Für das herausragende Resultat beim diesjährigen Volkswagen Prag Marathon am Sonntag sorgte die Kenianerin Valary Aiyabei (KEN), die in einem mutigen Sololauf den Streckenrekord in Prag auf hochklassige 2:21:57 steigern konnte. Bei den Männer gewann am Ende in einem äthiopischen Duell Gebretsadik Ahbraha bei den Männern in 2:08:47. Insgesamt nahmen an den Ufern der Moldau gut 10000 Teilnehmer den Marathon mit Start und Ziel auf dem alten Markt in Angriff.Valary Aiyabei (KEN) lief beim Volkswagen Prag Marathon einen neuen Streckenrekord
Das Rennen der Frauen, in dem wegen der hochkarätigen Besetzung schnelle Zeiten erwartet werden konnten, begann mit einem Paukenschlag. Nicht die hoch einzuschätzenden Fayse Tadese oder Amane Beriso (beide ETH) mit Bestzeiten von unter 2:21 Stunden bestimmten das Rennen, sondern die 24-jährige Valary Aiyabei (KEN), die mit einem Hausrekord von “nur” 2:24:48 nach Prag angereist war. Die von VOLARE Sports betreute Athletin legte ähnlich wie Mary Keitany vor zwei Wochen in London los wie die Feuerwehr und lief bald nur noch in Begleitung ihres Tempomachers Kenneth Taurus ein einsames Rennen an der Spitze. Bereits nach 16:13 passierten die Beiden 5 km und lagen hier auf Kurs zu einer Zeit von 2:16 Stunden. Die hochkarätige Konkurrenz lag schon 25 Sekunden zurück.
Daran änderte sich bis zum Halbmarathon wenig, der über 32:18 bei 10 km und 48:28 bei 15 km bereits nach 1:08:24 erreicht wurde. Verdoppelt ergab dies 2:16:48 für den vollen Marathon. In Anbetracht der nicht einfach zu laufenden Strecke in Prag – unebene Straßen, viele Kopfsteinpflaster-Passagen – waren diese Splits nahezu sensationell. Die nächsten Verfolgerinnen lagen hierüber zwei Minuten zurück. Doch die Tempohatz am Limit forderte bei den keinesfalls idealen Bedingungen im zweiten Teil ihren Tribut. Lagen Aiyabeis 5 km-Splits bis 25 km um 16:30 und darunter, so folgten nun Abschnitte um 17 Minuten und darüber. Den Abschnitt von 35 km nach 40 km schaffte sich gerade noch in 18:06, fast 2 Minuten langsamer als die ersten 5 km. Noch bei 30 km hatte Valary auf Kurs zu einer Zeit von 2:18 Stunden gelegen.
Ihr Vorsprung war allerdings so groß, dass es (soeben) zum Sieg noch langte. Mit neuem Streckenrekord von 2:21:57 gewann sie das Rennen und verbesserte damit ihre persönliche Bestzeit um fast drei Minuten. Kurz darauf war dann auch schon Amane Beriso (ETH) im Ziel, die in 2:22:15 Zweite wurde. Und auch die Drittplatzierte Tadelech Bekele (ETH) blieb in 2:22:23 noch unter dem alten Streckenrekord.
Die Spitze des Männerfeldes nach gut 5 km. Ganz vorne (Pace Men 1) Geoffrey Ronoh, der bis 34 km die Pace machte. (c) H. Winter
Im Gegensatz zu den Frauen war das Rennen der Männer wesentlich abwechslungsreicher, dafür aber auch bei weitem nicht so hochklassig. Mit recht unterschiedlichen km-Splits auf dem sehr unruhigen Kurs zwischen 2:58 und 3:11 legte man die ersten 5 km in 15:17 zurück, 10 km erreichte eine ca. 13 köpfige Spitzengruppe mit den Temopomachern Geoffrey Ronoh, Eliud Macharia und Denis Kipngeno nach 30:26. Mit einem schnellen 5 km-Abschnitt von 14:58 passierte man 15 km nach 45:25, wo bereits Kipngeno seine Pacemakerdienste quittierte. Nur Macharia und vor allem Ronoh liefen nun noch an der Spitze, Ronoh mühte sich sogar bis 34 km um die Fahrt.
Die Männerspitze kurz vor 20 km. Hinter den Tempomachern Yuki Kawauchi. (c) H. Winter
Der Halbmarathon wurde nach 1:04:08 passiert, womit man in etwa in jenem Regime von Zeiten lag, das man von der Klasse der Akteure im Vorfeld erwarten konnte. Nun zeigte sich zunehmend auch das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi an der Spitze des Feldes, bis es für dem wackren Japaner nach 30 km in 1:31:35 zu einem Sturz auf einer der vielen Kopfsteinplaster-Passagen kam. Dabei verletzte sich Yuki am Oberschenkel, lief aber mit einem Rückstand von gut 50 m hinter den Führenden her.
Bazu Worku und Gebretsadik Abraha liefen nach gut 37 km allein an der Spitze. (c) H. Winter
Die Spitze bestand nun noch aus 6 Läufern, aus der nach 35 km in 1:46:45 der Marokkaner Bounasr Salah herausfiel. Zuvor war bereits Ronoh ausgestiegen, der sich auf Grund seines Trainigszustands nicht dazu entschließen konnte, den Lauf durchzulaufen (und ggfs. zu gewinnen). Bei 37 km fiel Benson Kipruto (KEN) zurück, der am Ende als Vierter in 2:09:51 seine Bestzeit von 2:13:24 enorm steigern konnte. Als dann zwei km später auch noch Ayenew Mekuant (ETH) nicht mehr folgen konnte, kämpften Worku und Gebretsadik um den Sieg. Nach 40 km in 2:02:08 setzte sich Worku ab, wurde aber vor der km-langen Zielgeraden von Gebretsadik überholt, der nun wie der sichere Sieger aussah.
Gebretsadik gewann das Finale gegen Worku denkbar knapp. (c) H. Winter
Doch kurz vor dem Ziel mobilisierte Worku noch einmal letzte Kräfte und kam seinem Landsmann bedrohlich nahe. Der Angriff kam aber zu spät und Gebretsadik gewann in 2:08:47 knapp vor Worku in 2:08:48. Auf Platz 3 lief mit Ayenew Mekuant in 2:09:00 gleichfalls ein Äthioper ein, der somit ein äthiopisches Podium komplettierte. Lauf-Unikum Yuki Kawauchi konnte die Folgen seines Sturzes nicht völlig kompensieren und wurde am Ende Sechster in 2:10:13. So schnell war in diesem Jahr in “overseas” noch kein Japaner. Ferner egalisierte Yuki den Weltrekord der meisten Läufer unter 2:12 Stunden des Äthiopiers Mekonnen, der wie nun auch Yuki auf 22 Läufe kam. Und seine Jagd nach Vielstarter-Weltrekorden geht unvermittelt weiter. Die nächsten Stationen: 3. Juni – Stockholm, 2. Juli – Gold Coast, 13. August – WM London. Good luck, Yuki!
Yuki Kawauchi läuft aktuell Marathonrennen im Monatstakt. In Prag stürzte er nach 32 km und verlor dort den Anschluss an die Spitze. (c) H. Winter
Liste der Eliteathleten: | ||
Bazu Worku | ETH | 2:05:25 |
Frankline Chepkwony | KEN | 2:06:11 |
Lani Rutto | KEN | 2:06:34 |
Stephen Chemlany | KEN | 2:06:24 |
Feyisa Bekele | ETH | 2:06:28 |
Gebretsadik Abraha | ETH | 2:06:21 |
Evans Ruto | KEN | 2:07:49 |
Yuki Kawauchi | JPN | 2:08:14 |
Laban Mutai | KEN | 2:08:01 |
Ramond Choge | KEN | 2:08:39 |
Liste der Eliteathletinnen: | ||
Feyse Tadese | ETH | 2:20:27 |
Amane Beriso | ETH | 2:20:48 |
Mulu Seboka | ETH | 2:21:56 |
Tadelech Bekele | ETH | 2:22:51 |
Melkam Gizaw | ETH | 2:24:28 |
Valary Aiyabet | KEN | 2:24:48 |
Hirut Tibebu | ETH | 2:25:12 |
Sarah Jebet | KEN | 2:27:07 |
Beatrice Toroitich | KEN | 2:27:41 |
Mary Davies | NZL | 2:28:57 |
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | ABRAHA GEBRETSADIK | ETH | 02:08:47 |
2. | WORKU BAZU | ETH | 02:08:48 |
3. | AYENEW MEKUANT | ETH | 02:09:00 |
4. | KIPRUTO BENSON | KEN | 02:09:51 |
5. | BOUNASR SALAH EDDINE | MAR | 02:10:04 |
6. | KAWAUCHI YUKI | JPN | 02:10:13 |
7. | AITADDI SAID | MAR | 02:10:38 |
8. | GEBREYOHANNES SAMSOM | ERI | 02:14:25 |
9. | KIPYEGO GEOFFREY | KEN | 02:14:54 |
10 | CHOGE RAYMOND K. | KEN | 02:16:03 |
Die Splits des Siegers: | ||
5K | 00:15:17 | |
10K | 00:30:26 | 00:15:09 |
15K | 00:45:25 | 00:14:58 |
20K | 01:00:51 | 00:15:26 |
Half Marathon | 01:04:08 | |
25K | 01:16:13 | 00:15:22 |
30K | 01:31:35 | 00:15:22 |
35K | 01:46:55 | 00:15:19 |
40K | 02:02:08 | 00:15:13 |
Finish | 02:08:47 | 00:06:38 |
Ergebnisse Marathon der Frauen: | |||
1. | AIYABEI VALARY JEMELI | KEN | 02:21:57 |
2 . | BERISO AMANE | ETH | 02:22:15 |
3 . | BEKELE TADELECH | ETH | 02:22:23 |
4 . | TIBEBU HIRUT | ETH | 02:24:04 |
5 . | TADESE FEYSE | ETH | 02:26:46 |
6 . | ROCHA CARLA SALOME | MAR | 02:27:08 |
7 . | SEBOKA MULU | ETH | 02:29:17 |
8 . | TOROITICH BEATRICE J. | KEN | 02:32:25 |
Die Splits der Siegerin: | ||
5K | 00:16:13 | |
10K | 00:32:18 | 00:16:05 |
15K | 00:48:28 | 00:16:09 |
20K | 01:04:50 | 00:16:22 |
Half Marathon | 01:08:24 | |
25K | 01:21:23 | 00:16:33 |
30K | 01:38:19 | 00:16:56 |
35K | 01:55:52 | 00:17:32 |
40K | 02:13:59 | 00:18:06 |
Finish | 02:21:57 | 00:07:58 |