37. Virgin Money London Marathon am 23. April 2017: Mary Keitany läuft in 2:17:01″Nur-Frauen-Weltrekord”

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Mit einer großartigen Vorstellung gewann die Kenianierin Mary Keitany die 37. Ausgabe des London Marathon in 2:17:01 und verbesserte damit den Weltrekord bei den Frauen für ein Rennen, in dem keine Männer (als Tempomacher) beteiligt sind. Diese Bestmarke hatte zuvor die britische Lauflegende Paula Radcliffe beim London Marathon mit 2:17:42 im Jahr 2005 aufgestellt. Das Rennen begann auf dem ersten Kilometer in 3:22 durchaus “normal”, die große Gruppe der Topathleten war auf Kurs zu einer Zeit von 2:22 Stunden. Auf dem zweiten Kilometer in 3:09 zog das Tempo deutlich an. Ganz vorne in der Spitzengruppe agierte Mary Keitany zusammen mit der Tempomacherin Caroline Kipkurui.

Doch schon auf den folgenden Kilometern sollte sich der Rennverlauf maßgeblich ändern. Schon bei 3 km nach 9:35 Minuten und einem km-Split von 3:04 zog sich die Gruppe an der Spitze weit auseinander und verlor danach schnell den Kontakt  zu der wie entfesselt agierenden Keitany. Mit km-Abschnitten von 3:02 und 2:58 (!) zog sie mit der Tempomacherin davon und lag bereits nach 5 km in 15:35 auf Kurs zu einer Zeit im Ziel von 2:11:30, also schon fast im Regime eines Marathonlaufs bei den Männern. Die hochkarätige Verfolgergruppe hatte hier bereits 11 Sekunden auf Keitany verloren.

Auf dem Weg nach 10 km konnte die 5000 m Olympiasiegerin von Rio 2016, Vivian Cheruiyot (KEN), bei ihrem viel beachteten Debüt etwas Boden gut machen und lag 8 Sekunden hinter dem Führungsduo, das die 10 km in sehr schnellen 31:17 erreichte. Dahinter hatte sich mit 14 Sekunden Rückstand auf Keitany eine Vierergruppe bestehend aus Lauflegende Tirunesh Dibaba (ETH), Florence Kiplagat (KEN), Helah Kiprop (KEN) und Aselefech Mergia (ETH) gebildet. Erwähneswert für diesen Teil des Rennens ist noch, dass Keitany die 7 km in 21:39 zurücklegte und damit auf Kurs zu einer Zeit von 2:10:30 war.

Vor allem bei den Experten kam die Frage auf, ob dies gut gehen konnte, kamen doch Erinnerungen an den New York City Marathon im Jahr 2011 auf, wo Mary ähnlich forsch dem Feld davon geprescht war und im Schlussteil gewaltig nachließ und nur Dritte wurde. Im Siegerinterview betonte Keitany, dass sie sich in guter Verfasssung vor dem Rennen fühlte und bewusst diese Taktik gewählt hatte, um vor allem Tirunesh Dibaba schon früh am Limit zu fordern. In der Tat bekam Dibaba nach eigener Aussage schon früh Krämpfe und musste das Tempo für kurze Zeit reduzieren.

Women’s race report: Incredible Keitany cracks Radcliffe’s record

Mary Keitany (KEN) lief beim London Marathon 2:17:01. (c) Veranstalter

Somit fand sich die äthiopische Ausnahmeläuferin in einem Quartett wieder, das bei 15 km bereits eine halbe Minute hinter Keitany lag. Kurz vor der Viergruppe lief noch Cheruiyot, die aber schn bald von den Verfolgerinnen eingeholt wurde. Über 1:03:26 erreichte Keitany den Halbmarathon in 1:06:54, womit der Vorsprung auf die Verfolgerinnen auf eine glatte Minute angewachsen war. Hier stieg die Tempomacherin Kipkurui nach 1:06:53 aus, was für sich selbst eine großartige Zeit für einen Halbmarathon bedeutet. Bei 25 km in 1:19:43 lag Keitany immer noch auf Kurs zu einer Zeit von 2:14:31, also fast eine volle Minute unter der Fabelzeit von 2:15:25 durch Paula Radcliffe in einem Mixed Rennen. In der Verfolgung lagen nun Kiprop, Dibaba und Mergia eine gute Minute zurück, Cheruiyot war aus der Verfolgergruppe herausgefallen, Kiplagat lag sogar noch weiter zurück.

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Mary Keitany lief beim London Marathon ein grandioses Rennen. (c) H. Winter

Auf dem Weg zu den 30 km (Keitany 1:36:05) waren nur noch Dibaba und Kiprop unmittelbare Verfolgerinnen mit 1:18 Minuten Abstand, danach hatte Mergia schon über 2 Minuten auf die Spitze verloren. Als Keitany die 35 km nach 1:52:39 erreichte, war nur noch Dibaba mit gleich gebliebenem Abstand in der unmittelbaren Verfolgung. Dabei waren die Projektionen kurz nach 20 Meilen in 1:43:16 erstmals wieder über die Rekordmarke für Mixed Rennen von 2:15:25 angestiegen. Souverän lief die kenianische Ausnahmeläuferin das Rennen zu Ende und lief über 2:09:38 bei 40 km in 2:17:01 die zweitbeste Zeit im Marathon der Frauen überhaupt und einen neuen Weltrekord für einen reinen Frauenlauf.

london-mar-2017-finish-dibaba-tTirunesh Dibaba (ETH) lief in ihrem zweiten Marathon mit 2:17:56 eine großartige Zeit. (c) H. Winter

Hinter Keitany kam Tirunesh Dibaba am Ende noch etwas auf, nachdem sie nach gut 2 Stunden mit Magenkrämpfen sogar kurz stehen bleiben musste, und lief in 2:17:56 gleichfalls eine großartige Zeit, die sie als drittbeste Marathonläuferin aller Zeiten sieht. In der Schlussphase hatte sie den Abstand auf Keitany sogar noch auf 55 Sekunden reduzieren können. Danach musste man lange warten, bis Aselefech Mergia in 2:23:08 das Podium komplettierte, die Debütantin Vivian Cheruiyot schlug sich mit Platz 4 in 2:23:50 sehr beachtlich. Helah Kiprop, die lange Zeit in der Verfolgergruppe die treibende Kraft war, ließ im Schlussteil erhebich nach und wurde in 2:25:39 nur Gesamtsiebte.

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Die Sieger beim London Marathon 2017 beim Photocall am Tag danach: Daniel Wanjiru und Mary Keitany. (c) H. Winter

Mary Keitany brach beim Passieren der 30 km Marke in 1:36:05 die globale Bestmarke für diese Distanz, so dass sie nun die Weltrekorde über 25 km (1:19:53), über 30 km und im Frauen-Marathon hält. Am Sonntag war sie in London bei 25 km sogar schneller als beim Weltrekord in Berlin, die Zeit von 1:19:42 kann aber wegen einer zu großen Höhendifferenz an dieser Stelle des Kurses nicht anerkannt werden. Ein Blick in die Liste der schnellsten Marathonläufe aller Zeiten – ob reiner Frauenlauf oder Mixed-Race – zeigt die Dominanz der Londoner Veranstaltung bezüglich des Marathon der Frauen. In den “Top-Seven” ist London fünfmal vertreten.2017-london-keitany-paula-wr-projVergleich der projizierten Zeiten als Funktion der Streckenlänge für London 2017 (blaue Symbole) und 2003 (rote Symbole). Die gestrichelte Linie markiert den aktuellen Weltrekord der Frauen in einem Mixed-Race. (c) H. Winter

Ergebnisse Marathon der Frauen:
1. KEITANY, Mary (KEN) 01:06:54 02:17:01
2. DIBABA, Tirunesh (ETH) 01:07:54 02:17:56
3. MERGIA, Aselefech (ETH) 01:07:54 02:23:08
4. CHERUIYOT, Vivian (KEN) 01:07:54 02:23:50
5. WEIGHTMAN, Lisa (AUS) 01:12:26 02:25:15
6. THWEATT, Laura (USA) 01:12:36 02:25:38
7. KIPROP, Helah (KEN) 01:07:53 02:25:39
8. TUFA, Tigist (ETH) 01:10:59 02:25:52
9. KIPLAGAT, Florence (KEN) 01:08:17 02:26:25
10. TRENGOVE, Jessica (AUS) 01:12:43 02:27:01
11. KEBEDE, Aberu (ETH) 01:09:57 02:27:27
12. LOBACEVSKE, Diana (LTU) 01:14:04 02:28:48
13. TAYLOR, Kellyn (USA) 01:12:57 02:28:51
14. DIXON, Alyson (GBR) 01:13:21 02:29:06
15. PURDUE, Charlotte (GBR) 01:14:01 02:29:23
Die schnellsten Marathonläufe der Frauen aller Zeiten:
Paula Radcliffe GBR 2:15:25 London 13.04.2003
Mary Keitany KEN 2:17:01 London 23.04.2017
Paula Radcliffe GBR 2:17:18 Chicago 13.10.2002
Paula Radcliffe GBR 2:17:42 London 17.04.2005
Tirunesh Dibaba ETH 2:17:56 London 23.04.2017
Mary Keitany KEN 2:18:37 London 22.04.2012
Catherine Ndereba KEN 2:18:47 Chicago 07.10.2001
Die Splits von Mary Keitany bei London Marathon 2017
distance  split last km last 5 km projection
1 km  3:22 3:22 2:22:03
1 mi  5:17 5:15 2:18:31
2 km 6:31 3:09 2:17:29
3 km 9:35 3:04 2:14:47
2 mi 10:24 5:07 2:16:20
4 km  12:37 3:02 2:13:05
3 mi  15:01 4:37 2:11:14
5 km  15:35 2:58  15:35 2:11:30
6 km  18:36 3:01 2:10:48
4 mi  19:57 4:56 2:10:46
7 km  21:39 3:03 2:10:30
8 km  24:48 3:09 2:10:48
5 mi  24:56 4:59 2:10:45
9 km 28:00 3:12 2:11:16
6 mi  30:10 5:14 2:11:49
10 km  31:16  3:16  15:41 2:11:56
11 km  34:26 3:10 2:12:05
7 mi 35:19 5:09  2:12:17
12 km  37:37 3:11 2:12:16
8 mi  40:25  5:06 2:12:28
13 km  40:48 3:11  2:12:26
14 km 44:07  3:19  2:12:58
9 mi 45:34  5:09 2:12:45
15 km  47:15  3:08 15:59  2:12:55
16 km  50:26 3:11 2:13:00
10 mi 50:48 5:14 2:13:11
17 km 53:38 3:12  2:13:07
11 mi  55:54 5:06 2:13:14
18 km  56:52  3:14 2:13:18
19 km  1:00:07 3:15  2:13:30
12 mi  1:01:10  5:16 2:13:39
20 km  1:03:25 3:18 16:10 2:13:48
13 mi  1:06:16  5:06  2:13:39
21 km 1:06:32  3:07 2:13:41
HM 1:06:53 0:21   2:13:46
22 km 1:09:50  3:18 2:13:56
14 mi  1:11:41 5:25  2:14:15
23 km  1:13:14  3:24 2:14:21
24 km 1:16:25 3:11 2:14:21
15 mi  1:16:53 5:12  2:14:23
25 km 1:19:42 3:17 16:17 2:14:31
16 mi  1:22:07  5:14  2:14:34
26 km  1:22:59  3:17 2:14:40
27 km 1:26:14  3:15  2:14:46
17 mi 1:27:26  5:19 2:14:51
28 km  1:29:29  3:15  2:14:51
18 mi 1:32:40  5:14 2:14:59
29 km  1:32:46  3:17 2:14:59
30 km  1:36:05  3:19 16:23 2:15:08
19 mi 1:37:58  5:18 2:15:11
31 km  1:39:23  3:18 2:15:16
32 km  1:42:38  3:15 2:15:20
20 mi  1:43:16  5:18 2:15:23
33 km  1:45:57 3:19 2:15:28
21 mi 1:48:35  5:19 2:15:34
34 km  1:49:17*  3:20 2:15:37
35 km  1:52:39  3:22  16:34 2:15:48
22 mi  1:54:00 5:25  2:15:52
36 km  1:56:06  3:27  2:16:05
37 km  1:59:26  3:20 2:16:12
23 mi  1:59:31  5:31 2:16:15
38 km 2:02:52  3:26 2:16:26
24 mi 2:04:56  5:25 2:16:29
39 km 2:06:15 3:23  2:16:36
40 km 2:09:37  3:22 16:58  2:16:44
25 mi 2:10:21  5:25  2:16:42
41 km 2:13:00 3:23 2:16:53
26 mi 2:15:46*  5:25 2:16:55
42 km  2:16:24 3:24 2:17:02
Marathon 2:17:01 0:37
7:24