Dennis Kimetto läuft derzeitig seinen Topleistungen hinterher. (c) H. Winter
Am gestrigen Sonntag war der Inhaber des Weltrekords über die Marathondistanz der Topstar des Halbmarathon in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Dennis Kimetto war als Sieger im September 2014 beim Berlin Marathon 2:02:57 gelaufen, nachdem er bereits im Jahr zuvor in Chicago mit Kursrekord von 2:03:45 glänzte. Danach scheint den lang gewachsenen Kenianer allerdings das Glück verlassen zu haben, denn die DNFs sammeln sich langsam in seiner Vitae verdächtig häufig an. Auch in Bogotá wartete man im Ziel vergebens auf den Ausnahmeläufer, der vor zwei Jahren mit der ersten Zeit eines Menschen unter 2:03 Stunden in Berlin Marathongeschichte schrieb. Dabei ist zum gestrigen Lauf allerdings anzumerken, dass Dennis kürzlich auf einem glatten Wegstück beim Training in seiner Heimat Iten stürzte und sich eine Stauchung zuzog, die noch nicht ausgeheilt war. Als dann auch noch der Äthiopier Lemma gleich zu Beginn des Rennens in Bogotá sehr schnell begann, war er nicht in der Lage mit der Spitze mitzugehen und stieg schon bald aus.
Damit kann Dennis nach seinem Weltrekord im Herbst 2014 nur noch eine Zeit von 2:05:50 vorweisen, die er als Dritter beim London Marathon im April 2015 erzielte. Als sich damals die Entscheidung anbahnte, konnte Dennis – allerdings nicht ganz im Vollbesitz seiner Kräfte – dem Duo Eliud Kipchoge und Wilson Kipsang nicht mehr folgen, die ihm im Schlusspart noch über eine Minute abnahmen. Ein Jahr später sollte er an gleicher Stelle noch einen Marathon durchlaufen, doch in dem “Jahrhundertrennen” zwischen Eliud Kipchoge und Stanley Biwott musste Dennis bereits früh passen. Nach dem Halbmarathon musste er die Konkurrenz ziehen lassen, und während vorne Kipchoge grandiose 2:03:05 lief – womit er Kimettos Weltrekord sehr nahe kam – , fiel der Weltrekordler immer weiter zurück und erreichte erst über 8 Minuten später in indiskutablen 2:11:44 als Neunter das Ziel.
Ansonsten konnte Dennis seine weiteren Marathonläufe in den letzten beiden Jahren nicht beenden. Bei der WM 2015 in Beijing war es auch die große Hitze, die ihm zusetzte und zur Aufgabe zwang, und im Dezember 2015 vertrat er sich schon nach 2 km beim Fukuoka Marathon den Fuß und musste nach gut 5 km das Rennen aufstecken.
Fasst man diese Resultate zusammen, ergibt sich nach seinem Rekordlauf in Berlin eine sehr ernüchternde Bilanz für den sympathischen Kenianer, der neben diversen Verletzungen auch noch recht unglücklich agierte. Wie immer sich die Dinge nun weiter entwickeln – auf einen Start bei Olympia hatte er schon vor der Entscheidung durch den kenianischen Verband von sich aus verzichtet – , es dürfte für Kimetto nicht unwichtig sein, wieder einmal einen Lauf auf sehr hohem Niveau ins Ziel zu bringen. Somit wird ein erfolgreiches Abschneiden bei einem der prestigeträchtigen Herbstmarathon für ihn von großer Bedeutung werden, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.
Das wird mit Sicherheit nicht einfach werden, und vor allem das Beispiel seines Vorgängers in Sachen Marathon-Weltrekord, Patrick Makau, zeigt, dass eine globale Rekordmarke noch keine Garantie für hochwertige Zeiten in der Folgezeit bedeuten muss. Wünschen wir Dennis Kimetto für die kommende Zeit alles Gute und dass wir uns noch lange an seinem wunderschönen Laufstil erfreuen können. Keep on Running, Dennis!
Dennis lieferte sich als Zuschauer beim Iten Marathon Anfang Juli ein Laufduell mit dem Moderator der Veranstaltung und war da noch sehr optimistisch hinsichtlich seines Starts beim Halbmarathon in Bogotá. (c) H. Winter