Leichtathletik-EM 2018 Berlin am 12. Juli 2018: Koen Naert (BEL) Überraschungssieger im Marathon der Männer

csm_bem2018_logo_button_d6adf4913aDer 28-jährige Belgier Koen Naert gewann etwas überraschend in 2:09:51 den EM-Titel im Marathon der Männer auf einem Kurs durch die Berliner Innenstadt mit Start und Ziel am Breitscheidplatz. Naert zählte mit einer Bestzeit von 2:10:16 vom Rotterdam Marathon 2017 nicht zum engeren Favoritenkreis. Im Jahr 2015 war er schon einmal beim (regulären) Marathon in Berlin gestartet und hatte das Ziel nach 2:10:31 erreicht. Bei seinem letzten Start vor der EM war er beim New York City Marathon im November in 2:13:21 Achter geworden. Neben seiner neuen persönlichen Bestzeit lief der Belgier auch die schnellste Siegerzeit bei einer EM, die zuvor im Jahr 1994 der legendäre Martin Fiz in Helsinki mit 2:10:31 aufgestellt hatte.

b-em-2018-mar-men-top-10kmDie Spitzengruppe der Männern nach gut 10 km. Links der Favorit im Vorfeld Sondre Moen, in der Mitte Abraham und 2.v.r. der spätere Sieger Naert. (c) H. Winter

Etwa 25 Läufer gingen nach dem Start um 10:00 Uhr (55 Minuten nach den Frauen) die ersten 5 km in 15:22 an, womit man auf Kurs zu einer Zeit von unter 2:10 Stunden lag. 10 km erreichte man nach 30:55, 15 km nach 46:40 und 20 km nach 1:02:39. Mit einem letzten 5 km-Abschnitt von fast 16 Minuten hatte sich die Fahrt soweit verlangsamt, dass man im Ziel nur noch eine Zeit um 2:12 Stunden erwarten konnte. Mit 1:03:51 lag der beste deutsche Läufer Philipp Pflieger eine gute Minute auf Platz 23 hinter der Spitze. Beim Halbmarathon in 1:05:54 waren noch 13 Läufer vorne, von denen aber vier Akteure einen Kilometer später an der Siegessäule zurückfielen, darunter etwas überraschend einer der Top-Favoriten Sondre Moen (NOR), der im Dezember letzten Jahres in Fukuoka Europarekord gerannt war.

Das Tempo vorne machte weitgehend Tadesse Abraham (SUI), der nach Moen mit einer Bestzeit von 2:06:40 die zweitbeste Vorleistung im Feld aufweisen konnte. Nach 25 km in 1:18:04 hatte Moen zusammen mit dem polnischen Topläufer Henryk Szost noch einmal kurz den Anschluss an die Spitzengruppe hergestellt. Bald darauf bekam Moen (wieder einmal) Magenprobleme, fiel zurück und stieg aus, während vorne nach 27 km das Tempo nochmals anzog und Abraham, Yassine Rachik (ITA) und Lemawork Ketema (AUT) einen Vorsprung von 30 m herauslaufen konnten. Bei 29 km war Ketema zurückgefallen, dafür hatte aber Koen Naert zur Spitze aufgeschlossen und 30 km nach 1:33:35 erreicht.

b-em-2018-mar-men-neart-41kmKoen Naert wurde in 2:09:51 Europameister im Marathon der Männer. (c) H. Winter

Die Entscheidung um den EM-Titel fiel nach 33 km, wo der Belgier überraschend eine Attacke startete, die niemand der beiden Mitstreiter Abraham und Rachik mitgehen konnte. Schnell lief Naert davon und wurde bei 35 km in 1:48:22 gestoppt. Der Vorsprung auf Abraham und Rachik betrug dort schon eine halbe Minute. Den 5 km-Abschnitt von 30 km nach 35 km war Naert in großartigen 14:47 gerannt, das war für seine Mitstreiter sichtbar zu flott. Und sein Tempo ließ nicht nach. Auch den folgenden Abschnitt von 35 km nach 40 km schaffte er in 14:51, womit der Abstand auf Abraham auf 1:18 Minuten, auf Rachik sogar schon auf 1:40 Minuten angewachsen war. Der Titel war dem Belgier zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu nehmen.

So kam es dann auch. Naert, der in seinem Training den Fokus auf den EM-Marathon gelegt hatte, erreichte die Ziellinie mit EM-Meisterschaftsrekord von 2:09:51, eine Zeit, die erst recht spät nach seinem Einlauf feststand. Dies war auch eine neue persönliche Bestzeit für den Belgier, der bei den Titelkämpfen im Jahr 2014 bereits Platz 11 belegen konnte. Seine gute Form in diesem Jahr konnte er schon bei der Halbmarathon-WM in Valenica im Frühjahr demonstrieren, wo er in 1:01:42 den 22. Platz erzielte. Abraham wurde Zweiter in 2:11:24 und Bronze ging an Rachik in 2:12:09. Javier Guerra (ESP) lief sich noch auf Platz 4 in 2:12:22 vor und Eyob Ghebrehiwet (ITA) wurde in 2:12:43 Fünfter. Mit Jesus Espana (ESP) in 2:12:58 blieben 6 Läufer an diesem Tag unter 2:13 Stunden.

b-em-2018-mar-men-groeschl-31kmDer deutsche Marathonmeister 2018 Tom Gröschel lief auf Platz 11. (c) H. Winter

Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) war bester deutscher Läufer auf Platz 11 und lief in seinem zweiten Marathon 2:15:48 Stunden, die im Bereich seiner Bestzeit von 2:15:20 Stunden von der DM in Düsseldorf lagen. Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) war nach 2:19:16 im Ziel und auch die Düsseldorfer Läufer Sebastian Reinwand mit 2:19:46 und Philipp Baar mit 2:19:59 blieben noch unter 2:20 Stunden auf den Plätzen 33 und 38. Der deutsche Marathon-Meister von 2017 Marcus Schöfisch erreichte das Ziel nach 2:22:57. Philipp Pflieger aus Regensburg hatte das Rennen nach 34 km mit Fußproblemen aufgeben müssen. Das deutsche Team erreichte mit 6:54:50 in der Europa-Cup-Wertung Platz 7, Sieger wurde Italien in 6:40:48 vor Spanien in 6:42:43.

b-em-2018-mar-men-reinwand-etc-31kmDie deutschen Läufer Reinwand, Baar und Koller liefen lange zusammen. (c) H. Winter

Ergebnisse Marathon der Männer:
1.
NAERT Koen
BEL 2:09:51
2.
ABRAHAM Tadesse
SUI 2:11:24
3.
RACHIK Yassine
ITA 2:12:09
4.
GUERRA Javier
ESP 2:12:22
5.
GHEBREHIWET FANIEL Eyob
ITA 2:12:43
6.
ESPAÑA Jesús
ESP 2:12:58
7.
TEFERI Maru
ISR 2:13:00
8.
KETEMA Lemawork
AUT 2:13:22
9.
NURME Tiidrek
EST 2:15:16
10.
HERZOG Peter
AUT 2:15:29
11.
GRÖSCHEL Tom
GER 2:15:48
12.
LA ROSA Stefano
ITA 2:15:57
Splits des führenden Läufers:
 5 km 15.21 15:21
10 km 30:56 15:35
15 km 46:40 15:44
20 km 1:02:39 15:59
 HM 1:05:54
25 km 1:18:04 15:25
30 km 1:33:35 15:31
35 km 1:48:22 14:47
40 km 2:03:13 14:51
  Ziel 2:09:51 6:38