Das 35. Jubiläum des Frankfurt Marathon am heutigen Sonntag gewannen Mark Korir (KEN) in 2:06:48 sowie Mamita Daska (ETH) in 2:25:57. Bei idealen äußeren Bedingungen wurden Fate Tola in 2:25:45 und Marcus Schöfisch in 2:20:12 deutsche Marathonmeister des Jahres 2017. Während die kürzlich eingebürgerte Tola die drittbeste deutsche Läuferin aller Zeiten wurde, mangelte das Männerrennen an der Abwesenheit der kompletten deutschen Männerelite. Die war zwar in Frankfurt fast komplett vertreten, betätigte sich aber in Bereichen des Tempomachens, des Staffellaufens und/oder der Öffentlichkeitsarbeit.
Mark Korir (KEN) gewann die 35.Ausgabe des Frankfurt Marthon in 2:06:48. (c) H. Winter
Dass zum Jubiläum bei der mit Erfolgen verwöhnten Veranstaltung am Main nicht ganz die schnellen Zeiten herauskamen, war diversen Umständen geschuldet, mit denen man in komplexen Abläufen wie einem Marathonlauf rechnen muss. Durch die zeitige Absage des Marathon-Debüts der Halbmarathon-Weltmeisterin Peres Jepchirchir war dem Unternehmen Topzeit bei den Frauen bereits die Substanz genommen. So blieb am Ende nur die Siegerin von 2011 Mamita Daska (ETH) über, die einen ernsthaften Angriff auf den hochkarätigen Streckenrekord in Frankfurt von 2:21:01 unternahm. Bis zur Hälfte des Rennen in 1:10:40 konnte ihre Landsfrau Sutume Kebede dem Tempo noch folgen, dann fiel sie zurück und stieg nach 25 km aus.
Mamitu Daska (ETH) konnte nach 2011 auch in 2016 in Frankfurt gewinnen. (c) H. Winter
Daska konnte zunächst mit km-Abschnitten um 3:20 die Fahrt hoch halten und lag bei 28 km in 1:33:36 auf Kurs von 2:21:03, d.h. im Bereich des Streckenrekords und einer Zeit von 2:20 Stunden. Die Tempojagd fand allerdings schon auf dem Weg zu den 30 km in 1:40:28 ein schnelles Ende, wo die km-Splits auf 3:30 Minuten und höher anstiegen. Mit Magenproblemen verlor nun die Äthiopierin zusehends an Zeit und lag bei 40 km in 2:16:45 mit km-Abschnitten um 4 Minuten nur noch auf Kurs zu 2:24 Stunden. Fate Tola, die bei der Hälfte auf Platz 5 zwei Minuten zurück lag, war hier auf Platz 2 vorgelaufen und hatten noch 1 1/2 Minuten Rückstand, der sich aber schnell reduzierte. Am Ende reichte es für die völlig entkräftete und kräftig schwitzende Daska noch so gerade zum Sieg in 2:25:27 mit nur 15 Sekunden Vorsprung auf Tola. Bereits 28mal waren die Frauen auf der Frankfurter Strecke schneller gelaufen, in der Weltjahres-Bestenliste reicht die Siegerzeit nur zu Platz 56.
Fate Tola (GER) wurde überlegen deutsche Meisterin und verpasste den Sieg um nur 15 Sekunden. (c) H. Winter
Während Daska von den 40 km bis ins Ziel 8:42 Minuten für die 2195 m brauchte, war Tola in 7:33 über eine Minute schneller. Für die letzten 195 m brauchte Daska 49 Sekunden, was einem km-Schnitt von 4:12 Minuten entspricht. Tola war hier mit einem Tempo von ca. 3:30 Minuten/km unterwegs und hätte noch ca. 75 Sekunden oder ca. 300 m benötigt, um die Siegerin zu passieren.
Mona Steckhecke steigerte mit 2:31:30 ihre Bestzeit deutlich. Links von ihr Elias Sansar aus Detmold und rechts Steffen Uliczka als “Edel-Hasen”. (c) H. Winter
Dritte wurde mit deutlichem Abstand Sarah Jebet (KEN) in 2:27:07, und Mona Stockhecke konnte im 33. Lebensjahr den “33er-Komplex” mit Unterstützung der beiden Tempomacher Steffen Uliczka und Elias Sansar ablegen und neben dem deutschen Vizemeister-Titel neue Bestzeit in 2:31:30 erzielen. Insgesamt reichte ihre Leistung zu Platz 8. Und als gelungen kann man auch das Marathon-Debüt der Triathletin Anne Haug bezeichnen, die auf Platz 12 in 2:36:32 ins Ziel kam.
Bei den Männern fanden 3 Tempomacher und 8 “Mitläufer” schnell das richtige Tempo, um in 1:02:59 sekundengenau die Vorgaben an die Laufzeit für die erste Hälfte umzusetzen. Über 15:52 für die ersten 5 km, 29:52 für 10 km und 44:43 für 15 km wurden 20 km in 59:40 zurückgelegt. Nach 25 km in 1:14:53 waren die km-Splits plötzlich über die 3 Minuten gerutscht, so dass sich der Tempomacher Vincent Rono (KEN) veranlasst sah, vor der Spitzengruppe zu laufen, um die Fahrt aufrecht zu halten. Nach 30 km in 1:30:08 lag man erstmal über einem 3 Minuten-Schnitt pro km und der letzte Tempomacher stieg aus.
Die Spitzengruppe der Männer kurz nach 30 km zusammen mit Jan Fitschen, der auf dem Fahrrad begleitete und kommentierte. (c) H. Winter
Überraschend war kurz zuvor der Topfavorit Tadesse Tola (ETH) aus der Spitzengruppe herausgefallen. Etwas enttäuschend für ihn (und die Organisatoren) wurde er im Ziel in 2:11:52 nur Fünfter. Das Geschehen um den Sieg bestimmten nun nur noch die Kenianer Mark Korir, Cyprian Kotut und Martin Kosgey, den niemand auf der Rechnung hatte. Kosgey war in den letzten Jahren stets in Hannover gestartet und hatte dort auch 2015 seine Bestzeit von 2:09:50 erreicht.Moses Masai (KEN) wurde in für ihn entäuschenden 2:13:23 nur Neunter. (c) H. Winter
Bei der Vergabe der Startnummer “7”, die der sportliche Leiter Christoph Kopp seinem (Geheim-)Favoriten zuerkennt, agierte er diesmal nicht erfolgreich. Der erste “richtige” Marathon von Leonard Langat (KEN), der im Frühjahr noch mit 59:18 eine der schnellsten Halbmarathon-Zeiten der Saison lief, stieg nach 25 km aus dem Rennen aus. Auch Moses Masai (KEN) kann einfach sein Potential von der Bahn als WM-Dritter über 10000 m einfach nicht auf den Straßenlauf übertragen. In 2:13:23 wurde er am Ende Neunter.
Cyprian Cotut (KEN) hatte muskuläre Probleme und wurde “nur” Dritter. (c) H. Winter
An der Spitze blieb das Trio lange beieinander, bevor ab 37 km mit einem km-Split von 2:55 Mark Korir begann, die Gruppe zu sprengen. Erst fiel der Bruder von Martin Lel, Cyprian Kotut (KEN), zurück und bei 39 km musste auch Martin Kosgey passen. Korir brachte den Vorsprung sicher ins Ziel in den Hexenkessel der Frankfurter Festhalle, wobei er aber die Zeit, die jenseits der 25 km verloren wurde, nur noch bedingt einholen konnte. In 2:06:48 lief er zwar noch eine achtbare Zeit, die momentan auf Platz 28 der Welt-Jahresbestenliste einzuordnen ist, aber auf eine etwa eine Minute schnellere Zeit hatte man im Vorfeld schon gehofft.
In einem engen Zieleinlauf belegten Kosgey in 2:07:22 und Kotut in 2:07:28 die weiteren Plätze auf dem Podium. Kotut musste gleich nach dem Einlauf wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel behandelt werden, die ihm schon ab 5 km Probleme bereitet hatten. Sonst hätte er sicher Korir beim Kampf um den Sieg (und das Presigeld) fordern können. Der vierte Läufer blieb dann schon deutlich über 2:10 Stunden; Robert Curtis (USA) – der wird in einem Monat schon wieder als Tempomacher in Fukuoka an den Start gehen – belegte in 2:11:20 Platz 4.
Etwas überraschend wurde der Leipziger Markus Schöfisch Marathonmeister für das Jahr 2016. (c) H. Winter
Weit länger musste man auf den deutschen Meister 2016 warten, der durch das Fehlen der deutschen Elite im Vorfeld schwer vorherzusagen war. Mit einem eindrucksvollen Schlussteil arbeitete sich Marcus Schöfisch von Platz 29 bei 30 km noch auf Platz 16 nach vorne und wurde in seinem ersten Marathon in 2:20:08 deutscher Meister. Ohne diese Leistung schmälern zu wollen, im letzten Jahr an gleicher Stelle hätte diese Zeit nur zum Platz 8 gereicht, bei der deutschen Meisterschaft wohlgemerkt.
Insgesamt feierte bei traumhaftem Wetter der Frankfurt Marathon ein grandioses Jubiläum, das leider durch den ersten Todesfall (ein 35jähriger Läufer brach bei 39 km zusammen, jede Hilfe kam zu spät) in seiner Geschichte auch ein trauriges Ereignis zu verzeichnen hatte. Frankfurt war in der Tat auf den Beinen. Von 15850 Startern ereichten am Ende 11882 Teilnehmer das Ziel, 9409 Männern, 2473 Frauen. 73mal wurden 2:30 Stunden unterboten, gut 1000mal die 3 Stunden. Dazu kamen noch einmal 7000 Staffelläufer sowie etwa 3000 Kinder im “Brezellauf”.
Für Renndirektor Jo Schindler war dies das 15. Jahr seiner Zuständigkeit in Frankfurt. Wie er zogen auch die Sponsoren sowie ein Vertreter der Stadt ein sehr positives Fazit über die 35. Ausgabe. Die “Mainova” dürfte den Frankfurtern als Titelsponsor erstmal erhalten bleiben. Und freuen durfte man sich auch über beeindruckende Bilder des hr-fernsehen, das in seiner Übertragung aber wieder den sportlichen Aspekt nur bedingt erfassen konnte/wollte. Da leider der internationale Feed in Deutschland gesperrt war (warum eigentlich?), war das Betrachten der Sendung ohne Ton die vermutlich beste Alternative.
Live Splits vom Rennen der Männer
Live Splits vom Rennen der Frauen
Ergebnisse Marathon der Männer: | ||
1. | Korir, Mark (KEN) | 02:06:48 |
2. | Kosgey, Martin Kiprugut (KEN) | 02:07:22 |
3. | Kotut, Cybrian Kimurgor (KEN) | 02:07:28 |
4. | Curtis, Robert Mark (USA) | 02:11:20 |
5. | Woldegeberel, Tadesse Tola (ETH) | 02:11:52 |
6. | Achamie, Birhanu Addisie (ETH) | 02:12:19 |
7. | Gebretsadik, Weldu Negash (NOR) | 02:12:20 |
8. | Naert, Koen (BEL) | 02:12:27 |
9. | Masai, Moses Ndiema (KEN) | 02:13:23 |
10. | Cuneaz, Rene (ITA) | 02:15:32 |
11. | Gezahai, Samson Gebrey. (ERI) | 02:16:59 |
12. | Trebbien Andersen, Jesper (DEN) | 02:18:45 |
13. | Robin, Christian (AUT) | 02:19:11 |
14. | Sjurseth, Andreas Myhre (NOR) | 02:19:15 |
15. | Connor, James (GBR) | 02:19:33 |
16. | Schöfisch, Marcus (GER) | 02:20:12 |
17. | Schreindl, Tobias (GER) | 02:20:38 |
18. | Jember, Melkam (ISR) | 02:21:15 |
19. | Herzog, Peter (AUT) | 02:21:13 |
20. | Ernst, Jannik (GER) | 02:21:22 |
Ergebnisse Marathon der Frauen: | ||
1. | Molisa, Mamitu Daska (ETH) | 02:25:27 |
2. | Tola, Fate (GER) | 02:25:42 |
3. | Jebet, Sarah (KEN) | 02:27:07 |
4. | Flanagan, Lindsay Marie (USA) | 02:29:28 |
5. | Purdue, Charlotte Lucy (GBR) | 02:30:04 |
6. | Strähl, Martina (SUI) | 02:30:58 |
7. | Tola, Helen Bekele (ETH) | 02:31:27 |
8. | Stockhecke, Mona (GER) | 02:31:30 |
9. | Barlow, Tracy (GBR) | 02:32:05 |
10. | Vilcinskaite, Milda (LIT) | 02:34:48 |
11. | Epis, Giovanna (ITA) | 02:35:37 |
12. | Haug, Anne (GER) | 02:36:13 |
13. | Changeywo, Doris Chepkwemoi (KEN) | 02:36:55 |
14. | Leister, Sabine (GER) ??????????? | 02:57:48 |
15. | Davis, Julia (GBR) | 02:39:31 |
17. | Pittet, Vanessa (SUI) | 02:42:04 |
16. | Uphoff, Tinka (GER) | 02:41:35 |
18. | Galuschka, Julia (GER) | 02:43:06 |
19. | Leibfried, Isabel (GER) | 02:44:22 |
20. | Ebbesen, Maria (DEN) | 02:44:32 |