Marathon Grand Championchip (MGC) in Tokyo am 15.September 20019: 12 Frauen und 31 Männer kämpfen um japanische Olympia-Tickets

Mit einem historischen Aufwand ermittelt der japanische Verband JAAF die Repräsentanten des gastgebenden Landes für den Marathonlauf im Rahmen der Olympischen Spiele im (Hoch!-)Sommer 2020 in der Hauptstadt Tokyo. Nach einem aufwendigen und selektiven Prozedere werden am kommenden Sonntag die Männern um 8:50 Uhr und die Frauen um 9:10 Uhr auf die Strecke gehen, die bis auf Start und Ziel im Olympiastadion der Originalstrecke für die Spiele entspricht. Dabei werden die äußeren Bedingungen bei Temperaturen zur Startzeit um 28°C bei einem Taupunkt um 20°C immer noch sehr fordernd sein, werden aber nicht an die extremen Konditionen Ende Juli – dem Termin des Olympischen Marathon – heranreichen.

Wegen der extreme Schwüle im Juli in Tokyo muss die Organisation eines Marathon als unverantwortliches Handeln bezeichnet werden, die Olympischen Marathonläufe gehören verlegt oder abgesagt! Bei den etwas “moderateren” Verhältnissen wird sich schon einmal zeigen, wie weit ein sportlich fairer Wettkampf unter solchen Verhältnissen überhaupt noch möglich ist. Dem Olympischen Kommittee bis hinuter zu den Verbänden ist diese Problematik weitgehend gleichgültig, sonst hätte man die Spiele sicher nicht im Hochsommer in einer (sub-)tropischen Zone abgehalten. Aus guten Gründen  – da hatte der Kommerz noch nicht die dominante Rolle der Gegenwart – fanden die letzten Olympischen Spiele in Tokyo im Oktober 1964 statt.

Wenn der verantwortliche Projekleiter Toshihiko Seko, selbst einmal ein Marathonläufer von Weltklasse, zitiert wird: “We’re holding the MGC in order for our athletes to win at the Tokyo Olympics and they’re going to have to compete in the heat. So hopefully, the temperature will be above 25.” Dann glaubt man seinen Ohren nicht zu trauen. Was hier den Athleten zugemutet wird, ist schlichtweg unfassbar. Dies ist ein “Survival of the Fittest” und hat mit (Hochstleistungs-)Sport so gut wie nichts mehr zu tun!

Nun aber zu den beiden Läufen am Sonntag,  bei denen sich nach der Vorqualifikation trotzdem nur die beiden Erstplatzierten direkt für das Olympiateam des Landes qualifizieren. Der Drittplatzierte kommt auf eine Warteliste und rückt nach, sollte es keinem Läufer noch bis zum Frühjahr gelingen, sich mit einer Ausnahmeleistung zu empfehlen. Das Verfahren ist somit weit transparenter als die willkürlichen und recht umstrittenen Selektionen in den letzten Dekaden, aber alles diesen Trials vorzubehalten, hat man sich im Land der aufgebenden Sonne doch nicht getraut.

Suguru Osako (leicht verdeckt hinten) lief in Chicago 2018 Landesrekord. (C) H. Winter

Die hohe Qualität des Starterfelds bei den Männern belegt eine Leistungsbreite von 21 Athleten, die in letzter Zeit den Marathon in unter 2:10 Stunden absolvierten. Hier sind die aussichtsreichstenLäufer:

  • Suguru Osako, 28, 2:05:50: Ist der erklärte Favorit mit einer Galavorstellung in Chicago im Oktober 2018 zum japanischen Rekord.
  • Yuta Shitara, 27, 2:06:11: Hielt für ein halbes Jahr den Landesrekord im Marathon, im Halbmarathon hat er diesen noch (60:17). Er ist neben Osako ein erster Anwärter auf den Sieg. Beeindruckend seine Vorstellung beim Gold Coast Marathon im Juli in 2:07:50, ein australischer All Comers Record.
  • Hiroto Inoue, 26, 2:06:54: Ist der fünftschnellste Japaner aller Zeiten im Marathon, gewann Gold bei den Asian Games 2018.
  • Yuma Hattori, 25, 2:07:27: Gewann sensationell den letzten Fukuoka Marathon im Dezember 2018.
  • Kensuke Horio, 23, 2:10:21: Lief im Februar sein Debüt beim Tokyo Marathon und hat ein viel versprechendes Potential.
  • Kentaro Nakamoto, 36, 2:08:35: Ist der einzige Teilnehmer im Feld mit Olympischer Erfahrung und ein ausgesprochener Meisterschaftsläufer. Bei Olympia 2012 in London belegte er Platz 6. Auch bei den WMs 2011, 2013 und 2017 belegte Plätze in den Top10.

Im sehr überschaubaren Feld der Frauen sind die aussichtsreichsten Bewerberinnen um die beiden (drei) Plätze:

  • Yuka Ando, 25, 2:21:26: Ihr sensationelles Debüt lief die Athletin mit der ungewöhnlichen Armhaltung 2017 in Nagoya, danach hat sie 2:26 nicht mehr unterboten.
  • Ayuko Suzuki, 27, 2:28:32: Sie hat zwar die langsamste PB im Feld, das war aber bei warmen Bedingungen bei ihrem einzigen Marathon auf Hokkaido im letzten Jahr. Ihr wahres Potential deutete sie mit 67:55 beim Marugame Halbmarathon in Februar an.
  • Mizu Matsuda, 24, 2:22:23: Mit dieser Zeit vom Berlin Marathon 2018 schaffte Matsuda die schnellste Qualifikationszeit für die MGC.
  • Reia Iwade, 24, 2:23:52: Ihre Zeit ist die beste Leistung einer japanischen Läuferin im Jahr 2019.
  • Kayoko Fukushi, 37, 2:22:17: Sie ist bereits eine Legende, die die nationalen Rekorde über 3 km (8:44), 5 km (14:53) und Halbmarathon (67:26) hält. Die Älteste im Feld war bereits viermal bei Olympia dabei und gewann Bronze bei der WM im Marathon im Jahr 2013. Ihre gute aktuelle Verfassung belegen 2:24:09 beim Nagoya Marathon im März..

Hier gibt es die vollständige Startliste für die MGC:

http://www.mgc42195.jp/finalist/