Kaum ein Faktum veranschaulicht die dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Laufsport eindringlicher als der aktuelle Status in den Teilnehmerzahlen der World Marathon Majors (WMM) in der Saison 2020. Von den sechs Events in Tokyo, London, Boston, Berlin, Chicago und New York City fand bisher im Jahr 2020 nur der Lauf in der japanischen Hauptstadt statt, und der als reiner Elitelauf mit gerade einmal 144 Aktiven im Ziel. Die boten zwar herausragenden Sport, konnten aber auch nicht Ansätzen das gravierende Defizit an Teilnehmern kompensieren, das in den Jahren zuvor an den Startlinien in den sechs Großstädten stand: fast 250.000 Läufer.
Die Renndirektoren der WMM vor einigen Jahren beim Chicago Marathon. Aktuell ist die Zukunft ungewiss, auch für die “Größten” der Szene. (c) H. Winter
Nachdem Berlin, Chicago und New York City ihre angestammten Termine im Herbst absagen mussten, werden auch die verschobenen Events in Boston und London nicht wie geplant stattfinden können. Dabei gibt es in London noch den winzigen Hoffnungsschimmer, dass man den legendären Marathon an den Ufern der Themse auf ggfs. veränderter Strecke als reinen Elitelauf plant. Die Entscheidung dazu soll Ende des Monats fallen.
Wie dem auch sei, es wären dann im WMM-Zirkus im gesamten Jahr 2020 gerade einmal ca. 250 Athleten an den Start gegangen, also 1000-mal (!) weniger als in den Vorjahren. Eine dramatische Entwicklung, die sicher noch erheblich an Fahrt aufnehmen wird, wenn auch in der kommenden Saison 2021 Großveranstaltungen kaum zu verantworten sind. Kämpfen schon jetzt die “Kleinsten” durch Absagen um ihre Existenz, dürfte es dann auch für die (selbst ernannten) “Größten” der Szene ans Limit gehen.
Keine Frage: Der organisierte, pseudo-industrielle Laufsport steht vor den größten Herausforderungen seiner Geschichte! Das Corona-Virus verfügt über die Ausdauer eines Marathonläufers, zeigt aber momentan keinerlei Ambitionen das Ziel zu erreichen.