Seit letztem Montag ist das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi (JPN) ein professioneller Läufer. Dies ist schon deshalb zu betonen, als der 32-jährige Vielstarter bis zum Ende des fiskalischen Jahres in der Verwaltung einer High School im Bezirk Saitama im Norden Tokyos beschäftigt war. Den Entschluss, sich nun ausschließlich auf den Laufsport zu konzentrieren, hatte er schon nach seinem Sieg beim Boston Marathon 2018 gefasst. Aber auch seinem Pflichtgefühl geschuldet, verschob Yuki die Kündigung auf April 2019, um u.a. die Erstellung einer Broschüre zum 100. Jubliäum seiner Kasukabe High School abschließen zu können.
Yuki Kawauchi ist ab dieser Woche ein professioneller Läufer. (c) H. Winter
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Tokyo, auf der auch Yukis Beratertätigkeit für ASCIS vorgestellt wurde, schilderte der Ausnahmeläufer noch einmal seine Beweggründe, sich nach Jahren der Kombination von Leistungssport und beruflicher Tätigkeit ab jetzt voll auf den (Lauf-)Sport zu konzentrieren. Danach hatte ihn schon vor über einem Jahr sein Bruder Yoshiki durch seine erhebliche Verbesserung beim Fukuoka Marathon motiviert, nachdem dieser sich entschieden hatte, für 3 Jahre seinen Beruf aufzugeben und sich professionell auf das Laufen zu konzentrieren.
In seinem Heimatland hatte Yuki schon vor seiner Profikarriere den Status eines Medienstars. (c) H. Winter
Mit seinem Status als Profi sind nun auch die Zeiten vorbei, in denen Yuki nach Wettläufen in der weiten Welt fast noch schneller wieder nach Japan zurückkehren musste, um möglichst keine Arbeitszeit in der High School zu versäumen. Nie war er länger unterwegs als von 10 Tagen Dauer, Trainingslager in anderen Hemisphären waren so nicht zu absolvieren. Auch bleibt ihm ab jetzt eine Hatz wie bei der WM 2017 in London erspart, die er als höchst belastend empfand.
Schon am kommenden Montag wird er seinen “Titel” beim Boston Marathon verteidigen und seinen ersten Wettkampf als Profi absolvieren. Ob ihm aber dieser Status dort helfen wird, ist eher unwahrscheinlich. Bei der Stärke des Elitefeldes wäre auch auf der Basis der Vorhersagen von für Yuki günstigen schlechten Wetterbedingungen ein zweiter Erfolg vom Rang einer Sensation.
Anfang Mai startet Yuki beim Vancouver Marathon und dann steht für ihn Anfang Juli wieder der Marathon an der australischen Gold Coast an, wo er erneut auf den Oldie Kenneth Mungara trifft. Die Aussichten, danach für Japan bei der WM in Katar Ende September 2019 zu starten, sind recht realistisch, da fast der gesamte Rest der Marathonelite seines Landes um die Plätze im Olympiateam Japans bei den Marathon Grand Championship in Tokyo am 15. September streitet. Seine Entscheidung, wegen der Hitze und Luftfeuchte einen Start bei Olympia 2020 von vornherein auszuschließen, ist sicher mehr als weise. Ausdauerathleten unter solchen Bedingungen überhaupt starten zu lassen, ist ein Skandal, dessen Auswüchse das IOC in allen Belangen zu verantworten hat.
Wie dem auch sei, ist wird sicher interessant, diesen neuen Abschnitt in der illustren Karriere des Yuki Kawauchi zu verfolgen. Langweilig wird es sicher nicht, am Montag in Boston gibt es schon die nächste Gelegenheit bei Yukis Marathon Nr. 93. Und auch ein Fernziel hat er schon formuliert: Ein Platz auf dem Podium bei der WM 2021 in Oregon.