Wie in jedem Jahr glänzt der Virgin Money London Marathon am 23. April 2017 wieder mit einem Elitefeld bei den Männern von absoluter Weltklasse. Zwar kommt es – leider – nicht zu dem erhofften Showdown der Topstars der aktuellen Marathonszene – Kenenisa Bekele, Eliud Kipchoge und Wilson Kipsang – , aber immerhin Bekele wird nach Dubai am 20. Januar auch in London an den Start gehen. Dazu gesellt sich ein Starterfeld, das mit vier Läufern mit Bestzeiten unter 2:05 Stunden sowie sieben Läufern unter 2:06 Stunden auch in der Leistungsbreite höchsten Ansprüchen entspricht.
Während der Sieger des Vorjahres und Olympiasieger Eliud Kipchoge sich für das “Breaking 2 (hours)” -Projekt eines großen Sportartikel-Herstellers erwärmen konnte und damit im Frühjahr einen Marathon an noch nicht bekannter Location absolvieren wird, mutet sich der Ausnahmeläufer Kenenisa Bekele nach dem Dubai Marathon Mitte Januar bereits drei Monate später einen weiteren Lauf über die volle Distanz zu. Ob er dann als Weltrekordhalter an der Themse an den Start gehen wird, wird sich schon in gut einer Woche zeigen. Ein wenig hätten dann die Macher in Dubai dem London Marathon die Show gestohlen, was wohl auch bei der Ankündigung der Starts von Bekele zum gleichen Zeitpunkt eine Rolle gespielt haben mag.
Die Spitze des Männerfeldes beim London Marathon 2016. Eliud Kipchoge (links) gewann, wird aber im Frühjahr einen Marathon im Rahmen des “Breaking 2”-Projektes bestreiten. Stanley Biwott (rechts) sowie Kenenisa Bekele sind wieder am Start. (c) S. Hartnett
Wie dem auch sei, sowohl in Dubai als auch in London dürfte Bekele nach seiner Vorstellung in Berlin in dem denkwürdigen Duell gegen Wilson Kipsang mit seinem Sieg in 2:03:03 ein erster Anwärter auf den Sieg (und das Preisgeld) sein; über seine Antrittsgelder schweigt man sich überall in aller Höflichkeit aus. Für ein sehr schnelles Rennen könnte es für die Veranstaltung in der britischen Hauptstadt vielleicht sogar von Vorteil sein, dass absolut gleichwertige Gegner diesmal fehlen und damit Bekele weit “ungestörter” seine Tempogestaltung realisieren kann. Auch diesbezüglich wird vieles vom Ausgang in Dubai bestimmt sein. Erste eusphorische Stimmen in den Internetforen in Richtung eines “Zwei-Stunden-Marathon” haften ähnlich wie den aktuellen Public Relations Unterfangen kaum Sinn für die Realitäten an.
Im letzten Jahr war Bekele zum London Marathon noch nicht in bester Form, konnte aber das Höllentempo an der Spitze lange mitgehen und wurde am Ende in 2:06 Stunden Dritter. In diesem Jahr könnte die Sache für ihn schon anders aussehen: “London is the greatest marathon in the world and I would love to win there. The field is always the best and victory means so much. After finishing third last year, I know what I need to do to win.”
Stanley Biwott (KEN) gewann 2015 den New York City Marathon und forderte im letzten Jahr in London den Sieger Kipchoge bis zu den 40 km und trieb seinen Landsmann in 2:03:05 zur Bestzeit und zum Streckenrekord, nur knapp über dem aktuellen Weltrekord von Dennis Kimetto von 2:02:57. Biwott erzielte mit 2:03:51 gleichfalls eine großartige Bestzeit.
Ghirmay Ghebreslassie (ERI) startet nach seinem Sieg beim New York City Marathon im November im April in London. (c) ABConline
Weiterhin sind in London der Gewinner der Silbermedaille bei Olympia in Rio Feyisa Lelisa (ETH) am Start, der im letzten Jahr den Tokyo Maathon gewinnen konnte, und der Sieger der letzten Marathonläufe in Dubai und Hamburg Tesfaye Abera sowie Tilahun Regassa, der in den letzten beiden Jahren in London auf Platz 5 und 6 einlief. Der amtierende Marathon-Weltmeister Ghirmay Gebreslassie gewann im November den New York City Marathon, nachdem er zuvor im August bei Olympia Platz vier hinter Kipchoge, Lelisa und Rupp belegte.
Abel Kirui – immerhin zweifacher Weltmeister im Marathon – meldete sich mit einem Sieg bei dem Tempomacher-losen Rennen des Chicago Marathon zurück. Euphorisch freute er sich nach seinem Zieleinlauf in Chicago auf den London Marathon, um mit den Besten der Zunft um die Wette zu laufen. Zu dem damals erhofften großen Duell wird es nun nur in Grenzen kommen, aber Abel wird gewaltig flotter laufen müssen als bei seinen 2:11 Stunden im Oktober in Chicago, um in London die erhoffte Rolle im Rennverlauf spielen zu können.
Abel Kirui (KEN) gewann 2016 den Chicago Marathon. (c) S. Hartnett
Zu beachten dürfte auch Daniel Wanjiru (KEN) sein, der als Newcomer den Amsterdam im Oktober mit Streckenrekord von 2:05:21 gewann und dabei seine Bestzeit um über 3 Minuten steigerte. Die europäische Seite vertritt der in Eriträa geborene Schweizer Abraham Tadesse, der im März in Seoul mit 2:06:40 den Europarekord nur knapp verfehlte. Und besonders gespannt kann auf das Marathon-Debüt von Bedan Karoki (KEN) sein, der derzeitig in Japan lebt und im Halbmarathon zu den besten Läufern der Szene gehört.
Elitefeld London Marathon 2017 – Männer: | |
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Kenenisa Bekele (ETH) | 2:03:03 |
Stanley Biwott (KEN) | 2:03:51 |
Tesfaye Abera (ETH) | 2:04:24 |
Feyisa Lilesa (ETH) | 2:04:52 |
Abel Kirui (KEN) | 2:05:04 |
Daniel Wanjiru (KEN) | 2:05:21 |
Tilahun Regassa (ETH) | 2:05:27 |
Abraham Tadesse (SUI) | 2:06:40 |
Ghirmay Ghebreslassie (ERI) | 2:07:46 |
Amanuel Mesel (ERI) | 2:08:17 |
Asefa Mengstu (ETH) | 2:08:41 |
Oleksandr Sitkovsky (UKR) | 2:09:11 |
Alphonce Felix Simbu (TAN) | 2:09:19 |
Javier Guerra (ESP) | 2:09:33 |
Ghebre Kibrom (ERI) | 2:09:36 |
Vitaliy Shafar (UKR) | 2:09:53 |
Michael Shelley (AUS) | 2:11:15 |
Chris Thompson (GBR) | 2:11:19 |
Bayron Piedra (ECU) | 2:14:12 |
Kevin Seaward (IRL) | 2:14:52 |
Mick Clohisey (IRL) | 2:15:11 |
Robbie Simpson (GBR) | 2:15:38 |
Ian Kimpton (GBR) | 2:15:55 |
Matthew Hynes (GBR) | 2:16:00 |
Bouabdellah Tahri (FRA) | 2:16:28 |
Andrew Davies (GBR) | 2:16:55 |
Bedan Karoki Muchiri (KEN) | Debüt |