Etwas überraschend gewann der Kenianer Geoffrey Kirui den Marathon der Männer bei der WM in der britischen Hauptstadt London. Nach einem verhaltenem Beginn in 15:58 für die ersten 5 km zog das Tempo an, wobei nach dem Halbmarathon in 1:05:28 der Antritt des Favoriten und Dubai-Sieger dieses Jahres (2:04:11), Tamirat Tola (ETH), eine etwa 30-köpfige Spitzengruppe sprengte. In Front lagen nun das Trio Tola, Boston Marathon-Sieger 2017 Kirui und der Zweite des Tokyo Marathon 2017 Gideon Kipketer, wobei Kipketer schon kurz darauf zurückfiel, aber dann noch einmal kurz den Anschluss schaffte.
Bei 25 km wurde das Trio an der Spitze in 1:16:44 gestoppt, womit die letzten 5 km in flotten 14:26 absolviert wurden. An der Spitze lagen auf dem Weg nach 30 km in 1:31:28 (5 km-Split: 14:44) nur noch Tola und Kirui, die letzten 10 km also in erstaunlichen 29:13. Nach 1:35 Stunden startete Tola eine Attacke, die ihn schon wie den Sieger aussehen ließ, denn Kirui fiel schnell zurück. Doch noch vor den 35 km in 1:46:11 (letzten 5 km in 14:43) bekam Tola sichtbar Probleme und Kirui konnte ihn passieren, um seinseits souverän an der Spitze zu laufen.
Kirui ließ sich den Erfolg für Kenia nicht mehr nehmen und passierte als Sieger und Gewinner der Gold-Medaille die Ziellinie auf der Tower Bridge nach 2:08:27. Tola musste hinter dem Sieger mächtig kämpfen, um Platz 2 in 2:09:49 gegen Alphonce Simu (TAN) in 2:09:51 abzusichern. Durch den moderaten Beginn lief der Sieger einen massiven sog. “negativen Split”: nach 65:28 für den ersten Part, legte er die zweite Hälfte in 62:59 zurück.
Geoffrey Kirui (KEN) gewann in 2:08:27 den WM-Titel im Marathon der Männer. (c) BBC-Screenshot
Hinter dem Siegertrio gab es im Lauf der Schlussphase noch erhebliche Entwicklungen. Vor allem der Brite Callum Hawkins kam am Ende gewaltig auf und verbesserte sich von Rang 8 bei 30 km noch auf Platz 4 in Bestzeit von 2:10:17, wobei er sogar den Kenianer Kipketer knapp 2 km vor dem Ziel passieren konnte. Und auch das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi sammelte in der Schlussphase gewaltig ein, nachdem der bei 30 km noch auf Platz 17 und bei 35 km auf Platz 13 lag. Im Ziel wurde er Neunter in 2:12:19.
Nach dem großen Zuschauerzuspruch bei Olympia 2012 fanden sich nur recht wenige Zuschauer an der Strecke ein. Dazu kam, dass nicht nur kaum eine Stunde später der Lauf der Frauen über die Bühne ging, sondern dass es zur gleichen Zeit auch ein umfangreiches Programm im Stadion gab. Und den TV-Anstalten waren weniger bedeutende Vorkämpfe in diversen Disziplinen wichtiger als die Entscheidung im Marathon, von der es letztlich nur wenig zu sehen gab. Da hilft es kaum, wenn man vermeintlich weniger attraktive Wettbewerbe in einen Livestream verbannte. So verpuffte die erhoffte Chance, den Laufsport einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die Splits des Siegers: | ||
5 km | 15:58 | 15:58 |
10 km | 31:35 | 15:37 |
15 km | 46:57 | 15:22 |
20 km | 1:02:15 | 15:18 |
HM | 1:05:28 | |
25 km | 1:16:43 | 14:28 |
30 km | 1:31:28 | 14:45 |
35 km | 1:46:11 | 14:43 |
40 km | 2:01:36 | 15:25 |
Ziel | 2:08:27 | 6:51 |