Wie die (chinesische) Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, plant der kenianische Marathonläufer und Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang aus Iten (Kenia) beim diesjährigen Berlin Marathon am 16. September 2018 einen Angriff auf den Weltrekord, den aktuell immer noch sein Landsmann Dennis Kimetto mit 2:02:57 hält. Kimetto hat diese Zeit im Jahr 2014 gleichfalls in Berlin erzielt. Der mittlerweile 36jährige Kipsang hatte ein Jahr zuvor in Berlin den Weltrekord auf 2:03:23 geschraubt und dabei seinem Hauptkonkurrenten beim Berlin Marathon 2018 – Eliud Kipchoge (KEN) – die einzige Niederlage seiner damals noch jungen Marathon-Karriere zufügen können.
Mittlerweile ist Kipchoge im Marathon der Männer das Maß der Dinge und insb. in Anbetracht der Leistungen in der letzten Zeit ist er gegenüber Kipsang als klarer Favorit für den Lauf Mitte September einzuschätzen. Im letzten Jahr gewann bei widrigem Regenwetter Kipchoge das Rennen in Berlin, Kipsang stieg mit Muskelproblemen bei exakt 30 km aus, um einen guten Monat später beim New York City Marathon im Kampf gegen Geoffrey Kamworor (KEN) knapp zu unterliegen. Sein erster Marathon in diesem Jahr war nicht von Erfolg gekrönt, mit Magenproblemen stieg er bereits nach 15 km beim Tokyo Marathon aus, während dort vor allem die japanische Konkurrenz an jenem Tag Topzeiten schaffte.
Wilson Kipsang will beim Berlin Marathon den Weltrekord angreifen. (c) H. Winter
Gegenüber Xinhua äußerte sich Kipsang am letzten Freitag in seinem Heimatort, wo er u.a. ein Hotel betreibt: “I failed to do my homework in preparation for Tokyo and lost to a better athlete. It was the same case for New York. But I have done well in my training and I’m on form to set a new world record. I have what it takes to win against some of the world champions.” Aber selbst wenn es ihm gelänge, unter dem aktuellen Weltrekord zu bleiben, ist noch lange nicht sicher, dass er in Berlin auch gewinnen wird. Dazu waren die letzten Auftritte von Eliud Kipchoge einfach zu überzeugend, wobei zuletzt in London als auch zuvor in Berlin das ungünstige Wetter ein gravierender Faktor war, dass er sein Ziel in Sachen globaler Bestmarke (noch) nicht erreichen konnte.
Die Zuschauer dürfen sich in jedem Fall auf ein spannendes Rennen gefasst machen, das nach Lage der Dinge von unterschiedlichen Renntaktiken bestimmt sein wird. Kipchoge plant – ähnlich wie in London – den Lauf flott im Regime von unter 61 Minuten für die erste Hälfte anzugehen, während Kipsang diese Tempojagd zu Beginn nicht mitzugehen gedenkt und auf seine Chance im zweiten Part hofft. Eigentlich sind nach der Papierform Kipsangs Chancen mehr als gering. Aber auch im Jahr 2016 – als Kipchoge wegen des “Breaking2-Projekts” in Berlin fehlte – gab man Kipsang gegen Kenenisa Bekele kaum Chancen. Bekele gewann zwar in grandiosen 2:03:03, aber auch Kipsang lieferte mit 2:03:13 eine Ausnahmeleistung auf dem Berliner Pflaster ab.
Wie dem auch sei, das Rennen der Männer beim Berlin Marathon verspricht Hochspannung … und sicherlich sehr schnelle Zeiten, vor allem, wenn auch das Wetter im Gegensatz zum Vorjahr kooperiert. Und auch die Statistik stimmt hoffnungsfroh, denn die letzten “5er”-Jubiläen beim Berlin Marathon wurden stets durch Weltrekorde gekrönt. Vor 5 Jahren – 2013 – war es z.B. Kipsang selbst, der einen Weltrekord in Berlin aufstellte.
Passend zum Beitrag: Video eines Zeitzeugen-Interviews mit Horst Milde zur Geschichte des Berlin Marathon.