Am gleichen Tag, an dem der London Marathon das Elitefeld der Frauen bekannt machte, wurde das komplette Feld der Topathleten beim traditionellen Boston Marathon am 18. April 2016 veröffentlicht. Und auch in Boston sind diese Felder in der Tat hochkarätig. So werden allein sechs Männer mit Bestzeiten von unter 2:06 Stunden an der Startlinie stehen, sogar 10 Männer im diesjährigen Feld liefen schon unter 2:06 Stunden. Bei den Frauen unterboten zwei Läuferinnen bereits die Schallmauer von 2:20 Stunden, acht haben Bestzeiten von unter 2:23 Stunden. Somit können wieder spannende Wettkämpfe erwartet werden, wobei leider die Leistungen keinen Eintrag in die Bestenlisten finden können, weil der legendäre Kurs von Hopkinton ins Zentrum von Boston nicht Regel konform ist. Für eine World Marathon Majors Veranstaltung eigentlich ein Unding. Aber Tradition hat seinen Preis. Nimmt man dann noch das fordernde Höhenprofil bei dem Punkt-zu-Punkt-Kurs hinzu, ist es jedes Jahr immer wieder aufs Neue erstaunlich, welche Klasse von Eliteathleten sich an Start in der kleinen Gemeinde Hopkinton begeben. Für die Freizeitläufer werden für eine Teilnahme sogar Qualifikationszeiten gefordert.
Einer der Topläufer dürfte der zweimalige Boston-Sieger Lelisa Desisa (ETH) sein, der seine Bestzeit von 2:04:45 bei Sieg 2013 in Dubai erzielte. Er strebt seinen dritten Erfolg auf der Traditionsstrecke an, zuvor geht er in einer Woche noch in Dubai an den Start. Seine Konkurrenz besteht u.a. aus den beiden kenianischen Boston-Siegern Geoffrey Mutai und Wesley Korir, die allerdings aktuell nicht über die Leistungsstärke ihrer Bestzeiten verfügen. Mutai gewann den legendären Lauf in Boston im Jahr 2011 in 2:03:02 – leider ein Muster ohne Wert -, gewann dann im Herbst den New York City Marathon und war ein Jahr danach mit legalen 2:04:15 sehr erfolgreich in Berlin. Danach ging seine Leistungskurve nach unten, beim Berlin Marathon 2015 reichte es noch zu 2:09:29. Korir lief seine Bestzeit von 2:06:13 im Jahr 2012 in Chicago und zuvor gewann er den Boston Marathon und zweimal den Los Angeles Marathon.
Der Vorjahres-Sieger Lelisa Desisa (ETH) ist auch in diesem Jahr in Boston am Start. (c) H. Winter
Erhebliche Konkurrenz dürfte den Dreien vor allem von Yemane Adhane Tsegay, Wilson Chebet, Sammy Kitwara und Michael Kipyego erwachsen. Tsegay and Chebet waren die Nächstplatzierten des letzten Jahres in Boston, wobei Tsegay bei der WM 2015 in Beijing die Silbermedaille gewann. Chebet hatte bisher bereits dreimal den Amsterdam Marathon gewonnen und war im Jahr 2011 in 2:05:27 in Rotterdam vorne. Kitwara hat in Chicago Platz 2 abonniert, mit einer Bestzeit von 2:04:28 im Jahr 2014. Kipyego lief 2011 seine Bestmarke von 2:06:48 in Eindhoven und brachte das außergewöhnliche Kunststück fertig, 2013 und 2014 jeweils 2:06:58 beim Tokyo Marathon zu laufen. 2012 hatte er zudem in Tokyo in 2:07:37 gewonnen und dabei u.a. Haile Gebrselassie hinter sich gelassen.
Wie hoch die Leistungsbreite in Boston sein wird, zeigen die Teilnahmen von Getu Feleke, Hayle Lemi Berhanu, Stephen Chebogut and Deribe Robi. Feleke gewann bereits in Wien und Amsterdam, lief seine Bestzeit von 2:04:50 2012 in Rotterdam und ist mit der letzten Olympiasiegerin im Marathon Tiki Gelana verheiratet, die auch in Boston am Start ist. Berhanu gewann im letzten Jahr in 2:05:28 in Dubai und wird dort nächste Woche noch vor Boston wieder an den Start gehen. Chebogut gewann den letzten Marathon in Eindhoven in 2:05:52 sowie in Reims und Istanbul. Und Robi war in Einhoven in 2:05:58 direkt hinter Chebogut auf Platz 2, 2014 hatte er in Marrakesch gewonnen.
Weiterhin zu beachten sind Solonei Da Silva (BRA), Abdi Nageeye (NED), Cutbert Nyasango (ZIM), Jackson Kiprop (UGA) – der geht zuvor am Sonntag in Mumbai an den Start -, Paul Lonyangata (KEN) und Abdelmajid El Hissouf (MAR).
Bei den Frauen ragen im wesentlichen fünf Teilnehmerinnen heraus. Mit der besten Zeit von 2:18:58 vom Rotterdam Marathon 2012 ist Tiki Gelana (ETH) notiert. Die amtierende Olympiasiegerin ist zum ersten Mal in Boston dabei. Buzunesh Deba (ETH) wurde Zweite in Boston 2014 und Dritte in 2015. 2014 lief sie Boston mit 2:19:59 denkbar knapp unter der Traumbarriere bei den Frauen. Tirfe Tsegaye (ETH) gewann in Tokyo, Paris, Dubai und Berlin, wobei sie 2014 in Berlin 2:20:18 ihre Bestzeit lief. Mamitu Daska (ETH) gewann in Dubai und Houston als auch in Franfurt, wo sie im Jahr 2011 in 2:21:59 Bestzeit erzielte. Und Atsede Bayisa (ETH) gewann in 2:22:03 im Jahr 2012 in Chicago, war zweimal in Paris vorne und siegte kürzlich bei der ersten Ausgabe des Saitama Marathon.
Sehr gute Aussichten auf vordere Platzierungen haben die Siegerin des letzten Jahres Caroline Rotich (KEN), die schon dreimal in Boston dabei war, Jelena Prokopcuka (LAT), die zweimal in New York City gewann und in Boston auch zweimal Zweite war, sowie Joyce Chepkirui (KEN), die im letzten Jahr in Amsterdam und Honolulu vorne war, in Boston war sie im letzten Jahr aber nur Zehnte. Dazu kommen Valentine Kipketer (KEN), die schon Amsterdam und Mumbai gewann, Flomena Cheyech Daniel (EKN) mit Siegen in Paris, Wien und Toronto und Purity Cherotich Rionoripo (KEN) mit einer Zeit von 2:25:09 beim Sieg im Lissabon Marathon 2015.
Tadelech Bekele (ETH) lief im letzten Jahr 2:22:51 in Dubai und Fatuma Sado (ETH) gewann in Los Angeles, Xiamen, Warschau, Hamburg und Beijing. Von deutscher Seite ist der Start von Fate Tola (ETH/GER) interessant, die zweimal in Wien gewann und ggfs. einen Startplatz im Marathon in Rio für Deutschland anstrebt.
Der Kurs des Boston Marathon von Hopkinton ins Zentrum von Boston ist ein Punkt-zu-Punkt-Kurs und damit nicht Bestzeiten konform. (c) Veranstalter
Elitefeld der Männer:
Geoffrey Mutai | KEN | 2:03:02 (Boston, 2011) |
Sammy Kitwara | KEN | 2:04:28 (Chicago, 2014) |
Tsegaye Mekonnen | ETH | 2:04:32 (Dubai, 2014) |
Lelisa Desisa | ETH | 2:04:45 (Dubai, 2013) |
Yemane Adh. Tsegay | ETH | 2:04:48 (Rotterdam, 2012) |
Getu Feleke | ETH | 2:04:50 (Rotterdam, 2012) |
Wilson Chebet | KEN | 2:05:27 (Rotterdam, 2011) |
Hayle Lemi Berhanu | ETH | 2:05:28 (Dubai, 2015) |
Stephen Chebogut | KEN | 2:05:52 (Eindhoven, 2015) |
Deribe Robi | ETH | 2:05:58 (Eindhoven, 2015) |
Wesley Korir | KEN | 2:06:13 (Chicago, 2012) |
Michael Kipyego | KEN | 2:06:48 (Eindhoven, 2011) |
Paul Lonyangata | KEN | 2:07:14 (Shanghai, 2015) |
Jackson Kiprop | UGA | 2:09:32 (Mumbai, 2013) |
Cuthbert Nyasango | ZIM | 2:09:52 (Prague, 2014) |
Abdi Nageeye | NED | 2:10:24 (Amsterdam, 2015) |
Abdelm. El Hissouf | MAR | 2:10:35 (Seoul, 2015) |
Solonei Da Silva | BRA | 2:11:32 (Padova, 2011) |
Jordan Chipangama | ZAM | 2:11:35 (Duluth, 2015) |
Ian Burrell | USA | 2:13:26 (Houston, 2014) |
Girma Mecheso | USA | HM 1:02:16 (Houston, 2015) |
Elitefeld der Frauen:
Tiki Gelana | ETH | 2:18:58 (Rotterdam, 2012) |
Buzunesh Deba | ETH | 2:19:59 (Boston, 2014) |
Tirfi Tsegaye | ETH | 2:20:18 (Berlin, 2014) |
Mamitu Daska | ETH | 2:21:59 (Frankfurt, 2011) |
Atsede Bayisa | ETH | 2:22:03 (Chicago, 2012) |
Flom. Cheyech Daniel | KEN | 2:22:44 (Paris, 2014) |
Tadelech Bekele | ETH | 2:22:51 (Dubai, 2015) |
Jelena Prokopcuka | LAT | 2:22:56 (Osaka, 2005) |
Valentine Kipketer | KEN | 2:23:02 (Amsterdam, 2013) |
Caroline Rotich | KEN | 2:23:22 (Chicago, 2012) |
Joyce Chepkirui | KEN | 2:24:11 (Amsterdam, 2015) |
Fatuma Sado | ETH | 2:24:16 (Toronto, 2015) |
Purity Cherotich | KEN | 2:25:09 (Lisbon, 2015) |
Fate Tola | ETH/GER | 2:25:14 (Berlin, 2012) |
Lamei Sun | CHN | 2:27:55 (Beijing, 2012) |
Sarah Crouch | USA | 2:32:44 (Chicago, 2014) |
Neely Spence Gracey | USA | HM 69:59 (Philadelphia, 2015) |