Mit Siegen der kenianischen Läufer Kibiwott Kandie (KEN) und Brigid Kosgei (KEN) endete heute mittag die 95. Ausgabe des Corrida Internacional de São Silvestre in der brasilianischen Metropole Sao Paulo. Während es bei den Männern zu einem dramatischen Spurtfinale kam, das Kandie mit Streckenrekordzeit von 42:59 gewann, setzte sich die frisch gebackene Marathon-Weltrekordlerin Kosgei (2:14:04, Chicago) überlegen nach 48:54 gegen die Konkurrenz durch. Zunächst wurden 25 Minuten vor der Männerelite die Frauen gestartet, wobei Kosgei dort begann, wo sie am 13. Oktober beim Chicago Marathon aufgehört hatte. Mit einem gewaltigen Antritt setzte sie sich sofort vom Rest der Konkurrenz ab und startete einen einsamem Sololauf.
Kurz nach dem Start setzte sich Brigid Kosgei vom Rest der Konkurrenz ab. (c) Livestream/Screenshot
Anlässlich der IAAF-Gala in Monte Carlo im Dezember hatte sie noch erklärt, sich bis ins neue Jahr auszuruhen, davon war heute in Sao Paulo wenig zu merken. Auf den ersten leicht abschüssigen Kilometern auf dem hügeligen Stadtkurs legte sie mit 3:04 nach 1 km, 9:09 nach 3 km, 12:05 nach 4 km und 15:12 bei 5 km wieder einmal ein aberwitziges Tempo vor, dem keine Konkurrentin zu folgen vermochte. Danach wurde ihr Tempo mit 3:20 Minuten/km-Abschnitten aber etwas moderater, und besonders in der Beraufpassage auf den letzten 3 km verlor sie erheblich an Zeit, so dass sie am Ende den Kursrekord von Jemima Sumgong von 48:35 aus dem Jahr 2016 (gab es da nicht eine Dopingsperre ?) recht deutlich verpasste.
Brigid Kosgei gewann den Silvesterlauf in Sao Paulo. (c) Veranstalter
Wie dem auch sei, Kosgei rannte das Rennen locker zu Ende und gewann in der drittbesten Siegerzeit der Veranstaltung von 48:54. Hinter Kosgei liefen Sheila Chelangat (KEN) und Alem Nigussie (ETH) stets zusammen, wobei Chelangat in 50:10 vor Nigussie in 50:12 in Ziel einlief. Brigid Kosgei bleibt aktuell das Non-plus-Ultra im Straßenlauf der Frauen. Man darf gespannt sein, ob sie nun in Houston Mitte Januar versuchen wird, den Weltrekord im Halbmarathon anzugreifen.
Bei den Männern bestimmte zunächst ein Pulk von ca. 10 Läufern das Geschehen an der Spitze. Nach 3 km in 8:08 lag man bereits auf Rekordkurs, wobei bald darauf zunächst ein Quartett und dann ein Trio an der Spitze agierte. Nach 10 km in sehr flotten 27:54 waren vorne nur noch Jacob Kiplimo (UGA), der im letzten Jahr auf dem nicht Regel konformen 10 km-Kurs den Silvesterlauf in Madrid mit 26:41 gewonnen hatte, sowie der bisher kaum bekannte Kibiwott Kandie (Startnummer #71) vorne, die das Tempo weiter hoch hielten. Nach 13 km in 33:49 schien eine Vorentscheidung zu fallen, denn Kiplimo setzte sich im ansteigenden Schlussteil schnell von Kandie ab und hatte einen Kilometer vor dem Ziel einen Vorsprung von 9 Sekunden herausgelaufen.
Knapp war der Zieleinlauf bei den Männern: Rechts Kandie, links Kiplimo. (c) Veranstalter
Somit deutete sich eine seltene Konstallation an, denn sowohl Kosgei als auch Kiplimo hatten im letzten Jahr den Silvesterlauf in Madrid mit Fabelzeiten gewinnen können. Doch am Ende kam es aber anders. Kiplimo fühlte sich schon wie der sichere Sieger und merkte dabei nicht, wie auf den letzten 100 m Kosgei heranstürmte, um den Mann aus Uganda auf der Ziellinie noch abzufangen. Kosgei gewann in großartigen 42:59, der ersten Zeit in Sao Paulo von unter 43 Minuten und einer Verbesserung des Streckenrekords des legendären Paul Tergats von 43:12 aus dem Jahr 1995. Mit einer Sekunde Rückstand wurde Kiplimo Zweiter , dann folgte auf Platz 3 Titus Ekiru (KEN) in 43:54.
Die Zeiten der Erstplatzierten waren schon insofern bemerkenswert, als die äußeren Bedingungen mit sommerlichen Temperaturen um 23°C und 74% relativer Feuchte (Taupunkt 18°C !) keinesfalls leistungsfördernd waren. Der wellige Kurs in der brasilianischen Megastadt kostet viel Kraft, entsprechend hoch sind die Zeiten dort einzuordnen. Aus den spektakulären Nachtläufen vergangener Jahre ist mittlerweile eine Tagesveranstaltung mit mehr als 10.000 Teilnehmern geworden.
Ergebnisse 15 km der Frauen: | |||
1. | Brigid Kosgei | KEN | 48:54 |
2. | Sheila Chelangat | KEN | 50:10 |
3. | Alem Nigussie | KEN | 50:12 |
4. | Pauline Kamulu | KEN | 50:28 |
5. | Delvine Meringor | KEN | 50:51 |
Ergebnisse 15 km der Männer: | |||
1. | Kibiwott Kandie | KEN | 42:59 CR |
2. | Jacob Kiplimo | UGA | 43:00 |
3. | Titus Ekiru | KEN | 43:54 |
4. | Geoffrey Kipchumba | KEN | 45:10 |
5. | Joseph Panga | TAN | 45:33 |