Traditionell ist der April einer der ereignisreichsten Monate in Sachen Laufsport. Dies war im Jahr 2017 nicht anders, am Ende des Monats standen fast alle Weltrekorde der Frauen zwischen 10 km und dem Marathon auf neuen Bestmarken. Dabei kamen die Rekorde beim Halbmarathon in der tschechischen Hauptstadt Prag am 1. April in dieser Form etwas überraschend, hatte doch erst Peres Jepchirchir den Halbmarathon-Weltrekord im Februar im Emirat Ras Al Khaimah auf 1:05:06 drücken können. In der Ironie des Schicksals hatte die Rekordinhaberin ihren Start in Prag wegen einer Verletzung absagen müssen.
Joyciline Jepkosgei (KEN) verbessert in Prag den Weltrekord im Halbmarathon und auf dem Weg dazu nicht nur diesen. (c) Veranstalter
Von Beginn an legten die beiden Kenianerinnen Joyciline Jepkosgei und Violah Chepchumba los, als ginge es über eine deutlich kürzere Distanz. Über grandiose 14:53 bei 5 km wurden die 10 km bereits nach 30:04 erreicht, das war der erste Weltrekord des Abends (zuvor Radcliffe in 30:21). Jepkosgei hatte sich von ihrer Kontrahentin absetzen können und erreichte 15 km nach 45:37, damit “pulverisierte” sie die alte Bestmarke von 46:21 durch Florence Kiplagat.
Dann wurde sie zwar langsamer, lief in 15:48 den schwächsten 5 km-Abschnitt des Rennens, erzielte aber bei 20 km in 1:01:25 bereits Weltrekord Nr. 3 (zuvor Jepchirchir 1:01:40, RAK 2017) und nach 1:04:52 wurde dann im Ziel der Halbmarathon-Weltrekord bei den Frauen von 1:05:06 in neue Dimensionen gehievt. Auch die Zweite Violah Jepchumba lief mit 1:05:22 eine Topzeit. Bei den Männern war es vor allem der Sieger beim Dubai-Marathon Tamirat Tola (ETH), der in 59:37 in einem mutigen Sololauf überzeugen konnte. Der zuvor hoch eingeschätzte US-Star Galen Rupp enttäuschte und wurde in 1:01:59 nur Elfter.
Gilbert Masai (KEN) gewann den Berliner Halbmarathon mit einer Zeit von knapp unter einer Stunde. (c) H. Winter
Mit solchen Ausnahmeleistungen konnte 37. Berliner Halbmarathon – wieder ohne Titelsponsor – nicht mithalten, obwohl 34000 Läufer am Start waren. Gilbert Masai (KEN) in 59:57 sowie Joan Melly (KEN) in 1:08:45 waren bei Männern bzw. Frauen die Besten. Anstelle einer aufwendig produzierten TV-Übertragung wie in Prag gab es einen Bericht mit einem Mobiltelefon in den sozialen Medien. Besser als nichts, aber nicht viel besser. Mit einer Zeit von 2:07:32 gewann Mathew Kisorio (KEN) den Daegu International Marathon in der koreanischen Gastgeberstadt der Leichtathletik WM von 2011, bei den Frauen siegte Pamela Rotich in 2:27:48. Der Kenianer Luka Rotich Lobuwan (KEN) sorgte bei der 11. Auflage des Santiago de Chile Marathon mit einem neuen Streckenrekord von 2:09:39 für das Highlight.
Der Kenianer Edwin Koech lief in Mailand einen italienischen All-Comers-Record über die Marathondistanz. (c) H. Winter
Gleichfalls am 2. April war der Äthiopier Shura Kitata Tola im strömenden Regen beim Maratona di Roma in 2:07:30 der Beste. Doch etwas überraschend lief am gleichen Tag der Kenianer Edwin Kipngetich Koech beim EA7 Emporio Armani Milano Marathon mit 2:07:13 die schnellste jemals auf italienischem Boden erzielte Zeit im Marathon (sog. “All Comers Record”), die zuvor Benjamin Kiptoo (KEN) beim Konkurrenten in Rom mit 2:07:17 im Jahr 2009 aufgestellt hatte.
Jemima Sumgong, hier mit Tigist Tufa beim London Marathon 2016, sorgte Anfang April für unerfreuliche Schlagzeilen. (c) H. Winter
Noch bevor die vermeintlichen Highlights des Monats ihren Ablauf nahmen, sorgte die Nachricht für Schlagzeilen, dass die kenianische Weltklasse-Läuferin Jemima Sumgong, u.a. die Siegerin des London Marathon des letzten Jahres sowie Olympiasiegerin im Marathon in Rio, positiv auf EPO getestet worden war. Neben einer angemessenen Sperre könnten auch einige Ergebnislisten umgeschrieben werden müssen. So ganz klar ist das bis heute noch nicht.
Marius Kimutai (KEN) gewann den Rotterdam Marathon in 2:06:04. (c) Veranstalter
Ohne positiven Befund blieben die Proben von Paul Loyangata und Purity Rionoripo (beide KEN), die den Paris Marathon am 9. April in 2:06:10 bzw. 2:20:55 gewannen. Die Zeit von Rionoripo bedeuteten neuen Streckenrekord, und ferner anmerkenswert ist die Tatsache, dass das Siegerpaar verheiratet ist. Vermutlich war dies bei einem bedeutenden Marathon mit Weltklassezeiten ein Novum. “Nur” unwesentlich schneller waren die Herren beim Rotterdam Marathon, wo die glorreichen Zeiten im Weltrekordregime vorbei zu sein scheinen. Immerhin gewann Marius Kimutai (KEN) in 2:06:04 mit sechs Männern unter 2:08 Stunden. Den Lauf der Frauen gewann dort Meskerem Asefa (ETH) in 2:24:18.
Bei der Pressekonferenz zum Hannover Marathon präsentiert sich Fate Tola ganz im Sinne des Titelsponsors. Zum Streckenrekord reichte es am Ende aber nicht. (c) H. Winter
Beim Marathon im österreichischen Linz gewann Anthony Maritim (KEN) in beachtlichen 2:09:11, in Zürich war Vincent Korir (KEN) in 2:12:58 vorne. In Hannover knackte Allan Kiprono (KEN) in 2:09:52 soeben die 2:10-Stunden-Barriere, während die mittlerweile in Deutschland eingebürgerte Fate Tola mit 2:27:48 in der Schlussphase den Streckenrekord verfehlte. Als Qualifikation für den WM-Marathon reichte die Zeit aber allemal. Beim 15. Zürich Marathon war der Kenianer Vincent Tonui in 2:12:58 als erster im Ziel.
Eine kleine Sensation gab es zum Osterfest am 15. April beim Paderborner Osterlauf, wo der Nobody Benard Kimeli (KEN), der bis im letzten Jahr Wildhüter in einem Nationalpark war, bei strömendem Regen und Wind den Uralt-Streckenrekord über 10 km aus dem Jahr 1993 von Carsten Eich in phänomenalen 27:18 “pulverisierte”. Das ist nach wie vor Weltjahres-Bestleistung. Auch bei den Frauen sorgte Gladys Kimaina (KEN) in 31:15 für eine neue Bestmarke. Am Ostermontag, dieses Jahr der Patriots Day im US-Bundesstaat Massachussetts, gab es bei der 121. Ausgabe des lengendären Boston Marathon ein Favoritensterben ersten Ranges. Im Ziel auf der Boylston Street waren Geoffrey Kirui (KEN) in 2:09:37 und Edna Kiplagat (KEN) in 2:21:52 vorne.
Geoffrey Kirui (KEN) gewann den 121. Boston Marathon. (c) Veranstalter