Wie erwartet wurde der 5000 m-Lauf bei den Frauen mit dem Angriff auf den Weltrekord durch die äthiopische Ausnahmeläuferin Letesenbet Gidey (ETH) zum Highlight des ISTAF-Sportfests im Olympiastadion Berlin. Am Ende verpasste die 25-jährige Äthiopierin in 14:08,79 den Weltrekord von Faith Kipyegon mit 14:05,20 nur knapp und hat damit drei der vier schnellsten Zeiten auf der kürzeren Bahnlangstrecke erzielt. Im Rennen, das schon früh auf dem Programm stand und damit vom ZDF nur noch im Finale gezeigt wurde, lag man von Anbeginn auf Weltrekordkurs. 1000 m wurde von der Tempomacherin Abersh Minsewo (ETH) in 2:50,56 zurückgelegt, womit man fast 2 Sekunden unter der Durchgangszeit beim WR in Paris im Juli lag.
Bis gut 1 km machte vorne Abersh Minsewo das perfekte Tempo. (c) Livestream/Screenshot
Dann übernahm wie bei WR-Rennen die 3000 m-Hindernis-Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (KEN) die Tempogestaltung, die sich perfekt an den Vorgaben des Wavelights-System orientierte. 2000 m wurden in 5:40,96 erreicht, 3000 m nach 8:30,16 und der Vorsprung auf den WR lag nach wie vor bei fast 2 Sekunden. Kurz darauf stieg Chepkoech aus, während die erste Tempomacherin Minsewo weiterlief und am Ende in 15:45,48 auf dem letzten Platz landete. Gidey war nun auf sich allein gestellt, konnte aber den WR-Kurs weiterhin halten und legte 4000 m in 11:18,18 zurück, beim WR in Paris hatte sie diese Marke nach 11:21,93 passiert. Sie hatte also nach wie vor mit fast 2 Sekunden Vorsprung auf WR-Kurs.
2 Runden (800 m) vor Schluss musste die weit führende Gidey eíne Gruppe von drei Läuferinnen passierten, die nicht sofort die Innenbahn räumten. (c) Livestream/Screenshot
Kurz vor der vorletzten Runde bei 4200 m kam es dann zu einem Vorfall, der mehr als peinlich war und vermutlich den WR am Ende gekostet hatte. Gidey näherte sich dort einer dreiköpfigen Gruppe, die bei der Überrundung zunächst die Innenbahn nicht freimachte. Das führte sichtbar zur Irritation der Führenden, zumal die drei Läuferinnen – viel zu spät – dann die Innenbahn räumten. Gidey mag von der Tempohatz auch schon geschwächt gewesen sein, aber die vorletzte Runde legte sie mit 1:10,11 gut 2 Sekunden langsamer als fast alle weiteren Runden zurück. Aber trotzdem hatte sie eingangs der letzten Runde mit 13:03,3 noch einen minimalen Vorsprung auf das WR-Rennen, bei dem Faith Kipyegon dort in 13:04,1 durchgegangen war.
Letesenbet Gidey erreicht das Ziel des 5000 m-Laufs nach 14:08,79 und verfehlt dabei den WR nur um 3,59 Sekunden. (c) Livestream/Screenshot
Doch während beim WR die kenianische Topläuferin Faith Kipyegon, die in Paris einen von drei Weltrekorden in der Saison 2023 aufgestellt hatte, eine fulminante Schlussrunde von 61,1 Sekunden auf die Bahn legte, konnte Gidey schon zuvor dem Wavelight nicht mehr folgen und verlor nun deutlich auf den WR. Mit einer Schlussrunde von 65,5 Sekunden erreichte sie das Ziel nach 14:08,79 und lieferte damit mit der viertschnellsten Zeit in der Historie eine Leistung von absoluter Weltklasse ab. Nur Faith Kipyegon beim Weltrekord mit 14:05,20 und sie selbst (14:06,62 in Valencia und 14:07,94 in Paris) waren jemals über diese Distanz schneller gelaufen. Den 22 Jahre alten Meeting Rekord von 14:29,32 durch Olga Yegorova pulversierte sie im Sinne des Wortes.
Die Konkurrenz folgte mit Riesenabständen, Zweite wurde Winnie Jemutai (KEN) in 14:56,99 und Edinah Jebitok (KEN) Dritte in 15:01,97. Dass dabei noch weiter hinten platzierte Läuferinnen das Rennen negativ beeinflussten, muss diesen Läuferinnen aber auch dem Veranstalter vorgeworfen werden. Bei der geplanten Tempohatz von Gidey hätte man mit Überrundungen rechnen müssen und die Preduren für diesen Fall klar regeln müssen. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Beteiligten aus diesem Malheur gelernt haben.
Ergebnisse 5000 m der Frauen: | |||
1. | Letesenbet Gidey | ETH | 14:08,79 |
2. | Winnie Jemutai | KEN | 14:56,99 |
3. | Edinah Jebitok | KEN | 15:01,97 |
4. | Marta Garcia | ESP | 15:02,11 |
5. | Karissa Schweizer | USA | 15:02,62 |
6. | Celestine Biwot | KEN | 15:03,33 |
7. | Jessica Warner-Judd | GBR | 15:04,01 |
8. | Victória Wagner-Gyürkés | HUN | 15:15,21 |
Splits der führenden Läuferin: |
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Paris 2023(WR) | Berlin 2023 | |
1000 m | 2:52,31 | 2:50,56 |
2000 m | 5:42,04 (2:49,73) | 2:40,96 (2:50,40) |
3000 m | 8:31,91 (2:49,87) | 8:30,16 (2:49,20) |
4000 m | 11:21,93 (2:50,02) | 11:18,18 (2:48,02) |
5000 m | 14:05,20 (2:43,27) | 14:08,79 (2:50,81) |