Drei Wochen vor dem Startschuss zum 10 km-Lauf am 15. April waren die 4500 Startplätze beim 71. Paderborner Osterlauf bereits ausgebucht. Laufen kann man auf der Strecke in der Domstadt mit Start und Ziel auf dem Heierswall nur noch, wenn man auf die kürzere Distanz von 5 km oder auf den Halbmarathon ausweicht. Doch nicht nur von den Teilnehmerzahlen her haben die 10 km dem angestammten Kern-Wettlauf des Osterlaufs über die Langdistanz den Rang abgelaufen. Auch das Elitefeld ist in diesem Jahr im 10 km-Lauf erheblich hochkarätiger besetzt als im Halbmarathon. Diese Entwicklung war schon in den Vorjahren unverkennbar , wenngleich bei der 67. Ausgabe im Jahr 2013 der spätere Marathon-Weltmeister und New York City Marathon Sieger Ghirmay Ghebreslassie (ERI) mit einer Zeit von knapp über einer Stunde (1:00:09) im Halbmarathon für Furore sorgte.
Die Wetterprognosen für Samstag sind durchwachsen, die Regen-Wahrscheinlichkeit ist mit ca. 50 % prognostiziert. Sollte es aber nicht regnen, dürften die Bedingungen für schnelle Zeiten mit einer Temperatur um 10°C bei einem Taupunkt um 4°C recht günstig sein. Als nachteiliger Faktor könnte sich aber ein kräftiger Wind aus Westen erweisen, der stramm mit über 20 km/h blasen könnte.
Die Wetterdaten für Samstag, 15.4.2017 im Großraum Paderborn. (c) Weather Underground
Der Sieger des Vorjahres Geoffrey Yegon in 28:22 ist in diesem Jahr nicht am Start, nachdem er zuletzt den Halbmarathon bei City-Pier-City in Den Haag gewann. Somit trägt der Läufer mit der besten Vorleistung, Amos Kurgat (KEN), die Startnummer “2”. Beim Prager 10 km-Lauf im September des letzten Jahres wurde Kurgat Sechster in der Zeit von 28:10, im Halbmarathon lief er in Krems im letzten Jahr 1:01:56. Genau die gleiche Zeit lief er übrigens im März 2016 beim Stramilano in Mailand.
Die Erstplatzierten bei 10 km-Lauf in Paderborn im letzten Jahr: Gabius, Yegon und Kapcheromit (v.l.). (c) W. Philipp
Der Mann mit der “3” ist in Paderborn kein Unbekannter, erst am letzten Sonntag hatte er beim Hannover Marathon das Tempo bis zum Halbmarathon gemacht. Charles Maina (KEN) gewann bereits 2010 den Halbmarathon in Paderborn in beachtlichen 1:01:12, im letzten Jahr wurde er in 1:02:32 Dritter. Seine Bestzeit über 10 km datiert aus dem Jahr 2012, wo er beim Parelloop im niederländischen Brunssum 28:14 erzielte.
Charles Maina (KEN) startet nach dem Halbmarathon im letzten Jahr diesmal über die kürzere 10 km-Strecke (c) W. Philipp
Philemon Maritim (KEN) verbesserte sich 2016 beim Alsterlauf in Hamburg auf 28:20, wo er mit dieser Zeit den vierten Platz belegte. Platz 12 in diesem Lauf in 29:18 schaffte Ezra Kering (KEN), der bereits 2013 im westfälischen Oelde 28:35 über 10 km gerannt war. Bethel Chemweno war im letzten Jahr in 29:03 in Paderborn Fünfter, 2013 lief er in Prag mit 28:48 seine Bestzeit.
Die Startnummer “7” vergibt der sportliche Leiter Christoph Kopp gerne an seinen (Geheim-)Favoriten. Und die trägt in diesem Jahr Abdillahi Ali Elmi (DJI), der mit einer Bestzeit von 29:11 sein Debüt auf europäischem Boden gibt. Weitere Läufer am Start mit Bestzeiten von unter 30 Minuten sind Ahmed El Jaddar (MAR, PB 29:35) sowie Julian Flügel, der in den letzten beiden Jahr in Paderborn in 29:43 und 30:25 das Ziel erreichte. Jens Nerkamp aus Kassel lief bei der DM 2015 29:42, im letzten Jahr wurde er in Paderborn in vermeintlichen 30:00 Neunter, wurde da aber um einen Platz verschoben registriert.
Jens Nerkamp aus Kassel beim Einlauf des 10 km-Laufs auf dem Heierswall in Paderborn. (c) AFV-Screenshot
Auszug aus der Ergebnisliste des 10 km-Laufs aus dem letzten Jahr: Davor ist lange noch nicht vorne …….
Von der erweiterten deutschen Spitze sind ferner am Start Fabian Clarkson (PB 29:49), Marcel Bräutigam (PB 29:51), der in Hannover Fate Tola bis 35 km beim Marathon begleitete, und Philipp Baar (PB 30:30). Baar, der für die ART Düsseldorf startet, wurde am letzten Sonntag deutscher Meister im Halbmarathon.
Im 10 km-Lauf der Frauen geht Naom Jebet mit der besten Vorleistung von 31:57 an die Startlinie, die sie im letzten Jahr beim Alsterlauf in Hamburg erzielte. Jebet kommt mit der Empfehlung eines Sieges beim Venloop, einem Halbmarathon im niederländischen Venlo, nach Paderborn, wo sie 1:10:03 lief. Sofiya Chegen (ETH) und Maryanne Wanjiru (KEN) haben mit 32:14 und 32:15 fast identisches PBs. Wanjiru gewann im letzten Jahr den Halbmarathon in Paderborn in 1:10:13. Und ihr Europadebüt wird Tsehay Beyan (ETH) mit einer Bestzeit von 32:20 geben.
Katharina Heinig geht auch nach 2016 erneut in Paderborn an den Start des 10 km-Laufs. (c) W. Philipp
Von deutscher Seite dürfte der Fokus auf Katharina Heinig liegen, die im letzten Jahr beim Berliner Marathon mit 2:28:34 überzeugen konnte. Diese Leistung reicht aber dem DLV nicht als Qualifikation für den WM-Marathon im August in London aus, so das “Katha” noch einen Leistungsnachweis im Halbmarathon von 1:13:15 erbringen muss. Diesen verpasste sie aber am vorletzten Sonntag in Berlin mit 1:13:25 um ganze 10 Sekunden. Sie wird also bis Mitte Mai noch versuchen müssen, diese Norm zu erfüllen. Diesbezüglich kann Paderborn und die 10 km-Distanz nur eine Durchgangsstation sein. Im letzten Jahr schaffte sie in Paderborn trotz ungünstiger Bedingungen eine persönliche Bestzeit von 33:04 und wurde Vierte.
Weitere Topläuferinnen bei den Frauen sind Mary Munanu (KEN, PB 33:21), Ferahiwat Gamachu (BEL, 33:56), Martha Njoroge (KEN, 34:01), Sewnet Asrat (ETH, PB 34:04), Betty Chepkwony (KEN, 34:40), Jana Sussmann (Hamburg, 34:23), Tabea Themann (Hamburg, 34:44), Victoria Brandt (Berlin, 34:45) sowie Agata Strausa (LAT, 34:55). Ihr Europadebüt wird Viola Chepngeno (KEN) geben, und in der Tradition bei Osterlauf, dass junge afrikanische Athleten brillieren, die kurz zuvor sich im Crosslauf auszeichnen konnten, ist der Auftritt von Rachael Chebet (UGA) zu sehen. Die junge Dame aus Uganda belegte bei der Cross WM vor zwei Wochen in Kampala in ihrer Heimat Platz 17.
Die Felder im Halbmarathon sind deutlich überschaubarer. Hier ist Paul Maina (KEN) der Favorit, der den Sihong Halbmarathon im letzten Jahr in 1:02:12 gewann. Dickson Kirui war schon 2012 in Paderborn dabei und lief als Sechster 1:03:10. Bei den Frauen geht Eunice Kioko (KEN) nach ihrem Sieg 2013 in 1:10:59 erneut in der Paderstadt an den Start und dürfte die stärkste Konkurrentin in Mary Wanjiku (KEN) haben, die den Verona Halbmarathon im Jahr 2016 in 1:12:27 gewann.
Beim 70. Jubiläum im letzten Jahr wurde die Rekordmarke von 11700 Teilnehmern in den diversen Wettbewerben erreicht. Der aktuelle Eingang an Meldungen deutet in Richtung ähnlicher Zahlen. Ferner darf man sich auch wieder auf das Kommentatoren-Paar Wolf-Dieter “Poschi” Poschmann und Burkhard Swara freuen, die mit ihren gekonnten Kommentaren in Paderborn seit langem Kultstatus besitzen.