Die 69. Ausgabe des Fukuoka International Marathon wird nach den letzten Wetterprognosen unter recht günstigen Bedingungen am Sonntag über die Bühne gehen. Danach wird sich der erhebliche Wind weitgehend gelegt haben und die Temperaturen zur Mittagszeit (Start: 12:10 Uhr) um 7° bis 8°C betragen. Damit steht einem schnellen Rennen von dieser Seite nichts im Wege, nachdem in früheren Jahren Regen und vor allem der Wind in der südjapanischen Hafenstadt immer wieder einen leistungshemmenden Faktor darstellten.
Die Topstars in diesem Jahr sind zweifelohne die beiden Kenianer Dennis Kimetto und Patrick Makau, der aktuelle bzw. ehemalige Weltrekordler über die Marathondistanz. Beide gaben sich auf der Pressekonferenz sehr zuversichtlich und bestätigten eine gute Vorbereitung, die Kimetto auf Nachfrage mit der vor dem Weltrekord in Berlin 2014 verglich. Als Ziel wurde der Streckenrekord aus dem Jahr 2009 genannt, den der Äthiopier Kebede mit 2:05:18 aufstellte. Kebede war damals die erste Hälfte in 63:05 angegangen und diese Zeit soll auch in etwa mit Hilfe mehrerer Tempomacher angestrebt werden. Patrick Makau ist der “Titelverteidiger”, der 2014 nach langer Verletzungspause wieder einen Marathon erfolgreich abschloss. Sein Start im April beim Boston Marathon war allerdings wieder ein Rückschlag, Makau musste aussteigen. Der Frage, inwieweit sie hoffen, sich schon in Fukuoka für den Olympischen Marathon zu qualifizieren, wichen beide mit wenig konkreten Anmerkungen aus. Eine Zeit in den Regionen des Streckenrekords von 2:05 Stunden wird dazu im überbuchten kenianischen Team gewiss kaum ausreichen.
Die beiden Topstars beim diesjährigen Fukuoka Marathon: Dennis Kimetto und Patrick Makau (beide KEN, von links). (c) H. Winter
Dass der Kampf um den gutdotierten Sieg kein Selbstläufer werden dürfte, liegt zum einem an den eher durchwachsenen Resultaten der beiden Topakteure im Verlauf dieses Jahres. Makau hat keinen Marathon erfolgreich ins Ziel bringen können, Kimetto stieg in Beijing auch wegen der unzumutbaren Bedingungen aus, zeigte aber leicht geschwächt beim London Marathon als Dritter in 2:05:50 hinter den Weltklassenakteuren W. Kipsang and E. Kipchoge eine solide Leistung.
In der Liste mit den besten Vorleistungen sind mit Getu Feleke (ETH) und Bernard Koech (KEN) zwei weitere Athleten mit unter 2:05 Stunden aufgeführt. Feleke lief 2:04:50 als Zweiter beim Rotterdam Marathon. Das war aber schon 2012, im letzten Jahr sschaffte er in Wien als Sieger in 2:05:41 einen Streckenrekord. In diesem Jahr war er nur im Halbmarathon unterwegs, in Barcelona erreichte er bereits im Februar 60:45. Bernard Koech belegte in dem legendären Lauf beim Dubai Marathon im Jahr 2013 Platz 5 in 2:04:53. 2014 wurde er in Rotterdam Zweiter in 2:06:08, beim diesjährigen Rotterdam Marathon wurde er in 2:08:02 Dritter.
Die auf der Pressekonferenz präsentierten Eliteathleten beim Gruppenfoto für die Presse. In der ersten Reihe: Kimetto, Kawauchi und Makau (von links). (c) H. Winter
Zu den schnellsten Männern gehören auch die beiden Läufer aus Eritrea Samuel Tsegay und Amanuel Mesel mit Bestzzeiten von 2:07:28 und 2:08:17. Tsegay ist amtierender Vizeweltmeister im Halbmarathon, im letzten Jahr lief er sehr gute 59:21 in Kopenhagen. 2012 lief er in London eden Marathon in 2:08:06, danach waren seine Auftritte mehr als durchwachsen, in diesem Jahr erreichte er das Ziel dort nicht. Serhiy Lebid machte beim Seoul Marathon 2014 in 2:08:32 einen Leistungssprung. Der Dauer-Europameister im Crosslauf hat sicher noch Potential für eine weitere Verbesserung. Dylan Wykes aus Kanada hat eine Bestzeit von 2:10:47 (Rotterdam 2012) und liegt damit in Reichweiche des uralten Landesrekords von 2:10:09, den Gerome Drayton vor genau 40 (!) Jahren in Fukuoka aufgestellt hatte.
Zwei weitere Anwärter auf vordere Platzierungen – ein “Podium” gibt es in Fukuoka nicht – haben Martin Mathathi (KEN) sowie der Mongole Ser-od Bat-Ochir. Mathathi konnte 2013 den Lauf in Bestzeit von 2:07:16 gewinnen, im letzten Jahr ging sein Auftritt in Fukuoka in 2:17:23 gehörig daneben. Vielstarter Bat-Ochir lief in Fukuoka 2:08:50. In diesem Jahr war er in Haburg in 2:10:15 dabei, lief zuvor den Lake Biwa Marathon in 2:11:18 und bei der WM im August zeigte er Anstand und gab in 2:32:09 nicht auf und belegte Platz 38.
Der Weltrekordler Kimetto zusammen mit dem japanischen Topläufer Yuki Kawauchi. (c) H. Winter
Durch die Absage von Koji Kobayashi (JPN) ist das Lauf-Unikum Yuki Kawauchi der vermeintlich beste Japaner mit einer Bestzeit 2:08:14 in Seoul 2014. Yukis Wettkämpfe hier alle zu benennen, ist bei seiner Vielstarterei fast unmöglich. Erst im letzten Drittel des Jahres 2015 wendete sich bei ihm die Leistungsfähigkeit wieder ins Positive, nachdem er in seiner typischen Eigenwilligkeit eine Verletzung vom Silvesterlauf in Barcelona nicht auskurierte und einen völligen Leistungseinbruch erlitt. Diese Zeit ist überstanden und mit dem 6. Platz beim New York City Marathon am 1. November meldete er sich eindrucksvoll zurück. Dieses Ergebnis hat Yuki bewogen nach so kurzer Pause der Regeneration schon wieder aufs Ganze zu gehen. Denn für die Qualifikation für Olympia haben der japanische Verbund und die ansonsten da noch mitreden, die Hürden hoch gestellt. Die direkte Qualifikation für Rio mit einer Zeit von 2:06:30 erinnert dabei sehr an Eigenwilligkeiten, die sich bei uns im Lande der DLV am laufenden Band erlaubt.
Wie dem auch sei, Yuki absolvierte im sub-3-Minuten-Schnitt einen sehr erfolgreichen Test vorletztes Wochenende beim Ageo Halbmarathon und will vor allem in dem ersten vom Verband angesetzten Qualifikationsrennen auf sich aufmerksam machen. Dabei erklärte Yuki auch Anfrage, dass er Fukuoka gegenüber Tokyo im Februar den Vorzug gegeben hat, weil er den Kurs in Fukuoka schneller einschätzt als die Strecke in der Hauptstadt. Ferner bleibt so mehr Regeneration für Rio, so etwas allerdings aus dem Mund eines extremen Vielstarters zu hören, war schon fast lustig.
Und interessant waren dann noch seine Ausführungen zu seiner Renntaktik, die man in dieser Form nur nachhaltig stützen kann. Da die Topläufer den Streckenrekord im Auge haben und die japanische Konkurrenz diesbezüglich überfordert ist, will Yuki die Tempojagd vorne nicht unbedingt mitgehen, sondern sein Rennen im Bereich seiner Bestzeit anlaufen. Dann würde es in Fukuoka (ENDLICH!) zwei Gruppen geben – genügend Tempomacher wurden ja verpflichtet – und während vorne um die 63 Minuten oder sogar schneller für die Halbdistanz begonnen werden wird, plant Yuki in der zweiten Gruppe zu laufen, deren Tempo etwa im Bereich von 2:08 Stunden liegen soll. Aus der Analyse vieler Läufe ist nicht nur er zu dem Schluss gekommen, dass bis auf die Erstplatzierten sich vorne viel tut, und wenn er am Ende seine Leistung bringt, könnte er noch weit nach vorne aufen. Zu wünschen ist es diesem Selfmademan in allen Belangen. Nach ganz vorne wird er aber wohl nicht schaffen, dazu ist die Spitze auch in der Breite zu gut besetzt. Am Sonntag wissen wir dann mehr.
Vor fünf Jahren wurde er als 10. in 2:17 Stunden kaum beachtet. Mittlerweile ist Yuki Kawauchi in Japan auch wegen seiner eigenwilligen Art ein (Medien-)Star. (c) H. Winter
Eine Livestream aus Fukuoka ist bei EVERSPORT angekündigt. In Deutschland muss man dazu aber früh aufstehen, der Start ist um 12:10 Uhr Ortszeit, d.h. 4:10 Uhr MEZ.
Liste der Eliteläufer:
1 |
KIMETTO, Dennis |
KEN |
2:02:57 |
2 |
MAKAU, Patrick |
KEN |
2:03:38 |
3 |
FELEKE, Getu |
ETH |
2:04:50 |
4 |
KOECH, Bernard |
KEN |
2:04:53 |
5 |
TSEGAY, Samuel |
ERI |
2:07:28 |
6 |
MESEL, Amanuel |
ERI |
2:08:17 |
7 |
LEBID, Serhiy |
UKR |
2:08:32 |
8 |
NYASANGO, Cutbert |
ZIM |
2:09:52 |
9 |
PAULA, Paulo |
BRA |
2:10:23 |
10 |
WYKES, Dylan |
CAN |
2:10:47 |
21 |
MATHATHI, Martin |
KEN |
2:07:16 |
22 |
BAT-OCHIR, Ser-od |
MGL |
2:08:50 |
23 |
KOBAYASHI, Koji |
JPN |
abgesagt |
24 |
GITAU, Joseph |
KEN |
abgesagt |
25 |
KAWAUCHI, Yuki |
JPN |
2:08:14 |
26 |
BENJAMIN, Ngandu |
KEN |
abgesagt |
27 |
TAKADA, Chiharu |
JPN |
2:10:03 |
28 |
KADOTA, Hiroki |
JPN |
2:10:46 |
29 |
TOMARU, Kazuki |
JPN |
2:11:25 |
30 |
OTSUKA, Yoshiki |
JPN |
2:11:40 |
Liste der Tempomacher:
PM1 |
MACHARIA, Isaac |
KEN |
PM2 |
KIPLIMO, Kimutai |
KEN |
PM3 |
WANJOHI, Charies |
KEN |
PM4 |
NDIRANGU, Charles |
KEN |
PM5 |
MICHAEL , Githae |
KEN |
PM6 |
ABERA, Melaku |
ETH |
Die schnellsten Zeiten beim Fukuoka Marathon:
1. |
Tsegaye Kebede |
ETH |
2:05:18 |
2009 |
2. |
Tsegaye Kebede |
ETH |
2:06:10 |
2008 |
3. |
Samuel Wanjiru |
KEN |
2:06:39 |
2007 |
4. |
Deriba Merga |
ETH |
2:06:50 |
2007 |
5. |
Atsushi Fujita |
JPN |
2:06:51 |
2000 |
6. |
Haile Gebrselassie |
ETH |
2:06:52 |
2006 |
7. |
Joseph Githau |
KEN |
2:06:58 |
2012 |
8. |
Atsushi Sato |
JPN |
2:07:13 |
2007 |
9. |
Dmytro Barnovskyy |
UKR |
2:07:15 |
2006 |
10. |
Martin Mathathi |
KEN |
2:07:16 |
2013 |
Die schnellsten Zeiten im Marathon auf japanischem Terrain:
1. |
Tsegaye Kebede |
ETH |
2:05:18 |
Fukuoka 2009 |
2. |
Dickson Chumba |
KEN |
2:05:42 |
Tokyo 2014 |
3. |
Tadese Tola |
ETH |
2:05:57 |
Tokyo 2014 |
4. |
Endeshaw Negesse |
ETH |
2:06:00 |
Tokyo 2015 |
5. |
Tsegaye Kebede |
ETH |
2:06:10 |
Fukuoka 2008 |
6. |
Wilson Kipsang |
KEN |
2:06:13 |
Otsu 2011 |
7. |
Sammy Kitwara |
KEN |
2:06:30 |
Tokyo 2014 |
8. |
Gert Thys |
RSA |
2:06:33 |
Tokyo 1999 |
9. |
Stephen Kiprotich |
UGA |
2:06:33 |
Tokyo 2015 |
10. |
Dickson Chumba |
KEN |
2:06:34 |
Tokyo 2015 |
Die besten Streckenrekorde im Marathon der Männer:
1. |
2:02:57 (WR) |
Berlin |
D. Kimetto |
KEN |
2014 |
|
2:03:02* |
Boston |
G. Mutai |
KEN |
2011 |
2. |
2:03:42 |
Frankfurt |
W. Kipsang |
KEN |
20111 |
3. |
2:03:45 |
Chicago |
D. Kimetto |
KEN |
2013 |
4. |
2:04:23 |
Dubai |
A. Abshero |
ETH |
2012 |
5. |
2:04:27 |
Rotterdam |
D. Kibet |
KEN |
2009 |
6. |
2:04:29 |
London |
W. Kipsang |
KEN |
2014 |
7. |
2:05:04 |
Paris |
K. Bekele |
ETH |
2014 |
8. |
2:05:06 |
New York City |
G. Mutai |
KEN |
2011 |
9. |
2:05:18 |
Fukuoka |
T.Kebede |
ETH |
2009 |
Die schnellsten Marathon-Strecken (Zehnermittel):
1. |
Berlin |
2:03:49 |
2. |
Chicago |
2:04:40 |
3. |
Dubai |
2:04:46 |
4. |
Rotterdam |
2:04:52 |
5. |
London |
2:04:56 |
|
Boston |
2:05:39* |
6. |
Frankfurt |
2:05:40 |
7. |
Paris |
2:05:57 |
8. |
Amsterdam |
2:06:00 |
9. |
Eindhoven |
2:06:09 |
10. |
Seoul |
2:06:28 |
11. |
Tokyo |
2:06:31 |
12. |
Fukuoka |
2:06:44 |
13. |
Hamburg |
2:06:49 |
Quelle der statistischen Daten: Ken Nakamura (Tokyo)