BIG 25 Berlin 2015: Weltrekord vom Wind verweht, aber äthiopischer Rekord bei den Frauen

5180284_9660f427fc_mStarker Wind aus Westen verhinderte einen realistischen Angriff auf den Weltrekord über 25 km bei den Männern, den 2012 Dennis Kimetto an gleicher Stelle aufstellte. Angesichts der äußeren Bedingungen schlug sich der Kenianer und Favorit Abraham Cheroben großartig und stellte mit 1:12:31 eine neue Jahres-Weltbestleistung auf (was allerdings wenig besagt, da die Strecke mittlerweile nur noch selten gelaufen wird). Bei den Frauen  war die Leistung noch hochkarätiger, denn dort gab es durch Sutume Kebede (ETH) in sehr guten 1:21:55 einen neuen Landesrekord.

big25-2015-vorstartKurz vor dem Start zu den BIG25 am 10. Mai 2015.  (c) H. Winter

Der angekündigte Regen blieb zwar aus, dafür blies aber ein scharfer Wind, der zusammen mit dem Höhenprofil der Strecke den angekündigten Angriff auf den Weltrekord von 1:11:18 nicht realistisch erscheinen ließ. Dass die Athleten trotzdem von Beginn an sich mächtig ins Zeug, hatte auch mit dem Rückenwind und dem Gefälle auf dem  ersten Teil der Strecke zu tun.

Eine Gruppe von sechs ostafrikanischen Läufern angeführt vom Tempomacher Mike Kiprotich mussten sich nach 1 km in 2:56 noch kurz orientieren, danach nahm die Spitzengruppe mächtig Fahrt auf und lag nach drei schnellen km zwischen 2 km und 5 km in 2:47, 2:45 und 2:50 nach 14:11 für die ersten 5 km auf Kurs von 1:10:55, also auf Kurs zu einem Weltrekord. Kimetto war allerdings 2012 hier in glatten 14 Minuten durchgelaufen. Das Tempo blieb unvermindert hoch und nach Passieren des Brandenburger Tors wurde bald am Beginn der Friedrichsstraße die 10 km nach 28:30 erreicht, und man lag mit einer Projektion von 1:11:15 immer noch unter einem Weltrekord-Split.

Bis zur Halbzeit konnte man dieses Tempo halten, dann sorgte auch der scharfe Gegenwind dafür, dass die Pace langsamer wurde und das Unternehmen Weltrekord ein frühes Ende fand. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Tempomacher bereits seinen Dienst quittiert und eine Viergruppe setzte sich immer deutlicher vom Rest am ab: Favorit Abraham Cheroben, Kenneth Kipkemoi und Frederick Ngeny (alle Kenia) sowie der kurzfristig eingesprungene Äthiopier Tesmegen Ejerssa. Aus dieser Gruppe verabschiedete sich Ngeny reativ bald und ein Trio passierte die 15 km in 43:05 mit Kurs auf “nur” noch 1:11:48.

Cheroben hatte sich da schon leicht absetzen können, wurde aber noch einmal von Ejerssa eingeholt, der sich seinerseits an die Spitze setzte. Mit einem km-Abschnitt nach 16 km in 3:02 war es dann auch mit einer sehr schnellen Endzeit vorbei, man lag nun bereits auf über 72 Minuten für die Projektion ins Ziel.

Kenneth Kipkemoi verlor auf dem Kudamm immer mehr an Boden, so dass nur noch ein Duo um den Sieg kämpfte. Die beiden Führenden hatten nach gut 18 km kaum die Kantstraße erreicht, da lief Cheroben kurz in Schlangenlinien und erhöhte schlagartig das Tempo. Sein Zwischenspurt gegen den Wind führte zu einem Split von 2:52 nach 19 km. Die 20 km Marke passierte er schon mit deutlicher Führung nach 57:49, Kimetto und Begleiter waren hier beim Weltrekord 47 Sekunden schneller.

Den Anstieg von 20 km nach 21 km am Thedor-Heuss-Platz von 19 m (!) führte zu einer deutlichen Reduzierung des Tempos mit einem km-Split von 3:11. Der Halbmarathon wurde nach 61:16 Minuten erreicht. Cheroben konnte noch einmal zulegen mit km-Splits von 2:56, 2:54 und 2:58, aber auch die abschüssige Passage ins Stadion in 2:43 war nur eine leichte Verbesserung seiner Zeit im Ziel von 1:12:31. Angesichts der Bedingungen muss diese Leistung aber sehr hoch eingeschätzt werden, von Entäuschung kann keine Rede sein. Bei hoffentlich besseren Bedingungen will es der 22jährige Kenianer im nächsten Jahr noch einmal versuchen.

big25-2015-cheroben-winnerAbraham Cheroben gewann die BIG25 Berlin 2015 in 1:12:31.  (c) H. Winter

Platz 2 gingen an den Äthiopier Ejerssa in 1:13;28, der im Schlußviertel eine volle Minute auf Cheroben verlor. Ejerssa hatte als Zweiter beim Paderborner Osterlauf Anfang April dieses Jahres in 1:01:08 im Halbmarathon bereits auf sich aufmerksam gemacht. Mitte April lief er am Logo Maggiore einen weiteren Halbmarathon in 1:01:38. Kenneth Kipkemoi wurde Dritter in 1:14:18 und auch der Vierte Frederick Ngeny lief mit 1:14:49 unter 1:15 Stunden. Bester deutscher Läufer wurde Paul Schmidt aus Dresden (nicht zu verwechseln mit dem legendären 800 m Läufer aus den 60er Jahren) in 1:18:48. Und mit allen Topathleten zusammen schafften es insgesamt nur 50 Läufer unter einem 4 Minuten/km Schnitt zu bleiben, d.h. 1:40 Stunden. Keine berauschendes Resultat.

big25-2015-erjessaWar noch kurzfristig in das Teilnehmerfeld gekommen und wurde am Ende Zweiter: Tesmegen Ejerssa (ETH) in 1:13:28.  (c) H. Winter

Hervorragend war aber die Leistung der besten Frau Sutume Kebede, die nach sehr flotten 31:08 für die ersten 10 km (damit lag sie mit Kurs von 1:17:50 deutlich unter der Durchgangszeit von Mary Keitany bei ihrem Weltrekord) im Gegenwind auf dem Rückwind immer mehr Zeit verlor und am Ende aber großartige 1:21:55 lief. Das ist in der Tat ein neuer äthiopischer Landesrekord, den vorher Firehiwot Dado in 1:23:48 hielt (Grand Rapids 2010). Ihr Vorsprung vor der Zweitplatzierten war mit über 5 Minuten gewaltig, Winny Jepkorir (KEN) lief 1:25:59. Genau eine Minute später wurde Elizeba Cherono nach 1:26:59 Dritte.

big25-2015-kebedeSutume Kebede (ETH) gewann mit Landesrekord.  (c) H. Winter

big25-2015-winner-womenDie Erstplatzierten Frauen: Jepkorir, Kebede und Cherono (v.l.).  (c) H.Winter

 

big25-2015-winner-menDie Erstplatzierten Männer: Cheroben, Ejerssa und Kipkemoi (v.l.).  (c) H. Winter

big25-2015-winner-hmDer Sieger im Halbmarathon wurde der US-Amerikaner Jerrod Braam in 1:13:08 und kam damit etwas später als der Sieger über die 25 km ins Ziel.  Braam wurde genau 1 km vor dem Ziel von Cheroben eingeholt (die Halbmarathonläufer hatten im Tiergarten abgekürzt) und verlor bis ins Ziel noch 37 Sekunden auf den 25km-Sieger. (c) H. Winter

big25-2015-stadionVolles Haus im Ziel im Berliner Olympiastadion. Von über 11000 angemeldeten Teilnehmer wurden am Ende 9148 im Ziel registriert.  (c) H. Winter

Ergebnisse der ersten Männer (25 km):

1. Cheroben, Abraham (KEN) 01:12:31
2. Ejerssa, Temesgen Daba (ETH) 01:13:28
3. Kipkemoi, Kenneth (KEN) 01:14:18
4. Ngeny, Frederick (KEN) 01:14:49
5. Maina, Charles Wachira (KEN) 01:17:18
6. Kosgei, Henry (KEN) 01:17:36
7. Schmidt, Paul (GER) 01:18:48
8. Ndungu, Michael Ngure (KEN) 01:20:46
9. Bahn, Stephan (GER) 01:27:03
10. Van Wel, Reinardus (NED) 01:29:31
11. Dahl, Simon (GER) 01:29:59

 

Splits der Männerspitze (25 km):

5 km 14:11 2:56, 2:53, 2:47, 2:45, 2:50
10 km 28:30 14:19 2:50, 2:53, 2:53, 2:55, 2:48
15 km 43:05 14:35 2:51, 2:52, 2:58, 2:56, 2:58
20 km 57:49 14:44 3:02, 2:56, 2;57, 2:52, 2:57
25 km 1:12:31 14:42 3:11, 2:56, 2:54, 2:58, 2:43