Sommerliches Wetter mit Temperaturen um 24°C führten bei der 73. Ausgabe des Paderborner Osterlaufs zwar mit 12.263 Läufern zu einem Teilnehmerrekord, drückten aber andererseits auf die Leistungen der Topathleten. So gerieten in allen Lauf-Wettbewerben die Streckenrekorde nicht in Gefahr, dafür war aber die Zuschauerzahl an der gesamten Strecke so hoch wie vielleicht noch nie in der langen Geschichte des Osterlaufs. Im 10 km-Lauf der Männer waren im Vorfeld die Erwartungen auf superschnelle Zeiten hoch, die sich zunächst auch bestätigen sollten. Mit drei Athleten mit PBs unter 28 Minuten legte die Spitzengruppe von Beginn an enorm los und erreichte nach zwei ersten Kilometern in flotten 2:42 die 3 km-Marke bereits nach 8:02 Minuten, womit man mit einer Projektion von 26:45 in den Regionen des Weltrekords von 26:44 durch Leonard Komon lag.
Die Spitzengruppe der Männer kurz vor der 1 km-Marke. (c) Laufpix
An der Spitze agierten zu diesem Zeitpunkt fünf Läufer, unter denen sich auch der Topfavorit Vincent Kibet (KEN) befand, der bei seinem ersten Auftritt über 10 km im Oktober in Berlin glänzende 27:21 erreichte. Die weiteren Mitglieder der Kopfgruppe waren fast ausnahmslos vor Wochenfrist in Würzburg an den Start gegangen. Einer davon war Yasin Hajy (ETH) der sich dort als Dritter auf 27:53 steigerte. Doch Hoffnungen auf eine Fabelzeit waren schon bei 4 km vorbei, die erst 2:55 Minuten später in 10:57 erreicht wurden. Bei 5 km lag man in 13:45 auf Kurs zu 27:30, im Vorfeld war eine Zeit um 13:40 geplant.
Bis 6 km in 16:31 sah es noch recht gut aus, wie in den beiden Vorjahren eine Zeit von unter 27:30 zu erzielen. Doch als es nun in die Siedlung am Rochus- und Hudeweg ging, konnte der Topfavorit Vincent Kibet die schnelle Fahrt wegen einer schon im Vorfeld aufgetretenen Oberschenkelverhärtung nicht mehr mitgehen. Das Tempo brach nun mit km-Splits von 2:58 und 2:55 regelrecht ein und rutschte an die 28 Minuten für die Zeit im Ziel heran. An der Spitze agierten nun Hajy, Ashenafi Weldegiorgis (ETH) mit einer PB von 28:30 sowie Lawi Kosgei (KEN), vor einer Woche Zweiter in Würzburg mit 27:39.
Dieses Trio erreichte 8 km nach 22:24 auf Kurs zu einer Zeit von 28:00 und blieb bis zum Finale auf dem Heierswall zusammen, wobei Kosgei dort schon etwas zurücklag. Hajy gewann den Spurt in 27:54 eine Sekunde vor Weldegiorgis. Kosgei wurde in 28:02 Dritter. Damit stellte Hajy exakt seine Bestzeit vom letzten Wochenende in Würzburg ein, womit er aktuell auf Platz 19 der Welt-Jahresbestenliste rangiert. Die Ergebnisse waren damit auch in diesem Jahr internationale Topzeiten, aber die Wärme und ein auffrischender Wind in der Stadtheide standen deutlich schnelleren Ergebnissen entgegen. Topfavorit Kibet wurde in 29:13 nur Zehnter, kurz dahinter lief mit Jens Mergenthaler (GER) in 29:18 vom SV Winnenden auf Platz 12 als bester deutscher Läufer ein. Die deutsche Laufhoffnung Amanal Petros (GER), in Berlin vor 14 Tagen noch großartige im Halbmarathon unterwegs, stieg nach ca. 6 km aus dem Rennen aus.
Die Führungsgruppe der Frauen kurz vor der 1 km-Marke. (c) Laufpix
Bei den Frauen legte ein etwa zehnköpfige Spitzengruppe den ersten Kilometer in 3:02 Minuten zurück. Bald darauf setzte sich Alemaddis Sisay (ETH) , die Siegerin beim Würzburger Residenzlauf in 31:37, von der Konkurrenz ab und führte bei 5 km in 15:28 mit 15 Sekunden Vorsprung auf das Duo Valentina Mateiko (KEN), 31:48 in Würzburg, und Alemtsehay Kasegn, die in Würzburg in 31:39 ihr 10 km-Debüt gab. Sisay, die auf Kurs zu einem Streckenrekord lag, den erst im letzten Jahr Dorcas Tuitoek mit glatten 31 Minuten aufstellen konnte, hatte aber die Verhältnisse unterschätzt und wurde deutlich langsamer.
EIn peinlicher Vorfall beim Einlauf der Siegerin: Ein männlicher Läufer blockierte den Zieleinlauf und verfing sich im Siegerbanner. (c) AFV/Livestream
Kasegn konnte die Schwäche nutzen und an ihrer Landsfrau vorbeigehen und das Rennen nach 31:39 gewinnen. Sisay rettete sich auf Platz 2 in 31:50 ins Ziel, Valentina Mateiko wurde in 32:13 Dritte. Beste Europäerin wurde Jasmijn Lau (NED) in 33:31 auf Platz 8 und damit kanpp vor ihrer Hindernis-Kollegin und Europameisterin Gesa Krause (GER), die in 33:34 ihren Hausrekord von 33:29 aus Paderborn im Jahr 2015 knapp verfehlte. Gesa zeigte aber trotzdem mit ihrer Leistung nach der kurzfristigen Anreise aus dem Trainingslager in Flagstaff recht zufrieden.
Ergebnisse 10 km Männer: | |||
1. | Hajy, Yasin | ETH | 27:54 |
2. | Weldegiorgis, Ashenafi Moges | ETH | 27:55 |
3. | Kosgei, Lawi | KEN | 28:02 |
4. | Guangul, Tesfahun Akalnew | ETH | 28:22 |
5. | Ngetich, Vincent Kipkemoi | KEN | 28:31 |
6. | Jacob, Cheshari Kirui | KEN | 28:50 |
7. | Chekwurui, Mathew Job | UGA | 28:51 |
8. | Maritim, Philimon Kipkorir | KEN | 29:00 |
9. | Mutai, Victor Kibet | KEN | 29:01 |
10. | Kibet, Vincent Kiprotich | KEN | 29:13 |
11. | Kering, Ezra Kipchumba | KEN | 29:18 |
12. | Mergenthaler, Jens | GER | 29:18 |
Ergebnisse 10 km Frauen: | |||
1. | Kasegn, Alemtsehay Asefa | ETH | 31:39 |
2. | Sisay, Alemaddis Eyayu | ETH | 31:50 |
3. | Mateiko, Valentina Chepkwemoi | KEN | 32:17 |
4. | Tigist, Asefa | ETH | 32:28 |
5. | Chepkemoi, Caroline | KEN | 32:36 |
6. | Jelagat, Lilian | KEN | 32:55 |
7. | Gitonga, Purity Kajuju | KEN | 33:25 |
8. | Lau, Jasmijn | NED | 33:31 |
9. | Merine, Meseret Gezahegn | ETH | 33:35 |
10. | Krause, Gesa Felicitas | GER | 33:34 |