123rd Boston Marathon am 15. April 2019: Lawrence Cherono und Worknesh Degefa gewinnen

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Lawrence Cherono (KEN) in 2:07:58 und Worknesh Degefa (ETH) in 2:23:31 gewannen die 123. Auflage des Boston Marathon. Traditionell am Patriots Day machten sich insgesamt 27.367 Läufer auf den Weg von Hopkinton ins Stadtzentrum von Boston (26.632 kamen dort an), wobei auf dem hügeligen Punkt-zu-Punkt-Kurs die Wetterbedingungen weit besser waren, als im Vorfeld vorhergesagt. So hatte der Regen schon lange vor dem Start aufgehört, nur einige Pfützen auf der in den USA oft anzutreffenden schlechten Beschaffenheit von Straßen störten. Um 9:32 Ortszeit waren die Frauen gestartet, die mit Sarah Hall (USA) an der Spitze die erste Meile in 5:27 zurücklegten, 3 km wurden in 10:44 passiert, der Split bei 5 km betrug für etwa 30 Läuferinnen 17:34 Minuten.

Schon einen km später gab es die entscheidende Entwicklung an der Spitze, denn die Frau mit der besten Vorleistung mit 2:17:41 vom Dubai Marathon im Januar, Worknesh Degefa (ETH), erhöhte die Fahrt und setzte sich schnell von den Mitstreiterinnen ab. “Ausreißversuche” dieser Art hatte es in der langen Geschichte des Boston Marathon immer wieder gegeben, sie waren meistens ohne Erfolg. Die zierliche Äthiopierin, die bisher nur den superflachen Kurs in Dubai in Sachen vollen Marathon kannte, sollte am Ende aber recht gut mit den vielen Ab- und Anstiegen auf dem Weg nach Boston zurechtkommen.

boston-mar-2019-degefa-streckeWorknesh Degefa machte sich nach 6 km allein auf den Weg nach Boston. (c) NBCSN/Screenshot

Schon bei 10 km in 33:58 hatte Degefa einen Vorsprung von einer halben Minute auf die Verfolgerinnen, der über 50:21 bei 15 km, 1:06:59 bei 20 km beim Halbmarathon in 1:10:40 auf 2:28 Minuten angewachsen war. Mit 2:21:20 lag die Äthiopierin zudem im Regime einer Topzeit. Die Chancen für das kleiner werdende Verfolgerfeld, noch zu Degefa aufzuschließen, waren hier schon verschwindend klein. Als Degefa die 25 km nach 1:23:43 passierte, war es die Vorjahressiegerin Desiree Linden (USA), die in einer 8-köpfige Gruppe das Tempo machte. Vorne zog Degefa unbeirrt ihre Kreise und erreichte 30 km nach 1:40:48, die Verfolgergruppe mit Linden, Jordan Hasay (USA), Edna Kiplagat (KEN), Betsy Saina (KEN), Meskerem Assefa (ETH), Caroline Rotich (KEN), Mary Ngugi (KEN) und Biruktayit Eshetu (ETH) hatte dort einen uneinholbaren Rückstand von genau 3 Minuten.

Degefa erreichte die 35 km in 1:58:17, während in die Verfolgergruppe Bewegung gekommen war. Die zweifache Weltmeisterin im Marathon Edna Kiplagat, die auch in Boston im Jahr 2017 gewann (Bestzeit von 2:19:50 beim London Marathon), hatte sich auf die Verfolgung gemacht und reduzierte zusehends den Abstand zur Führung mit flotten Schritten. Bei 35 km lag sie noch 2 1/2 Minuten zurück, bei 40 km war es noch eine gute Minute auf Degefa mit 2:15:43. Kiplagat kam immer näher an die Spitzenreiterin heran, am Ende reichte es nicht mehr, der Vorsprung von Degefa war zwischendurch einfach zu groß.

boston-mar-2019-finish-degefaWorknesh Degefa gewann den 123. Boston Marathon. (c) NBCSN/Screenshot

Degefa gewann die 123. Ausgabe des Boston Marathon in 2:23:31 vor Kiplagat in 2:24:13. Auf Platz 3 kam nach langer Verletzungspause der Shooting Star der US-Laufszene Jordan Hasay in 2:25:20, die Meskerem Asefa im Schlussteil noch überholen konnte. Die Vorjahressiegerin “Des” Linden wurde in 2:27:00 Fünfte.

boston-mar-2019-start-menDer Start der Männerelite um 10 Uhr Orszeit in Hopkinton. (c) NBCSN/Screenshot

Das Rennen der Männer hatte einen völlig anderen Verlauf und wurde erst in einem engen Finale auf der Boylston Street entschieden. Nach einem ersten flotten km auf dem abfälligen Teilstück direkt nach dem Start in 2:51 Minuten normalisierte sich das Tempo und ein großer Pulk ereichte 5 km nach 15:10 und 10 km nach 30:20 Minuten. Elkanah Kibet (USA) wagte eine kurzen Vorstoß, dann lagen über 45:44 bei 15 km 26 Läufer an der Spitze, Tempomacher werden traditionell in Boston nicht eingesetzt. Nach 20 km in 1:01:15 war der sensationelle Vorjahressieger Yuki Kawauchi (JPN) nicht mehr vorne dabei und lief in einer zweiten Gruppe. Schon hier war klar, dass der wackre Japaner, seit wenigen Tagen professioneller Läufer, in diesem Jahr mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun haben würde.

boston-mar-2019-1-26h-menSelbst nach fast 1 1/2 Stunden lag ein großer Pulk an der Spitze. (c) NBCSN/Livestream

15 Männer erreichten den Halbmarathon nach 1:04:27, so dass in diesem Jahr wieder eine schnellere Zeit von unter 2:10 Stunden zu erwarten war. 25 km passierte man in 1:16:22, 30 km in 1:31:58. Erstaunlicherweise operierte Scott Fauble (USA) an der Spitze, aber auch der Sieger von vor zwei Jahren Geoffrey Kirui (KEN) und Amsterdam Marathon-Sieger Lawrence Cherono agierten nun in vorderster Front. Noch vor der 35 km Marke in 1:47:16 auf dem Anstieg des legendären Heart Break Hill reduzierte sich die Spitzengruppe auf 7 Läufer, bald darauf war nur noch das Quartett bestehend aus Cherono, Kirui, Kenneth Kipkemoi (KEN) und dem Boston- und New York City-Sieger Lelisa Desisa (ETH) in Front.

boston-mar-2019-winner-cheronoLawrence Cherono gewann im Spurt den Boston Marathon 2019. (c) Veranstalter

Die 40 km erreichte man nach 2:01:44, womit eine Zeit von unter 2:10 Stunden sicher war. Doch es wurde nun weit schneller, wobei der Boston-Sieger von 2017 Geoffrey Kirui schon vor der 40 km-Marke den Anschluss verlor. An der Spitze kam es jetzt zu einem erbitterten Dreikampf, bei dem zunächst Kipkemoi zurückblieb und dann Cherono wenige Meter vor dem Ziel an Desisa vorbeizog, um das Rennen nach 2:07:57 zu gewinnen. Damit war der Kenianer den Schlusspart von der 40 km-Mark in schnellen 6:14 Minuten gespurtet. Desisa wurde mit 2:07:57 gestoppt und Kipkemoi komplettierte das Podium in 2:08:07. Große Freude bei den zahlreichen Zuschauern löste der 7. Platz von Scott Fauble in 2:09:09, womit nun die USA einen weiteren sub-2:10-Läufer hat, obgleich der Kurs nicht Regel konform ist. Auch auf Platz 8 blieb Jared Ward (USA) in 2:09:25 unter den magischen 2:10.

boston-mar-2019-winner-cherono1Lawrence Cherono bei der Siegerehrung. (c) NBCSN/Screenshot

Wenig überzeugend war die Vorstellung der hoch eingeschätzten japanischen Läufern, von denen Hiroto Inoue (JPN) in 2:11:53 noch der schnellste war. Enttäuschend verlief die “Titelverteidigung” von Yuki Kawuchi, der diesmal ohne jede Chance hinterher lief und in 2:15:39 auf Platz 17 landete. Markaberer Weise war dies fast genau seine Siegerzeit im Vorjahr, die er allerdings bei deutlich schlechteren Bedingungen erzielte. Somit ging Yukis Start in die Profi-Karriere gründlich daneben.

Ergebnisse Marathon der Männer:
1. Cherono, Lawrence KEN 2:07:57
2. Desisa, Lelisa ETH 2:07:59
3. Kipkemoi, Kenneth KEN 2:08:07
4. Kandie, Felix KEN 2:08:54
5. Kirui, Geoffrey KEN 2:08:55
6. Rono, Philemon KEN 2:08:57
7. Fauble, Scott USA 2:09:09
8. Ward, Jared USA 2:09:25
9. Talam, Festus KEN 2:09:25
10. Kipruto, Benson KEN 2:09:53
11. Kibet, Elkanah USA 2:11:51
12. Inoue, Hiroto JPN 2:11:53
13. Maiyo, Augustus USA 2:12:40
14. Mesfun Teklebrhan, Daniel ERI 2:13:05
15. Biwott, Shadrack USA 2:13:11
16. El Aaraby, Mohamed Reda MAR 2:13:46
17. Kawauchi, Yuki JPN 2:15:29
Ergebnisse Marathon der Frauen:
1. Degefa, Worknesh ETH 2:23:31
2. Kiplagat, Edna KEN 2:24:13
3. Hasay, Jordan USA 2:25:20
4. Assefa, Meskerem ETH 2:25:40
5. Linden, Desiree USA 2:27:00
6. Rotich, Caroline KEN 2:28:27
7. Ngugi, Mary KEN 2:28:33
8. Eshetu, Biruktayit ETH 2:29:10
9. Flanagan, Lindsay USA 2:30:07
10. Saina, Betsy KEN 2:30:32
11. Mccormack, Fionnuala IRL 2:30:38
12. Cherop, Sharon KEN 2:31:41
13. Landau, Kate USA 2:31:56
14. Belyeu, Bridget USA 2:34:25
15. Hall, Sara USA 2:35:34