Wie soeben von SCC events gemeldet wird, startet der Superstar der Langstreckenszene Kenenisa Bekele (ETH) beim 43. Berlin Marathon am 25. September 2016. Der äthiopische Ausnahmeläufer konzentriert sich nach einer einmaligen Karriere auf den Bahnlangstrecken und dem Cross auf die Marathondistanz. Dreifacher Olympiasieger, fünfmaliger Weltmeister auf der Bahn, Inhaber der Bahn-Weltrekorde über 5000 m und 10000 m und 11 Welttitel im Cross belegen seine Stellung als einer der größsten Läufer aller Zeiten.
Kenenisa Bekele (ETH) startet im September beim Berlin Marathon. (c) H. Winter
Im Marathon hat er dieses Niveau noch nicht erreicht, obwohl sein Debüt beim Paris Marathon im April 2014 mit Kursrekord von 2:05:04 vielversprechend war. Langwiergie Verletzungen im Bereich der Achillessehne und am Fuß warfen ihn langfristig zurück und ermöglichten kein optimales Training mehr. Konsequenter Weise waren seine beiden Läufe in Chicago im Oktober 2014 als Vierter in 2:05:51 und die Aufgabe nach 29 km beim Dubai Marathon im Januar 2015 diesen Randbedingungen geschuldet. Danach hatte er sich eine lange Pause genommen, um beim London Marathon als Dritter in 2:06:36 wieder ansteigende Form und Fitness zu demonstrieren. Bis nach 30 km ist er dort eine Jagd auf Weltrekordniveau mit Stanley Biwott und Eliud Kipchoge eindrucksvoll mitgegangen.
Da ihn der äthiopische Verband auf Grund dieser Leistungen nicht für den Olympischen Marathon nominierte (nominieren konnte) und die Qualifikation über die 10000 m vor wenigen Wochen in Hengelo scheiterte, war der Superstar “frei” für einen Herbst-Marathon, wobei die Wahl recht konsequent auf Berlin fiel. Dass mit seinem Ärger über die Nicht-Nominierung, der zunehmenden Genesung und dem in Dubai und vor allem auch London angedeuteten Potential eine Ausnahmeleistung möglich ist, steht außer Frage. Schon in London hat er einen Vorgeschmack auf ein Weltrekordtempo bis jenseits der 30 km bekommen. Und während seine Mitstreiter von London, Stanley Biwott und Eliud Kipchoge, die Farben Kenias in Rio de Janeiro vertreten, wird Kenenisa versuchen, seine persönliche Bestleistung eindrucksvoll zu steigern. Vor allem auch nach den Eindrücken vom Dubai Marathon sollte es nicht verwundern, wenn am 25. September 2016 der aktuelle Weltrekord von Dennis Kimetto von 2:02:57 in Gefahr geraten könnte. Traditition für solche Fabelzeiten hat die Berliner Strecke allemal.
Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang (KEN) ist der Gegner von Bekele beim Berlin Marathon. (c) H. Winter
Prominentester Mitstreiter dürfte der Kenianer Wilson Kipsang sein, der 2012 ganz knapp mit 2:03:42 in Frankfurt am Weltrekord scheiterte, bevor er ihn im Herbst 2013 in Berlin auf 2:03:23 schraubte. Kipsang ist/war sicher einer der stärksten Läufer der globalen Szene, wie auch seine Siege beim London und New York City Marathon belegen. Zuletzt wirkte er aber etwas ausgebrannt und wurde im April 2016 beim historischen London Marathon nur Fünfter in 2:07:52. Vor knapp zwei Monaten trafen Bekele und Kipsang beim Great Manchester Run über 10 km aufeinander, wobei Bekele recht locker gegen den Kenianer gewinnen konnte, nachdem dieser weitgehend die Tempoarbeit erledigte. Das könnte im September in Berlin ganz ähnlich laufen.
Yuki Kawauchi läuft erstmals den Berlin Marathon. (c) H. Winter
Ein weiterer interessanter Name im Starterfeld ist das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi, der vor zwei Wochen bei Gold Coast Marathon in 2:09:01 eine großartige Vorstellung ablieferte. Für Yuki ist das in diesem Jahr bereits der zweite Start in Europa, nachdem er bereits den Zürich Marathon bei extremen Bedingungen gewann. Entgegen seiner obsessiven Vielstarterei plant Yuki, sich diesmal eine längere (Wettlauf-)Pause vor dem Berlin Marathon zu gönnen und gezielt seine Bestmarke von 2:08:14 (Seoul Marathon, März 2013) in Angriff zu nehmen. Mit eine Zeit im Regime von 2:07 Stunden könnte er für die beste Leistung eines Japaners außerhalb seines Landes seit über 10 Jahren sorgen. Einen Monat nach Berlin ist er dann allerdings schon wieder beim Porto Marathon auf der Startliste. Typisch Yuki …
Dazu noch folgender Nachtrag (24.7.2016): Beim Shibetsu Halbmarathon heute auf der nördlichen Insel Hokkaido wurde Yuki 16. in 1:06:10. Vor Berlin sind nur (!) noch zwei Wettkämpfe geplant, die beide auf Hokkaido stattfinden. Am 31.7. gibt es in Kushiro einen 30 km-Lauf und am 21.8. den Ryodo Nosappu Misuki Halbmarathon. Damit wird der letzte Wettkampf von Yuki fünf Wochen vor dem Berlin Marathon über die Bühne gehen. Er sollte in der Tat ausgeruht und völlig regeneriert in Berlin an den Start gehen. Es wird sehr interessant, was dann bei Yuki am Ende herauskommt.