Mit Verwunderung hat man beim Internationalen Leichtathletik-Verband “World Athletics” auf die Absage von Crosslauf-Wettbewerben bei Olympia 2024 in Paris reagiert. Diese eigenmächtige Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat nicht nur bei den Offiziellen der Leichtathletik für Entsetzen gesorgt, als neben der Attraktivität dieser Lauf-Wettbewerbe auch die historische Komponente eine Rolle spielt, in Paris wurden seinerzeit im Jahr 1924 Crossläufe ins Programm der Spiele aufgenommen.
Die Entscheidung des IOC kann aber kaum verwundern, da es dieser Truppe um Thomas Bach weit mehr um die Vermarktung und die damit verbundenen Einnahmen als um den Sport geht. Oder vielleicht doch nicht? Durch die Hinzunahme des Crosslaufs sieht das IOC das Limit der Gesamt-Teilnehmerzahl von 10.500 Athleten gefährdet. Und dies vor dem Hintergrund, dass so aufregende Disziplinen wie “Breaking” – ist so etwas wie sportliches Breakdancing – , oder bereits seit 2021 Skateboarding, Sportklettern und Surfen im Programm stehen. Und da ist die Plackerei durch den Matsch sowie über Stock und Stein sicher weit weniger attraktiv und schlechter zu vermarkten.
Crosslauf-Wettbewerbe wird es bei Olympia 2024 in Paris nicht geben, wie hier beim legendären SCC-Cross in den 1960er bis 80er-Jahren auf dem Teufelsberg-Gelände in Berlin. (c) Sportmuseum Berlin
Die Antwort von World Athletics auf diese schwachsinnige Entscheidung auf dem Weg zum weiteren sportlichen Niedergang von Olympia ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten und sagt eigentlich alles. Übersetzen muss man diese klare Stellungnahme kaum:
“Cross country is an exciting and fast growing sport around the world so we are clearly disappointed it will not feature at the Paris 2024 Olympic Games, even more so given the heritage of cross country in France at the Paris 1924 Olympic Games. However, we have developed what we believe is a really exciting mixed relay product and have been encouraged by the commitment from the IOC that they will continue to work with us to realise our vision of seeing cross country in a future Olympic Games.
Regarding the long race walk, we will consult with our athletes and Competition Commission to develop an event that is able to feature both men and women. The IOC has suggested this could be any mixed gender event using any current venue, however we are only considering a mixed gender race walk event.”
Fazit: Das IOC und vor allem dessen Chef Thomas Bach haben schon lange den Pfad einer angemessenen Verwaltung des Olympischen Erbes verlassen. Statt den Sport in den Vordergrund allen Handelns zu stellen, gibt es fadenscheinige Entscheidungen, die immer unverschämter kommerziell getrieben sind. Von “Olympischer Idee” kann schon seit Jahren keine Rede mehr sein. Falls “World Athletics” eine Spur von Rückgrat besitzt, sollte sich die Leichtathletik aus dem Armen der “Olympischen Bewegung” lösen und ein eigenes hochklassiges Format kreieren, so das neben einer WM überhaupt von Nöten erscheint.
Die somit bei Olympia freiwerdenden Slots könnte dann Dr. Bach füllen mit Top Model Castings, Bungee-Springen oder wasimmer gerade in Mode ist. Die Kasse und die TV-Quoten würden dann sicher erst recht stimmen … und darauf kommt es den Erben Coubertins primär an.