Am Sonntag geht der TCS Amsterdam Marathon mit hochkarätigen Topathleten in seine 43. Runde. Auf dem schnellen Kurs, der im Olympiastadion der niederländischen Metropole beginnt und endet, sind es vor allem die Superstars der Langstrecken-Szene Kenenisa Bekele (ETH) sowie Meseret Defar (ETH), die die meiste Aufmerksamkeit aus dem Teilnehmerfeld bekommen. Seit dem Berlin Marathon mit dem Fabel-Weltrekord von 2:01:39 durch Eliud Kipchoge Mitte September haben sich die Dinge in Sachen Marathon-Weltrekord erheblich relativiert. Auch für einen Ausnahmekönner wie Bekele dürfte die neue Rekordmarke aktuell kaum in realistischer Reichweite liegen; dazu war die Karriere des vielfachen Weltmeisters, Weltrekordlers und Olympiasiegers auf der Königsdistanz der Leichtathletik einfach zu wechselvoll.
Bekele ist derzeit mit seiner Bestzeit von Berlin mit 2:03:03 aus dem Jahr 2016 immerhin der drittschnellste Marathon-Läufer aller Zeiten. Kaum jemand denkt am Sonntag in Amsterdam an einen Weltrekord, obwohl sich in einer langfristigen Perspektive Bekele durchaus optimistisch zu dieser Problematik äußert: “I haven’t shown yet in the marathon what I am capable of. I’ve never experienced a marathon preparation without small injuries or inconveniences. I have never had an optimal marathon. I always knew someone could run 2:01 in marathon, Eliud Kipchoge motivates me enormously. And at 36 I’m certainly not too old. I think marathon runners can still be at their best up to their 40s. At the same time, the marathon is difficult. It’s a matter of body and mind.”
Aber im Gegensatz zu Kipchoge sind “body and mind” bei Bekele noch nicht in so perfektem Einklang, dass man ihm eine realistische Jagd auf Kipchoges Bestmarke zutrauen würde. Bisher ist Bekele in 8 Marathonläufen gestartet, die er zu einem nicht geringen Anteil nicht zu Ende gelaufen hat. Sein Debüt in Paris 2014 mit 2:05:04 war viel versprechend, nach Platzierungen in Chicago und London lief er 2016 seine Bestzeit in Berlin. Danach kamen Aufgaben in Dubai und Berlin, im April wurde er in London nur Sechster in schwachen 2:08:53. Somit bleibt abzuwarten, was Bekele bei seinem ersten Start in den Niederlanden, dem Sitz seines Managements Global Sports Communication, zu leisten vermag.
Pressekonferenz zum Amsterdam Marathon am Donnerstag. (c) Veranstalter
Bekele und sein Manager Valentijn Trouw äußerten sich in Sachen Endzeit als auch Zeit für die ersten Hälfte recht zurückhaltend. Minimalziel ist der Streckenrekord von Lawrence Cherono von 2:05:09 aus dem letzten Jahr. Nach aktuellen Vorhersagen der Wetterdaten dürften die Bedingungen am Sonntag ausgezeichnet werden und schnelle Zeiten ermöglichen. Bei einer Tempojagd würde Bekele sicher vom Vorjahressieger Cherono begleitet werden, der sich gleichfalls eine Verbesserung seines Streckenrekords auf die Fahnen geschrieben hat: “I was thrilled with last year’s win. It was a good race on a flat course and the crowd was great. I’m pleased with my training and want to improve my time.”
Drei weitere Läufer in Elitesegment haben den Marathon schon in unter 2:06 Stunden zurückgelegt. Mule Wasihun (ETH) wurde beim Dubai Marathon 2017 in 2:06:46 Zweiter und in Amsterdam im gleichen Jahr Vierter in 2:05:39. Auch Gideon Kipketer (KEN) lief seine Bestzeit im letzten Jahr, wo er in Tokyo als Zweiter in 2:05:51 ins Ziel kam. Auf hohem Niveau hat sich mittlerweile Laban Korir (KEN) stabiliert; 2016 wurde er in Amsterdam Vierter in 2:05:54, 2017 wurde er Dritter in Rotterdam in 2:06:25, wo er sich in diesem Jahr als Vierter auf 2:05:58 steigerte.
Weiter zu nennen sind der ehemalige “Europa-Rekordhalter” Özbilen Kaan (TUR, PB 2:06:10), Solomon Deksisa (ETH, PB 2:06:22) sowie Tadu Abate (ETH, PB 2:06:54). Deksisa hat in diesem Jahr seine beiden Marathonstarts in Mumbai und Hamburg gewonnen. Ein beachtliches Debüt wird von Jonathan Korir (KEN) erwartet.Kenenisa Bekele ist der Topstar beim diesjährigen Amsterdam Marathon. (c) H. Winter
Bei den Frauen steht das Debüt von Meseret Defar (ETH) im Fokus des Interesses, die u.a. Goldmedaillen bei Olympia 2004 und 2012 über 5000 m gewann. Defar möchte am Sonntag ein weiteres erfolgreiches Kapitel ihrer langen Karriere beginnen. Die Frau mit der schnellsten Vorleistung ist die Titelverteidigerin in Amsterdam Tadelech Bekele (ETH), die hier in 2:21:54 gewann und sich im April in der Hitze von London als Dritte auf 2:21:40 steigerte. Desi Jisa (ETH) lief bei ihrem Debüt im Januar in Dubai 2:24:05 und wurde bei der IAAF WM im Halbmarathon in Valencia im Frühjahr Siebte. Der Marathon wird um 9:30 Uhr gestartet, in diversen Wettbewerben werden insgesam ca. 60.000 Teilnehme erartet.
Elitefeld der Männer: | ||
Kenenisa Bekele | ETH | 2:03:03 |
Lawrence Cherono | KEN | 2:05:09 |
Mule Wasihun | ETH | 2:05:39 |
Gideon Kipketer | KEN | 2:05:51 |
Laban Korir | KEN | 2:05:54 |
Kaan Özbilen | TUR | 2:06:10 |
Solomon Deksisa | ETH | 2:06:22 |
Tadu Abate | ETH | 2:06:54 |
Robert Chemosin | KEN | 2:08:05 |
Hillary Kipsambu | KEN | 2:08:53 |
Yenew Alamirew | ETH | 2:08:5 |
Jonathan Korir | KEN | Debüt |
Elitefeld der Frauen: | ||
Tadelech Bekele | ETH | 2:21:40 |
Desi Jisa | BRN | 2:24:05 |
Miranda Boonstra | NED | 2:27:32 |
Miharu Shimokado | JPN | 2:27:54 |
Meseret Defar | ETH | Debüt |
Linet Masai | KEN | Debüt |