai Saeki, eingeholt, der eine Verletzung im Sommer noch nicht voll auskuriert hatte und auf dem 20,9 km langen Teilstück fast 3 Minuten langsamer war als die unmittelbaren Konkurrenten. So wechselte die Soka University nach 4:16:03 zuerst, wobei Shimazu mit 1:02:49 die zweitbeste Zeit der Etappe gelaufen war. Mit einem Rückstand von 1:42 Minuten folgte auf Platz 2 die Komazawa University und vor Waseda mit einem Rückstand von 2:03. Erst auf Platz 10 folgte mit einem Malus von 3:41 der Seriensieger von Aoyama Gakuin, für die Issei Sato mit 1:3:09 die viertschnellte Zeit auf dem 4. Abschnitt lief.
Yuta Mikami von der Soka University in Hakone kurz vor Schluss der letzten Etappe am ersten Tag. (c) NTV/Screenshot
Nun ging es hinauf nach Hakone, wobei eine Passhöhe von 870m zu überwinden war. Yuta Mikami lieferte eie solide Leistung ab und mit der zweischnellsten Zeit auf der Königsetappe von 1:12:05 vergrößerte er nach 5:28:08 im Ziel von Hakone den Vorsprung auf das nächstplatzierte Team der Toyo University auf 2:14 Minuten. Dazu bleibt nach anzumerken, dass bei der sensationellen Tempohatz im letzten Jahr 8 Teams schneller in Hakone angekommen waren als der aktuelle Spitzenreiter in 2021. Auf Platz 3 liegt mit einer Gesamtzeit von 5:30:29 die Komazawa University. Shoma Hosoya brachte sein Team von der Teikyo University mit der schnellsten Einzelzeit von 1:11:52 nach 5:30:39 noch auf Platz4.
Ob einer der Hakone-Topplayer, die Aoyama Gakuin University, noch in die Enscheidung um die vorderen Plätze oder sogar den Sieg eingreifen kann, erscheint aktuell eher unwahrscheinlich. Das Team von Coach Hara liegt mit 5:35:43 auf Platz 12 und damit gut 5 Minuten hinter den führenden Teams zurück. Dabei wird für die Platzierung am Ende die Leistungsbreite über die gesamten 10 Läufer entscheidend sein, und da sind vor allem Toyo und Kamazawa, der nationale Ekiden-Titelträger, zu nennen. Aber auch AGU sollte man noch nicht ganz abschreiben. Morgen früh um 8:00 Uhr Ortszeit geht es von Hakone zurück nach Tokyo, wo man bis zum Ziel ein spannendes Rennen erwarten kann.
Die schnellsten Läufer auf den ersten fünf Etappen (äquiv. HM): | |||||
1 | 21.3 km | Koki Kamata | Hosei Univ | 1:03:00 | (1:01:24) |
2 | 23.1 km | Vincent Yegon | Tokyo Kokusai | 1:05:49 CR | (1:00:07) |
3 | 21.4 km | Shotaro Ishihara | Tokai Univ | 1:02:05 | (1:01:12) |
4 | 20.9 km | Paul Onyiego | Yamanashi Gakuin | 1:02:15 | (1:02:50) |
5 | 20.8 km | Shoma Hosoya | Teikyo Univ | 1:11:52 uphill 800m |
(1:12:54) |
Die TOP10 nach dem ersten Tag: Tokyo – Hakone (107,5 km) |
||
1. | Soka University | 5:28:08 |
2. | Toyo Unversity | 5:30:22 |
3. | Komazawa University | 5:30:29 |
4. | Teikyo University | 5:30:39 |
5. | Tokai University | 5:31:35 |
6. | Tokyo Kokusai University | 5:32:06 |
7. | Jutendo University | 5:33:21 |
8. | Kanagawa University | 5:33:40 |
9. | Koku Gakuin University | 5:34:52 |
10. | Takushoku University | 5:35:01 |
Weitere Infos zu Hakone bei: Japan Running News (Brett Larner, Tokyo)