57. NN San Silvestre Vallecana (Madrid) am 31. Dezember 2020: Zum Jahresende auf Ersatzstrecke Weltklasse über 10 km

Mit Elitefeldern von absoluter Weltklasse will man auf spanischem Terrain einmal mehr den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das öffentliche Leben bei der 57. Ausgabe des NN San Silvestre Vallecana am Silvestertag auf den abendlichen Straßen der spanischen Haupstadt Madrid trotzen. Dabei hinterlässt das Virus aber auch bei dieser Traditionsveranstaltung seine Spuren: Anstelle des legendären Kurses durch die Stadt  vom Stadion Bernabéu ins Estadio Teresa Rivero, der allerdings wegen eines Höhenunterschieds (Gefälle) von 50 Metern nicht Bestlisten tauglich ist, werden diesmal ausnahmsweise vier Runden von 2,5 km Länge auf einem Ausweich-Strecke gelaufen.

Damit ständen auf diesem Kurs erzielte (Best-)Leistungen keine Hindernisse einer Anerkennung im Weg. Dass solche Aspekte am letzten Tag eines für die globale Laufszene mehr als ambivalenten Jahres durchaus angebracht sind, zeigt ein Blick auf die Startlisten, die Elitefelder von absoluter Weltklasse ausweisen. Nachdem erst Anfang Dezember das spanische Valencia im Marathon und vor allem im Halbmarathon Lauf-Geschichte schrieb, könnte auch die Sportstadt des Rayo Vallecano im Stadtteil Vallecas für Furore in der Straßenlauf-Szene sorgen. Die Teilnehmerfelder für die zwei Läufe sind auf jeweils 250 Athleten begrenzt.

Die geänderte Strecke für den NN San Silvestre Vallecana im Jahr 2020. (c) Veranstalter

Das Feld der Eliteläufer führt Paul Chelimo (USA) an, der bei Olympia 2016 in Rio Bronze über 5000 m gewann und mit PBs von 12:57,55 über 5000 m und 27:43,89 über 10.000 m ausgewiesen ist. Im Rahmen der Rekord-Jagden am Silvestertag will der gebürtige Kenianer versuchen, den US-Landesrekord über 10 km von 27:48 durch Bernard Lagat und Mark Nenow zu verbessern. Der Sieg wird allerdings über Daniel Simiu Ebenyo (KEN) gehen müssen, der 2019 den Silvesterlauf in Paris-Houilles in 27:12 gewann und seine aktuelle Form im September 2020 bei den Berlin 10K Invitational II auf dem schnellen Kurs in Berlin-Schmöckwitz mit einen eindrucksvollen Sololauf in 27:18 demonstrierte.

Daniel Ebenyo gewann in Berlin-Schmöckwitz im September die 10 km in 27:18. (c) B. Winter

Der gebürtige Äthiopier Maru Teferi (ISR) lief zu Beginn des Jahres in Sevilla mit 2:07:20 einen Landesrekord über die Marathondistanz, Anfang November konnte er auch die israelische Rekordmarke über 10 km in 28:18 in Tel Aviv verbessern. Thierry Ndikumwenayo (BUR) wurde Neunter bei der letzten Cross-WM in Arhus im Jahr 2019, seine schnellste Zeit über 10 km lief er mit 28:18 bereits im Jahr 2016 in Houilles. Trotz der Einschränkungen im Corona-Jahr 2020 hat sich Mike Foppen (NED) weiter steigern koönnen. Über 5 km lief er beim Seven Hills Test Run in Nijmegen in 13:31 Landesrekord, im August war er in Monaco die 5000 m auf der Bahn in 13:13,06 gerannt.

Weitere Topläufer sind Richard Douma (NED) mit einer PB von 28:08 in Valencia im Januar 2020, Vielstarter David Nilsson (SWE), der sich beim Dresden Invitational Anfang November auf 28:11 steigerte, sowie Stefano La Rosa (ITA), dessen PB über 10 km von 28:30 allerdings schon aus dem Jahr 2008 stammt.Die Leistungen eines umfangreichen spanischen Kontigents sind da deutlich aktueller. Fernando Carro (ESP) steigerte sich erst vor einem Monat auf der allerdings nicht Regel konformen Strecke in Alcobendas auf 27:46.

Toni Abadía (ESP) lief Landeskord von 27:48 im Jahr 2018 in Laredo, im letzten Jahr wurde er bei dieser Veranstaltung Dritter in 27:56. Beim Valencia Marathon Anfang Dezember stieg er allerdings aus, da lief Ayad Lamdassem (ESP) in 2:06:35 einen hochwertigen Landesrekord, über 10 km war er in den letzten Jahren mit 28er-Zeiten im Ziel. Aus einer ganzen Reihe spanischer Topläufer ist Javier Guerra (ESP) zu erwähnen, der im Januar 2020 in Valencia die 10 km in 28:11 und einen Monat später den Marathon in Sevilla in 2:07:27 absolvierte.

Ruth Chepngetich ist einer der Topstars beim Silvesterlauf in Madrid. (c) H. Winter

Das Rennen der Frauen steht ganz im Fokus der beiden Topstars in der globalen Straßenlaufszene Ruth Chepngetich (KEN) und Yalemzerf Yehualaw (ETH). Chepngetich ist die amtierende Marathon-Weltmeisterin und steigerte sich erst kürzlich in Delhi im Halbmarathon auf 1:05:06, im letzten Jahr wurde sie in Madrid in 30:57 hinter Helen Tola Zweite. Ihre PB im Halbmarathon schaffte sie mit 2:17:08 beim Dubai Marathon 2019, beim Regenrennen des London Marathon Anfang Oktober wurde sie im Finale von Sara Hall abgefangen und in 2:22:05 nur Dritte.

Yehualaw ist aktuell der Shooting Star im Halbmarathon. Die 21-jährige Äthiopierin steigerte sich Ende November in Delhi auf 1:04:46, nachdem sie bereits im Oktober bei der WM im polnischen Gdynia in 1:05:19 Dritte geworden war. Ihre PB über 10 km von 31:55 in Addis Abeba im November 2019 wird sie mit Sicherheit am Donnerstag zu steigern wissen. Weitere internationale Teilnehmerinnen in Madrid sind Likina Amebaw (ETH, PB 32:33), Sarah Lahti (SWE, PB 31:57), Nada Pauer (AUT, PB 34:14) und Nina Lauwaert (BEL, PB 32:59). Ein großes Kontingent spanischer Läuferinnen führt Marta Garciá Alonso (ETH) an, die im November in Alcobendas mit 32:38 spanische Jahresbestzeit erzielte. Der Start des Frauenlaufs erfolgt um 18:30 Uhr, die Männer gehen um 19:30 Uhr auf die Strecke.