31. Olympische Spiele – 10000 m der Frauen am 12. August 2016: Almaz Ayana (ETH) läuft Fabel-Weltrekord

rio-verzerrte-olympische-ringeMit einer Sensation ging soeben die erste Laufentscheidung bei den 31. Olympischen Spielen in Rio über die Bühne. In einem wahrhaft historischen Rennen gewann die 24jährige Äthiopierin Almaz Ayana die Goldmedaille in der Fabelzeit von 29:17,45. Damit löschte sie den Uralt-Rekord von 29:31,78 durch Junxia Wang (CHN) aus dem Jahr 1993, der stets unter massivem Verdacht eines Dopings stand. Die Kenianerin Vivian Cheruiyot wurde mit Landesrekord von 29:32,53 Zweite und die Siegerin der letzten beiden Ausgaben über diese Distanz bei Olympia Tirunesh Dibaba (ETH) musste trotz persönlicher Bestzeit von 29:42,56 mit Bronze vorlieb nehmen. Damit hatten die Laufwettbewerbe in Rio einen denkbar günstigen Start und lassen auf weitere tolle Resultate hoffen, die Bahn im Olympiastadion scheint jedenfalls ausgesprochen schnell zu sein.

olympia-2016-ayana-ziel-10kmAlmaz Ayana (ETH) gewinnt mit der Fabelzeit von 29:17,45 die Goldmedaille über 10000 m der Frauen.  (c) ARD-Screenshot

Erstmals hatte man eine Laufentscheidung über die langen Strecken der Leichtathletik bei Olympia in den Morgenstunden angesetzt (11:10 Ortszeit), was augenscheinlich dem Leistunsniveau mehr als förderlich war. Neben dem Weltrekord durch Ayana hagelte es nationale Rekorde und persönliche Bestzeiten. Vier Läuferinnen unter 30 Minuten, acht unter 31 Minuten und sogar 24 unter 32 Minuten sind ohne Zweifel ein einmaliges Ergebnis.

olympia-2016-10km-nawowunaAlice Nawowuna (KEN) sorgte auf der ersten Hälfte für ein flottes Tempo.  (c) ARD-Screenshot

Großen Anteil an den tollen Zeiten  hatte sicher die amtierende Afrika-Meisterin Alice Nawowuna (KEN), die sich sofort an die Spitze des Feldes setzte und dieses weit auseinanderzog. Bereits der erste km in 3:01,53 deutete ein schnelles Rennen an. Acht Läuferinnen gingen dieses Tempo mit, am Ende der Spitzengruppe auch die US-Amerikanerin Molly Huddle. Nun wurde das Tempo sogar noch höher und unter der Führung von Nawowuna wurden die 1000m-Abschnitte bis 5000 m in 2:54,26, 2:56,91, 2:57,09 und 2:57:02 zurück gelegt. 5000 m wurden somit nach 14:46,81 erreicht und nur noch fünf Läuferinnen konnten diese Pace mitgehen, neben Nawowuna waren das Ayana, Cheruiyot, Dibaba und Saina (KEN).

olympia-2016-ayana-nach-5kmNach 5 km setzte sich Ayana in beeindruckender Manier vom Rest des Feldes ab und war schnell auf Kurs zu einem neuen Weltrekord.  (c) ARD-Screenshot

Damit lag man in den Dimensionen des Weltrekords. Doch anstelle eines Nachlassens des Tempos wegen der sehr schnellen ersten Hälfte, erhöhte nun Ayana die Fahrt nochmals sehr sichtbar. Nach 70er bis 71er Runden zogen die Rundesplits nun auf 66,67, 68,80, 69,79, 69,89, etc. an und Ayana war klar in Führung, nur Cheruiyot konnte in respektablem Abstand der Höllenfahrt der Äthiopierin folgen. Die nächsten beiden km wurden aberwitzig schnell, 2:49,93 und 2:53,24. Mit 20:29.98 lag Ayana bei 7000 m auf Kurs unter dem Uralt-Weltrekord. Hinter Ayana und Cheruiyot kämpften Nawowuna und Dibaba über 100 m zurück um die Bronzemedaille.

olympia-2016-ayana-im-zielAlmaz Ayana (ETH) erreicht das Ziel nach 29:17,45 – WELTREKORD!  (c) ARD-Screenshot

Ayana sah nach wie vor blendend aus, wurde mit km-Abschnitten von 2:55,49 und 2:57,51 nur unwesentlich langsamer und legte sogar im Schlusspart nochmals zu. Mit einem Schluss-Kilometer von 2:54,57 und einer letzten Runde von 68,07 erreichte die kleine Äthiopierin das Ziel in schier unglaublichen 29:17:45 – WELTREKORD! Und was für einer. Fast eine Viertelminute konnte sie die vermeintlich irreguläre Marke der Chinesin Wang steigern. Eine Ausnahmeleistung, vielleicht schon das Highlight dieser Olympischen Spiele in einem “Jahrhundertlauf”. Allerdings so völlig überraschend kam die Leistung der Äthiopierin nicht. Schon in der Saison 2015 war die Weltmeisterin über 5000 m die beste Bahnlangstrecklerin bei den Frauen, die auch ihren Ausflug auf die 10000 m bei den äthiopischen Trials in Hengelo eindrucksvoll bestand. Der Lauf von Rio war erst ihr zweiter Lauf über die 10000 m auf der Bahn.

olympia-2016-ayana-dibabaDie neue und alte Olympia-Siegerin: Ayana (links) und Tirunesh Dibaba.  (c) ARD-Screenshot

Dass man als TV-Zuschauer bei der ARD von diesem Ereignis so gut wie nichts mitbekam, verwundert kaum, kämpften doch mit Pfeil und Bogen, mit dem Schießgewehr oder einem dressierten Wallach bundesdeutsche Athleten gegen international sehr überschaubare Konkurrenz dieser Randsportarten um Olympische Ehren. Und auch der Kommentar des Livestreams war kaum zweitklassig. Da liefen die Damen auf der Bahn in einer anderen Liga.

olympia-2016-ayana-winn-ceremonyAlmaz Ayana (ETH) gewann mit neuem Weltrekord die Goldmedaille über 10000 m der Frauen.  (c) ARD-Screenshot

Eine großartige Leistung bot auch Vivian Cheruiyot auf Platz 2 in großartigen 29:32,53, die das Pech hatte mit Ayana auf eine Ausnahmeläuferin in Topform getroffen zu sein. Ihre Zeit pulverisierte trotzdem den Landesrekord von Kenia. Und auch die Dritte, die Grande Dame der 10000 m Tirunesh Dibaba (ETH), steigerte ihren Hausrekord um etwa eine 1/4 Minute. Auf den undankbaren vierten Platz kam Alice Nawowuna, die für ihre mutige Tempoarbeit mit einer Zeit von unter 30 Minuten belohnt wurde. Glänzend auch der US-Rekord von Molly Huddle auf Platz 6 in 30:13,17 und die Zeiten der Nächstplatzierten Can (TUR) in 30:26,41, Burka (ETH) in 30:26,66 und Karoline Groevdal (NOR) in 31:14,07.

Damit haben die Läuferinnen mit ihren Beinen eine klare Antwort auf die funktionärsbedingten Querelen im Vorfeld der Spiele gegeben und die Massen mit herausragendem Sport begeistert. So kann es weitergehen. Und auf das Duell Mo Farah gegen den Rest der Welt (will sagen: Ostafrika) über 10000 m in der Nacht zum Montag kann man sich schon jetzt freuen.

olympia-2016-10km-wm-results

 Ergebnisse 10000 m der Frauen:
1. Almaz Ayana   ETH 29:17.45 WR
2. Vivian Jepkemoi Cheruiyot  KEN 29:32.53 NR
3. Tirunesh Dibaba  ETH 29:42.56 PB
4. Alice Aprot Nawowuna  KEN 29:53.51 PB
5. Betsy Saina KEN 30:07.78 PB
6. Molly Huddle  USA 30:13.17 AR
7. Yasemin Can  TUR 30:26.41 PB
8. Gelete Burka  ETH 30:26.66 PB
9. Karoline Bjerkeli Grøvdal  NOR 31:14.07 PB
10. Eloise Wellings  AUS 31:14.94 PB
11. Emily Infeld  USA 31:26.94 PB
12. Sarah Lahti  SWE 31:28.43 NR
13. Diane Nukuri  BDI 31:28.69 NR
14. Susan Kuijken  NED 31:32.43
15. Joanne Pavey  GBR 31:33.44 SB
16. Jess Andrews  GBR 31:35.92 PB
17. Alexi Pappas  GRE 31:36.16 NR
18. Yuka Takashima  JPN 31:36.44
19. Darya Maslova  KGZ 31:36.90 NR
20. Hanami Sekine  JPN 31:44.44
21. Dominique Scott  RSA 31:51.47 PB
22. Natasha Wodak  CAN 31:53.14 SB
23. Alia Saeed Mohammed  UAE 31:56.74
24. Sitora Hamidova  UZB 31:57.77 NR
Die 1000 m Splits der führenden Läuferin:
1000m Alice Aprot Nawowuna 3:01.53
2000m Alice Aprot Nawowuna 5:55.79 2:54.26
3000m Alice Aprot Nawowuna 8:52.70 2:56.91
4000m Alice Aprot Nawowuna 11:49.79 2:57.09
5000m Alice Aprot Nawowuna 14:46.81 2:57.02
6000m Almaz Ayana 17:36.74 2:49.93
7000m Almaz Ayana 20:29.98 2:53.24
8000m Almaz Ayana 23:25.37 2:55.49
9000m Almaz Ayana 26:22.88 2:57.51
10000m Almaz Ayana 29:17.45 2:54.57