Während bei den Tempojagden der globalen Marathonszene in den letzten Dekaden das Zeitregime für die Absolvierung der Marathondistanz durch einen Menschen auf unter 2:03 Stunden abgesenkt wurde, hatte sich davon die Entwicklung speziell im Monat Juli weitgehend abgekoppelt. Durch die zu erwartetende Hitze im Monat Juli auf der nördlichen Halbkugel finden die großen Marathonläufe im frühen Frühling und Herbst oder auch in den Wintermonaten statt. Dabei sind es vor allem die Veranstaltungen in den Arabischen Emiraten, China oder Japan, die ihre Läufe im Winter organisieren und eine erstaunliche Flut an Höchstleistungen in den letzten Jahren produzieren konnten.
Die schnellsten Marathonläufer im Monat Juli 30 Jahre nach ihrem Lauf im Grünauer Forst: Michael Heilmann (links) und Jörg Peter (Mitte). (c) M. Köhler
Der Monat Juli macht diesbezüglich eine Ausnahme. Die Siegerzeit beim legendären Marathon im Grünauer Forst am 21. Juli 1984 des Dresdners Jörg Peter von 2:09:14, ist nach wie vor die schnellste jemals im Monat Juli erziele Zeit über die volle Marathondistanz. Diesbezüglich ist einzuschränken, dass es im letzten Jahr mit dieser Bestmarke denkbar eng wurde. Nur weil der Kenianer Silas Limo beim Marathon an der australischen Gold Coast während des Starts in der zweiten Reihe stand, eine Sekunde auf den Startschuiss verlor und der Wind nach der Wende bei 36 km kräftig bremste, muss sich Grünau diesen Weltrekord mit der australischen Veranstaltung teilen. So knapp wie möglich, blieb der Rekord den Berlinern erhalten. Aber man muss ihn sich jetzt mit dem Kurs an der australischen Ostküste teilen.
Yuki ist einer von 10 Startern beim diesjährigen Gold Coast Marathon, die einen Marathon im Bereich des “Juli-Weltrekords” abgeschlossen haben. (c) H. Winter
In diesem Jahr, genauer am 5. Juli 2015, dürfte es noch wesentlich wahrscheinlicher sein, dass ein Läufer den “All-comers” Rekord auf australischem Boden von 2:09:14 unterbieten wird. Vermutlich sogar sehr deutlich. Nur extrem ungünstige Wetterbedingungen beim Gold Coast Airport Marathon an der Küste Queenslands in Australien könnte dies gegebenenfalls verhindern. Das Feld der Eliteathleten ist diesbezüglich einfach zu gut. Und während bei uns in den nördliche Gefilden der Sommer Einzug hält und hochklassige Marathonläufe kaum stattfinden (ein Grund für den moderaten “Juli-Weltrekord”), hat in Australien der Winter Einzug gehalten, mit sehr förderlichen klimatischen Bedingungen für den Laufsport.
Der Topstar mit der schnellsten Vorleistung ist der Äthiopier Berhanu Shiferaw, der 2013 in Dubai 2:04:48 rannte. In diesem Jahr hat er bereits im März den Seoul Marathon bestritten, wo er allerdings nur 2:10:11 erreichte. Als späte Nachmeldung wurde soeben der US-Amerikaner Ryan Hall gemeldet, der mit seinen 2:04:58 vom Boston Marathon in einer ähnlichen Liga agiert. Auch Hall hat in den letzten Jahren nicht mehr an seine Topzeiten anknüpfen können. Nach letzten Meldungen wird er nicht den vollen Marathon mitlaufen.
Die Spitzengruppe beim Gold Coast Marathon 2014 nach etwa der halben Distanz. Im grünen Trikot das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi. (c) Veranstalter
Elite der Männer (Bestzeiten):
Berhanu Shiferaw Tolcha (ETH) 2:04:48
Ryan Hall (USA) 2:04:58 – Ist vor Ort, wird aber nicht starten.
Albert Matebor (KEN) 2:05:25
Kenneth Mungara (KEN) 2:07:36
Evans Ruto (KEN) 2:07:49
Yuki Kawauchi (JPN) 2:08:14
Ryo Yamamoto (JPN) 2:08:44
Samuel Woldeamanuel (ETH) 2:08:45
Dereje Tadesse Raya (ETH) 2:08:46
Silas Limo (KEN) 2:09:14
Dominic Kimwetich (KEN) 2:09:36
Tewelde Estifanos Hidru (ERI) 2:10:18
Wirimai Juwawo (ZIM) 2:12:38
Elite der Frauen (Bestzeiten):
Olena Shurhno (UKR) 2:23:32
Biruktayit Eshetu Degafa (ETH) 2:23:51
Risa Takenaka (JPN) 2:28:09
Keiko Nogami (JPN) 2:28:19
Tsehay Desalegn Adhana (ETH) 2:31:25
Manami Kamitanida (JPN) 2:31:34
Isabella Ochichi (KEN) 2:31:38
Die Monats-Weltrekorde im Marathon der Männer (Stand: 1. Juli 2015):
Januar | Ayele Abshero | ETH | 2:04:23 | 27.1.2012 Dubai | |
Februar | Dickson Chumba | KEN | 2:05:42 | 23.2.2014 Tokyo | |
März | Wilson Loyanae | KEN | 2:05:37 | 18.3.2012 Seoul | |
April | Duncan Kibet | KEN | 2:04:27 | 5.4.2009 Rotterdam | |
Mai | Eliud Kiptanui | KEN | 2:05:39 | 9.5.2010 Prag | |
Juni | Patrick Tambwe | CG | 2:08:55 | 20.6.2004 Mont St. Michel | |
Juli | Jörg Peter Silah Limo |
GER KEN |
2:09:14 2:09:14 |
21.7.1984 Berlin-Grünau 6.7.2014 Gold Coast |
|
August | Samuel Wanjiru | KEN | 2:06:32 | 24.8.2008 Beijing | |
September | Dennis Kimetto | KEN | 2:02:57 | 28.9.2014 Berlin (WR) | |
Oktober | Wilson Kipsang | KEN | 2:03:42 | 30.10.2011 Frankfurt | |
November | Geoffrey Mutai | KEN | 2:05:06 | 6.11.2011 New York City | |
Dezember | Tsegay Kebede | ETH | 2:05:18 | 6.12.2009 Fukuoka |